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Ausgabe: | 1956 |
Spalte: | 705-716 |
Autor/Hrsg.: | Loewenich, Walther |
Titel/Untertitel: | Die Lutherforschung in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg 1956 |
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Ctieologtfdtie iLtteratutjettung
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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Profeesor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE «BERLIN
NUMMER 12
Spalte
Die Lutherforschung in Deutschland seit
dem 2. Weltkrieg. Von W.v.Loewenich 705
Der gegenwärtige Stand der Erforschung
der in Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften
36. Die Loblieder von Qutnran III.
Von H. Bardtke.......... 715
Arbesmann, R., s. Jordani de Saxonia . . 735
Bornemann, F., s. Schmidt, W...... 723
Buch heim, K.: Geschichte der christlichen
Parteien in Deutschland (F. Lau) .... 739
Delleman, Th. u. Hijmans, A.: Ehe und
Familie (zusgst. u. hrsg.) (R. Hupfeld) . . . 749
Eiswirth, R.: Hieronymus' Stellung zur Literatur
und Kunst (H. M. Werhahn) . ... 730
Oregoril Ariminensis: Super Primum et
Secundum Sententiarum (B. Oeyer) .... 733
Hespel, R.: Le Florilcge Cyrillien refute par
Severe d'Antioche (L. Abramowski) ... 731
Hijmans, A., s. Delleman, Th...... 749
Hümpfner, W., s. Jordani de Saxonia . . . 735
Jockel, R., s. Radhakrishnan, S...... 725
Jordani de Saxonia: Liber Vitasfratrum,
ed. R. Arbesmann et W. Hümpfner (L. Meier) 735
81. JAHRGANG
Spalte
Lauterburg, O.: „Nun danket alle Gott"
2. Aufl. (A. Stier)..........743
Lötz, J. B.: Kant und die Scholastik heute
(hrsg.) (P. Menzer)..........744
Mi eklem, N.: Was ist Religion?
(K. Ooldammer)...........725
Niemöller, W.: Die Evangelische Kirche im
Dritten Reich (W. Fresenius)......737
Percy, E.: Die Botschaft Jesu (J.Jeremias) . 728
Quoika, R.: Albert Schweitzers Begegnung
mit der Orgel (H.A.Metzger).....742
Radhakrishnan, S.: Indische Philosophie.
I. Uebers. v. R. Jockel (F. Melzer) . . . . 725
Scherg, Th. J.: Dalbergs Hochschulstadt
Aschaffenburg. I. Oeschichte der Karls-Universität
u. d. Bayer. Lyceums. II. Matrikelbuch
der Karls-Universität u. d. Bayer. Lyceums
(M. Simon)..........738
Schmidt, O.: Die Handhabung der Strafgewalt
gegen Angehörige des Deutschen Ritterordens
(H. Koeppen)............735
Schmidt, W.: Der Ursprung der Gottestdee.
Bd. XII, 3. Abt. VI., hrsg. v. F. Bornemann
(H. Herrfahrdt)...........723
Söhngen, O.: Kämpfende Kirchenmusik
(Fr. Haufe)............741
DEZEMBER 1J>56
Spalte
Steinbüchel, Th.: Vom Menschenbild des
christlichen Mittelalters (W. Pannenberg) . . 733
Steubing, H,: Der Kompromiß als ethisches
Problem (H. Thielicke)........743
Vi scher, L.: Die Auslegungsgeschichte von
1. Kor. 6, 1—11 (W. O. Kümmel).....726
Referate über theologische Dissertationen
in Maschinenschrift:
Schütz, H.-J.: Beiträge zur Formgeschichte
synoptischer Wundererzählungen .... 751
Schultze, H.: Die Oroßreichsidee Davids 752
Sick, H.: Melanchthon als Ausleger des Alten
Testaments............ 753
Berichte und Mitteilungen:
Lutherforschung in England 1945—1956
(O. Rupp)............. 753
Lutherforschung in den USA (O.W. Forell). 755
Lutherforschung in Frankreich (Th. Suess) . 759
Lutherforschung in Italien (V.Vinay) . . . 761
Neue Bücher ........... 765
Zum vorliegenden Heft....... 767
Die Lutherforschung in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg
Von Walther v. Loewenich, Erlangen
Die deutsche Lutherforschung hat ihren entscheidenden Ein- j ständiger Typus wirkte daneben die Theologie Luthers von
Erich Seeberg (1929 ff.); sie suchte die Verbindung zur Mystik,
