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Ausgabe:

1957 Nr. 6

Spalte:

466-467

Kategorie:

Psychologie, Religionspsychologie

Autor/Hrsg.:

Seifert, Friedrich

Titel/Untertitel:

Tiefenpsychologie 1957

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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465

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 6

466

Marquardt, Generosus: Anregungen aus Bultmanns Entmythologi-

sierungsprogramm für den katholischen Theologen.

Bibel und Kirche 12, 1957 S. 2-13.
Marsch, Wolf-Dieter: Glaube und Geschichte.

Zu: Heinrich Ott: Geschichte und Heilsgeschichte in der Theologie

Rudolf Bultmanns.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 309—314.

— Dein Reich komme! Über die Utopie als theologisches Problem.
Monatschrift für Pastoraltheologie 46, 1957 S. 16—30.

Prent er, Regin: Das Evangelium der Säkularisierung. Bemerkungen

zu Friedrich Gogartens letzten Werken.

Theologische Zeitschrift 12, 1956 S. 605—630.
Rahner, Karl: The fundamental principle of Mariology.

Theology Digest IV, 1956 S. 72—78.

— Zur Theologie des Todes.

Zeitschrift für katholische Theologie 79, 1957 S. 1-44.
Reisner, Erwin: Die Frage der Philosophie und die Antwort der
Theologie.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 53, 1956 S. 251-263.
Richter, Friedrich: Wesen und Struktur der Heiligen Schrift.

Bibel und Kirche 11, 1956 S. 71—84.
Roche, Eugene: Penitence et Conversion dans l'Evangile et la vie

chretienne.

Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 113—134.
Ronflette, P.: Biological finality and God's existence.

Theology Digest IV, 1956 S. 13—17.
Runge, Carl-Ludwig: Natur und Schöpfung im Spiegel des Wortes.

Zeitschrift für systematische Theologie 24, 1955 S. 139—147.
Schmidt. H. W.: Der Heilige Geist und das Problem der Geschichte.

Zeitschrift für systematische Theologie 24, 19 55 S. 194—206.

Schneider, Rudolf: Warum braucht der moderne Mensch eine
Weltanschauung?

Zeitschrift für systematische Theologie 24, 1955 S. 281—290.
Schönherr, Albrecht: Sanctorum Communio. Dietrich Bonhoeffer
als Theologe der Kirche.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 327—339.
Schütz, Roland: Ernste Sorge um die Mythen der Bibel.

Evangelische Theologie 16, 1956 S. 274—281.
Schulze, Wilhelm August: Kant und das Gebet.

Theologische Zeitschrift 13, 1957 S. 61—63.
Shepard, Royal F.: Denominational Definition.

Theology Today XIII, 1957 S. 484-493.
S i n n o 11, Edmund W.: Biology and Spiritual Values.

The Journal of Religion XXXVI, 19 56 S. 177-189.
Skydsgaard, Kristen Ejner: Scripture and Tradition.

Scottish Journal of Theology 9, 1956 S. 337-358.
S mulders, P.: Sacramenten en Kerk: Kerkelijk recht — Kultus —

Pneuma.

Bijdragen. Tijdschrift voor Philosophie en Theologie 17, 1956 S. 391
bis 418.

Sontag, Frederick: Ontological Possibility and the Nature of God.
A Reply to Tillich.

The Journal of Religion XXXVI, 1956 S. 234-240.
Stammler, Gerhard: Was ist eigentlich ein Naturgesetz?

Kerygma und Dogma 3, 1957 S. 1—22.
Stange, Carl: Das Ebenbild Gottes.

Zeitschrift für systematische Theologie 24, 1955 S. 122-138.

— Das Problem Hiobs und seine Lösung.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst Moritz Arndt - Universität
Greifswald. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe V,
1955/56 S. 131-134.

Torrance, Thomas F.: Ein vernachlässigter Gesichtspunkt der Tauflehre
.

Evangelische Theologie 16, 1956 S. 481—492.
V o 11 e r t, Cyril: Bibliography on Mary and the Church.

Theology Digest IV, 1956 S. 34—36.
W e n d o n, John: Christianity, History, and Mr. Toynbee.

The Journal of Religion XXXVI, 1956 S. 139-149.
W h i t e h o u s e, W. A.: Barth's Dogmatics in English.

Scottish Journal of Theology 9, 1956 S. 183—187.
W i n g r e n, Gustaf: Welt und Kirche unter Christus, dem Herrn.

Kerygma und Dogma 3, 1957 S. 53—60.

PSYCHOLOGIE UNDRELIGIONSPSYCHOLOGIE

Seifert, Friedrich: Tiefenpsychologie. Die Entwicklung der Lehre
vom Unbewußten. Düsseldorf: Diederichs [1955]. 331 S. 8°. Lw.
DM 17.50.

