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Ausgabe: | 1956 Nr. 2 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Neuzeit |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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113 Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 2 114
tschechischen Exulanten eine tiefgreifende Einwirkung auf ihre
Umgebung ausübten. W. zeigt hier die Verbindungslinien in großer
Ausführlichkeit auf und verfolgt die Schicksale der Exulanten
bis zu ihrem endgültigen Aufgehen in ihrer deutschen Umgebung
in der ersten Hälfte des 19. Jhdts.: ein natürlicher Vorgang nach
so langer Emigration und nach dem Heranwachsen mehrerer Generationen
, denen Böhmen nicht mehr Heimat war und die auch
wirtschaftlich voll und ganz in ihre deutsche Umgebung eingegliedert
waren. Unter diesen Umständen war eine Weitergabe der
lebendigen Tradition der Exulanten an die Erwecker des tschechischen
und slowakischen Nationalbewußtseins im 19. Jhdt. nur in
sehr beschränkten Umfange möglich; das literarische Erbe und die
wissenschaftliche Beschäftigung mit ihm haben viel stärker gewirkt
.
W.s vorliegendes Werk schließt sich der stattlichen Reihe
seiner Veröffentlichungen an, die auf die religiöse und kulturelle
Entwicklung des 18. und 19. Jhdts. viel neues Licht werfen. Der
lebendige deutsch-slawische Geistesaustausch jener Zeit, die religiösen
Bewegungen bei Deutschen und Slawen und ihr Verhältnis
zum Protestantismus, aber auch zum Katholizismus sind Sachgebiete
, die bisher in einer solchen Zusammenschau nicht imme/
ausführlich genug betrachtet worden waren. Sie werden auch durch
die vorliegende Arbeit des Verfs. wesentlich deutlicher erkennbar;
darin liegt ihr Wert für die Geschichte der drei hier in Frage
stehenden Völker.
Hamburg Bertold Spuler
Do eh ring. Bruno, Prof. D.: Das Domkandidatenstift zu Berlin. Ein
geschichtlicher Rückblick zur Hundertjahrfeier. Mit einem Anhang:
Die Aufgaben des Predigerseminars heute. Von Dr. Ulrich Seeger.
Berlin: Verlag „Die Kirche" [1954]. 79 S., 8 Taf. 8°. DM4.80.
Die kleine Broschüre stellt eine von der Kirchenkanzlei der
Evangelischen Kirche der Union herausgegebene Festschrift zur
hundertjährigen Wiederkehr des Gründungstages des Berliner
Domkandidatenstifts am 7. April 18 54 dar. Der bekannte Berliner
Domprediger Doehring gibt darin einen kurzen Abriß der
Geschichte dieses altpreußischen Predigerseminars bis zu seiner
Zerstörung am 1. Mai 1945. Wir erhalten ein lebendiges Bild von
den diese Geschichte bestimmenden Persönlichkeiten, die meist
auch gleichzeitig an der Spitze der altpreußischen Unionskirche
standen und ihren Geist verkörperten und unter denen der Begründer
, Hofprediger Hoffmann, und Männer wie Rudolf Kögel,
Dryander und Conrad besonders hervorragten. Die Darstellung
weckt nicht nur in dem ehemaligen Domkandidaten manche Erinnerungen
, sondern zeigt wie in einem Brennpunkt Größe und
Grenze dieser hundertjährigen altpreußischen Kirchengeschichtsepoche
. Auf der einen Seite spüren wir etwas von dem Segen,
der von diesem geistigen und geistlichen Zentrum der Kirche alt-
preußischer Union ausgegangen ist, anderseits wird an dieser Geschichte
deutlich, daß die Katastrophe über dieses Haus und die
ganze altpreußische Kirche nicht von ungefähr gekommen ist, so
etwa, wenn von dem Ephorus Wilhelm Faber 1896-1898 die
symptomatische Anweisung für die Aktualität der Predigt berichtet
wird (S. 25): „Namentlich, was König und Vaterland, Kaiser
und Reich angeht, gehört in den Bereich der Predigt, wobei allerdings
die Parole lauten muß: national, aber nicht politisch!" Den
innerlich und z. T. auch äußerlich unter die Räder gekommenen
Menschen der Jahrhundertwende, dem die „aktuelle" Predigt in
erster Linie hätte gelten müssen, hatte man offenbar noch gar
nicht gesehen, ©der was soll man dazu sagen, wenn selbst Dryander
Anfang August 1914 in seiner Predigt vor dem Deutschen
Reichstag die Situation durch das Bibelwort deutete: Ist Gott
für uns, wer mag wider uns sein? (S. 30)
Der Anhang der Schrift bietet einmal Dokumente, die uns
einen interessanten Einblick in das geistige und geistliche Leben
des Domkandidatenstifts in seinen Anfängen gewähren. Ferner
behandelt der Wuppertaler Predigerseminarsdirektor Dr. Seeger
wichtige Fragen der heute noch keineswegs befriedigenden praktischen
Ausbildung unseres Pfarrernachwuchses. Schließlich zeigen
uns die Tafeln am Schluß des Büchleins Einzel- und Gruppenbilder
aus der Geschichte des Domkandidatenstifts sowie seine heutige
Ruine.
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LITURGIEWISSEN SCHAFT
UND KIRCHENMUSIK
Mainz
W. Wieaner
Koschmieder, Erwin: Die ältesten Novgoroder Hirmologicn-
Fragmente hrsg. Lfg. 1 u. 2. München: Verlag d. Bayer. Akademie d.
Wiss.; in Komm. C.H.Beck, München 19 52/55. II, 317 S. u. 109 S.
4° = Abhandl. d. Bayer. Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. N. F. H. 3 5
u. 37. DM 54.- u. 25.—.
Die vorliegenden 2 Bände des bedeutenden Münchener Sla-
visten füllen eine Lücke aus, die sich in der Erforschung altrussischer
Kultur schmerzlich bemerkbar machte. Während die schöne
Literatur, die theologischen und historischen Texte und die
Rechtsurkunden in der altkirchenslavischen und russisch-kirchen-