Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1956

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

105

106

bei das Hintergründige, die Mehrdeutigkeit, das Symbolisch-Beziehungsreiche
der Ausdrucksweise des Evangeliums und die kontemplative
oder meditierende Art seiner Gedankenbewegung. Ob der Verfasser
dabei in seinem Bemühen, das zu verdeutlichen, was er in Anlehnung
an ein aus Luk. 2, 19 herangezogenes griechisches Wort mit etwas kühner
Philologie das „zusammenfügende Denken" des Evangelisten nennt,
immer ganz glücklich ist, bleibe dahingestellt.

Erlangen H. Strathmann

D°dd, C. H.: Some Johannine „Herrnworte" with Parallels in the
Synoptic Gospels.

New Testament Studies 2, 1955 S. 75—86.
E 11 i s, E. Earle: A Note on Pauline Hermeneutics.

New Testament Studies 2, 1955 S. 127—133.
Leaney, Robert: The Resurrection Narratives in Luke (24,12—53).

New Testament Studies 2, 1955 S. 110—114.
Moule, C. F. D. and S t e p h e n s o n, A. M. G:. R. G. Heard on Q

and Mark.

New Testament Studies 2, 195 5 S. 114—118.
Sanders, J. N.: Peter and Paul in the Acts.

New Testament Studies 2, 1955 S. 133-143.
Turner, Nigel: The Relation of Luke 1 and 2 to Hebraic Sources

and to the Rest of Lukc-Acts.

New Testament Studies 2, 1955 S. 100—109.

KIRCHEN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Bu'st, Werner, S. J.: Das Grabtuch von Turin. Forschungsberichte
und Untersuchungen. Frankfurt/M.: Knecht-Carolusdruckerei [1955].
'44 S., 34 Abb. auf Taf. gr. 8°. Lw. DM 12.80.

Das sogenannte Turiner Grabtuch scheint auch weiterhin ein
unerschöpfliches Thema zu sein. Meine optimistische Hoffnung,
daß die eindringliche und gründliche Arbeit von J. Blinzler, die
in dieser Zeitschrift (ThLZ 79, 1954, 105—107) besprochen
Wurde, der Erkenntnis zum Siege verhelfen würde, daß „dieses
Tuch nun endgültig aus der wissenschaftlichen Diskussion zu verschwinden
" habe, hat sich nicht erfüllt. Werner Bulst, S. ]., hat
Jetzt zur Feder gegriffen und in einem Buch erneut die Echtheit
verteidigt. „Forschungsberichte und Untersuchungen" nennt er
seine Arbeit im Untertitel und bringt damit zum Ausdruck, was
auch im Vorwort expressis verbis gesagt wird, daß das Buch,
• •aus einer langjährigen persönlichen Zusammenarbeit mit zahlreichen
Fachgelehrten erwachsen, mit Historikern und Exegeten
ebenso wie mit Kunst- und Textilhistorikcrn und Medizinern",
n der Tat werden nun mit einem Eifer, der einer besseren Sache
wert wäre, alle bisherigen „Forschungen" und allerlei neue Lösungsversuche
aus den verschiedensten Sparten zusammengetra-
S°n, um die Echtheit — die natürlich von vornherein feststeht -
Ztt_„beweisen".

'n dem Abschnitt „Zur Geschichte des Turiner Grabtuches"
1X13—23) versucht Bulst klar zu machen, daß das dokumentarische
u d'*^-3' ^V0F a"cm das Memorandum des Peter von Arcis von 1389
na die damit zusammenhängenden Urkunden) für die Frage der Echt-
eit ""er Unedhtheit des Tuches keine Beweiskraft hat. Schon in dic-
em Abschnitt fällt die merkwürdige Methode des Verf. bei der Inter-
^"at,°n von Quellen und Tatsachen auf: „Auch das mehr als tau-
11° ü l 8e Stillschweigen ist... noch kein zwingender Beweis für die
Serif(S'21)- Nadl einem kurzen H'nweis auf die „Stellung
r Kirche' (S. 24—25), aus dem hervorgeht, daß zwar keine lehramt-
«me Entscheidung erfolgt sei, daß ab:r „die lehrende Kirche ... in nicht
turü'i61} lhrer Ver,reter eine positive Einstellung zum Turiner Graball
? .ek,undet" 's-25). wehrt sich B. dagegen, daß man die Grundlage
l elten uber das Grabtuch - bekanntlich nur ein paar Photo-
m> ~ Frage steIlt: Dic Photographie gibt den Gegenstand
natu natur8"etzlid> begründeter Treue wieder" (S. 27), ist also für dic
des ^Wl"cn^naftlidle, textilgcschichtliche und medizinische Erörterung
schifti °S durdlaus hinreichend - man braucht kein Naturwissen-

kunstiej.2Uiein' um das zu bezweifeln. Weiter werden Textilbefund,
Neu u Und ^''geschichtliche Fragen erörtert, ohne daß viel
keit ieboten wird- Interessant ist, daß B. offenbar mit der Möglich-
stusda u' daß das Turiner Grabtuch auf die historisierenden Chri-
könnte ( ?C" Seit dem 4' Jahrhundert von Einfluß gewesen sein
sich nied j^i" darin nicln ecflte Erinncrung an den historischen Jesus
"Aen Kimitn r Wclcl,c Aussidltcn fur dic Geschichte der altchrist-
Es folgt nun eine Erörterung der Probleme, dic mit

„Kreuz und Kreuzigung bei den Römern" zusammenhängen (S. 43—50)
und dann ein Bericht über „die ärztliche Forschung zum Turiner Grabtuch
" (S. 51—66). Die vom Verf. befragten Autoritäten (meist Mediziner
, aber offenbar mit beachtlichen Nebenämtern: „Vizepräsident der
katholischen Aktion Italiens", „Präsident der päpstlichen Akademie der
Wissenschaften") seien immer wieder von der vollkommenen Wirklichkeitstreue
überrascht und meinen, die Erscheinungen auf dem Tuch nur
als „Abdruck eines wirklichen menschlichen Leichnams, und zwar eines
Gekreuzigten", erklären zu können (S. 66).