Die Tiefenpsychologie hält weiter die Geister in Bewegung,
wenn auch eine Stagnation einzutreten droht. So befaßt sich das
Buch Seiferts wie selbstverständlich wieder nur mit dem Werk
von Freud, Adler und Jung. Man kann es kein Lehrbuch nennen,
denn es setzt viel elementares Wissen voraus. Beabsichtigt ist,
die Urheber der drei Schulen als Repräsentanten ihrer Zeit erscheinen
zu lassen und ihre philosophischen Hauptvoraussetzungen
wissenschaftsgeschichtlich einzuordnen und zu diskutieren.
Es gelingen Seifert erhellende Durchblicke, die vor dem Werk
Freuds und Adlers leicht fielen, weil hier genügende Vorarbeit
bereits geleistet war. Daß Freud dem Naturalismus zuzurechnen
ist, dürfte anerkannt sein; Seifert erweist es besonders aus der
Auffassung der Sublimierung und Verdrängung als seelischer Mechanismen
. Noch weiter geht das Urteil, das Freud dem Materialismus
zuweist, weil er alle Kulturwerte bis zu Kunst, Wissenschaft
und Religion aus den Mechanismen der Sublimierung, d.h.
der Bewältigung des Trieblebens ableitet, — eine Sonderform des
Materialismus neben dem Marxismus. Auch die umstrittene
Lehre des älteren Freud von der Triebvermischung nach der Entdeckung
der Aggression als eines zerstörerischen Prinzips, die
neben Schopenhauer und in die Existenzphilosophie zu weisen
schien, darf wohl nur biologisch verstanden werden. Wenn Seifert
schreibt: „Das Leben ist ein Gewebe, entstanden und immer
weiter gewirkt aus dem ewigen Zusammenspiel des Eros mit den
Todestrieben" (S. 91), bringt er u. E. Freud in allzu große Nähe
zu Heidegger, denn der „Trieb zum Tode" dürfte bei Freud rein
biologisch zu verstehen sein.

Die geistesgeschichtliche Einordnung Adlers ist durch sein
Bekenntnis zu Vaihingers Philosophie des Als-ob gesichert; er
ist also aus dem philosophischen Pragmatismus zu verstehen,
woraus sich auch das lebhafte Interesse für seine Schule in Amerika
erklärt. Unser Denken arbeitet nur mit Fiktionen, Kunstgriffen
, erfunden vom Machthunger und Sicherungsbedürfnis des
fcinzelmenschen. Die teleologische Planung, deren der ichverseuchte
Mensch noch fähig ist, gehorcht immer nur dem Kommando
von Tendenzen. Geht der Psychologe, Arzt, Erzieher,
Seelsorger im Fall seelischer Erkrankungen an die Aufdeckung
der Selbsttäuschungen heran, so stößt er nie, auch nicht in den
erfolgreichsten Analysen und Zielsetzungen, auf einen unauflöslichen
Kern der Persönlichkeit, sondern immer nur auf neue Formen
des Widerspiels von Macht- und Gemeinschaftsprinzip, von
denen das erstere bedingungslos abgebaut, das letztere entfaltet
werden muß. Alles hängt nun an der philosophischen Bestimmung
von Wesen und Wert der Gemeinschaft. Hier versagt Adler, —
wir sehen uns pragmatistisch der jeweiligen Gesellschaft und
ihren Forderungen oder einem mystischen Gefühl für Gemeinschaft
überantwortet. Man staunt, wie trotz der Relativismen
so viele positive Ergebnisse durch die Individualpsychologie erzielt
worden sind, was sich wohl aus dem Wesen des Pragmatismus
erklärt: die relativen Forderungen der jeweiligen Gesellschaft
erscheinen im praktischen Leben als absolut.

Wir haben bisher nicht berichtet, daß Seifert die Kritik an
Freud und Adler in erster Linie auf die Philosophie Jungs stützt,
die ihm Norm ist, die nicht mehr kritisiert, sondern über die
nur noch meditiert wird, wie unter Gläubigen der Religionen.
Die ganze zweite Hälfte des Buches gilt der Erhellung der Jungschen
Position. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich die Lehre
vom kollektiven Unbewußten und seiner Strukturelemente, der
Archetypen, die hier nicht zu charakterisieren ist. Seifert hat sie
in ausgezeichneter Weise dargestellt und erläutert.

In der normativen Erhöhung Jungs und seiner Stellung
außerhalb jeder Kritik liegt das Problem des Buches. Wir meinen
urteilen zu müssen, daß es nicht mehr Ausdruck der wissenschaftlichen
Situation der Gegenwart ist, weil erkennbar die Forschung
über Jung hinausdrängt, — ob mit Recht und Geschick, wäre eben
zu untersuchen gewesen. V. Frankl (Ärztliche Seelsorge, 5. Aufl.