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Ausgabe:

1956 Nr. 12

Spalte:

723-725

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Der Ursprung der Gottesidee ; 12,3.Abt.,6.Synthese der Religionen der asiatischen und der afrikanischen Hirtenvölker 1956

Rezensent:

Herrfahrdt, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 12

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deine Heldenkraft 17) und) deine (Wundertaten)170 hast du mir
geoffenbart, und ich erblickte (die Tiefe deiner Geheimnisse und
deines Erbarmens für alle Kinder)171 der Huld, und ich erkannte,
18) (daß)172 dir die Gerechtigkeit zugehört, und durch deine Hulderweisungen
wird (dem Mann Leben) zuteil, (aber die Sünde der
Verschuldung)173 wird aufhören ohne dein Erbarmen. 19) Mir
aber, mir wurde aufgetan eine Quelle der Trauer über bittere
Erfahrungen [.]17*. Mühsal blieb nicht verborgen vor meinen Augen
20) dadurch, daß ich erkannte menschliches Streben und die
Rückkehr des Menschen (zum Staube und alle seine Wege)1'6, die
zu Sünde und Kummer 21) über Verschuldung führen, und sie170
kamen in mein Herz und drangen in meine Gebeine177, (um eine
Fülle von Schmerzen anzutun), und um zu sinnen eine Meditation
22) des Kummers und des Seufzens178 auf der Zither des Leichen-
liedes für alle kummervolle Trauer und bittere Wehklage bis zur
Vernichtung des Frevels, (doch war es keine Züchtigung)179 noch
eine Plage zum Krankmachen. Und dann 23) will ich spielen auf
der Zither der Hilfetaten und auf der Freudenharfe (und auf der
Jubelflöte)1M) und auf der Lobpreisflöte unaufhörlich. 24) Und
wer unter allen deinen Geschöpfen vermag zu erzählen (die Fülle

1?u) Ergänzung nach VII 26 f. und IV 28 sowie XI 4: wbrzj pl'kh
hskltnj wgbwrtkh. Am Anfang von Z. 17 sind jtjkh zu npl'wtjkh zu
ergänzen.

171) Ergänzung nach 1 QS XI 19 und 1 QH VII 20: b'wmq rzjkh
wrhmjkh lkwl bnj.

172) Ergänzung: kj

178) Ergänzung nach VII 27: Yfi hjjjm w'wwn 'sm [hj. Ich lese gegen
Sukenik jklh und punktiere Qal.

"*) Lakune von ca. 3 cm Länge, für die ich weder aus dem Kontext
noch aus biblischen Anklängen heraus einen Vorschlag zu machen wage.

176) Ergänzung nach X 4: Tpr wkwl drkjw.

17s) Subjekt sind die Z. 20 genannten Gegenstände seines Erkennens.

17?) 'smj wie VII 4. Danach folgt ein Wort mit beginnendem Lamed,
das m. E. deutlich erkennbar ist. Es ist wohl ganz versuchsweise zu ergänzen
lgmwl rwb mk'wb[jm].

17H) Von 'nhh bis jgwn stehen die Wörter über der Zeile, von der
Hand des zweiten Schreibers geschrieben.

17*) Ergänzung sinngemäß nach VII 28 f. und XII 30 f.: w'jn twkht.

18°) Ergänzung: w'wgb gjlh. Diese Zusammenstellung ist biblisch
nicht belegbar, doch sind die beiden ersten Instrumente verwandt, so
daß auch für die beiden folgenden Instrumente ebenfalls Verwandtschaft
angenommen werden darf.

deiner Barmherzigkeit?)181 Durch ihrer aller Mund wird gepriesen
25) dein Name bis in alle Ewigkeiten. Sie werden dich preisen
nach Maßgabe ihrer (Einsicht, und alle Söhne des Himmels)182
lassen insgemein hören 26) mit dem Schall des Jauchzens. Und
nicht mehr werden sein Kummer und Seufzen und Frevel, (und
auch kein Rest wird ihnen bleiben)1*'. Und dann wird deine Wahrheit
erscheinen 27) zu immerwährender Herrlichkeit und ewigem
Frieden184. Gepriesen seist du, (Herr mein Gott,)1""' der du gegegeben
hast (dem Menschen)18" 28) Einsicht der Erkenntnis, um
zu verstehen deine Wunder (und deine Taten ohne Zah)l187 durch
die Fülle deiner Hulderweisungen. 29) Gepriesen seist du, Gott
der Barmherzigkeit und der Freundlichkeit, in der Größe deiner
(Kraft)188 und der Fülle deiner Wahrheit und der Menge 30) deiner
Hulderweisungen an allen deinen Werken. Es freut sich die
Seele deines Knechtes an deiner Wahrheit, und reinige mich
31) durch deine Gerechtigkeit, gleichwie ich harre auf deine Güte
und warte auf deine Hulderweisungen. Und für deine Vergebungen
32) hast du aufgetan meinen Muttermund, und in meinem
Kummer hast du mich getröstet, denn ich stützte mich auf deine
Barmherzigkeit. Gepriesen seist du, 33) Herr, daß du dieses getan
hast und gesetzt hast in den Mund deines Knechtes (Lobgesänge
und den Laut des Jubels)18" 34) und Flehen und Antwort
der Zunge, und mir hast du zubereitet das Werk (des Geistes
) [. .]1B0, 35) und ich werde (Kraft) zurückbehalten, (um mich
hinzustellen vor deine Herrlichkeit)181 [. . .] 36) aber du [. . .]
37) 'm [. . .] 38) w' [. . .]

