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Ausgabe:

1957 Nr. 3

Spalte:

186-187

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Lys, Daniel

Titel/Untertitel:

A la recherche d'une méthode pour l'exégèse de l'Ancien Testament 1957

Rezensent:

Fohrer, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 3

186

ismus einschließlich: diesem wird dadurch — nach den Ergebnissen
der neuesten Forschung sicherlich zu Recht — ein Platz innerhalb
der iranischen Religionsgeschichte und im Zusammenhange mit
ihrer Tradition zugewiesen.

Ein zweiter Teil des Buches behandelt in historischer Abfolge
die in Iran zutage getretenen Religionen: das vor-zoro-
astrische System, dann ausführlich Zoroaster selbst, den er in
manchem anders sieht als E. Herzfeld und W. Henning (dabei werden
auch neuere Versicherungen, er habe erweislich im 6. Jhdt.
v. Chr. gelebt, scharf zurückgewiesen: S. [82], Anm. 61). Indem
W. den iranischen Einfluß auf das Mandäertum stärker hervorhebt
, als dies bisher geschah, kann er auch das mandäische Erbe
im Manichäimus in die iranische Linie dieser Religion hineinstellen
. Mit einer Übersicht über den Mithraskult und die nach
W. sterile zoroastrische Restauration unter den Sassaniden klingt
die Arbeit aus; nur in einem Ausblick streift er die ungelösten
Fragen der religiösen Lage Ostirans zu Beginn des Mittelalters
und die Nachwirkung iranischen Gedankengutes im Islam.

Auch wenn W.s Stellungnahme zu einzelnen Fragen und
seine Hereinnahme völkerkundlicher Parallelen in religionsgeschichtliche
Untersuchungen (gegen die J. C. Tavadia leidenschaftlichen
, nach W. parteiisch gefärbten Widerspruch erhoben
hatte) gewiß zu manchen Erörterungen führen und dadurch zu
neuen Forschungen anregen wird, so ist mit diesem Buche doch
eine Art von Meilenstein in der Erforschung der iranischen Religionsgeschichte
erreicht, der einen klaren Ausblick nach hinten
und nach vorn ermöglicht, auch dadurch, daß W. an so vielen
Stellen auf Forschungslücken hinweisen muß, deren Ausfüllung
erst zu einem einigermaßen abgerundeten Bilde der religiösen
Vorstellungen in Iran führen wird.

Hamburg Bertold Spuler

Bhagavadgita. Gesang des Erhabenen. Aus dem Engl, übertragen
von Ilse Krämer. Zürich: Rascher 1954. 215 S. kl. 8° = Das
Erbe des Ostens. Lw. DM 15.30.

Gita-Übcrsetzungen kann es nicht genug geben. Die dieser
deutschen Ausgabe zugrunde liegende englische Übersetzung
stammt von Swami Prabhavananda und Christopher Isherwood
(„The Song of God"). Diese Übertragung erhebt den Anspruch,
...einfach, klar und — soweit wie möglich — wortgetreu zu bleiben
" und will zwei Gefahren vermeiden: eine in gelehrten Büchern
oft auffindbare allzu komplizierte Ausdrucksweise und
ebenso die Gefahr, daß statt einer Übersetzung eine „mehr persönliche
Ausdeutung" gegeben wird. Aber auf S. 10 wird gesagt,
man habe sich, weil es äußerst wortgetreue Übersetzungen genug
gäbe, „um eine Auslegung bemüht", wobei man sich der großen
klassischen Kommentarwerke bediente: von Sankara, Sridhara
Swami, Madhusudana Saraswati und Sri Aurobindo Ghose (Essays
über die Gita). Deren Erläuterungen sind der vorliegenden Version
„einverleibt" worden. Die Arbeit ist keine Paraphrase des
Textes, der leicht gekürzt ist.

Nach der Meinung der Übersetzer machte es sich nötig, daß
hinduistisch angefüllte Wörter unübersetzt blieben. Ich begrüße
das um der Klarheit willen sehr, wie ich mich denn in meinen
Übersetzungen aus dem Tamil selbst an diesen Grundsatz gehalten
habe, um dem Synkretismus keinen Vorschub zu leisten.

Die Übersetzung scheint mir — mit allen Vorbehalten, die
jeder Übersetzung gegenüber zu machen sind — gelungen und
flüssig zu sein. Dem Verständnis des eigentlichen Inhaltes wird
durch ein Vorwort, eine Einleitung (S. 13—30) und eine Darlegung
über „Gita und Mahabharata" (S. 31—41) vorgearbeitet.
Zwei Anhänge handeln von der Kosmologie der Gita und über
„Gita und der Krieg". Da heißt es S. 214: „In Wahrheit aber
kann die Gita den Krieg weder gutheißen noch verdammen, weil
sie keiner Handlung einen unbedingten Wert beimißt, weder als
etwas Gutes noch als etwas Schlechtes. Die Gita erfüllt ihre Botschaft
, indem sie uns warnt, andere zu verurteilen."

Über den Standpunkt der Übersetzer wird der Leser nicht
im Zweifel gelassen: es wird, wie das heute weithin üblich ist -
auch bei Radhakrishnan — der reine Synkretismus gelehrt, der
m. E. abzulehnen ist. Die Gita wird „ein Evangelium" genannt
(S. 9). Es wird versichert: „Die gleichen Begriffe sind mit dem

Christentum vereinbar...", wenngleich auch zugegeben wird,
daß es „für den orthodoxen Christen keine Identität zwischen
dem Funken und Gott gibt" (S. 19). Daneben aber wird daran
festgehalten, daß es „den höchsten gemeinsamen Faktor aller Religionen
, die Ewige Weisheit gibt". „Die Menschen können durchaus
gute Christen, Hindus, Buddhisten und Mohammedaner bleiben
und doch, auf den Grundlehren der Ewigen Weisheit fußend,
in voller Übereinstimmung und Harmonie leben" (S. 29).

Halle/S. _ Arno Lehmann

Benz, Ernst: „Jenseits von Ost und West?" Bemerkungen eines chinesischen
Christen zum Verhältnis der Weltreligionen.
Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte IX, 1957 S. 59—65.

Goldammer, Kurt: Die heilige Fahne. Zur Geschichte und Phänomenologie
eines religiösen Ur-Objektes.
Tribus, Zeitschrift für Ethnologie 4/5, 1954/55 S. 13—55.

K o o p s, Madelaine A.: rNÜSfZ — NOYZ — J1NEYMA.
Nederlands Theologisch Tijdsdirift 1 1, 1957 S. 161—172.

Löf, L. J. van der: Het Griekse denken.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 11, 1956 S. 91—109.

Pettazzoni, R.: Das Ende des Urmonothcismus?
Numen III, 1956 S. 156—159.

Rudberg, StigY.: Les manuscrits ä contenu profane du Mont-Athos.
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Trillhaas, Wolfgang: Das Unausweichliche der Religion. Ein Hinweis
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Monatschrift für Pastoraltheologie 46, 1957 S. 12—15.

W o e s t i j n e, Paul van de: Avieniana.

Classica et Mediaevalia XVII, 1956 S. 173—182.

W o 1 f f, Otto: Mensch und Übermensch bei Shri Aurobindo.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte IX, 1957 S. 41—55-

ALTES TESTAMENT

Lys, Daniel: A la Recherche d'une Methode pour l'Excgcsc de l'An-
cien Testament. (Chapitre d'introduction d'une these en preparation
sur „Emploi, portee et signification du terme NEPHESH dans
1 A.T.") Montpellier: Faculte de Theologie protestante de Montpellier
1955. VII, 73 S. gr. 8° = Etudes theologiques et religieuses
XXX, 3. ffr. 200.—.

Die Schrift bildet das erste Kapitel einer noch zu veröffentlichenden
Dissertation über den Begriff Sie will die verwendete
exegetische Methode rechtfertigen und damit einen Beitrag
zu den hermeneutischen Fragen überhaupt liefern. Nach Abkürzungsverzeichnis
und Bibliographie (S. IV—VII) behandelt sie
sehr kurz in § 1 „Position du probleme" (S. 1—3) und § 2 „La
rcvelation dans l'histoire" (S. 3—8) und anschließend ausführlich
ln § 3 „Eternite ou histoire" (S. 8—41), § 4 „Le dynamisme de
la rcvelation" (S. 41—58) und § 5 „Langages et message. Exegese
et theologie biblique" (S. 5 8—72). Nach den bisherigen Versüßen
, eine christologische Interpretation des AT mittels eines
heilsgeschichtlichen Aufrisses oder auf Grund der Verwendung
des AT im NT zu begründen, versucht Lys nunmehr, eine Begründung
aus dem AT selbst herzuleiten — aus dem, was die Verfasser
der atl. Bücher selbst gemeint haben und was dies in dem
fortschreitenden, aber doch einheitlichen Fortgang des Offenbarungsprozesses
bedeutet. Die zu verwendende Methode ist die
Typologie.

Die Typologie, die jeden Text vom „Milieu" der Geschichte
ausgehend erklärt, gibt der „Ewigkeit" den Primat, berücksichtigt
aber zugleich die „Geschichte" in einem Augenblick, in dem
die Ewigkeit sich verkörpert und von dem aus sie ihre Inkarnation
vorbereitet, und vermeidet auf diese Weise den Widerspruch
zwischen dem ewigen „Wort" und den menschlichen Wörtern.
Die Typologie verwirklicht die Einheit der Offenbarung, auf die
es entscheidend ankommt. Denn die kanonische Einheit des AT
bekräftigt diese Einheit der Offenbarung und den Anspruch der
atl. Verfasser, zu der fortschreitenden oder „dynamischen" Offenbarung
Gottes etwas beizutragen. Und die kanonische Einheit
der Bibel bekräftigt, daß diese Einheit der Offenbarung in Jesus
Christus gipfelt und daß alle atl. Offenbarung nur seinetwegen
geschehen ist. Die Offenbarung ist „dynamisch", weil es von Anfang
an ein bestimmtes Ziel gibt, auf das jeder Teilabschnitt in