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Ausgabe:

1957 Nr. 6

Spalte:

473

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Kirche im Industriegebiet 1957

Rezensent:

Heilfurth, Gerhard

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473

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 6

474

seitig unterrichtet. Der Bildteil, der auch Pläne und Zeichnungen
wiedergibt, ist hervorragend gelungen.

Also im ganzen ein instruktives, vielseitiges Werk, dem
man die Achtung nicht versagt, dem man aber zu unserm Bedauern
nicht ausreichende und parteiische Information über den
protestantischen Kirchhof vorhalten mußl

Rostock O. Holtz

"s^K i r c h e im Industriegebiet. Im Auftr. d. Ausschusses f. Kirchl. Auf-.
0 bauhilfe der Evang. Kirche von Westfalen hrsg. von H. B ü h 1 e r.
Witten/Ruhr: Luther-Verlag [1954]. 51 S., 8 Taf. gr. 8°. DM 1.—■

Die Anregungen, die diese Broschüre vermittelt, sind für die
Entfaltung kirchlichen Lebens in der modernen Gesellschaft von
wirklicher Bedeutung. Es sind hier eine Reihe Beiträge aus dem
Bereich der Evangelischen Kirche von Westfalen zusammengestellt
, die ja einen wichtigen Teil des vom Schwergewicht des
industriebestimmten Ruhrgebiets umfaßt. H. Krueger gibt
zunächst einen Situationsbericht und entwickelt Inhalt und Ziel
einer kirchlichen Aufbauhilfe angesichts der übergroß gewordenen
und immer neu entstehenden Wohn- und Siedlungskomplexe,
die kirchlich so schwer zu durchdringen und zu erfassen sind. Um
hier voran zu kommen, wird übergemeindliche Aktivität gefordert
. H. B ü h 1 e r befaßt 6ich des näheren mit der Strukturwandlung
der Dörfer im Einzugsgelände der industriellen Produktion
und den sich daraus ergebenden kirchlichen Aufgaben. Die
spezielle Problematik eines jungen, rasch aufgeschlossenen Gewerbeortes
, der Bunastadt Marl, beleuchtet K. G a u p p, und
einen Einblick in die lebendige kirchliche Gesamtbemühung um
Erstellung von Gottes-, Gemeinde- und Pfarrhäusern, Kindergärten
und Jugendheimen mit dem Ziel, die immer größer werdenden
Gemeinden zu verkleinern und zu gliedern, vermittelt
F. Wiedermann. Vom Standpunkt des Architekten gibt
P. Gottschalk praktische Ratschläge zum Bauen mit dem
Hinweis auf die besondere Notwendigkeit von „Gemeindezentren
". Welche Nöte und Fragen dabei in den Gemeinden vorhanden
6ind, welche Kräfte am Werke und im Wege sind, zeigt
anschaulich eine Reportage von P. K ö h 1 e r. Die Zusammenhänge
von Kirchenbau und Gemeindeleben betrachtet zum Schluß
H. T h i m m e unter theologischem Aspekt. So ist alles in allem
ein sehr aufhellendes und ermunterndes Büchlein zustande gekommen
, dem E. W i 1 m, der Präses der Westfälischen Kirche, ein
wegweisendes Geleitwort vorangestellt hat. Die mit guten, die
Darstellung illustrierenden Fotos versehene Broschüre hat jedenfalls
in der vielfältigen Bewegung, der Dynamik der gesellschaftlichen
Entwicklung im industriellen Zeitalter mit der Aktivierung
des kirchlichen Lebens zu begegnen, seinen Platz. Die hier aufgezeigten
Aufgaben sollten in allen Zweigen der kirchlichen
Existenz energisch und zielbewußt und im Zusammenhang mit
allen fruchtbaren Aktivitäten „gesellschaftlicher Diakonie" weitergeführt
werden.

Friedewald _ Gerhard Heilfurth

Maury, Pierre: „Meine Zeit steht in Deinen Händen" (Ps. 31, 16).
Evangelische Theologie 17, 1957 S. 1—6.

M elzer, Friso: Die Sprache der Predigt.

Muttersprache. Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschen
Sprache 1957 S. 51—58.

M ü 11 e r - S c h w e f e, Hans-Rudolf: Bindung und Freiheit des theologischen
Studiums.

Monatschrift für Pastoraltheologie 46, 1957 S 76—87
Niebuhr, Reinhold: Billy Graham und die Grenzen der Evangelisation
.

Die Zeichen der Zeit 11, 1957 S. 50—53.

Ott, Heinrich: Verkündigung und Existenz. Gedanken zur Lehre von
der Predigt. Zürich u. Frankfurt/M.: Gotthelf-Verlag 1956 48 S.
kl. 8°. Kart. DM 3.30.

Otto, Gert: Das Problem der Moral in Predigt und Religionsunterricht
.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S 473—485
Schrenk Gottlob, Prof.D.: Vom Geist bewegte Gemeinde. Zürich

u. rrankfurt/M.: Gotthelf-Verlag [1956]. 23 S 8° Kart DM 1.80.
S e e g e r, Ulrich: Zur Neuordnung der kirchlichen Trauung.

