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1957

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Neues Testament

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361 Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 5_ 362

wirkliche Existenz reflektierend, wissenschaftlich, zu entfalten, und
dies um der Redlichkeit der kirchlichen Verkündigung willen, so sind
dies u. E. zwei theologische Anliegen, die sich letzten Endes nicht nur
nicht widersprechen, sondern einander aufs engste zugeordnet sind
(S. 131).

Jan Henderson (Oxford) spricht über „Mythos im
Neuen Testament". Sehr ausführlich stellt er dar, daß man Bultmann
nicht vorwerfen könne, er lasse das Entscheidende der neu-
testamentlichen Botschaft in seiner Interpretation untergehen.
Trotz aller Bedenken muß man anerkennen, daß es da ist.

Sehr eingehend wird die Frage besprochen, ob der Einfluß des philosophischen
Denkens nicht eine Gefahr darstelle. Diese wird gesehen.
Hier ist deutlich, daß Bultmann oft dem Philosophischen so nahe
kommt, daß das Evangelium undeutlich wird. Aber es gilt dann doch:
..Daher muß der Interpret des Neuen Testamentes dafür sorgen, daß
die Möglichkeiten, die er dem Einzelnen darlegt, von dem Philosophen
als echte Möglichkeiten erkannt werden. Sonst kann das Christentum
nicht begrifflich ausgedrückt werden, bleibt reine Mythologie und —
was am schlimmsten ist — ist kein lebendiges Anliegen mehr" (S. 154).

Sehr eingehend wird dann die Frage behandelt, was für Bultmann
das Mythologische im Neuen Testament ist und was dem gegenüber
das Geschichtliche bedeutet. Zwar betone Bultmann gegenüber allem
„alten Liberalismus", „daß das Christentum grundsätzlich ein Ereignis
ist „In Christus ist etwas geschehen" (S. 155) aber: „Was Bultmann
an historischem Element im Christentum gerettet hat, das ist auf Kosten
einer Schwergewichtsverlagerung ermöglicht. .. Diese .. . berechtigt
Barths Angriff, worin er sagt, daß nach Bultmann das wirkliche
Osterereignis nicht etwas sei, das sich an Jesus vollzog, sondern etwas,
das sich am Glauben der Jünger vollzog" (S. 1 57). Doch wird der Vorwurf
, Bultmann werde dem .Ephhapax, der Einmaligkeit im Christentum
' nicht gerecht, energisch zurückgewiesen: „Wenn dies die Folgerung
aus Bultmanns Ansicht ist, dann kann er mit Recht für sich beanspruchen
, daß er es ist, und nicht einer seiner Kritiker, der der Einmaligkeit
Christi gerecht wird" (S. 158/9). Denn „Die einzig richtige
Haltung ist die Haltung der Entscheidung" (S. 161). Aus einer längeren
Darlegung über verschiedene Auffassungen des Mythologisdien und
ihre Bedeutung für die Verkündigung kommt Henderson zu dem Ergebnis
:

„Umgekehrt hat es keinen Sinn, Bultmann zu kritisieren, wenn
wir nicht anerkennen, daß er das Mythologische als solches nicht ablehnt
, weil es etwa in seinem Denken keinen Raum für das Übernatürliche
gäbe. Er lehnt das Mythologische ab, weil es dem Übernatürlichen
nicht gerecht wird, und das heißt, der eschatologischen Tatsache Jesus
Christus" (S. 167).

Der längste Aufsatz des Heftes ist jedenfalls der, der die
eingehendste und aufmerksamste Auseinandersetzung erforderte,
die eine Besprechung nicht leisten kann. Er tut das deshalb, weil
er eine 6charf radikale Position in bezug auf die Lage der Verkündigung
in unserer Zeit und ihr Wesen vertritt. Das reicht
weit über die Frage der Entmythologisierung hinaus als eine
Frage, die von uns allen sehr überdacht werden muß:

Es gibt zwei Sprachen, weil es zwei Weltauffassungen gibt, die
eine des technisch-wissenschaftlichen Denkens, die keine Lücke im
kausal-gesetzlichen Erfassen und Erklären zugeben kann noch darf. Wir
alle sind von dieser Weltauffassung getragen und bestimmt und können
sie nicht zerbrechen. Unser praktisches Leben ist von ihr bestimmt.

Daneben aber steht die Welt des persönlichen Lebens, des persönlichen
Sichtreffens, Sichliebens, Sichachtens, die Welt, in der wir dem
„handelnden Gott der Bibel, Geistwesen, Seele und Leben, Verantwortung
, Sünde und Heil im christlichen Sinne" begegnen.

