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Ausgabe:

1957 Nr. 3

Spalte:

190-191

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Blinzler, Josef

Titel/Untertitel:

Der Prozess Jesu 1957

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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189 Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 3 190

Beek, G. W. van: A Radiocarbon Date for Early South Arabia.
Bulletin of the American Schools of Oriental Research 143, 1956
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Bernhardt, K.-H.: Anmerkungen zur Interpretation des KRT-
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Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst Moritz Arndt - Universität

Greifswald. Gesellsdiafts- und sprachwissenschaftliche Reihe V,

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Revue Biblique 63, 1956 S. 524—532.
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NEUES TESTAMENT

S t r e g e, Martin: Das Reich Gottes als theologisches Problem im

Lichte der Eschatologie und Mystik Albert Schweitzers. Stuttgart:
Evang. Verlagswerk [1956]. 192 S. 8°. Kart. DM 9.80.

In der Theologischen Literaturzeitung 1956 Nr. 4 Sp. 239 f-
habe idi die Programmschrift von Martin Strege über „das Escha-
ton als gestaltende Kraft in der Theologie" angezeigt. Inzwischen
ist in diesem Frühjahr die oben angezeigte Schrift gefolgt, und
der Verfasser kündet in ihr zwei weitere Schriften an, von denen
die eine die praktisch religiösen Konsequenzen der Stregeschen
Neubesinnung (das Reich Gottes als ewige Freude) S. 192 deutlich
macht, während die andere die praktisch theologischen Konsequenzen
für die moderne Predigt zieht (wie kann eschatologisch
gepredigt werden!) S. 10. Was ist das Besondere an Streges Schrifttum
? Es unterscheidet ihn von der üblichen Literatur ein dreifaches
:

1. Er gibt nicht einen Bericht über den Stand eines theologischen
Problems mit allen möglichen Stellungnahmen der für
wichtig angesehenen Forscher, sondern konzentriert sich auf ein
als besonders wichtig erkanntes Problem mit aller Schärfe und
radikalen Einseitigkeit. Das Problem ist das Reich Gottes. Es wird
dreifach untersucht als Problem der Geschichte S. 13-57, als Problem
der Erfahrung S. 58-95 und als Problem des Denkens
S. 96-144. Die Voraussetzung der Problemstellung ist die konsequente
Eschatologie „in dem Verständnis des Neuen Testaments
", das Albert Schweitzer, Martin Werner und der Unterzeichnete
gemeinsam haben, und das mehr oder weniger scharf die
Forschung vom Neuen Testament überhaupt kennzeichnet. Streges
systematische Besinnung in dem Schlußabschnitt „Reich Gottes
als eschatologisches Problem" S. 146-173 stützt sich auf die Geschichte
und die Natur als Korrektiven der kosmischen Eschatologie
und fordert die „Enteschatologisierung als Erklärung der
christlichen Glaubensgeschichte" wie Martin Werner, aber so,
„daß jede Geschichtsdeutung des Christentums von der Eschatologie
ihren Ausgang nimmt" S. 170. Das Buch ist in lebendiger
durchsichtiger Darstellung mit der Leidenschaft des klaren Denkens
, das die Wahrheit ergründen will, geschrieben.

2. Strege beschränkt sich auf die Auseinandersetzung mit
Albert Schweitzer. Das Buch von Felix Flückiger über „den Ursprung
des christlichen Dogmas" hat er erst während der Drucklegung
erhalten und in einer nachträglichen Anmerkung S. 184
bis 192 in Auseinandersetzung mit ihm eine „Methodik der theologischen
Kritik an der historischen Eschatologie" gegeben. Es
war auch 6ein gutes Recht, in seiner systematischen Darlegung
auf meine historische Botschaft des Neuen Testaments nicht ausführlich
zurückzukommen, wenngleich in der ganzen Anordnung
der §§ 20—31 nicht nur die Vorordnung der Esiiatologie betont
wird, sondern auch ihre Einwirkung auf die damalige Gegenwart

des Menschen und sein Verhalten. Schweitzer ist und bleibt das
Verdienst, die eschatologische Bestimmtheit Jesu und Pauli nachgewiesen
zu haben. Von ihm stammt auch der erste Versuch, das
neugestellte systematische Problem in Angriff genommen zu haben
. Darum stellt auch Strege das Problem „im Sinne der Eschatologie
und Mystik Albert Schweitzers" heraus und seine umfängliche
und sorgfältige Kenntnis der Bücher Schweitzers macht es
ihm leicht, klare Bilder zu zeichnen.

