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Ausgabe:

1957 Nr. 5

Spalte:

368-369

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Ronnat, Jean-Marie

Titel/Untertitel:

Basile le grand 1957

Rezensent:

Amand de Mendieta, Emmanuel

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 5

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politischen Geschichte, obwohl es dort für den Schulgebrauch
schon seit über 100 Jahren Lehrbücher der bayerischen Geschichte
gibt. Die Aufgabe ist hier trotz der solide unterbauten und glänzend
geschriebenen bayerischen Geschichte Benno Hubensteiners
noch nicht gelöst. Daß die evangelische Landeskirche sich mit diesen
Schwierigkeiten auseinandersetzen muß, ist selbstverständlich
. Ein katholischer Historiker hätte es nicht nötig. Was der
Verfasser bieten wollte, hätte er wohl auch unter einem zutreffenderen
Titel bringen können.

Und schließlich — das Werk bringt ein Schlußwort und gilt
als abgeschlossen — hört die Kirchengeschichte Bayerns mit dem
Jahr 1500 auf? Man spürt hier noch einmal schmerzlich, daß sich
der Verfasser das Einteilungsprinzip der Magdeburger Zenturien
zum Vorbild genommen hat. Nun schließt sein Werk gerade mit
dem Jahr 1500 — knapp ein Vierteljahrhundert, bevor die große
Bewegung begann, die das kirchliche Bayern zu tiefst durchwühlte.
Aber das wäre ja ein Mangel, der behoben werden könnte, und
den man besonders gerne von diesem Verfasser behoben sähe.
Denn wenn sein Buch auch nicht alle die Erwartungen erfüllt, mit
denen man auf Grund seines Titels nach ihm greift, so schenkt
es doch weit mehr als diese hin und wieder zu vermissende sachliche
Belehrung — die Berührung mit einem selbständigen Forscher
, für den man sich darüber freut, daß ihm die theologische
Fakultät der Universität München für dieses Werk ihren Ehrendoktor
verlieh, vor allen Dingen aber einen gütigen Menschen
mit einem weiten offenen Blick. Das aber ist an einem wissenschaftlichen
Buch ein ganz besonderer Gewinn.

Nürnberg M. Simon

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Sancti Ambrosü Opera Pars VII. Explanatio Symboli. De Sacramentis.
De Mysteriis. De Paenitentia. De Excessu Fratris. De Obitu Valen-
tiniani. De Obitu Theodosii. Recensuit Otto Fall er S. J. Wien:
Hoelder-Pichler-Tempsky 1955. XVIII, 125*, 443 S. gr. g° = Corpus
Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Vol. LXXIII. DM 50.—.

Als Faller mit der Weiterführung der bis dahin hauptsächlich
von den beiden Wiener Professoren Karl und Heinrich Schenkl
geleisteten Arbeiten zur Edition der Ambrosius-Schriften beauftragt
wurde, konnte er nicht unbedeutende Vorarbeiten (Kollationen
von Hss.) für die im vorliegenden Band vereinigten Werke
übernehmen. Trotzdem hat F. noch 25 Jahre gebraucht, um sein
Werk abzuschließen. Verschiedene Untersuchungen und die Herausgabe
einer im Florilegium Patristicum, fasc. 31 Bonn 1933 erschienenen
kritischen Ausgabe der Schrift De virginibus haben F.
schon längst als Spezialisten der Ambrosius-Forschung bekannt
gemacht. Auch die Edition der im Wiener Corpus noch fehlenden
Schriften dieses Kirchenvaters wird von ihm vorbereitet. Wenn
man aber die S. VIII—XVIII verzeichneten 315 Hss. überblickt,
die für den vorliegenden Band herangezogen werden mußten, —
nach Abschluß der Arbeit hat F. noch 9 weitere Codd. aufgespürt
— steigen ernste Zweifel auf, ob und wann eine neue Ambrosius-
Edition veröffentlicht werden wird. Angesichts der Tatsache, daß
einzelne Schriften hervorragender Autoren der patristischen Zeit
in einer schier unübersehbaren Zahl von Mss. überliefert sind,
müßte durch einen Consensus der für solche textkritische Editionen
zuständigen Gelehrten der wissenschaftlichen Internationale
ein vereinfachter modus edendi gefunden werden, ohne daß durch
eine solche opferreiche Sisyphusarbeit das Erscheinen wichtiger
Texte um Jahrzehnte verzögert wird. Ein wissenschaftlich durchaus
brauchbarer Text dürfte in gewissen Fällen auch ohne Aufarbeitung
sämtlicher erreichbaren Mss. gewonnen werden können
und gesichert sein.

Der dankbar zu begrüßende Band enthält Schriften, die zu
den weniger umfangreichen Arbeiten des Mailänder Bischofs gehören
. In den Prolegomena (S. 6*—125*) werden alle Fragen,
welche die Abfassungszeit, die Entstehungsverhältnisse, vor allem
die hsl. Überlieferung und in gewissem Umfang auch die Benützung
und Bezeugung der Schriften in späterer Zeit betreffen, untersucht
und geklärt. Auf Grund der intimen Kenntnis des am-
brosianischen Schrifttums wurden manche neue wertvolle Resultate
erarbeitet. Den Variantenapparat hat der Herausgeber vernünftigerweise
verhältnismäßig kurz gefaßt, Dem jetzt konstituierten
neuen Text darf man ein um so größeres Vertrauen entgegenbringen
, weil F., abgesehen von der reichen hsl. Überlieferung
, auch einen vorläufig noch ungedruckten Index philologicus
operum Ambrosianorum benützen konnte. Dieses für eine Editionsarbeit
so wertvolle Hilfsmittel haben mehrere Mitbrüder
des Verfassers, darunter der durch das Lexicon Athanasianum
rühmlichst bekannte Guido Müller, geschaffen.

