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Ausgabe:

1957 Nr. 6

Spalte:

462-463

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Bakenfor inferno 1957

Rezensent:

Schrey, Heinz-Horst

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461

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 6

462

„Dodi ,auf der Erde' heißt schon .unter dem Himmel'. Beides
meint mit .Bleiben vor dem Göttlichen' und schließt ein .gehörend in
das Miteinander der Menschen'. Aus einer ursprünglichen Einheit gehören
die Vier: Erde und Himmel, die Göttlichen und die Sterblichen
in eins.

Die Erde ist die dienend Tragende, die blühend Fruchtende, hingebreitet
in Gestein und Gewässer, aufgehend zu Gewächs und Getier.
Sagen wir Erde, dann denken wir schon die anderen drei mit, doch wir
bedenken nicht die Einfalt der Vier" (149).

..Die Göttlichen sind die winkenden Boten der Gottheit. Aus
dem heiligen Walten dieser erscheint der Gott in seine Gegenwart oder
er entzieht sich in seine Verhüllung. Nennen wir die Göttlichen, dann
denken wir schon an die anderen drei mit, doch wir bedenken nidit die
Einfalt der Vier.

Die Sterblichen sind die Menschen. Sie heißen die Sterblichen, weil
sie sterben können" (150).

Die eigentliche Wohnungsnot sieht daher Heidegger nicht im Fehlen
von Wohnungen begründet, auch nicht in dem Anwachsen der Bevölkerungszahl
, sondern darin, daß „die Sterblichen das Wohnen erst
lernen müssen" (162). Die Rettung für den bedrohten Menschen kommt
aus dem erkennbaren Wesen des sich entbergenden Seins.

Die eigentliche Heimatlosigkeit besteht darin, daß der Mensch
d|e eigentliche Wohnungsnot noch gar nicht erkannt hat. Wenn er aber
diese bedenkt, dann ist die Heimatlosigkeit kein Elend mehr, sondern
„der einzige Zuspruch, der die Sterblichen in das Wohnen ruft". Die
Menschen entsprechen diesem Zuspruch, wenn sie „aus dem Wohnen
bauen und für das Wohnen denken" (162).

Heidegger bemüht sich nicht nur um eine Radikalisierung aller
Fragen. Es geht immer um eine Besinnung auf die Seinsgrundlage. Von
daher hat er auch die Möglichkeit, die Rettung und den Zuspruch der
Wahrheit helfend und heilend sichtbar aufzuzeigen.

Diese ontologischen Analysen heben vorläufige Sicherheiten
oder Unsicherheiten auf und führen zu dem Wagnis, Hörender
zu sein. Wie bei Kierkegaard kommt auch bei ihm jetzt der Begriff
des Sprungs vor (134), der eine solche Haltung des Denkens
als Antwort charakterisiert, während das „wissenschaftliche"
Denken als Reflexion und Vorstellung immer eine subjektive
Macht höchst bedenklich vortäuscht.

Heidegger hat mit solcher philosophischen Ontologie den
Glauben davor bewahrt, einen Bereich für sich in Anspruch zu nehmen
, der selber, auch als ontologischer Seinsbereich noch innerhalb
„der Frömmigkeit des Denkenden" liegt. Zwar muß auch dieser
Bereich des Seins mit 6einer Wahrheit von der geoffenbarten
Wahrheit des Glaubens noch umschlossen werden. Aber entscheidend
ist, daß für den Glauben die Wahrheit nicht ontologisch,
sondern personhaft bestimmt ist und erst dadurch zu einem personhaften
Vernehmen, Hören und Antworten zwingt. Mit
welchem Recht wird aber die Radikalität der ontologischen Frage
als „Frömmigkeit des Denkens" (44) bezeichnet? Hier erhält eine
menschliche Haltung plötzlich eine religiöse Weihe. Von der Offenbarung
her ist eine solche Religion als ein Versuch zu beurteilen
, der die Kluft zwischen dem menschlichen Bereich und
dem der Wahrheit vom Menschen her doch in den Griff bekommen
will.

Eisenach Heinz Erich Elsenhuth

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SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Aalen, Sverre u. Leiv Aalen: Bakenfor Inferno. Oppgjor med tra-
disjonelle forestillinger om helvete (Hinter der Hölle. Auseinandersetzung
mit traditionellen Vorstellungen von der Hölle). Oslo: Lutherstiftelsen
1955. 104 S.

Vor einigen Jahren ist in Norwegen ein theologischer Streit
über die Lehre von der ewigen Verdammnis ausgebrochen. Besonders
Bischof Schjelderup hatte sich dagegen ausgesprochen, daß
man sich die Hölle als Ort ewiger physischer Pein vorstelle;
diese Vorstellung stamme aus der persischen Religion und sei
unvereinbar mit dem Evangelium der Liebe. Nachdem die theologische
Fakultät Oslo ebenfalls in dem Sinne Stellung genommen
hatte, daß man zwischen den weltbildlich bedingten Aus-
dnicksformen und der eigentlichen Botschaft der Bibel unterscheiden
müsse, nehmen in der vorliegenden Schrift auch zwei Vertreter
der Osloer Gemeindefakultät das Wort in dieser Frage.
Der Neutestamentier Sverre Aalen versucht zu zeigen,
daß die biblische Höllenvorstellung nicht weltbildlich bestimmt
sei, sondern ihren Ursprung in der alttestamentlichen Eschatologie
habe. Dort ist die Hölle nicht gleich dem Totenreich, sondern der
°rt der Strafe nach dem Jüngsten Gericht (Gehinnom nach
2. Kön. 16, 3; Jes. 22, 1; 30,33; 31,9). Jesu Aussagen stehen
im Zusammenhang mit der prophetischen Tradition und meinen
Gottes Zorngericht über den Sünder. Die Gleichsetzung von Hölle
und Totenreich geht auf griechische Einflüsse zurück. Der Höllcn-
gedanke im NT ist theozentrisch orientiert, das Feuer bedeutet
Gottes Zorn, und das Verweilen in der Hölle das Entferntsein
vom Reich Gottes. Was den von Schjelderup behaupteten persischen
Einfluß angeht, so meint Aalen zeigen zu können, daß
das Feuer in der Religion Zarathustras reinigende Bedeutung hat,
jedoch keine strafende wie in der Bibel, so daß persischer Einfluß
auf die Bibel unwahrscheinlich ist. Somit soll der Gedanke
vom ewigen Zorngericht Gottes nicht aus der religiösen Umwelt
abzuleiten sein, sondern ist der Bibel eigentümlich. — Der Systematiker
Leiv Aalen betont in seinem Beitrag, daß hinter
der karikierenden Polemik gegen die danteske Inferno-Vorstellung
im Grunde die Ablehnung des biblischen Gottesbildes steht,
denn sowohl im AT wie im NT ist Gottes Strafgericht über die
Sünde der dunkle Hintergrund für die Botschaft von der Liebe
Gottes. Seit der Petrus-Apokalypse und Gregor dem Großen findet
die Vorstellung von einem physischen Strafort Eingang im