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Ausgabe:

1956

Spalte:

715-724

Autor/Hrsg.:

Bardtke, Hans

Titel/Untertitel:

Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften 1956

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von der weltlichen Natur des Rechtes. Nach Heckel hat die Reformation
des Glaubens auch eine Reformation der Rechtsidee
nach sich gezogen, was bisher nicht beachtet wurde. Der Rechtsbegriff
Luthers muß von seiner Rechtfertigungslehre her entwickelt
werden, seine Rechtslehre ist christozentrisch. Die Untersuchung
wird dadurch erschwert, daß Luther in seinem Sprachgebrauch
nicht einheitlich ist. Hedkel unterscheidet bei Luther
zwischen göttlichem Naturgesetz und positivem göttlichen Recht
einerseits, weltlichem Naturrecht und weltlichem positiven Recht
andererseits. Der Dualismus zwischen göttlichem Naturgesetz
und weltlichem Naturrecht ist nach Heckel von entscheidender
Bedeutung. Es ist mir fraglich, ob sich diese vierfache Unterscheidung
exakt durchführen läßt. Der Dekalog ist die vorbildliche
Fassung des weltlichen Naturrechtes, später heißt es vom
selben Dekalog, er „wiederholt das göttliche Naturgesetz, und
zwar in Gestalt eines positiven Gesetzes". Kirche und Ehe
sind die beiden einzigen Satzungen des positiven göttlichen
Rechtes; nicht dazu gehören Obrigkeit und Staat. Kann man
wirklich so trennen? Die lex dei wird nur durch die Offenbarung
erfaßt; die thomistische partieipatio legis aeternae ist
ausgeschlossen, weil die menschliche Natur gänzlich verdunkelt
ist. Das göttliche Gesetz ist lex charitatis und lex liber-
tatis. Luthers Rechtsbegriff ist geistlich; rechtmäßig ist ein Verhalten
, das aus vollkommener Liebe zu Gott geschieht. Heckel

j macht allerdings selbst darauf aufmerksam; „Ein solch geistlicher
Rechtsbegriff sperrt sich natürlich gegen die Einreihung in die
Kategorien der weltlichen Rechtsphilosophie"; er spricht damit
ein Bedenken aus, das man gegen seine Terminologie haben
kann. Einen „Christlichen Staat" kennt Luther nicht; der Staat

, gehört nidit in den Bereich des göttlichen Naturgesetzes. Norm
für das Kirchenrecht dagegen ist das göttliche Naturgesetz in der
Auslegung durch die lex Christi. Das „corpus christianum" ist bei

j Luther nicht ein geistlich-weltliches Gemeinwesen, sondern

| „Kirche in der Welt". Alles in allem ist Heckeis gelehrtes Werk
wohl der stärkste Angriff gegen die bekannte Sohmsche These
und ihre verhängnisvollen Auswirkungen, eine Fundgrube von

[ Anregungen und nachdenkenswertem Material über Luthers
Rechtsdenken; es wird die kritische Auseinandersetzung mit sich
auf Jahre hinaus beschäftigen müssen.

Die deutsche Lutherforschung stand und steht heute wieder
in lebhaftem Austausch mit der außerdeutschen, besonders mit
der in skandinavischen Ländern. Vor allem die Verlage Chr. Kaiser
-München und Vandenhoeck-Ruprecht-Göttingen haben sich
um die Übersetzung ausländischer Lutherliteratur Verdienste erworben
. Die deutsche Lutherforschung ist ein wichtiger Zweig
unserer Gesamttheologie. Mit ihren Problemen greift sie in unsere
heutige theologische Situation ganz entscheidend ein.

Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften

36. Die Loblieder von Quin ran III

Von Hans B a r d t k e, Leipzig

Kolumne VIII 1) [____] 2) [. .] deine Gerechtigkeit steht I men mit den ewigen Bäumen 13) trinkt er kein heiliges Wasser.

für immer fest, denn nicht [.] 3) [. .] th.1 ' nicht läßt er seine Frucht ersprießen zusammen mit (dem Heil)14

4) Ich preise dich, Herr, denn du2 hast mich an eine im trok-
kenen Land strömende Quelle versetzt, und eine Wasserquelle ist
im dürren Land, und Gewässer 5) eines Gartens in Eden zu dei

das aus den Wolken fällt; denn er sieht, ohne zu erkennen,
14) und plant, ohne der Lebensquelle zu glauben, und gibt (ein
Gebilde) ewiger (Kraft)15. Und ich, ja ich bin gewesen an den

nem Wohlgefallen3, PHanzung von Wacholder und Buchsbaum mit j daherflutenden (Gewalten)1« der Ströme, 15) daß sie ihren Schlamm
Zypressen insgesamt zu deiner Ehre , und Baume 6) des Lebens

sind am geheimnisvollen Quell, verborgen inmitten aller Bäume

gegen mich17 ausgeworfen haben.