„Zwei Weltbilder und zwei Weltauffassungen, die sich gegenseitig
ausschließen. Dies ist die Situation, in der der Verkündiger des Evangeliums
in unserer Generation steht" (S. 180).

„Eine Mauer erhebt sich plötzlich — und auf beiden Seiten der
Wand — stehe ich selbst, in zwei Teile geteilt" (183/4).

Es gibt keinen Kompromiß zwisdien beiden Sprachen. — Hier liegt
Bultmanns Fehler. — Wir müssen uns deutlich machen, daß jeder dieser
Sprachen etwas entspricht, was wir sind, haben, tun.

„Nun leben wir einmal in diesen beiden Welten und sprechen
.u SlTa<hen ■-. Wir haben keinen andern Weg, unsere Umwelt zu
beherrschen, als unser Denken. Aber wir haben einen andern Weg zu
unsern Mitmenschen" (S. 189).

Es ist unmöglich, den Ausführungen gerecht zu werden, die das
Recht dieser Haltung darlegen wollen. Sie genügen - meiner Ansicht
nach dem gewaltigen Problem nicht, rühren aber etwas an, was nicht
beiseite geschoben werden kann. Jedenfalls ist das Ergebnis, daß wir
den Mut zu der .primitiven' Sprache haben müssen. „Begegnet man
einem Menschen in dieser fernen Zeit, begegnen wir ihm an dem Ort,

wo es eine Botschaft an ihn wurde in seiner Situation, wird es eine
Botschaft an uns in unserer Situation, durch ihn — . . . dann bricht sein
Wort durch alle Mauern . . . Dann fragen wir nicht nach der Richtigkeit
der Worte, sondern nadi ihrer Tragkraft als Brücke von Mensch
zu Mensch" (S. 193).

Das Evangelium ist mit dem Mythos verbunden, in dem es erschienen
ist und verkündet wurde. Es hat keine andere Brücke zu uns.
„Ob das Evangelium in einer andern Sprache als der mythologischen
verkündet werden kann, das ist nicht das Wesentliche. Das Wesentliche
ist, daß es n i c h t in einer der Wissenschaft konformen Sprache verkündet
werden kann" (S. 233).

Stehen wir als lebendige Menschen unter Menschen, die wir lieben
, mit denen wir arbeiten, so wird uns das Evangelium in neuer
Weise auch das Wort geben — werden — mit dem wir es verkünden. —
Aber — Und dochl: „Wie von einem Menschen müssen wir von Gott
denken und reden. Deshalb, weil Verantwortung und Vergebung, sowohl
Gesetz als auch Vergebung der Sünde, Worte sind, die entweder
nicht über innere Erlebnisse, seelische Zustände ... reden, oder auch
sie sagen ,Gott'. Aber wenn die Worte Verantwortung, Schuld, Vergebung
der Sünden ,Gott' sagen — dann sind wir im Mythos, dann
denken und reden wir von Gott wie von einem Menschen."

Leipzig Emil Fuchs

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KJRCH EN GESCHICHTE: ALLGEMEINES

Dictionnaire de Spiritualite, ascetique et mystique, doctrine et histoire,
fonde par M. V i 11 e r, F. C a v a 11 e r a, J. de G u i b e r t, S. J.,
continue au nom de la Faculte de Theologie d'Enghien (Belgique)
so"s la direction de Charles Baumgartner, S. J., assiste de
M. Olphe-Galliard, S. J., avec le concours d'un grand nombre de
collaborateurs. Tome II Cabasilas — Cyrille de Scythopolis. Paris:
Beauchesne 1953, 2708 Sp. 4°.

Vor etwa 25 Jahren begann in Frankreich ein umfängliches
Lexikon zu erscheinen, der Dictionnaire de Spiritualite, der von
so hervorragenden Kennern der katholischen Mystik, wie es
M. Viller, F. Cavallera und J. de Guibert waren, herausgegeben
wurde. Ich habe damals die ersten Lieferungen in dieser Zeitschrift
alsbald besprochen (1935, Sp. 382-384; 1936, Sp. 423-425;
1938, Sp. 51-52; 1939, Sp. 86). Als Ziel schwebte den Editoren
vor: Ce dictionnaire voudrait etre l'echo de tout enseignement
spiriruel ayant droit de cite dans l'Eglise, und den Umfang hatte
man auf 20 Lieferungen (zu je 320 Spalten) veranschlagt.