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Ausgabe:

1956

Spalte:

48-51

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Koopmans, Jan

Titel/Untertitel:

Das altkirchliche Dogma in der Reformation 1956

Rezensent:

Schneemelcher, Wilhelm

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hat. Für die sachliche Orientierung über Augustins soziale Haltung
wird man die Schrift nur zusammen mit dem oben genannten
Buch Van der Meers benutzen können, das eine Fülle von Material
enthält, welches die Aufstellungen Diesners berichtigt.

Naumburg/Saale Ruüolt Lorenz

Benoit, Andre: Le Bapteme Chrctien au second Siecle la Theologie
des Peres. Paris: Presses Universitaires de France 1953. III, 243 S.
gr. 8° = Etudes d'Histoire et de Philosophie Religieuses de l'Uni-
versite de Strasbourg, Publiees sous les Auspices de la Faculte de
Theologie Protestante, Collection dirigee par R. Mehl, Nr. 43.
ffr. 1000.—.

Die Arbeit von Andre Benoit, Maitre de Conferences ä la
Faculte de Theologie Protestante de 1 Universite de Strasbourg,
füllt eine Lücke aus; denn seit A. F. von Stromberg, Studien zur
Theorie und Praxis der Taufe in der christlichen Kirche der ersten
zwei Jahrhunderte (Berlin 1913), war das Thema nicht im Zusammenhang
bearbeitet worden. Wir erhalten eine gut lesbare
Darbietung des Materials, die die Texte selbst reichlich zu Wort
kommen läßt und eine gründliche, sorgsam abwägende Untersuchung
der Texte, die freilich den Leser gelegentlich durch Wiederholungen
ermüdet. Nacheinander wird untersucht, was die
Didache, der Barnabasbrief, Ignatius, 1. und 2. Clemensbrief, Pastor
Hermae, Justin und die Apologeten sowie Irenäus über die
Taufe sagen. Das Ergebnis ist: 1.) Es findet sich ein gemeinsamer
Bestand an Taufvorstellungen. Dem gesamten zweiten Jahrhundert
ist gemeinsam die Überzeugung, daß die Taufe die Vergebung
der vor der Taufe begangenen Sünden vermittelt (wobei
die Frage brennend wird und verschiedene Antworten findet, wie
es um die nach der Taufe begangenen Sünden steht) und daß die
Taufe den Geist schenkt (wobei eine moralisierende Tendenz
hervortritt: es gilt, gehorsam zu sein, um diese Gabe nicht zu
verlieren). 2.) Im einzelnen finden sich lokal verschiedenartige
Ausprägungen der Tauf lehre: die Didache verkörpert einen archaischen
, sich mit der Proselytentaufe berührenden Typus, Ignatius
spiegelt syrische, 1. u. 2. Clem. und Hermas römische, Barnabas
vielleicht alexandrinische Verhältnisse. 3.) Der Paulinismus
spielt in der Entwicklung keine Rolle, die Entwicklung lief also
nicht nach dem Schema Lirgemeinde / Paulus / Alte Kirche, sondern
Urgemeinde / hellenistisches Christentum / Alte Kirche. Dieser
letzte Satz stellt das Hauptergebnis dar. Es ist nicht gerade
völlig neu (Loofs); doch ist es dankenswert, daß diese ohne jede
Frage richtige Erkenntnis an einer Einzelfrage überzeugend nachgewiesen
wird.

Kritisch ist zu sagen, daß die Arbeit ertragreicher ausgefallen
wäre, wenn der Vf. sich gründlicher mit der Vorgesdiidite seines Stoffes
, der neutestamentlichen Tauflehre, befaßt hätte. Hier sind manche
Einzelbehauptungen anfechtbar. Ob Kol. 1, 13 ein Beleg für die Idee des
Taufexorzismus ist, ist doch sehr fraglich; Lk. 10, 17, Act. 3, 16 etc.
sind bestimmt keine Belege (S. 52 Anm. 78. 79). Hebr. 6, 4 gilt schwerlich
von der Sünde nach der Taufe im allgemeinen (S. 119). Daß die
„Mystik des Sterbens und Auferstehens mit Christus" das Neue an der
paulinischen Tauflehre ist, wie Vf. ständig wiederholt, muß angesichts
von Rom. 3 Ii} äyvottte) bezweifelt werden, und dasselbe gilt für
die typologische Deutung des Durchzuges durchs Rote Meer auf die
Taufe; eher ist m. E. etwa die Rechtfertigungslehre, die die Taufgnade
im Kampf mit dem Legalismus entfaltet, als das Neue an der Tauflehre
des Apostels anzusprechen. Eine deutlichere Herausarbeitung des escha-
tologischen Charakters der urkirchlichen Taufe (der Vf. übersieht ihn
keineswegs) hätte den Unterschied zwischen der Taufauffassung des 1.
und des 2. Jahrhunderts schärfer heraustreten lassen. Völlig verfehlt
aber ist, was der Vf. über die Proselytentaufe sagt; es rächt sich bitter
, daß er hier Hypothesen der Sekundärliteratur für bare Münze
nimmt. Wenn A. Seeberg ein Fasten vor der Taufe (als Ersatz für das
Taubenopfer des Proselyten) postuliert, so sollte man solche Phantasie
nicht wiederholen (S. 17); daß es ein Proselytenkatechumenat gab, wäre
nicht unmöglich, darf aber keinesfalls als Tatsache hingestellt werden
(S. 22); wenn der kränkliche Hohepriester am Versöhnungstage in lauwarmen
Wasser baden durfte (Joma 3, 5), so folgt daraus noch nicht
notwendig Entsprechendes für die Proselytentaufe (S. 20); aus der