zur Metaphysik, zur philosophischen und religiösen Spekulation
zu schlagen. Alles in allem: Die anderthalb Jahrzehnte von 1918
bis 193 3 waren umwälzend auf dem Gebiet der deutschen Lutherforschung
. Sie haben ein neues Lutherbild hervorgebracht, hinter
das wir nicht mehr zurückfallen dürfen. Ermöglicht war es durch
die Erschließung der initia Lutheri, theologisch motiviert sicher
auch durch den weltanschaulichen Wandel, der sich seit dem ersten
Weltkrieg vollzogen hat. Bei aller Verschiedenheit der Richtungen
ergab sich doch ein Gemeinsames: Luther war als lebendige
theologische Größe für Theologie und Kirche zurückgewonnen
. Von der Aufklärung bis zu Ernst Troeltsch war Luthers
Theologie bei aller Anerkennung ein Gegenstand der Kritik und
historischen Distanz gewesen; man denke nur an die berühmten
vier Punkte in Harnacks Dogmengeschichte und an die Verweisung
Luthers ins Mittelalter durch Troeltsch. Jetzt trat die Kritik
hinter der großen Entdeckerfreude zurück: Luthers großartige
theologische Konzeption ist in ihrer Gegenwartsbedeutung noch
gar nicht ausgeschöpft, sie ist nicht Vergangenheit, sondern
Zukunft.
Was sich seither, in den letzten rund 20 Jahren, in der deutschen
Lutherforschung theologisch ereignet hat, zehrt von dem
Erbe der Jahre 1918 bis 1933. Es ist weithin Ausbau, Vertiefung,
auch gelegentliche Zurechtrückung der gewonnenen Positionen.
Diese Arbeit war notwendig; wo Könige bauen, haben die Kärrner
zu tun. Aber es ist erfreulich, daß es nicht dabei blieb. Auch
in unserem Zeitraum beginnen sich neue Perspektiven abzuzeichnen
. Wenn ich recht sehe, sind es drei Fragenkreise, deren Bearbeitung
sich aufdrängt:
Luthers ökumenische Stellung, sein Verhältnis zum „Ka-
schnitt durch die Arbeit von Karl Holl erfahren. Sie ist methodisch
charakterisiert
1. durch die erstmalige systematische Verwertung der initia
Lutheri und
2. durch die Konzentration auf das Gottesbild.
Im Gottesbild wird die paradoxe Einheit in den Gegensätzen von
Zorn und Liebe, Verborgenheit und Offenbarung herausgestellt.
Damit führt Holl über das durch Albrecht Ritsehl bestimmte Lutherbild
hinaus, mit dem er andererseits durch den ethizistischen
Zug verbunden bleibt. Die Kritik an Holl setzte dementsprechend
an seiner Darstellung von Luthers Rechtfertigungslehre
ein, nach der die Rechtfertigung ein analytisches Urteil ist. Sie
bemängelte zweitens das Zurücktreten der Christologie hinter
der Bedeutung des ersten Gebotes. Wo der Inkarnationsglaube
nicht als Spezificum von Luthers Frömmigkeit betont wird, ergibt
«ich eine Calvinisierung Luthers. Die lebhafte Diskussion um
Holls Lutherdarstellung beweist aber gerade ihren epochalen Charakter
. Durch Holl wurde Luthers Theologie wieder in den
Mittelpunkt der eigenen systematisch-theologischen Besinnung
gerückt. Gewaltige neue Anregungen erhielt die Beschäftigung
mit Luthers Theologie durch das Aufkommen der „dialektischen"
Theologie. Die Anschauungen vom servum arbitrium, vom Gott
der Prädestination, vom Deus absconditus und von der theologia
crucis traten nun noch stärker als bei Holl in den Vordergrund.
Luthers Kritik aller „Religion'* wurde zum Kriterium seiner Theologie
. Aber schon erwuchs daneben in E 1 e r t s monumentaler
„Morphologie des Luthertums" (l 931/2) ein erneutes konfessionell
-lutherisches Lutherbild, in dem gTeidiwohl die Anregungen
von Holl und Barth verarbeitet waren. Die Neuausgabe der Theologie
Luthers von Theodosius Harnack (1927), obwohl von „dialektischer
" Seite angeregt, wies in dieselbe Richtung. Als eigen- | tholischen".
705 706
J.-u». T 4. U.