181) Ergänzung: hmwn rhmjkh.

,8S) Ergänzung: ikm gegen Sukenik, der sp transkribiert. Weiter:
wkwl bnj smjm.

*") Ergänzung: wgm 'in s'rjt Imw nach 1 QSIV14.

18') 6 mm Sinnspatium hinter 'wlwm.

1S5) Ergänzung: 'dwnj 'lj oder '1 d'wt oder '1 'wlm. Danach 'sr.

ls6) Ergänzung: l'dm oder lbn 'dm.

187) Ergänzung: w'ljlwtjkh l'jn mspr. Vgl. Ps 78, 11.
18S) Ergänzung nach XIV 23: kwhkh.

188) Ergänzung: twdwt wqwl rnnh.

18°) Ergänzung: p'wlt rwh nach XV 22. Danach ca. 3 cm Lakune,

für die ich keinen Ergänzungsvorschlag mache.

181) Ergänzung nach X 11: kwh lhtjssb Ipnj kbwdkh. Die folgendenden
Zeilen 36 bis 3 8 sind nicht mehr mit Wahrscheinlichkeit ergänzbar
.

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Schmidt, P. Wilhelm t, S. V. D.: Der Ursprung der Gottesidee.
Eine historisch-kritische und positive Studie. Bd. XII; 3. Abt.: Die
Religionen der Hirtenvölker. VI.: Synthese der Religionen der asiatischen
und der afrikanischen Hirtenvölker. Hrsg. P. F. Bornemann
S. V. D. Münster/W.: Aschendorff 1955. XL, 960 S. gr. 8°.
DM 62.50; geb. DM 67.50.

Dieser Schlußband des großen Werkes bringt, wenn auch
leider unvollendet, die vergleichende Zusammenfassung der Ergebnisse
von Bd. VII bis XI, und zwar im I. Teil die Synthese der
Religionen der innerasiatischen Hirtenvölker, im II. Teil die der
Schamanismen dieser Völker und im III. Teil den Vergleich der
Religionen der innerasiatischen Hirtenvölker mit denen der afrikanischen
. Vom III. Teil ist nur noch der erste Abschnitt zusammenhängend
niedergeschrieben; der Rest ist in Fragmenten
hinterlassen. Der Herausgeber hat deshalb das Inhaltsverzeichnis
des ursprünglichen Gesamtplanes beigefügt, außerdem aus der
vorbereiteten Neuauflage des „Handbuchs der Religionsgeschichte
" den Abschnitt über das Höchste Wesen im Kulturkreis
der patriarchalischen Hirtenvölker, den P. W. Schmidt noch wenige
Wochen vor seinem Tode fertiggestellt hatte.

Die Anzeige des Schlußbandes sei zu einigen Betrachtungen
über den Charakter des Gesamtwerkes benutzt, anknüpfend an
meine Rezensionsabhandlung „Die kulturhistorische Ethnologie
P.Wilhelm Schmidts" in ThLZ 1944. Zwei Merkmale sind hervorzuheben
: P. W. Schmidt spricht als katholischer Christ, und
seine Arbeit ist zugleich auf strengste Wissenchaftlichkeit gerichtet
. Aber hier drängt sich uns heutigen Menschen die Frage auf:

Wissenschaftlichkeit in welchem Sinne? P. W. Schmidts Werke
zeichnen sich dadurch aus, daß er mit größter Vollständigkeit alles
erreichbare Material ausgewertet hat, nicht nur das eines engeren
Fachgebietes, der Religionsgeschichte, sondern die Ergebnisse
zahlreicher Spezialgebiete, die seinen Gegenstand berühren:
Sprachwissenschaft, Anthropologie, Psychologie, Soziologie, Kultur
-, Kunst- und Literaturgeschichte. Seine wissenschaftliche Aufgabe
in der Verarbeitung dieses Stoffes sieht er in der Erforschung
der ursächlichen Zusammenhänge; die gesamte Kulturentwicklung
soll gesehen werden als eine nach den Gesetzen von
Ursache und Wirkung verbundene Einheit. Die Methode der
„kulturhistorischen Ethnologie", die P. W. Schmidt hierbei in
Fortführung der Linie Ratzel-Frobenius-Graebner entwickelt hat,
zieht aus der Übereinstimmung einer Anzahl voneinander unabhängiger
Merkmale verschiedener Kulturen (Form- und Quan-
titätskriterium) Schlüsse auf ihren gemeinsamen Ursprung und
auf die Existenz von „Kulturkreisen". Auch bei Anerkennung
eines solchen, auf Erschließung lückenloser Ketten von Kausalzusammenhängen
gerichteten Forschungszieles sind die Ergebnisse
P. W. Schmidts, insbes. seine These vom Urmonotheismus, von
der Kritik in Zweifel gezogen worden. Der Verdacht liegt nahe,
daß P. W. Schmidt bei seiner ungeheuren Materialbeherrschung
in Versuchung gerät, für jede Folgerung, die in sein System paßt,
eine hinreichende Quantität »gemeinsamer Merkmale zwischen
zwei Kulturen zu finden. Heute setzt aber die Kritik auch im
Grundsätzlichen des wissenschaftlichen Zieles an. Ist es überhaupt
die wesentliche Aufgabe der Wissenschaft, Kausalzusammenhänge
festzustellen und in diesem Sinne zu einem lückenlosen Bild des
Weltgeschehens zu gelangen? Diese Zielsetzung war im 19. Jhdt.
von der Naturwissenschaft, wo sie sich erfolgreich bewährt zu