Monatschrift für Pastoraltheologie 46, 1957 S. 1—12
St över, Heinz: „Behalten" und „Bewegen".'Eine Meditation zur

Adventszeit.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 449—452.

Thurneysen, Eduard: Das Wunder des Gottesdienstes. Predigt
über Psalm 65.

Evangelische Theologie 16, 1956 S. 529-533.

Volk, Hermann: Das Sakrament der Ehe. 2. Aufl. Münster: Regensberg
[1956]. 85 S. 8°. Pp. DM 2.80.

Vos, H. de: Plaats en betekenis van de wijsbegeerte van de godsdienst
binnen de theologie.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 11, 1957 S. 204-222.
Willkomm, Heinrich: Die Heilsgewißheit und ihre Bedeutung für
das Christenleben. Hrsg. im Einvernehmen m. d. Ev.-Luth. Freikirche.
Berlin: Evangelische Verlagsanstalt [1955]. 76 S. 8°. DM 1.35.

MISSIONSWISSENSCHAFT

Brown, L. W., Bishop: The Indian Christians of St. Thomas. An .

Account of the Ancient Syrian Church of Malabar. Cambridge: Uni- />
versity Press 1956. XII, 315 S., 7 Taf., 1 Kte. 8°. 40 s.

Es ist die (S. 213 ausgesprochene) Absicht dieses Buches, ein
umfassendes Bild von den Thomaschristen zu geben. Der Verf.,
der jetzige Bischof von Uganda, sah ßich zu dieser Arbeit in der
Lage, weil er in der Syrischen Kirche Rektor des Kerala United
Theological Seminary zu Trivandrum in Travancore gewesen ist
und in der seit 1952 auch weiteren Kreisen etwa6 bekannter gewordenen
ältesten Kirche Indiens gelebt hat.

Die meiste Literatur über Thomas und die Thomaschristen
liegt in englischer Sprache vor. Die sehr gute Bibliographie
(S. 306—312) nennt nur drei deutsche Bücher, nicht aber auch
A. Väth: Der hl. Thomas (1925) und W. German: Die Kirche
der Thomaschristen (1877) und verständlicherweise auch nicht die
erst 1955 erschienene „Historia do Malavar" Diogo Goncalves',
herausgegeben von Jos. Wicki S. J. Immerhin hätte die Arbeit
desselben Autors im Archivum Historicum Societatis Jesu 14
(Romae 1946) S. 73—101 herangezogen werden können. Es fehlt
auch der erreichbar gewesene Hinweis G. Schurhammers auf „The
History of Malabar of Fr. Diogo Goncalvez in den „Kerala Society
Papers" I, series 6, S. 307/8. Freilich wäre auch durch diese
Heranziehung am Gesamtbild nichts geändert worden, das der
Verf. mit großer Sachkenntnis verläßlich und in gut lesbarer Form
darbietet.

Er setzt ein mit einer Darstellung der Lage der Christen im
Jahrhundert, also zur Zeit der Ankunft der Portugiesen, als
sofort das Problem der Eingliederung in die Papstkirche auftauchte
und u. a. auch zur Unterstellung der Syrischen (von den
Portugiesen als nestorianisch bezeichneten) Kirche unter die Inquisition
von Goa führte. Die Lehrgrundlage und das geistlich-
Jjturgische Leben, auch der Mangel an indischem theologischen
Denken und der Mangel an evangelistischer Verantwortung den
Nichtchristen gegenüber werden S. 281-296 dargestellt.

Dazwischen aber liegt der Bericht über die geschichtliche Entwicklung
, der von der Thomas-Tradition ausgeht und bis zur
modernen Zeit führt (Teil I). Teil II (S. 167-209) behandelt das
soziale und gesellschaftliche Leben der Thomaschristen, und
Teil III (S. 213 ff.) beschreibt in aller wünschenswerten Ausführlichkeit
das geistlich-gottesdienstliche Leben.

Vom Reichtum des Inhaltes gibt auch der an sich gute, aber
doch zu wenig ausführliche Index noch keine Vorstellung. Konfessionsgeschichtliche
Linien, Fragen etwa der Re-Ordination,
der Gebetsgebärden, der einheimischen Theologie, die Übernahme
heidnischer Elemente in das kirchliche Leben u. a. machen
das Buch für Vertreter mehrerer Disziplinen zu einer Fundgrube.
Es verdient besondere Erwähnung, daß auch das 1. Druckwerk Indiens
(in tamulischen Lettern) Erwähnung findet: ein Katechismus
(S. 289, cf dazu auch Illustrated Weekly of India, Sept. 2,
1956, S. 19). Mindestens bis zum Erscheinen der angekündigten
umfangreichen „History of the Syrian Church in South India"
von K. N. Daniel wird das vorliegende Buch die beste Informationsquelle
über den Fragenkomplex der Syrischen Kirche auf indischem
Boden bleiben. Daß die fast ausnahmslos deutschen Missionare
der Tranquebarmission als „Danes" (S. 118) bezeichnet
werden, scheint schon zur Tradition geworden zu sein. Der dort
erwähnte Missionar schreibt sich Kohlhoff.

Halle/Saale Arno Lehmann