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Ausgabe: | 1956 |
Spalte: | 118 |
Kategorie: | Philosophie, Religionsphilosophie |
Autor/Hrsg.: | Holzamer, Karl |
Titel/Untertitel: | Grundriss einer praktischen Philosophie 1956 |
Rezensent: | Hessen, Johannes |
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der Lieder des neuen Evangelischen Kirchengesangbuches, entscheidend
gefördert hat. Sie hat sich deshalb auch gern unter die
große Schar der Gratulanten mit eingereiht.
Berlin Oskar Söhn gen
Bednar, Frantisek: Die erste Abendmahlsagende der böhmischen
Brüderunität.
Theologische Zeitschrift 11, 1955 S. 344—360.
Küry, Adolf: Zur Liturgischen Bewegung der römischkatholischen
Kirche im deutschen Sprachgebiet. II.
Internationale Kirchliche Zeitschrift 45. 1955 S. 165—192.
Letter, P. de: The meaning of Extreme Unction.
Bijdragen. Tijdschrift voor Philosophie en Theologie 16, 1955, S. 258
bis 270.
Löscher, Hermann: Kreuzkantorat, Kreuzchor und Kreuzalumnat zu
Dresden.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 72, 1955 S. 184
bis 270.
PHILOSOPHIE UND HELIGIONSPHILOSOPHIE
Hartmann, Nie: Ästhetik. Berlin: de Gruyter 1953. XI, 476 S.
Lw. DM 34.-.
Im Frühjahr und Sommer 1945 schrieb Hartmann in Berlin
mitten im Zusammenbruch seine Ästhetik. Die spätere Überarbeitung
des Manuskripts ist leider über das erste Drittel nicht
hinausgekommen. Aber auch so ist das Werk nach Inhalt und
Form eine Glanzleistung.
Wie Hartmanns Ethik materiale Ethik ist, so seine Ästhetik
materiale Ästhetik. Und wie jene, so ist auch diese auf dem
Wertgedanken aufgebaut: sie ist weder Form- noch Norm-, sondern
Wertästhetik. Als Oberbegriff aller ästhetischen Werte gilt
ihm das Schöne. Dieses ist also nicht ein genus des ästhetisch
Wertvollen, neben dem andere genera (das Erhabene, Anmutige,
Komische usw.) stehen, sondern diese sind die species des
Schönen.
Was ist nun das Schöne? Nach Hegel ist es „das sinnliche
Scheinen der Idee". An diese Wesensbestimmung knüpft Hartmann
an. Nach ihm gibt es im ästhetischen Gegenstand einen Hintergrund
inhaltlicher Art, der nicht real ist, aber in einem realen
Vordergrund erscheint. Dieser Hintergrund ist das Eigentliche
in ihm, um dessentwillen der reale Vordergrund da ist. Der
letztere ist nur Träger der Form, die ihn erscheinen läßt. Das
Schöne hängt demnach am Zusammenhang von Vorder- und
Hintergrund, d. h. am Erscheinungsverhältnis. Weder der Vordergrund
noch der Hintergrund konstituiert den ästhetischen Gegenstand
, sondern beide zusammen. Ästhetische Werte sind
Werte eines Verhältnisses zwischen beiden. Dieses ist ein sehr
eigenartiges. Es ist das Erscheinen eines idealen Hintergrundes
in einem realen Vordergrund oder anders gesagt die Transparenz
des Vordergrundes für den Hintergrund. Dementsprechend
muß das künstlerische Schaffen bestimmt werden als das Erscheinenlassen
eines geistigen Gehalts in einem sinnlichen Stoff.
Im Lichte dieser Grundkonzeption betrachtet Hartmann die
verschiedenen Künste und gibt dann in eindringenden Analysen
eine Wesensbestimmung der obengenannten species des Schönen
. So hat er ein Werk geschaffen, das eine wahre Fundgrube
'ür den Ästhetiker bedeutet und das jeder ästhetisch Interessierte
nur mit größtem Gewinn lesen kann.
Köln (ohannes Hessen
Brentano, Franz: Grundlegung und Aufbau der Ethik. Nach den
Vorlesungen über „Praktische Philosophie" aus dem
Nachlaß hrsg. v. Franziska Mayer-Hillebrand. Bern: Francke
1952. XXIV. 424 S. 8°. DM 22.-; geb. 26.50.
Für die Kenntnis der Ethik Brentanos (f 1917) waren wir
bisher auf die kleine Schrift „Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis"
(1889) angewiesen. Diese Abhandlung, die zu zeigen versucht,
daß wir im Besitz eines unmittelbaren Wertmaßstabes für „gut"
und „schlecht" sind, hat die ethische Forschung außerordentlich
befruchtet. Aber auf ihren knapp vierzig Seiten war naturgemäß
manches mehr angedeutet als ausgeführt, mehr behauptet als bewiesen
. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, daß die Ethik-Vorlesungen
Brentanos, in denen er seine Anschauungen in extenso entwickelt
hat, nun endlich eine Veröffentlichung erfahren haben.