Wendung OTUO Dw2 („aus reinen Motiven" Gerim 1, 7) une Sorte de
formule baptismale zu machen, ist grotesk (S. 15). Wenn dann zum
Schluß dem auf solche Weise gewonnenen Ritual der Proselytentaufe noch
eine benediction finale hinzugefügt wird (S. 20) und sogar ernsthaft
gefragt wird, ob dieses Ritual vom christlichen Taufritual abhängig sei
(S. 20), so fragt man sich ernstlich, ob die Arbeit in dieser Form gedruckt
werden durfte. Glücklicherweise beschränkt sich aber dieser ungünstige
Eindruck auf das 1. Kapitel (La Didache) und man freut sich,
daß sie im Fortgang immer mehr an Qualität gewinnt, ja in der Sorgsamkeit
, mit der der Vf. das Pro und Contra der verschiedenen Auffassungen
abwägt, als vorbildlich bezeichnet werden kann.

Oöttingen J. Jeremias

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Koppen, Kl. P.: Zur Datierung des Opus imperfectum in Matthaeum.

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Kraft, Heinz: Die altkirchliche Prophetie und die Entstehung des

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Theologische Zeitschrift 1 1, 1955 S. 249—271.
Müller, C. Detlef G.: Einige Bemerkungen zur „ars praedicandi"
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Schmid, Wolfgang: The Christian Re-Interpretation of the Rescript
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Maia 7, 1955 (Nuova Serie. Fasel) S. 5—13.
S e v e n s t e r, G.: De „opstanding des vleses" bij Tertullianus en
het Nieuwe Testament.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 9, 1955 S. 364—372.
Urkunden zur Entstehungsgeschichte des Donatismus. Hrsg. von
Hans von Soden. 2., neu durchgesehene Auflage von Hans von Campenhausen
.

Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen, begründet von Hans
Lietzmann, hrsg. von Kurt Aland Nr. 122. Berlin (Walter de Gruy-
ter) 19 50.

KIHCHENGESCH1CHTE: REFORMATIONSZEIT

Koopmans (f), Jan: Das altkirchlidie Dogma in der Reformation.

Aus dem Holländischen von H. Quistorp. München: Kaiser 1955.
151 S. gr. 8° ~ Beiträge zur evang. Theologie. Theol. Abhandl., hrsg
von E. Wolf, Bd. 22. Kart. DM 8.-.

Das hier zur Besprechung vorliegende Buch könnte zu den
wenigen Neuerscheinungen gehören, die eine spürbare Lücke
ausfüllen, weil darin Probleme behandelt werden, die man zwar
schon lange gesehen hat, die aber bisher keine zusammenfassende
und eingehende Bearbeitung gefunden haben. Denn der Verf.
hat sich ein wichtiges Problem der Reformationszeit und der
Theologie überhaupt zum Thema gewählt. Es geht ihm um die
Frage, welche Rolle das altkirchliche Dogma in Lehre und Verkündigung
der reformatorischen Theologie spielt, und speziell
darum, wie denn das Festhalten der Reformatoren an Trinitäts-
lehre und Christologie der ersten Jahrhunderte zu beurteilen sei,
mit anderen Worten: es handelt sich um das Problem der Kon-
tinuität in der Geschichte der Kirche, näherhin um die Kontinuität
der Kirche der Reformation mit der Alten Kirche. Es ist ja
bekannt, daß z. B. die Confessio Augustana sich darum bemüht
hat, klar herauszustellen, daß diejenigen, die sich 1530 wegen
ihrer „Neuerungen" vor dem Kaiser verantworteten, an der nicä-
nischen Trinitätslehre und an der chalkedonensischen Christologie
festhielten. War das nur Opportunismus, politische Notwendigkeit
oder etwas ähnliches? Oder war es theologisch durchdachte
, klar erkannte und wirklich ehrlich gemeinte Lehre? Man
hat von Seiten der Ritschl-Schule gern angenommen, daß die Rezeption
des altkirchlichen Dogmas in der Reformationszeit nur
ein Schachzug war und daß sich Rechtfertigungslehre und altkirchliches
Dogma nicht miteinander vertrügen (vgl. bei Koopmans