16) Und du, o Gott, hast in meinen Mund gesetzt wie einen

am Wasser, und sie dienen dazu, einen Sproß zu einer ewigen i Frühregen für alle (Durstigen)1" und eine Quelle lebendigen Was-
Pflanzung wachsen zu lassen, 7) um Wurzeln zu schlagen, bevor ! sers, die nicht trügt, wenn sie auftut 17) den Himmel. Sie wei-
sie zum Blühen kommen, und ihre Wurzeln strecken sie zum I chen nicht und werden zum Strom, der (alle Wasserrinnen)19 überWasser
hin5, und dargeboten wird den lebendigen Wassern* sein ; flutet, und zu Meeren von unergründlicher Tiefe)20. 18) Plötzlidi

Wurzelstock, 8) daß er zur Ewigkeitsquelle wird, und in dem
Sproß über ihm werden alle (Tiere)7 des Waldes weiden. Und ein
Tretplatz ist sein Wurzelstock für alle, die des Weges daherkommen
. 9) Und sein Laubbehang dient allen Vögeln. Und alle (Bäume
) am Wasser* werden über ihm trügerisch sein, denn in ihrer
Pflanzung lassen sie sich irre führen 10) und senden keine Wurzel
zum Wasser", aber der den heiligen Sproß sprießen läßt zur
Pflanzung der Wahrheit, verbirgt, ohne 11) daß geachtet wird

lassen sie hervorfließen Verborgene, im Geheimen (fließen sie als
ständige Ströme,)21 und sie werden zu Wassern, die jeden frischen
und trockenen Baum erquicken. 19) Und eine Tiefe ist für alle
Tiere vorhanden", aber Fr(evler sind dazu bestimmt, wie) Blei
in mächtige Wasser (geworfen zu werden23, und werden sein
20) wie vom) Feuer (Verschlungene)2' und werden zuschanden.
Aber2'' die Fruchtpflanzung (wird an der ewigen Quelle groß werden
)20 zur herrlichen Wonne und (für immer spros)27sen. 21) Und

und ohne daß erkannt wird sein geheimnisvolles Siegel10. Und durch meine Hand hast du aufgetan ihre Quelle2H zusammen mit

du, o (Gott)11, schützest seine Frucht durch das Geheimnis der
Krafthelden 12) und der heiligen Geister und der wabernden1*

ihren Abteilungen und der Schar der Suchenden)28, um aufzuräumen
der richtigen Meßschnur entsprechend, und die Pflanzung3'

Feuerflamme. Nicht (berührt er die)13 Lebensquelle, und zusam- , Uy j:rgän2ung. jg

* . „ , , , c 15) Ergänzung: jsr kwh.

J) In der ersten Zeile lassen sich ca. drei Buchstaben in den bpu- i.) Ergän2Ung. fc^ von bz> Jes ]g 2 7 Ich nehme ein Nomcn
ren der unteren Teile erkennen. Auf Z. 3 sind nach den beiden sicher | ^walt" an.
letzten Buchstaben 9, 5 cm Fieiraum bis zum Ende der Zeile. Auf Z. 15
der gleichen Kolumne bleiben ca. 8 cm Freiraum nach dem letzten Wort
auf der Zeile, obwohl das in Z. 16 beginnende Stüde nicht die übliche
Eingangsformel der Hodajoth aufweist.

*) Die von Sukenik in seiner Transkription vorgeschlagene Ergänzung
dürfte sicher sein.

3) Ergänzung: b'dn Irswnkh.

*) Spatium von 5 mm zur Zeilenfüllung vor dem letzten Wort 'sj.
5) Jr 17, 8 ist die Vorlage. Das Verb steht aber hier im Plural, für
'1 jwbl hier ljwbl.

°) Die Kopula vor gz'w ist wohl zu streichen.

7) Ergänzung: hjjt. Das t ist links im Abstrich noch erkennbar.

8) Ergänzung: 'sj.
*) Hebräisch jwbl.

10) Hinter rzw 1, 5 cm Spatium auf der Zeile sinnbedingt.
") Ergänzung: 'I.

12) Transkriptions- bzw. Druckfehler bei Sukenik mthpkt.

13) Ergänzung: jggj' b oder jhjh.

17) Zitat aus Jes 57, 20.

18) Ergänzung: sm'jm.
Ergänzung: '(1 kwl 'pjkj).

J0) Ergänzung: h (qr thwm) nach Hiob 3 8, 16. Möglich ist auch h
(qr nstrwt) nach Sir 42, 19.

21) Ergänzung: nzlw knhrwt 'jtn nach Ps 74, 15. Das Nun finale
ist noch erkennbar.

") Hebr. Nominalsatz, dessen Verb im Deutschen ergänzt worden
ist.

") Ergänzung: w'wwljm hjw lhwsJk k.

") Ergänzung am Ende von Z. 19 und am Anfang von Z. 20: whjw
knbl'j.

25) Kleines Sinnspatium vor wmtt' von 5 mm.
J0) Ergänzung: jgdl '1 mqw(r).
") Ergänzung: (wpr)h l'd.

*8) Lesung mqwrm statt mqwdm in der Transkription von Sukenik.

M) Ergänzung: (mplg) jhm whbl hddwrljm.

30) Vor mtt' ca. 5 mm Spatium zur Zeilenfüllung.