Die S. 3—14 edierte Explanatio Symboli hat bereits C. P.
Caspari (1869) als echt erweisen wollen, ohne in der späteren
Forschung Anklang zu finden. Der von F. wesentlich umfassender
geführte Echtheitsbeweis darf nun mehr als geglückt bezeichnet
werden. Diese kurze Predigt ist, wie F. zeigt, lexikalisch und inhaltlich
aufs engste mit verschiedenen anderen echten Ambrosius-
Schriften, besonders mit De sacramentis, verwandt und verklammert
. Für die weitere liturgiegeschichtliche Forschung ist die kritische
Edition von De sacramentis und von De mysteriis von Bedeutung
. Die früher bestrittene Echtheit von De sacramentis hat
F. mit weiteren Argumenten als gesichert erwiesen (S. 13-85 u.
86—116). Die beiden Schriften sind in die Jahre 390/91 zu datieren
.

Von großer Bedeutung für die Bußgeschichte sind die beiden
Bücher De paenitentia (S. 117—206), die zwischen 387 und
Anfang 390 ausgearbeitet wurden. Hier handelt es sich nicht nur
um eine Streitschrift gegen die damals noch einflußreichen No-
vatianer, die der Kirche die Nachlaßgewalt der „Todsünden" bestritten
, sondern wir besitzen in ihr ein Dokument, das klar die
Möglichkeit einer nur einmaligen Kirchenbuße bezeugt (vgl. II
10, 95; p. 200). An 4. Stelle werden die 2 ungewöhnlich langen
Trauerreden auf den Tod seines in jungen Jahren verstorbenen
Bruders Satyrus (f 378) geboten. Ambrosius hat diese und andere
Reden, der damaligen Sitte folgend, vor der Veröffentlichung ergänzt
und erweitert (S. 207—251, 251—325).

Abgeschlossen wird die Edition mit der Trauerrede, die er
bei der Beerdigung des jugendlichen, auf Befehl des germanischen
Heerführers Arbogast in Vienne ermordeten Kaisers Valen-
tinian II. hielt, dessen väterlicher Beschützer der Bischof war. Die
Trauerfeier fand in Mailand kurz vor dem 22. August 392 in Gegenwart
zweier Schwestern des Toten statt (S. 327—367). Als
letztes Stück folgt die Laudatio funebris auf den kaiserlichen
Freund des Bischofs Theodosius d. Gr. (S. 369—401), die Ambrosius
am 25. Februar 395 in Gegenwart des Kaisers Honorius vorgetragen
hat. Die 4 Grabreden sind von großer Bedeutung für die
Geschichte des 4. Jahrhunderts und Glanzstücke der Redekunst
dieser Zeit. Sie lassen Ambrosius als Menschen von feinstem
persönlichem Empfinden und als vorsichtigen Kirchenpolitiker erkennen
. Der Einfluß der antiken Rhetorik, im besonderen der
„Trostreden" (Consolationes) ist in diesen Dokumenten in verschiedenem
Grade festzustellen.

S. 403—443 finden wir ausführliche Indices. Ein vollständiger Index
verborum et rerum grammaticalium wird für den Schlußband der Am-
brosiusedition in Aussicht gestellt. Mein atl. Kollege, J. Ziegler, wird
im HistJB 19 57 eine größere Zahl von Ungenauigkeiten in der Verifizierung
der Schriftzitate aus dem AT nachweisen.

Würzburg Berthold Altaner



Ronnat, Jean-Marie: Basile le Grand. Paris: Les Editions Ouvrieres
1955. 128 S. 8° = figlise d'hier et d'aujourd'hui. 330 ffr. „

Ce petit livre, qui ne peut ni ne veut pretendre ä aueune
valeur scientifique, est un assez bon speeimen de vulgarisation ä
tendance apologetique et edifiante. II constitue le premier volume
d'une nouvelle collection intitulee: „Eglise d'hier et d'aujourd'hui
", publiee par „Les Editions ouvrieres" (12, avenue Soeur-
Rosalie, Paris, 13e), et qui se propose de presenter ä „des chre-
tiens de plus en plus nombreux, desireux d'une solide culture re-
ligieuse, la doctrine evangelique vivante, ä l'interieur meme de
l'liglise catholique". M. Bernard Coutaz, l'editeur de la collection
, est persuade que „l'etude des meilleures pages du passe chre-
tien peut nous aider ä en saisir l'esprit, I'elan, la vie qui, eux,
demeurent actuels". II souhaite que cette serie, qui comprendra
„une selection des meilleurs textes des Peres, traduits en fran-
cais de notre temps", aidera „de nombreux chretiens a aecroitre: