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1956 Nr. 3

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 3

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es bleibt die Frage, wie sich dieser Zug mit dem thomistischen
Grundcharakter von Eckharts Spekulation verträgt. Der besondere
Wert des Buches liegt in der Kraft der Mitempfindung, mit
der die Welt der Eckhartschen Gotteserfahrung ausgebreitet wird.
Vielleicht hätten dafür die Erörterungen über die ontologischen
Fragen zugunsten der deutschen Texte etwas zusammengedrängt
werden können, die auch sonst jetzt in den Eckhart-Darstellungen
gegenüber den lateinischen Funden oft über Gebühr zurücktreten.

Heidelberg Heinrich Bornkamm

Backes, I.: Der Sentenzenkommentar des Petrus Spitznagel von
Frankfurt.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 110—118.
Baron, Roger: L'influence de Hugues de Saint-Victor.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 56—71-
Dondaine, Hyacinthe-F.: Cognoscere de Deo .quid est'.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 72—78.
Glorieux, P.: Autour de la liste des ueuvres de Gerson.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 95—109.
— La collection authentique des sermons de saint Bonaventure.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 119—125.
Grignaschi, Mario: Le Röle de l'aristotelisme dans le „Defensor

Pacis" de Marsile de Padoue.

Revue d'Histoire et de Philosophie religieuses 3 5, 195 5 S. 301—340.
Kaeppeli, Thomas et B e n o i t, Pierre: Un Pelerinage dominicain

inedit du XIVU siecle.

Revue Biblique 62, 1955 S. 513—540.
Kockelmans, A.: Aristoteles' definitie van de verandering en de

sdiolastiek.

Tijdschrift voor Philosophie 17, 195 5 S. 663—689.

Oedingen, K.: Idiota de Sapientia. Platonisches und Anti-platonisches
Denken bei Nikolaus von Cues.
Tijdschrift voor Philosophie 17, 1955 S. 690—698.

S m a 11 e y, B.: Gerard of Bologna and Henry of Ghent.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 125—129.

Trapp, Damasus: The Portiuncula Discussion of Cremona (ca. 1380).
New Light on 14th Century Disputations.

Recherches de Theologie ancienne et medievale 22, 1955 S. 79—94.

K1HCHENKUNDE

Die Kirche. Bericht der theologischen Kommission für Glauben
und Kirchenverfassung. Veröffentlicht im Auftr. d. Ausschusses für
Glauben und Kirchenverfassung im ökumenischen Rat der Kirchen.
Berlin: de Gruyter 1955. 82 S. 8° = Kleine Texte für Vorlesungen
und Übungen, begründet v. H. Lietzmann, hrsg. v. Kurt Aland, 176.
DM 5.-.

Unter den Kleinen Texten für Vorlesungen und Übungen
erschien kürzlich als Band 176 der Bericht der theologischen Kommission
für Glauben und Kirchenverfassung, wie er zur Vorbereitung
der Konferenz von Lund 1952 erarbeitet worden war.
Wenn auch die ökumenische Periode, in welcher die gegenseitige
Kenntnis von Leben und Lehre der anderen Kirchen herausgestellt
wurde, inzwischen zum Abschluß gekommen ist, so ist doch
eine solche Arbeitshilfe für die theologischen Seminare nach wie
vor wertvoll.

Die Schärfe und Klarheit der Sicht, die theologische Durchdringung
der Tatbestände und zugleich die Besonnenheit und
Brüderlichkeit des Urteils ist vorbildlich für jegliche theologische
Arbeit überhaupt. Ob Übereinstimmungen und Gegensätze oder
die theologischen, traditionalistisch erklärbaren Hintergründe
zur Darstellung kommen, — ob die Gesamtlage in ihren Schwerpunkten
und die damit gegebenen Ansätze für eine fruchtbare
Diskussion besprochen werden, — ob die damals in den Jahren
vor Lund viel gestellte Frage nach der etwaigen Darbietung einer
Ecclesiologie des Ökumenischen Rates behandelt wird, immer
wird Wesentliches zu diesen Sachverhalten beigetragen. Wenn
auch heute neue Impulse aufgetreten sind, so ist doch vieles über
die neuen Faktoren in der heutigen theologischen Situation und
über die Entwicklungskräfte in der Theologie Gesagte keineswegs
überholt. Darum hoffen und wünschen wir, daß ein solches Studienheft
manchem Studenten die Freude an der Beschäftigung
mit ökumenischen Fragen und Aspekten stärke und erhalte.

Berlin Martin Burgwitz

Hardt, Karl [Hrsg.]: Bekenntnis zur katholischen Kirche. Mit Beiträgen
von Martin G i e b n e r, Rudolf Goethe, Georg K 1 ü n-
der, Heinrich Schlier. Würzburg: Echter-Verlag [1955] 193 S.
8°. Lw. DM 7.50.

„Meine lieben Brüder! Ich habe weder eine konfessions-
kundliche Studie des Protestantismus noch eine Apologetik des
Katholizismus geben wollen. Mein Anliegen war es, Ihnen zu
sagen, wie ich geführt wurde." Diese Worte, die in dem Aufsatz
Dr. Georg Klünders, eines ehemaligen brandenburgischen evangelischen
Pfarrers, stehen (112), könnten ebensogut in der Wir-
Form als eine Art Leitmotiv über das ganze Buch gesetzt sein.
Die vier Konvertiten, die alle ehedem evangelische Theologen
waren und in der letzten Zeit zum römischen Katholizismus übergetreten
sind, bemühen sich betontermaßen, weder eine Abrechnung
mit der Kirche zu halten, die sie verlassen haben, noch in
allzu deutlicher Weise für die Kirche zu werben, deren Glieder
und Priester sie geworden sind, sondern einfach zu erzählen, welches
ihr Weg war. Natürlich gelingt das nicht gleichmäßig gut.
Am stärksten setzt sich eine antiprotestantische Einstellung durch
in dem Beitrag von Martin Giebner, ehemaligem Pfarrer von
St. Johannis in Crimmitschau i. Sa. Am wenigsten ist in dem
Aufsatz von Rudolf Goethe, zeitweise Oberregierungsrat im hessischen
Kultusministerium, von einer „Absage" an den Protestantismus
zu spüren. Er hat lange in beiden Konfessionen gelebt,
und vermutlich hätte er (das muß man seinen Worten wohl entnehmen
) den Schritt in die andere Konfession gar nicht getan,
wäre ihm nicht als Verheiratetem die Möglichkeit geboten worden
, doch Priester zu werden.

Es bestehen natürlich auch noch andere Unterschiede zwischen
den Beiträgen. Das ästhetische Moment hat für Giebner
eine recht bedeutsame Rolle gespielt; die reichen Gottesdienste
haben ihn von der Konfession weggezogen, deren Gottesdienste
ihm allzu dürftig erschienen. Georg Klünder hat viel Wahrheit
und viel Echtes in seiner alten Kirche gefunden, aber immer isoliert
, während er dann „die Kirche" entdeckte, „die Kirche", die
die Fülle hat. Während Giebner einer Abneigung gegen die
Bekennende Kirche Ausdruck gibt und dabei auch Tatsachen nicht
zutreffend berichtet (vgl. 40; an der Spitze gerade der sächsischen
Landeskirche hat in der in Rede stehenden Zeit nicht ein Theologe
der Bekennenden Kirche gestanden!) ist der Weg Goethes
durch die Bekennende Kirche und eine ernste, hingebungsvolle
Arbeit in ihr in die katholische Welt gegangen. Auch regelrecht
Gegensätzliches steht in dem Buche: Im allgemeinen ist die historisch
-kritische Behandlung der Heiligen Schrift in der evangelischen
Theologie eine auf die Dauer nicht tragbare Belastung der
Verfasser des Buches gewesen. Heinrich Schlier, der ehemalige
Bonner Neutestamentier, berichtet hingegen, daß er auf einem
echt protestantischen Wege in „die Kirche" geführt worden sei,
dureh ein exaktes Schriftstudium; und er scheut sich nicht, zu erklären
: „Die den historischen Phänomenen wirklich offene historische
Forschung ist ja auch eine Weise der Erhellung der
Wahrheit" (175).

Selbstverständlich hat das Buch doch eine stark werbende
1 endenz. Am peinlichsten wirken die etwas sehr deutlichen Hinweise
auf die durch den Heiligen Vater dem evangelischen Pfarrer
eröffnete Möglichkeit, in seiner Ehe zu bleiben und doch die
Priesterweihe und einen Dienst in der Seelsorge, wenn auch der
außerordentlichen, zu erhalten. Die Bekenntnisse, wie hilfreich
es den Verfassern gewesen sei, daß sie ohne antikatholischen
Komplex aufwachsen durften, lassen recht genau erkennen, welches
Nahziel das Buch verfolgt: Abbau antikatholischer Komplexe
und Bemühung um eine dem Katholizismus freundliche Atmosphäre
bei den Protestanten. Daß die Verfasser darüberhinaus
noch mehr wollen, nämlich ermuntern, ihren Weg zu gehen, ist
nicht zu übersehen.

Einen wohltuenden Eindruck macht das Buch dadurch, daß
alle Schärfe und alle massiven Werbemethoden vermieden sind,
natürlich. Die Echtheit ihrer Heimkehrerfreude wird man bei den
vier Männern nicht in Zweifel ziehen dürfen. Daß das Stehen in
der ersten Freude auch sehr auf die Grenzen ihrer Ausführungen
hinweist, sollte nicht verkannt werden: Was dem evangelischen
Christen Not bereitet am Papstkirchentum, wird zunächst über-
jangen oder verharmlost. Daß ein mit absoluter Autorität aus-