Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1956 Nr. 11

Spalte:

669

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Die Palästina-Literatur ; 6.Die Literatur der Jahre 1935 - 1939 1956

Rezensent:

Elliger, Karl

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

669

Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 11

670

auf Simon Makkabäus in 1. Makk. 14, 6—15 mit seiner messiani-
schen Terminologie läßt dies auch deutlich erkennen. Noch stärkere
Zeugnisse können für die Verherrlichung Hyrkan I. als endzeitlich
-charismatischer Führergestalt beigebracht werden19. Von
den Propheten war aber ein Messias aus dem Hause Davids verheißen
worden. Daß diesem resp. dem Stamme Juda auch das
Hohepriestertum zufallen werde, gestehen selbst die priesterlichen
Test. XII. Patr. zu20. Der Nichtdavidide Alexander Jannai konnte
in den Augen der Frommen unmöglich der Messias sein. Daß er
des Messias Antityp gewesen ist, hatte er während seiner Regierungszeit
selber unter Beweis gestellt.

Über dies alles hinaus berichtet uns der Habakukkommen-
tar, was die bisherigen Quellen noch nicht gewußt haben, daß der
,,böse Priester" — mit hochgradiger Wahrscheinlichkeiit also
Alexander Jannai — den Führer der Sadoqiten, den more sedeq,
an einem Versöhnungstage überfallen und mit seinen Anhängern

") Vgl. die Belege bei Rudolf Meyer: Der Prophet aus Galiläa.
Leipzig 1940, 66 ff.

20) Vgl. z.B. Test. Levi 8, 14 f. (von Rießler ganz falsch gedeutet!).
Das Richtige über die davidische Messiaserwartung der Testamente bei
M. de J o n g c: The Testaments of the Twclvc Patriarch*, Assen 1953,
124.

zur Flucht ins Exil gezwungen habe. Wahrscheinlich ist dies dieselbe
Flucht gewesen, von der auch Josephus (Ant. XIII, 14, 2:
8000 Mann) und die Ps. Sal. (17, 15—23) zu berichten wissen'1.
Die sadoqitische Galut endete mit dem Tode des Königs Jannai;
die Bene Sadoq sind aber nach dem Jahre 70 nicht wieder nach
Jerusalem zurückgekehrt, sondern haben sich zur Bildung von
Kewuzot am Rande der judäischen Wüste in *Ain Fekshka und
Qirbet Qumran entschlossen. Die Thronbesteigung des Herodes
und die 27 Hohepriester, die ihm folgten, haben den Bene Sadoq,
den ansehe ha-jachad oder ebjonim, wie sie sich auch genannt haben
mögen, keinen Grund zum Einlenken gegeben. Ihre Gemeinschaftssiedlungen
am Toten Meer haben in fast klösterlicher Abgeschiedenheit
beinahe anderthalb Jahrhunderte geblüht, bis die
Gesera der Jahre 68—70 auch ihrer Existenz ein Ende setzte. Wie
weit ihr Weltbild und ihr Gedankengut den organisatorischen
Verfall überdauert hat, ist im Anhang meines eingangs genannten
Buches untersucht worden.

21) Daß diese Flucht der Opposition nach Damaskus gegangen sei
zu dem ihr verbündeten König Demetrius III. Eucaerus von Syrien —
darüber sagt Josephus nichts —, wird von M. H. S e g a 1, JBL 1951,
139 f. aus rabbinischen Quellen erschlossen.

ALTES TESTAMENT

Thomson. Peter f : Die Palästina-Literatur. Eine internationale
Bibliographie in systematischer Ordnung mit Autoren- und Sachregister
hrsg. VI. Bd.: Die Literatur der Jahre 1935—1939. Lfg. 2 u. 3.
Die Drucklegung überwachten F. Maaß u. L.Rost. Berlin: Akademie-
Verlag (Lizenzausgabe des J. C. Hinrichs Verlags Leipzig) 1954/56.
S. 289-576 u. S. 577-832 + VIII S. gr. 8°. Je DM 28.-.