3. Strege ist weder Albert Schweitzers noch mein Schüler, so
dankbar auch er uns beiden verbunden bleibt. Er ist noch weniger
in die neue Schweizer Schule einzureihen, die unter der Führung
von Martin Werner den Liberalismus in der Schweiz neu aufleben
läßt, sondern er ist ein Systematiker eigener Prägung, der in dreißig
Jahren emsiger Arbeit in der Stille seines Pfarrhauses eine
Frage immer wieder stellt und zu lösen versucht, die bei der Spezialisierung
der historischen Fächer gegenüber den systematischen
immer wieder beiseite geschoben wird. Sein diszipliniertes Denken
und sein unermüdlicher Forschersinn hat auch eine ganze
Reihe von druckfertigen Büchern hergestellt. Es wird Zeit, daß
die Diskussion über seine Lebensarbeit von der systematischen
wie von der praktischen Theologie mit allem Ernst aufgenommen
TV,'* l" Auseinandersetzung mit ihm eine neue Wendung der
f !u'ug'e herbeigeführt wird. Es ist aber auch erwünscht für eine
fruchtbare Diskussion, wenn die beiden in diesem Buch angezeigten
Fortsetzungen veröffentlicht werden.

Inzwischen geht auch die historische Forschung an der
„Botschaft des Neuen Testaments" weiter. In dem soeben ausgedruckten
Schlußband II, 2 meines Werkes werden auch eschatologische
Konsequenzen gezogen in bezug auf die Offenbarung
Gottes, den Heiligen Geist, das Gebet und die Kirche, die Taufe
und das Herrenmahl, dann aber auch die damaligen Einwände
gegen die eschatologische Botschaft bis zu Porphyrie« und die
theologischen Gegeneinwände der Urkirche dargestellt. Der Verfasser
wird gebeten, auch diese Nachweise für seine systematische
Besinnung in Betracht zu ziehen.

Martin AIb e rtz f

B Ii n zier, Josef: Der Prozeß Jesu. Das jüdische und das römische
Gerichtsverfahren gegen Jesus Christus auf Grund der ältesten Zeugnisse
dargestellt und beurteilt. 2., erweit. Aufl. Regensburg: Pustet
19?5. 224 S. 8°. DM 9.-; Lw. DM 11.-.

Die erste Auflage (1951) dieser historisch-juristischen Untersuchung
des Prozesses Jesu war in ThLZ 76 (1951), Sp. 682
—68 3 als eine nüchterne, sachkundige und kenntnisreiche Darstellung
der Passionsgeschichte von der Verhaftung Jesu bis zur
Kreuzigung gewürdigt worden. Es war dort weiter gesagt worden,
daß die an sich für einen breiteren Leserkreis geschriebene Darstellung
durch den erstaunlichen Umfang der benutzten Literatur,
einschließlich an entlegener Stelle erschienener ausländischer Arbeiten
, zum wissenschaftlichen Instrument wird und daß das
Werk als referierende Materialdarbietung für die zahlreichen mit
dem Prozeß Jesu zusammenhängenden Fragen seinesgleichen
nicht hat.

Es ist erfreulich, daß schon nach vier Jahren eine Neuauflage
erscheinen konnte; eine englische Übersetzung ist in Vorbereitung
, weitere Übersetzungen sind in Planung. Der Verfasser,
rrofessor für Neues Testament an der katholischen Philosophischtheologischen
Hochschule in Passau, der sich in der Zwischenzeit
durch seine überaus gründliche und sorgfältige kritische Arbeit
über „Das Turiner Grablinnen und die Wissenschaft" (o. J. =
1952) ein großes Verdienst um die Forschung erworben hat, hat
in der Neuauflage den Aufriß der Erstauflage beibehalten; die
Übersichtlichkeit hat dadurch gewonnen, daß die ursprünglich am
Schluß zusammengefaßten Exkurse jetzt in das Korpus des Buche«
eingefügt sind; außerdem sind sie um einen Exkurs XII „Zur
Archäologie der Kreuzigung" (S. 188—190) vermehrt worden, der
die Vollzugsweise dieser grausamen Hinrichtungsstrafe zum Gegenstand
hat. Die seit der ersten Auflage erschienene Literatur
ist gründlich verarbeitet; trotz vergrößerten Satzspiegels ist der
Umfang des Werkes von 171 auf 224 Seiten angewachsen. Bei
der Überarbeitung hat der Verf. gelegentlich auch seine Auffassung
zum Vorteil des Buches revidiert. So war, um ein Beispiel zu