Der vorliegende Band der Gesamtausgabe der Werke Brentanos
enthält Gedankengänge, die der Philosoph 1876 niedergeschrieben
und später mehrmals als Kolleg in Wien vorgetragen hat. Der
gewaltige Stoff ist in sechs Abschnitte gegliedert: Von den Prinzipien
der ethischen Erkenntnis, Vom höchsten praktischen Gut,
Von der Freiheit des Willens, Von der Sittlichkeit im allgemeinen,
Von den sittlichen Vorschriften im einzelnen. Von der Verwirklichung
der sittlichen Vorschriften. Manche Lehren Brentanos
haben sich durch die namentlich von Scheler und Hartmann weitergetriebene
Forschung als unhaltbar erwiesen. Dahin gehört vor
allem die einseitige psychologische Fundierung der Ethik sowie
die Lösung des Problems der Willensfreiheit, das durch Hartmanns
Ethik auf ein neues Niveau gehoben worden ist. Trotzdem enthält
der Band so viele wertvolle Gedanken und Anregungen, daß
man der Herausgeberin für ihre mühevolle Arbeit danken muß.
Sie hat sich damit ein hohes Verdienst um die philosophische Ethik
und ihre jüngste Geschichte erworben.
Köln Johannes Hessen
H o 1 z a m e r, Karl: Grundriß einer praktischen Philosophie. Freiheit,
Toleranz, Sittlichkeit, Ressentiment. Frankfurt/M.: Verl. J.Knecht
— Carolusdruckerei [1951]. 184 S. 8°. Lw. DM 7.20.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen dieses für weitere Kreise
bestimmten Büchleins stehen die für das praktische Leben so wichtigen
Begriffe: Freiheit, Toleranz, Sittlichkeit, Ressentiment. Da
sich in der Philosophie keine Einzelfrage unabhängig vom Ganzen
der philosophischen Wahrheit fruchtbar behandeln läßt, wie der
Verfasser mit Recht betont, gibt er zunächst eine Einführung in
die Philosophie, ihren Gegenstand und ihre Methode und legt die
erkenntnistheoretischen Fundamente für den aufbauenden Teil.
In diesem bietet er eine Grundskizze der Ethik als praktischer
Philosophie und bemüht sich um eine Aufhellung der genannten
ethischen Begriffe.
Man wird dem Verfasser das Zeugnis ausstellen müssen, daß
er in einer auch dem philosophischen Laien verständlichen Sprache
seine Gedanken entwickelt hat. Besonders wertvoll scheinen mir
seine Ausführungen über das Problem der Willensfreiheit zu sein.
Weniger glücklich, weil zu sehr durch die scholastische Tradition
bestimmt, ist seine Stellungnahme zu wesentlichen Punkten der
heutigen Wertethik, insbesondere zur Frage der Werterkenntnis.
Ein kleines Versehen ist ihm unterlaufen bei der Zitierung des
Johannesevangeliums (S. 143), in dem es (8, 32) nicht heißt:
Veritas liberabit nos, sondern v o s.
Köln __Johannes Hessen
Hessen. Johannes, Prof. D. Dr.: Die Methode der Metaphysik.
2. Aufl. Bonn: Dümmler [1955]. 64 S. 8°.
Kwant, R. C: De historie en het absolute. Kritische analyse van de
opvatting van Merleau-Ponty.
Tijdschrift voor Philosophie 17, 1955 S. 255—305.
Z o c h e r, Rudolf: Philosophie in Begegnung mit Religion und Wissenschaft
. München/Basel: Reinhardt [1955]. 79 S. 8°. DM3.— ; Lw. 4.80.
SYSTEMATISCHE THEOLOGIE
Volk, Hermann, Prof. D. Dr.: Emil Brunners Lehre von dem Sünder.
Münster: Regensberg 1950. XIX, 246 S. gr. 8°. Lw. DM 9.80.
Der katholische Verfasser vollzieht in diesem Buche eine
ausführliche Auseinandersetzung im Grunde mit der ganzen Anthropologie
E. Brunners, und zwar keineswegs in der Absicht
konfessioneller Polemik, sondern neben der Kritik unter dem
Gesichtspunkte, was katholische Theologie von diesem Versuch,
reformatorische Lehre vom Menschen als Sünder im Denken der
Gegenwart auszudrücken, lernen könnte. Das Buch ist, ohne von
der offiziellen katholischen Lehre abzuweichen, doch ein Beweis
dafür, wie stark deutscher Katholizismus in Polarität zur Reformation
und zum Protestantismus steht und sich sogar von daher
die Gesichtspunkte für die Interpretation der kirchlichen Lehre
geben läßt. Es gibt eine sehr gründliche und sachliche, z. T. jedoch
etwas breite und ermüdende Wiederholungen nicht scheu-