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Ausgabe:

1957 Nr. 4

Spalte:

261-262

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

A - G 1957

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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261

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 4

262

über das GenesU-Apokryphon stehen, dürfen wir doch die Veröffentlichung
der Kol. II, XIX bis XXII dankbar begrüßen. Stichhaltigeres
wird sich erst nach der Vorlage des Gesamtinhalts der

Schriftrolle sagen lassen, zu deren baldiger Publikation den verdienstvollen
Herausgebern Avigad und Jadin und ihren Mitarbeitern
jede Ermunterung gebührt.

ALLGEMEINES, FESTSCHMFTEN

Kirchenlexikon, Evangelisches. Kirchlich-theologisches Handwörterbuch
. Hrsg. von H. Brunotte u. O. Weber unter Mitarb. von
zahlreichen Fachkräften. Bd. I: A—G. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1955/1956. 1736 Sp. 4°. Lw. DM 68.90; Hldr. DM 72.—.

Nachdem die ersten 5 Lieferungen hier im vorigen Jahrgang
Sp. 29 ff. besprochen waren, sei jetzt über den sicher und präzis
abgeschlossenen ersten Band (A—G) berichtet. Das damals gewonnene
Bild, auf das wir verweisen, ist konturenreicher geworden
.

Ein dreibändiges Werk — das ist der vorgesehene Umfang -
wird anders aussehen als ein sechs- oder vierundzwanzigbändiges.
Aus dem Titel „Ev. Kirchenlexikon" sind heute Auswahlprinzipien
ablesbar. Die wenn auch weitherzige, so doch geübte konfessionelle
und kirchliche Zentriertheit erlaubte den Verzicht auf
manches religions- und kirchengeschichtliche Stichwort von zweitrangiger
Bedeutung. Der neuen Auflage der RGG bleibt darum

weiter Lebensraum gesichert. Dem Verzicht, den das Ev. Kirchen- orf"n^ und wiederholende Inhalt empfiehlt dringend die Zusammen

mentlichen Problemlage (Fichtner, Maurer), alle Beiträge unter
„Gottesdienst" — von besonderer Dichte hier die Beiträge von
Fendt f — für Musterbeispiele lexikalischer Arbeit.

Bleibt noch die Frage nach Mängeln, die nicht fehlen können, zumal
bei einem ersten Wurf. Einiges hier geht wohl auf Kosten der Regie
. „Frankreich" und „französischer Protestantismus" sind räumlich
getrennt (dazwischen stehen Artikel über Franz von Assisi und Franz
von Sales). Das Verweiszeichen in Sp. 1327 wird zu leicht übersehen:
die Vereinigung des Getrennten dürfte sich empfehlen. Ähnlich liegen
die Dinge in einem zweiten, aber sich über größere Entfernung erstrek-
kenden Fall. Unter „Deutschland" wird in eigenen Unterartikeln über
..kirchliche Verhältnisse der Gegenwart" sowohl in der Bundesrepublik
wie in der DDR und über die Konfessionstatistik berichtet, jedesmal
in hoher Qualität. Rund 300 Spalten danach überrascht uns ein gleich
qualifizierter Beitrag von 16 Spalten Umfang „Ev. Kirche in Deutschland
". Wenn auch die Sachgebiete hier scharf getrennt blieben — nur
im Statistischen geschehen Berührungen und Überschneidungen —, sieht
man die räumliche Trennung nur schwer ein, auch wenn man das kirchenrechtliche
Ereignis von 1948 voll würdigt. Anders, weil ohne räumliche
Lücke, liegt ein dritter Fall. Unmittelbar nebeneinander stehen die
beiden Artikel „Existentialismus" und „Existenzphilosophie". Der sich

lexikon in seiner Selbstbegrenzung vollzog, steht der Gewinn
der stärkeren Zusammenfassung gegenüber, wie sich in den großen
systematisch-theologischen, geschichtlichen, konfessions- und
kirchenkundlichen Artikeln zeigt, die ohne Ausnahme won'8£"
lungen sein dürften. Einige Stichwörter seien genannt: Deutsch-

legung. Endlich möchten wir meinen, daß „Evangelical and Reformed
Church" besser beim Stichwort „Church" eingereiht wäre, das sich ja
als ergiebiges Kennwort bewährte. Dies Wenige zu Regiemängeln I Die
inhaltlichen Mängel seien auf solche Fälle begrenzt, die u. E. unbedingt
hervorgehoben werden müssen. Unter „Gesetz" wird in umfänglichen
wie inhaltlich gewichtigen Ausführungen auch das Thema „Gesetz und

land, Eschatoloeie, Ethik, Freiheit, Gebet, Gemeinde, Geschichts- Evangelium" behandelt, die dogmengeschichtliche Entwicklung von

Schreibung, Glaube, Gnade, Gott.

