Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1956 Nr. 2

Spalte:

97-99

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Warns, Johannes

Titel/Untertitel:

Lehrbuch des neutestamentlichen Griechisch 1956

Rezensent:

Michaelis, Wilhelm

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

97 Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 2 98

auch ein archäologisch einwandfreier Text. Was dann an biblischen
Hinweisen geboten wird, mag so sein, wie es v a n D e u r-
s e n gemacht hat, oder wie es in der schweizer Ausgabe vorliegt
. Wie wäre es, wenn der Verlag das Pelican-Buch von
W. F. Albright, Archaeology of Palestine in Übersetzung
samt den guten Abbildungen herausbrächte? Ein Vorschlag zur
Güte! Wesentlicher ist dem Rezensenten, daß das „Biblische
Bildwörterbuch" durch ein anderes, archäologisch zuverlässigeres
und nicht beim Erscheinen um Jahrzehnte veraltetes ersetzt wird.

Güttingen Kurt Oa Hing

Wies heu, Johannes: Persönlichkeiten der Bibel. Mit 32 Abbildungen
nach Zeichnungen von Gustave Dore hrsg. München: Hueber 1955.
XII. 480 S. 8°. Lw. DM 16.80.

Der Verfasser ist als Herausgeber eines Handbuches für den
Bibelunterricht für obere Volksschulklassen und höhere Lehranstalten
, das bereits in vierter Auflage erschienen ist, als ein
Pädagoge von Rang im Dienste des katholischen Bekenntnisses
ausgewiesen. Sein neues Werk will die biblische Geschichte in
Einzelbildern vom Wirken und Wesen der wichtigsten Persönlichkeiten
darstellen, um so den Zusammenhang der Heilsgeschichte
leicht verständlich zu machen und überall durch Verweise
auf die biblischen Grundstellen zum Lesen und Verstehen
der Bibel anzuleiten. Die Gesamthaltung ist die der katholischen
Lehre. Für evangelische Christen bleibt Vieles fremdartig, zumal
da die Erträge der wissenschaftlichen Forschung in dem Streben
nach einer Gesamtharmonie meist unbeachtet bleiben. Von Adam
und Eva, Kain und Abel führt das Buch zu den Personen der
Patriarchenzeit, des Wüstenzuges, der Richterzeit, zu den Königen
, den Propheten, und über das Exil in die Makkabäerzeit,
(zusammen für das Alte Testament 372 Seiten), während das
Neue Testament (nur 127 Seiten) die „Heiligsten Personen" (Jesus
und Maria) voranstellt, denen die Personen um das Kind Jesus
, die Apostel, die Personen um Jesus, die gegen Jesus und die
Gestalten der Apostelgeschichte bis zu den ersten „Bischöfen der
Kirche", Timotheus und Titus folgen. Uns mutet es eigenartig
an, wenn Tobias, Judith, Ester und Mardochäus sowie die Makkabäerzeit
recht ausführlich behandelt werden, während die Personen
der Apostelgeschichte auf 20 Seiten erledigt werden. Für
katholische Benutzer dürfte das faßlich geschriebene und mit guten
Bildern nach Zeichnungen von Gustave Dore geschmückte
Buch recht lehrreich sein, eine willkommene Hilfe zum Lesen
der Bibel.

Tübingen Martin Schlunk

NEUES TESTAMENT

^"ns, Johannes: Lehrbuch des neutestamentlichen Griechisch. In

Zusammenarbeit mit Dr. R. Kücklich hrsg. v. F. Rienecker. 3., neu-
hearb. u. erweit. Aufl. Gießen-Basel: Brunnen-Verlag [1954]. XVI,
230 S. 8°. Hlw. DM 12.-.

