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Ausgabe: | 1956 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Mittelalter |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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109 Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 2 HO
ob nicht auf die Texte selbst hätte größere Sorgfalt gelegt werden müssen
. Gerade für Übungen ist zu verlangen, daß die Textgestaltung —
wenn schon auf einen textkritischen Apparat verzichtet werden muß,
um den Preis nicht noch höher zu treiben — wirklich einwandfrei ist,
d. h., daß Konjekturen der Herausgeber auch als solche bezeichnet werden
: S. 8 Zeile 2 z.B. ist ngoxilvfi/ia Konjektur von Wieseler, die
Rehm zwar in den Text aufgenommen hat, die aber doch Konjektur
bleibt. In Nr. 6 ist einmal die Unsicherheit der Überlieferung notiert,
zweimal aber nicht. Bei Nr. 13 (Tertullian) macht sich unangenehm bemerkbar
, daß Kraft die neuere Ausgabe von Borleffs ( = Scriptores Chri-
stiani Primaevi IV, 1948) nicht benutzt hat. Ein Vergleich zeigt, daß
der Text an vielen Stellen anders aussehen müßte. Ahnliches gilt für
die Synodalkanones, bei denen Mansi, Hardouin und Hefele die Vorlage
hergaben, was eigentlich nicht genügt.
Diese Fehler lassen sich in einer 2. Auflage wohl leicht beseitigen
. Und daß es bald zu einer solchen verbesserten 2. Auflage
kommen möge, kann man diesem nützlichen Heft nur wünschen
. Ein Literaturverzeichnis gibt dem Benutzer die Möglichkeit
, sich in die mit den Texten zusammenhängenden Probleme
einzuarbeiten.
Bonn W. Schneemelcher
KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER
Albertus Magnus, O.F.P.: De Bono. Primum ed. H. Kü h 1 e,
C. Fee k es, B Geyer, W.Kübel. Münster: Aschendorff 1951.
XXXII, 332 S. 4° = Sancti Doctoris Ecclesiae Alberti Magni O.r.F.
Episcopi Opera omni a. Ad fidem codicum manusenptorum
edenda, apparatu critico notis prolegomenis indieibus instruenda cu-
ravit Institutum Alberti Magni Coloniense Bernhardo Geyer prae-
side. Tom. XXVIII, huius editionis numerus currens l. Kart. DM
67.—, Hldr. DM 80.50.
Zu den großen kritischen Ausgaben der Werke des Thomas,
Alexanders von Haies, Bonaventuras und neuerdings auch des
Duns Scotus ist nun eine erste kritische Gesamtausgabe der Schriften
Alberts des Großen getreten. Die „Editio Coloniensis" wird
vom Kölner Albertus-Magnus-Institut unter der Leitung B. Geyers
besorgt. Nach zwanzigjähriger Vorbereitung konnte der
erste der geplanten vierzig Bände der Ausgabe erscheinen. Der
vorliegende Band enthält die bisher ungedruckte Summa de Bono.
Der Text ist unter Zugrundelegung von elf Handschriften gestaltet
worden. Vorangestellt ist eine Einleitung über Abfassungsverhältnisse
, Beziehungen zu anderen Schriften Alberts, textkritische
Fragen. Ein den Text begleitender doppelter kritischer
Apparat gibt über die Varianten sowie über die scholastischen
Querverbindungen der Argumente Alberts und der von ihm geführten
Auseinandersetzungen Auskunft. Die Beziehungen der
Gedanken Alberts nicht nur zu Aristoteles, Augustin, Boethius
usw., sondern auch zu den arabischen Aristoteleskommentatoren,
zu Alexander von Haies, zu Philipp dem Kanzler treten auf diese
Weise klar hervor. Angehängt sind Register der Schriftzitate und
der angezogenen Autoren und dankenswerterweise auch ein ausführlicher
und sorgfältig gearbeiteter Begriffsindex. Dadurch wird
dem NichtSpezialisten der Zugang zu dem Werk erheblich erleichtert
.
Die Summa de Bono ist ein Frühwerk Alberts. Es entstand
zwischen der Summa de Homine und dem Sentenzenkommentar.
Bei seiner Abfassung hatte Albert ein ähnliches Werk Philipp
des Kanzlers vor Augen. Alberts Summe gliedert sich in fünf
Traktate. Der erste Traktat behandelt das Gute als solches, seine
begriffliche Einheitlichkeit, sein Verhältnis zum Sein und zum
Wahren, seine Einteilung, die Umstände als Bedingungen des Guten
, seine Beziehung zu Freiheit und Tugend. Im Mittelpunkt
der folgenden vier Traktate steht je eine der vier Kardinaltugenden
. Besonders ausführlich sind die Traktate über die Mäßigkeit
(tt. 3) und über die Gerechtigkeit (tr. 5) gehalten. Der Traktat
über die Mäßigkeit schließt Erörterungen über Selbstbeherrschung
, asketisch-jungfräuliche Reinheit und über die Leidenschaften
in sich. Der Traktat über die Gerechtigkeit ist naturrechtlich
und theologisch von hohem Interesse.