„Der große Prüfstein für den Echtheitsanspruch des Turiner Tuches
ist aber das Neue Testament" (S. 66), und ihm gelten nun die „exegetischen
und archäologischen Untersuchungen zum Begräbnis Jesu"
(S. 70—88) des Buches. Hier versucht B„ alle Einzelheiten des Begräbnisses
Jesu zu klären, vor allem die Frage der Tücher steht natürlich
zur Behandlung. Erstaunlich ist, wie es B. scheinbar gelingt, alle Widersprüche
zwischen Johannes und den Synoptikern zu beseitigen. So kann
er denn in seinen Schlußfolgerungen das als Endergebnis buchen, was
von Anfang an feststand: „Wir dürfen uns darum der ehrlichen Überzeugung
hingeben, daß uns Menschen des 20. Jahrhunderts im Turiner
Grabtuch ein Zugang zu Christus geschenkt ist, wie wir es nie zu hoffen
gewagt hätten" (S. 94). Ausführliche Anmerkungen, die weitgehend
der Polemik (besonders J. Blinzler muß als Gegner herhalten) gewidmet
sind, unterbauen die Ausführungen, 34 Bilder sollen sie ergänzen.

Es lohnt sich kaum, nun im einzelnen all das, was an diesem
Buch verkehrt ist, zurechtzurücken. Der Leser sei auf die beiden
inzwischen schon erschienenen Besprechungen von katholischer
Seite verwiesen, in denen die Einzelheiten diskutiert werden:
P. Gaechter, S. J., in Zeitschrift für katholische Theologie 77,
1955, 344—348 („Und wer die lange Anm. S. 128—30 über den
apologetischen Wert des Turiner Tuches liest, legt das Buch aus
der Hand mit dem erfreuenden Bewußtsein, daß wir zur Stütze
unseres katholischen Glaubens nicht derart unsicherer Faktoren
bedürfen": S. 348), und Joseph Blinzler in Klerusblatt, München,
35, 1955, 156—162. Es sei ferner noch hingewiesen auf einen
Aufsatz von J. Blinzler: 0(-)()NIA und andere Stoffbezeichnungen
im „Wäschekatalog" des Ägypters Theophanes und im NT: Phi-
lologus 99, 1955, 158—166; dort hat Blinzler eine Einzelfrage
erörtert, die für die Gesamtdiskussion von Bedeutung ist.

Ich möchte nur noch einmal zwei grundsätzliche Punkte hervorheben
: 1. Die gesamte Diskussion des Grabtuches leidet darunter
, daß bisher keine wirklich exakte wissenschaftliche Untersuchung
des Tuches erfolgt ist, da es bisher dafür noch nicht freigegeben
ist. Die Photographie ist — trotz der gegenteiligen Behauptung
von Bulst — keine Grundlage für irgendwelche sicheren
Aussagen. Von Gefühlen, Wünschen und Ressentiments getragene
Phantasien sind keine Wissenschaft, auch wenn Naturwissenschaftler
sie vortragen!

2. Auch auf die Gefahr hin, daß der Verf. dieses Budies midi
nicht mehr zu den „gläubigen Christen" (S. 74) rechnet, kann ich
nicht zugeben, daß der Bericht des Johannesevangeliums über Tod
und Begräbnis Jesu ein exakt-historischer Bericht (im modernen
Sinn) sei. Hier würde ich auch Blinzler widersprechen müssen.
Schon die synoptischen Erzählungen sind keine Reportagen, die
sich in allen Einzelheiten nun archäologisch-historisch auswerten
lassen. Und Johannes erst recht nicht! Wer das versucht, verkennt
den kerygmatischen Charakter der Evangelien. Das bedeutet aber
weiterhin, daß das ganze Unternehmen, nun dic Berichte der
Evangelien miteinander harmonisieren zu wollen und dann alle
Details eines jüdischen Begräbnisses dort wiederzufinden, äußerst
fragwürdig ist und von falschen Voraussetzungen ausgeht.

Weil diese beiden Punkte immer wieder übersehen werden,
ist die ganze Debatte so unerfreulich, unergiebig und tendenziös.
Die Echtheit des Turiner Tuches würde allerdings auch bei einer
Beachtung dieser Voraussetzungen kaum zu beweisen sein, weil
es ein Machwerk des 14. Jahrhunderts ist.

Bonn W. Schneemelcher

Lundström, Sven: Übersetzungstechnische Untersuchungen auf dem
Gebiete der christlichen Latinität. I.und: Gleerup 1195 5]. 312 S.
gr. 8° = Lunds Universitets Arsskrift, N. F. Avd. 1. Bd. 51. Nr. 3.

skr. 30.—.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß die außerdeutschen klassischen
Philologen sich seit Jahrzehnten in viel stärkerem Maße
mit textkritischen und sprachgcschichtlichen Problemen beschäftigen
, die durch die in lateinischer Sprache vorliegenden Väter-