Gespannt durfte man auf die Entwicklung in der Behandlung
der biblischen Stoffe sein, weil das Biblisch-theologische
Handwörterbuch (Osterloh und Engelland) in der ersten Lieferung
grundsätzlich und praktisch als notwendiges Ergänzungswerk
herausgestellt wurde. Wir gewannen den Eindruck, daß das Ergänzungsverhältnis
fortlaufend an Bedeutung verliert, weil man
zu einer glücklichen Eigenbehandlung der biblischen Fragen gelangt
ist. Einerseits wird bei einer Menge von Hauptartikeln das
biblische Material in ausführlichen einleitenden Kapiteln behandelt
(Gesetz, Gebet, Familie, Feste, Gott, Gottesdienst usw.),
andererseits nimmt die Zahl der selbständigen biblischen Stichwörter
zu (Daniel, David, Davididen, Deuteronomium, Einleitung
, Engel, Ezechiel, Evangelium, Formen und Gattungen usw.).
Aufs neue ist die Aktualität hervorzuheben. Wir stellen

W. Joest, das dogmatische Problem von Iwand. Das ist schwer zu verstehen
, weil Iwand in dieser Frage in der Nachfolge Barths stehen
dürfte, dessen bekannte Schrift „Evangelium und Gesetz" als polemisches
Programm gegen das alte lutherische Lehrstück bekannt ist, während
Joest sich gerade als Erneuerer der lutherischen Lehre einen Namen
gemacht hat. Da das Stichwort „Gesetz und Evangelium" heißt, wird man
den Eindruck nicht los, daß die Rollen der Mitarbeiter vertauscht sind
und Iwand seiner ihm wesensfremden Aufgabe nicht froh wurde. Dann
noch einige Desideria: Der Artikel „Charakter" dürfte nicht genügen;
er gibt kein zureichendes Bild von der reich entwickelten charakterolo-
gischen Forschung. „Exkommunikation" behandelt nur das katholische
Problem und läßt nicht einmal ahnen, daß es hier auch ein brennendes
evangelisches Problem gibt. Man möchte mutmaßen, daß hier ein Mitarbeiter
die Herausgeber im Stich ließ. Der Beitrag „Gotthelf" ist erschreckend
dürftig; dabei ist die Größe des Mannes in unserer Zeit
überwältigend hervorgetreten. Endlich eine Einzelheit zum Artikel
.Gebetsheilung". D. Hoch schreibt hier zu spiritistischen und magischen

Aufs neue .st die ^u^""^"^"n""d;^ Heilungen: „Die auf solche Weise erlangte Heilung ist nie von Gott
hier die hervorragenden Literaturubersichten voran, denni in Sie wjrd ^ ^ ^ Stönmg*n> sdlwermut> Ab.

neigung gegen Gott, Bibel und Gebet". Wir müssen uns mit der Bemerkung
begnügen, daß Luther völlig anders geurteilt hat; er führt
auch diese Art von Heilungen auf Gott zurück (Auslegung des ersten
Gebotes von 1516, WA L 416).

Herausgeber, Mitarbeiter und Verlag können befriedigt auf
den glücklich vollendeten ersten Band schauen. Der Dank vieler
Benutzer wird sie belohnen.

Rostock O. Holtz

ihnen ist Gültiges geleistet. Folgen möge eine Auswahl aus neuen
Stichwörtern, - zunächst einige aus der Geschichte des Kirchenkampfes
und der Nachkriegszeit wie Deutsche Christen (taktvoll
zurückhaltend), Darmstädter Erklärung, Godesberger Erklärung;
dann aus dem Vorgang der neusten Kirchenbildungen: Church of
God. Church of Peace Mission, Church of South India, Church
of Christ; aus der Missionsgeschichte das glückliche Stichwort
..Gegenpropaganda", unter dem die Gegenbewegung der heidnischen
Religionen gegen die moderne christliche Mission behandelt
wird, womit der „Gegenreformation" ein sinnentsprechender
Begriff zur Seite gesetzt ist.

An der in unserer ersten Besprechung gerühmten gleich-

IBertholet:] Festschrift Alfred Bertholet zum 80. Geburtstag gewidmet
von Kollegen und Freunden, hrsg. durch W. Baumgartner,
O. Eißfeldt, K. Elliger, L.Rost. Tübingen: Mohr |1950]. VIII, 578 S.
mäßigen Berücksichtigung aller the'ofogUchen Disziplinen hat m. l Titeib. gr. 8°. DM 58.-; geb. DM 62.-.
sich nichts geändert. Von Gelehrten und Kirchenmännern der Durch besondere Umstände veranlaßt erscheint die Bespre-

Gegenwart sind Dibelius (Martin und Otto), Eiert, Gogarten. chung der Bertholet-Festschrift ungebührlich spät. Ihre wissen-
Griesebach in eigenen kleinen Artikeln behandelt. schaftlichen Beiträge sind von den Fachleuten schon zur Kenntnis

Einzelne Artikel besonders hervorzuheben, ist mißlich und i genommen und verarbeitet worden. So scheint es angebracht, nur
geschieht unter ausdrücklicher Betonung der Auswahl und ihrer ! einen kurzen Überblick für die Interessenten anderer Fachgebiete
Subjektivität. Wir halten unter dem Stichwort ..Christentum" 1 zu geben, ohne daß zu den einzelnen Arbeiten im allgemeinen
die Unterartikel „Gegenwartslage" (Schlink) und „Das Christen- kritisch Stellung genommen wird. Ich stelle die alttestamentlichen
tum im Weltaspekt" (Freytag), unter „Christologie" den gewich- ' Beiträge an den Anfang - sie sind weitaus in der Überzahl —
tigen dogmengeschichtlichen Abriß (Lau), unter „Ethik" die | und referiere anschließend über die Arbeiten aus anderen GeKennzeichnung
der Problemlage (Soe), unter „Deutschland" die j bieten.

Skizze seiner Kirchengeschichte (Mühlhaupt) unter „Exegese" Eine Reihe von Beiträgen behandelt textkritische Pro-

die Charakterisierung der alttestamentlichen und der neutesta- ! b lerne: J. A. Bewer. Textkritische Bemerkungen zum AT, S. 65—76