Die erste Lieferung ist ThLZ 79 (1954), Sp. 611 besprochen
worden. Nach zwei Jahren liegt der Band nun fertig vor, der die
Palästina-Literatur der Jahre 193 5-1939 enthält. Sorgfältig ist
registriert, was an Büchern, Aufsätzen und Karten in aller Welt
über Palästina erschienen ist. Die 2. Lieferung führt den Abschnitt
II. Geschichte zu Ende und bringt außer Abschnitt III. Archäologie
(S. 356—504) und IV. Historische Geographie und Topographie
(S. 505—560) noch den Anfang von V. Geographie,
der in der 3. (Schluß-)Lieferung fortgesetzt wird (S. 561—599).
Die Schlußlieferung beschäftigt sich in Abschnitt VI mit „Palästina
heute" (S. 600—718) unter den Gesichtspunkten „Allgemeines
", „Politisches und Kulturelles", „Religion, Bekenntnisse,
Mission" und „Gesundheit, Krankheit, Ärzte". Vor allem bringt
sie auf über 100 Seiten das sorgfältig ausgearbeitete Register
sowie eine begrüßenswerte Liste der Bibliotheken und Handschriften
, die in der verzeichneten Literatur erwähnt sind. Der
warmen Empfehlung, die die früheren Bände des Thomsensdhen
Standardwerkes erfuhren, ist auch bei diesem Band kein Wort
hinzuzufügen; es hieße Eulen nach Athen tragen. Ein besonderes
Wort der Anerkennung aber dürfen die beiden Berliner Alt-
testamentler, Prof. D. Dr. L. Rost und Dr. F. Maaß, erwarten, die
in mühevoller Arbeit den Band durch die Korrektur hindurchgebracht
haben. Man erwartet begierig die weiteren angekündigten
Bände dieser für die Wissenschaft unentbehrlichen Bibliographie
, von denen der eine die bis 1894 erschienene Literatur —
Band I setzte mit dem Jahr 1895 ein — nachholen wird. Man wird
dem Satz nur zustimmen können, mit dem der dem Band VI beigegebene
Nachruf auf P. Thomsen schließt: „Diese von ihm begründete
und durch Jahre hindurch umsichtig und umgreifend gestaltete
Bibliographie fortzusetzen, wird eine Ehrenpflicht der
deutschen Palästinaforschung sein." Der aufrichtige Dank der
internationalen Fachwelt gebührt der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin für die Übernahme der Druckko ten
und nicht zuletzt natürlich den beiden neuen Herausgebern, die
die Weiterführung des monumentalen Werkes übernommen
haben.

Tübingen Karl Eiliger

Procksch, Otto: Theologie des Alten Testaments. Gütersloh: Bertelsmann
19 50. VIII, 787 S. gr. 8°. Lw. DM 26.—

Daß die nachstehende Anzeige so spät erscheint, ist ausschließlich
die Schuld des Unterzeichneten, der bis heute durch
die Vollendung seines Lexikons und dann durch die Vorbereitung
seiner 2. Auflage verhindert war. Sie kommt aber, wenn
gleich bedauerlich spät, so doch nicht zu spät. Denn auf lange
hinaus wird das Werk von Procksch als eine bedeutende und eigenständige
Leistung Beachtung verdienen.

In dem eben erschienenen Buch von Emil G. Kraeling:
The Old Testament Since The Reformation
kann man sehr anschaulich verfolgen, wie die alttestamentliche
Theologie sehr selten sich damit begnügt, einfach die theologischen
Daten und Zusammenhänge des Alten Testaments aufzuweisen
, wie sie vielmehr fast allgemein darauf ausgeht, diese
Größen und das Ganze unter einem ausgesprochen theologischsystematischen
Gesichtspunkt zu meistern. Das tut auch Procksch.
Er gibt zunächst (S. 1—47) in drei Teilen eine „Einführung", deren
erster Satz lautet: „Alle Theologie ist Christologie." Damit
ist die Haltung des ganzen Werkes bestimmt. Besonders den
4. Teil dieser Einführung: „Die Geschichte des Themas" (S. 19
bis 47) wird man mit Aufmerksamkeit lesen; er macht deutlich,
daß Procksch die Linie von Hofmann fortsetzen will. Sofern man
diese als „Heilsgeschichte" bezeichnet, scheint auch mir das richtig
zu sein, nur, daß ich es nicht systematisch, sondern rein
menschheitsgeschichtlich begründen würde: Das Alte Testament
ist vor (und unter) dem Neuen Testament der Aufweis der Selbstoffenbarung
Gottes, die zum Reich Gottes führt.

Dann folgt der erste große Hauptteil: „Die Geschichtswelt"
(S. 48—419), dem sich ein zweiter: „Die Gedankenwelt" (S. 420
bis 712) anschließt. Man sieht sofort: der ganze Stoff wird zweimal
durchmessen, einmal historisch, einmal systematisch, wobei
selbstverständlich Wiederholungen tunlichst vermieden sind und
alles, was in beiden Teilen notwendig zweimal vorkommen muß,
durch die verschiedene Betrachtung nur schärfer beleuchtet wird.
Um so dankbarer ist man aber für die sehr einläßlichen Verzeichnisse
der Bibelstellen (S. 715-756) und der Namen und Sachen
(S. 757-786). Um diese wie die Korrektur und die Anmerkungen
haben sich vor allem G. von Rad (von dem auch das Vorwort
stammt) und der leider früh verstorbene Grether verdient
gemacht. Procksch selber war in seinen letzten Jahren leidend
und fern seiner Universitätsbibliothek Erlangen. Wir freuen uns
aber, daß er die ersten Korrekturfahnen dieses, seines Opus
M a g n u m vor seinem Heimgang noch hat sehen können.

In den großen und klaren Rahmen seiner Zweiteilung hat
Procksch die reiche Fülle seiner Einzeldarlegungen eingebaut. Er
war ein zu bedeutender und eigenständiger Ausleger, als daß