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Ausgabe:

1957 Nr. 3

Spalte:

200

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Nos 1243 - 1997. Laodicée. Apamène. Chronologie des inscriptions dat. des T. I - IV 1957

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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199

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 3

200

Jahrtausends und zweifelnder Sorge für den von vielen Seiten
und Faktoren gefährdeten Fortbestand der alten Formen geradezu
das Zentralerlebnis eines Athosbesuches in unserer Zeit ausmacht
. Die Sorgen gründen sich nicht nur auf die äußeren Faktoren
wie Rückgang der Zahl der Mönche (z. T. bedingt durch
die politische Abschnürung von der slawisch-orthodoxen Länder-
gruppe, die in der Geschichte des Athos in früheren Zeiten eine
so große und bedeutsame Rolle gespielt hat), wirtschaftliche Verarmung
, Zerfall der Klosterbauten u. ä., sie berühren auch die
innere Struktur: allzu starres Festhalten an dem weltflüchtigen
und weltverachtenden Ideal der Frühzeit mit seinen ebenso konsequenten
wie unzeitgemäßen Folgeerscheinungen (Wissenschaftsfeindlichkeit
, Ablehnung aller Arbeit und Dienstbarkeit für die
„Welt", soweit sie nicht zur Selbsterhaltung unvermeidlich ist),
ideologische Divergenzen zwischen dem kinowitischen und idior-
rhythmischen Lager, soziologische Spannungen innerhalb der
idiorrhythmischen Klostergemeinschaften, unvermeidlich zunehmende
Verweltlichung durch die Berührung mit der ständig
wachsenden Schar der Zivilarbeiter und andere Momente lassen
das Bild der Mönchsrepublik im gegenwärtigen Zeitpunkt uneinheitlicher
und demzufolge für Kritik aus vielen Richtungen
anfälliger denn je erscheinen. Der Gedanke einer behutsamen
Reform bewegt nicht nur viele der besten Köpfe des Heiligen
Berges selbst, er beschäftigt auch das Denken zahlreicher besorgter
und wohlmeinender Freunde in aller Welt. So ist es denn
auch diese Hoffnung auf eine „Reform der Anpassung" an die
echten Lebensforderungen unserer Zeit, in die der Verf. seine
Wünsche für die Zukunft der tausendjährigen Mönchsrepublik
zum Schluß zusammenfaßt. Ob sie sich in absehbarer Zeit realisieren
läßt, erscheint jedoch einigermaßen zweifelhaft. Die letzte
vorjährige Session der Jera Kinotis hat sich dem Vernehmen
nach entschlossen auf das Programm eines konservativen Beharrens
bei den überkommenen Formen festgelegt. In einer solchen
Willensentscheidung nur doktrinären Starrsinn sehen zu
wollen, hieße die Problematik der Frage allzusehr vereinfachen.
Im Hintergrund der geistigen Auseinandersetzung steht für die
Majorität der Athoniten sicherlich eine — mehr instinktiv als
rational erfaßte — noch größere Sorge: ob das gerade durch seine
Kompromißlosigkeit so unirdisch-starre Bauwerk des heiligen
Athanasios auch nur die geringste bauliche Veränderung verträgt,
ohne in seinem Fundament und seinen innersten Grundfesten erschüttert
zu werden.

Man legt Mendietas Athosbuch mit dem angenehmen Gefühl
aus der Hand, nicht nur eine nützliche Bereicherung der sachlichen
Athosliteratur zu besitzen, sondern darüber hinaus dem
ehrlichen Bemühen begegnet zu sein, die Probleme nicht nur zu
sehen, sondern auch in ihrer Tiefe zu erfassen und mit wohlmeinendem
Verständnis zu würdigen. Insofern ist es über den
«achlichen Nutzen hinaus ein ritterlicher und wertvoller Beitrag
zur alten und immer jungen geistigen Auseinandersetzung über
das (ungelöste) Menschheitsproblem, das uns die Existenz des
Heiligen Berges stellt.

Döttingen Joachim Scharf

J3akhuizen van den Brink. J.-N.: La Tradition dans l'£glise
primitive et au XVI0 siede.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 36, 1956 S. 271—281.

Schmidt, Roderich: Aetates mundi. Die Weltalter als Gliederungsprinzip
der Geschichte.
ZKG LXVII, 1955/56 S. 288-317.

Sich er 1, M.: Manuel Glynzunios als Schreiber griechischer Handschriften
.

Byzantinische Zeitschrift 49, 1956 S. 34—54.
Weerda, Jan: Der nationale Gedanke und seine Funktion heute.

Ein nichttheologischer Vortrag.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 33—48.
Wolf, Ernst: „Kerygma und Dogma"? Prolegomena zum Problem

und zur Problematik der Dogmengeschichte.

Antwort. Festschrift zum 70. Geburtstag von Karl Barth am 10. Mai
1956 S. 780—807.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

J a 1 a b e r t, Louis (t) et Rene Mouterde, avec la collaboration de
Claude Mondescrt: Inscriptions Grccques et Latines de la Syrie.