Das vorliegende Werk ist nicht wie das in dieser Zeitschrift
77. Jahrg. 19 52 Sp. 616 angezeigte katholische Lehrbuch „Schola Verbi"
von Joseph Dey durch die Notwendigkeit veranlaßt worden, für Theologiestudenten
, die Griechisch erst nacharbeiten müssen, ein geeignetes
Hilfsmittel zu scharfen. Es war vielmehr von Anfang an vornehmlich
a's Unterrichtsmittel an Missions- und Predigerschulen gedacht und
sollte daneben auch „Bibelfreunden", die „aus Liebe zum Worte Gottes
gern das neutestamentliche Griechisch studieren möchten", zum
Selbstunterricht dienen (S. VII). Diesen Charakter hat das Buch auch
m seiner Neubearbeitung beibehalten. Erstmals war es 1924 erschienen,
sodann 1931 in einer zweiten erweiterten Auflage. Sein Verfasser
Johannes Wams, Prediger und Lehrer, ist 1937 gestorben, und das schon
vorher vergriffene Werk blieb verwaist, bis der Brunnen-Verlag und
°er jetzige Herausgeber sich zu einer neuen Auflage entschlossen.
Pfarrer Fritz Rienecker, seit 1949 theologischer Lehrer am Predigerseminar
St. Chrischona bei Basel, besonders bekannt durch seine Praktischen
Handkommentare zu Luk. und Eph., den schon in 8. Auflage
(22.—3 5. Tausend) vorliegenden Sprachlichen Schlüssel zum Griechischen
NT und die im Erscheinen begriffene Wuppertaler Studienbibel, war
ohne Zweifel bestens ausgerüstet für die weitere Betreuung des Lehrbuches
von Wams. Er konnte sich zudem die Mitarbeit von Dr. phil.
Keinhold Kücklich, Direktor des Predigerseminars der Evangelischen
Gemeinschaft in Reutlingen, sichern (die Lehrerkonferenz freikirchlichcr

Predigerseminare bekundete ihr Interesse an der Neubearbeitung, indem
sie Kücklich einen entsprechenden Auftrag erteilte). Kücklich hat den
4. Teil über die Syntax (§§ 120—134; S. 177—213) verfaßt. Der 1. und
2. Teil über die Lautlehre (§§ 1—6; S. 1—7) und die Formenlehre (§§
7—95; S. 8—98) sind, um ein rasches Erscheinen des Buches zu ermöglichen
und den Preis niedrig zu halten, unverändert, lediglich mit Beseitigung
von Druckfehlern photomechanisch aus der 2. Auflage übernommen
(S. IX). Neu ist der 3. Teil (§§ 96—119; S. 100—165). Er enthält
, speziell für das Selbststudium berechnet, „Tabellen zum Nachschlagen
und Wiederholen". Diese sind sehr viel ausführlicher als vergleichsweise
bei Dey, wo der entsprechende Abschnitt S. 141—163 umfaßt
, und sie stellen die von den Benutzern sicher sehr geschätzte eigentliche
Erweiterung gegenüber den bisherigen Auflagen dar.

Eine Eigenart des Lehrbuches von Wams liegt darin, daß der gesamte
Stoff in T e i 1 2 (und Teil 4) „von Anfang bis Ende dem NT
entnommen" ist (S. VIII), d. h. die 77 Übungsstücke, jeweils zum
Ubersetzen aus dem Griechischen und ins Griechische, enthalten nur Beispiele
aus dem NT, wie das auch in dem Lehrbuch von Dey der Fall ist.
Gegenüber dieser Fernhaltung des klassischen Griechisch sind daher die
gleichen Bedenken geltend zu machen wie seinerzeit in der Besprediung
des Buches von Dey (vgl. ThLZ 78, 1953 Sp. 6l2); nur läßt sich die
genannte Beschränkung des Stoffes bei dem Lehrbuch von Wams in Anbetracht
des Leserkreises, für den es geschrieben ist, eher rechtfertigen.
Daß es nicht ganz einfach sein kann, aus dem NT immer die geeigneten
Beispiele in genügender Zahl beizubringen, ist klar. In vielen Eällcn,
besonders zu Anfang von Teil 2, müssen, damit die Übungssätze überhaupt
verwendet werden können, Vokabeln und Formen mitgeteilt und
erklärt werden, die nach dem Gang des Budies eigentlidi erst an späterer
Stelle fällig wären. Besonders die Auswahl von deutschen Sätzen,
die ins Griechische übersetzt werden sollen, muß mitunter schwierig
sein. Wenn z.B. in dem die Komparation behandelnden § 32 in
Übung 30 (S. 34) der Satz vorgelegt wird: „Der Christus ist größerer
(Komp. von nokvs) Ehre würdig als (jtaga mit 4. Fall) Mose", so ist
bereits mißlich, daß in diesem kurzen Satz zwei Übersetzungshilfen
geboten werden müssen, und außerdem ist immer noch fraglich, ob der
Benutzer wirklich auf den Wortlaut von Hebr. 3, 3 gelangen wird.
Wünschenswert wäre überdies, wenn auch bei den deutschen Sätzen,
wie das bei den griechischen überall der Fall ist, zur späteren Nachprüfung
stets die Belegstellen angegeben wären. Es geschieht dies von
Übung 34 an bei den (nicht sehr zahlreichen) Beispielen aus der LXX,
aber erst von Übung 72 an bei den deutschen Sätzen aus dem NT.