Die historische Bedeutung der Summe Alberts über das Gute
erhellt daraus, daß hier zum erstenmal die ethischen Lehren des
Aristoteles in einem systematischen Werke eingehende Berücksichtigung
fanden. Schon diese eine Tatsache ist geeignet, die
Wichtigkeit der Edition des Werkes ins rechte Licht zu rücken.
Heidelberg Wolfhart Pannenberg
Fuhrmann, Horst: Studien zur Geschichte mittelalterlicher Patriarchate
. 3. Teil.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 72, 195 5 S. 95
bis 183.
Grass, Franz: Das Bernhardjubiläum 1953 im Spiegel des Schrifttums.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 72, 1955 S. 415
bis 421.
Gross, Julius: Ur- und Erbsünde in der „Physiologie" des Johannes
Scotus Eriugena.
Zeitschrift für Kirchengeschichte LXVI, 1954/55 S. 254—271.
Häring, B. u. Vereecke, Louis: La Theologie Morale de S. Thomas
d'Aquin ä S. Alphonse de Liguori.
Nouvelle Revue Theologique 87, 1955 S. 673—692.
Klinkenberg, Hans Martin: Der römische Primat im 10. Jahrhundert
.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 72, 1955 S. 1
bis 57.
Pf äff, Volkert: Die Kardinäle unter Papst Coelestin III. (1191—1198).
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 72, 195 5 S. 58
bis 94.
Vincke, Johannes: Zu den Konzilien von Perpignan und Pisa.
Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte
50, 1955 S. 89—94.
KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT
Blanke, Fritz: Luthers Humor. Scherz und Schalk in Luthers Seelsorge
. Hamburg: Furche-Verlag [1954]. 47 S. kl. 8° = Furche-Bücherei
Nr. 102. DM 1.80.
Das liebenswürdige Büchlein erzählt von Luthers Brief an
seinen Kurfürsten vom 9. 7. 1535 in Pestgefahr, vom Brief an
Buchholzer (4. 12. 1539) über Freiheit in Zeremonien, von der
Klage der Vögel über Sieberger, von Trostbriefen an Käthe Luther
auf der Fahrt nach Eisleben 1546 und vom Koburger Brief
über den Reichstag der Dohlen. Ein Schlußkapitel handelt über
Humor und Glaube bei Luther; hier wird auch nach dem Humor
als Mittel der Menschenbeeinflussung bei Luther gefragt. Ergebnis
: der Humor war Luther ein Hilfsmittel gegen Pathetik und
Schwermut. ,,Im Humor ist Demut. Wer über sich selbst lachen
kann, ist demütig." Aber „wo es um die letzten Entscheidungen
geht, hört bei Luther der Humor auf". Zustimmend wird R. Nie-
buhr zitiert: „Das Lachen hat seinen Platz in den Vorhöfen; im
Allerheiligsten ist Lachen aufgehoben."
Rostock O. Holtz
Auer, Alfons: Die vollkommene Frömmigkeit des Christen. Nach
dem Enchiridion militis Christiani des Erasmus von Rotterdam.
Düsseldorf: Patmos-Verlag [1954]. 260 S. 8°. DM 15.—.
Die Untersuchung, die der katholisch-theologischen Fakultät
Tübingen als Habilitationsschrift vorlag, will ein Beitrag zur Geschichte
der Moraltheologie und darüber hinaus ein „bescheidener
Beitrag" zur Erasmus-Forschung sein. Der Verf. baut auf der ihm
gründlich bekannten Erasmusforschung auf und setzt sich (beinahe
zu oft) mit ihr auseinander. Gegenüber der scharfen Kritik,
die Joseph Lortz an Erasmus geübt hat, stellt Auers Bewertung
der erasmischen Persönlichkeit und Frömmigkeit einen positiven
Beitrag katholischer Erasmusforschung dar. Auer macht sich frei
von einer apriorischen dogmatischen Reglementierung der erasmischen
Gedankenwelt und spricht Erasmus eine echte Frömmigkeit
zu. Ohne diese echte Frömmigkeit hätte er nicht die Askese
der Arbeit und die Unbedingtheit des Strebens drei Jahrzehnte
hindurch aufgebracht und hätten auch seine Bemühungen um wahre
christliche Frömmigkeit schwerlich den unbestreitbaren Erfolg
haben können. Auch der Verf. sieht Erasmus als homo duplex.
Das ergibt sich aus seiner gesamten geistigen und psychischen Organisation
. Seine Einsicht in die Grenzen der Erkenntnis läßt skeptisch
werden gegenüber der scholastischen Terminologie, die dem