Tome IV: Laodicee Apamene. Paris: Geuthner 1955. 380 S. 4° =
Institut Francais d'Archeologie de Beyrouth. Bibliotheque archeolo-
gique et historique, Tome LXI. Ffrs. 5200.

Von dem 1929 begonnenen großen und wichtigen Werke
„Inscriptions Grecques et Latines de la Syrie", über dessen Ziel
und Anlage bei der Würdigung seiner drei ersten Bände in ThLZ
78, 1953, Sp. 215 f.; 80, 1955, Sp. 419 das Nötigste gesagt worden
ist, liegt nun Band IV mit den Inschriften aus Laodicea am
Meer und aus der Apamene vor. Von den vorangegangenen Bänden
unterscheidet er sich erfreulicherweise dadurch, daß er die
griechischen Inschriften accentuiert und in der Regel auch übersetzt
darbietet, eine Maßnahme, die auch weiterhin, zunächst in
dem — Epiphaneia (Hama), Emesa (Horns) und der Emesene gewidmeten
— V. Band beibehalten werden soll. Im übrigen bringt
Band IV wie die früheren Bände zunächst die Beschreibung der
Inschriftenträger und die bisherige Literatur über die betreffenden
Inschriften und fügt diesen dann je nach ihrer Bedeutung
einen kürzeren oder einen längeren Kommentar hinzu. Wieder ist
es eine reiche Fülle von Angaben, die in den Inschriften enthalten
sind und gewürdigt werden. Für die Geschicke syrischer Städte
und Ortschaften in selcukidischer Zeit und die Verwaltung Syriens
durch römische und byzantinische Kaiser ist ihnen ebensoviel
zu entnehmen wie für seine kirchliche Gliederung und Versorgung
. Die Bedeutung sportlicher Wettkämpfe geht aus ihnen
nicht minder deutlich hervor als die Verbreitung, die Magie und
Aberglaube aller Art gehabt haben, und das Material für vertiefte
Erkenntnis der Ausgänge der semitischen Religion in Syrien steht
dem kaum nach, was den Inschriften über die Ausbreitung des
Christentums und auch des Judentums zu entnehmen ist. Ein paar
Inschriften seien hier in bunter, ziemlich willkürlicher Mischung
herausgegriffen: Nr. 1260, wo von den amtlich festgesetzten
Grenzen der Buden und der Gärten des Adonis die Rede ist;
Nr. 1265, Inschrift des Aurelios Septimios Eirenaios aus Laodicea
mit Aufzählung seiner Siege in sportlichen Wettkämpfen aller
Art; Nr. 1291 AßQa(o}a£ 'law; Nr. 1301 mit 0eoj I
naxQOKi) beginnend, das eingehend erörtert wird; Nr. 1409 mit den
Rescheph und Babaia als theophore Elemente enthaltenden Personennamen
'Aßedgdtpagund 'A/uaftßaßea; Nr. 1438 Grabinschrift
mit Zitierung von Prediger Salomos 1, 2 MazEdzrjq /xazeoztjzcov,
za navza naxeozrjg'; Nr. 1579 Hybride christlich-heidnische prophylaktische
Formel; Nr. 1809, dem Bau einer Befestigungsanlage
geltende Inschrift aus dem Jahre 547/48, die Justinian nennt
und zeigt, daß der kaiserliche Hof in Byzanz unter Umständen in
die Maßnahmen zur militärischen Sicherung Syriens eingriff. Ein
Index (I. Noms grecs d'hommes et de localites; II. Formulaire
grec pa'ien et magique...; VII. Termes et titres latins; VIII.
Provenances) erleichtert die Auswertung des im vorliegenden
Bande enthaltenen reichen Materials, und den Schluß des Bandes
(S. 375-378) bildet eine von Henri Seyrig, der sich auch sonst
um das Werk der „Inscriptions Grecques et Latines de la Syrie"
sehr verdient gemacht hat, herrührende „Chronologie des inscriptions
datees des Tomes I—IV".

Halle/Saale Otto Eißfeldt

Görlitz, Walter: Marc Aurel. Kaiser und Philosoph. Stuttgart:
Kohlhammer 1954. 290 S., 8 Taf., 1 Stammtaf. 8°. Lw. DM 12.40.

Wer sich ohne große wissenschaftliche Mühe ein lebendiges
Bild von dem großen Herrscher und Denker machen will, greife
getrost zu diesem Buch. Den Philologen und Historiker mag es
mißtrauisch stimmen, wenn er trotz der beigegebenen Bibliographie
unter dem literarischen Schmuckwerk, das der Verfasser
nicht allzu sparsam verwendet, nicht immer leicht die historische
Quelle erkennen kann; indessen: Die Darstellung beruht wirklich
auf den Quellen und den Ergebnissen solider moderner Forschung
. Von dem historischen Roman unterscheidet sich das Buch
durch das Fehlen irgendwelcher dazugedichteter Figuren, von der
strengen historischen Darstellung durch die romanhafte Ausmalung
überlieferter Details.