Bei der Beschränkung auf Beispiele aus dem NT wird es, wenn
der Charakter des vorliegenden Lehrbudies nicht grundsätzlidi geändert
werden soll, auch bei einer künftigen Neubearbeitung sein Bewenden
haben müssen. Doch dürfte im Übrigen eine genaue Durchsicht
auch des Teiles 2, wie sie für diese Auflage aus äußeren Gründen unterbleiben
mußte, nicht ohne Ertrag sein. So ist gleich im zweiten Satz
von § l (S. 1) die summarische Gleichsetzung von Majuskeln und
Minuskeln mit großen und kleinen Buchstaben in dieser Form nicht
sachgemäß. Oder greifen wir als Beispiel den § 29 „Eigennamen und
ihre Deklination" heraus. Movoijs statt Maivoijs wird vermutlidi
nur ein Druckfehler sein, immerhin einer, der bei der Überprüfung der
2. Auflage nicht ausgemerzt worden ist. 'AmoVmq usw. ist eine heute
allgemein aufgegebene Akzentuierung. Daß Slficov ein hellenisiertes
2vftecöv wäre, ist mindestens mißverständlich ausgedrückt. Ferner war
es kaum nötig, die nur 2. Kor. 12,7 als Variante vorkommende Form
o 2aräv anzuführen und sogar vor ö 2azaväg zu nennen; zudem
handelt es sich hierbei gar nicht um einen Eigennamen und ist Großschreibung
nicht am Platz. Auf dieser S. 30 findet sich schließlich noch
eine kuriose Fußnote: im Deutschen könne man alle fremdsprachlichen
Eigennamen wie deutsche deklinieren, „d. h. die Eigennamen in allen
Fällen, außer dem Genetiv, unverändert lassen; wenn der 2. Fall ohne
Artikel gebraucht wird und bereits ein s hat, so wird ein ' hinzugefügt
, also Jesus' Christus'". Ob Wams selber das bei diesem Beispiel
wirklich so gehalten hat?

Es muß jedoch betont werden, daß Anstöße der genannten Art,
auf das Ganze von Teil 2 gesehen, bei weitem nicht so gehäuft auftreten
wie in § 29. Immerhin: auch Teil 2 wird künftig durch eine Überarbeitung
nur gewinnen können. Auch der Herausgeber wird darüber
nicht anders urteilen. Denn Teil 3, der sein Werk ist, zeigt, wie gewissenhaft
er arbeitet. Die Tabellen sind sehr praktisch angelegt, und
selten nur drängen sich Änderungswünsche auf. So etwa fragt man sich,
warum in der Tabelle der Stammzeiten der Verba contracta auf —dto
auf S. 121 bei vexßöoa das Perf. Pass. nicht angeführt ist, wo es doch
Rom. 4, 19; Hebr. 11, 12 belegt ist. Von § 106 an sind, was sehr verdienstlich
ist, die Formen, die im NT vorkommen, durch Unterstreidicn
hervorgehoben. Warum nicht auch die Präsentia? Von § 116 an ist am
Schluß jeder Tabelle das „Vorkommen im NT" (unter Einbeziehung
auch von Varianten) besonders zusammengestellt. Oftmals wird hierbei
eine Übersetzung geboten. Zahlreich sind erklärende Bemerkungen sowie
Verweise auf Blaß-Debrunner. Auch finden sich Zitate aus dem
Wörterbuch von Bauer, so S. 163 zu xdOtj/iai, ferner Bezugnahmen auf