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Ausgabe:

1956 Nr. 1

Spalte:

32-35

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Zimmerli, Walther

Titel/Untertitel:

Erkenntnis Gottes nach dem Buche Ezechiel 1956

Rezensent:

Fohrer, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 1

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was es verheißt: Unterricht über alle Tatsachen des gegenwärtigen
kirchlichen Lebens der EKD und der ökumenischen Christenheit
, Darstellung der kirchengeschichtlichen und theologischen Entwicklungslinien
, gut geordnete und stilistisch befriedigende Darstellungsweise
, einheitliche Linie auf den einzelnen Sachgebieten.

Wenn auch ein endgültiges Urteil aufgrund der ersten fünf
Lieferungen noch nicht möglich ist, so läßt sich eine Zwischenbilanz
wohl ziehen. Sie kann über Erfreuliches berichten:

1. Das theologische Niveau liegt höher als im
Calwer Kirchenlexikon von 1937/1941. Deutlich hat das Vorbild
der RGG eingewirkt, so daß eine starke Annäherung an dies
bewährte Werk geschehen ist, dem hier in Zukunft eine Konkurrenz
erwachsen dürfte. Die Mitarbeiter sind erfolgreich bemüht,
den gegenwärtigen Diskussionsstand der Probleme darzustellen
und die Quellen- und Literaturverzeichnisse bis zu den letzten
Neuerscheinungen (auch des Auslandes) fortzuführen. Die „einheitliche
Linie" dürfte als die Theologie der Bekennenden Kirche
in der Sicht der EKD und der VELKD bezeichnet werden. Charakteristisch
in dieser Hinsicht dürfte sein, daß der Artikel „Barmer
theologische Erklärung" von G. Merz geschrieben ist und daß hier
Merz die theologische Erklärung vollinhaltlich bejaht, aber den
Anspruch auf den Rang eines Bekenntnisses mit der Intention
auf eine tatsächliche Kirche abweist. Der Ertrag des Kirchenkampfes
wird außerdem bisher in den Artikeln „Bekennende
Kirche" (Merz) und „Bruderrat" weitergegeben. Interessieren
wird, daß von den Theologen der Gegenwart bisher Barth, Brunner
, Buber und Bultmann in eigenen Artikeln behandelt sind.

2. Die Schwerpunkte in der theologischen Diskussion
der Gegenwart sind schon an der Länge einiger Beiträge
äußerlich erkennbar. Dazu gehört die umfangreiche, vielgegliederte
, sehr sachkundige Behandlung des Abendmahles, in neu-
testamentlicher, dogmengeschichtlicher, dogmatischer, liturgiegeschichtlicher
und liturgischer Sicht (28 Spalten Umfang). Hier
dürfte an einem Musterbeispiel sichtbar werden, daß den Forderungen
des Mitarbeitermerkblattes nachgekommen wird, in erster
Linie die Leser zu unterrichten; „die Artikel können infolgedessen
auch nicht einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion
geben, sondern nur die Problemlage und den gegenwärtigen
Stand der Diskussion darstellen. Das bedeutet nicht, daß es dem
Verfasser verwehrt ist, eine eigene Meinung zu vertreten; doch
soll die sachliche und sorgfältige Unterrichtung im Vordergrund
stehen, um dem Benutzer ein eigenes Urteil zu ermöglichen".
Die lutherische Abendmahlslehre stellte Sommerlath dar, die reformierte
W. Kreck. Andere für die gegenwärtige theologische
Diskussion besonders charakteristische Beiträge dürften die über
das (geistliche) Amt und über Anthropologie sein, wenn uns auch
in letzterem die Behandlung des neutestamentlichen Materials
nicht voll zu genügen scheint. Information unter der unmittelbaren
Einwirkung gegenwärtiger oder eben erst erlebter Vorgänge
und Entwicklungen bieten Beiträge über (evangelische)
Akademien, Antisemitismus (besonders reich an Material und
Gesichtspunkten), Bischofsamt; erwähnt sei auch der instruktive
Artikel über den (evangelischen) Buchhandel.

3. Die Entlastung durch das Biblisch-theologische Handwörterbuch
geht nicht so weit, daß die biblischen Haupt-
artikel gefährdet würden. Den Beiträgen in der Gruppe „Bibel
" sind allein 90 Spalten eingeräumt, darunter den Artikeln
„Bibelausstattung", „Bibelhandschriften", „Bibelkanon", „Bibelkritik
", „Bibelrevision", „Bibelübersetzungen", „Bibelwissenschaft
", „Biblische Theologie". Wir vermerken noch einige weitere
biblische Themen: Abraham, Aeonenlehre, Apokalyptik,
Apostel, Auferstehung Christi, Bergpredigt.

4. Die Information über kirchen- und dogmengeschichtliche
wie auch über konfessionskundliche Entwicklungen
eifert in Hinsicht auf Reichtum der Themen und Qualifikation
der Darbietung dem Vorbilde der RGG nach. Es wären natürlich
viele größere Beiträge zu nennen (z. B. Alexandrinische Schule,
Antiochenische Schule, Alte Kirche, Aristotelismus, Augustin).
Die ökumenische Kirchenkunde wird gut bedacht (in Artikeln
über die religionspolitische Lage in Ländern und Erdteilen), besonders
reich auch die Mission (Afrika, Australien, Basler Mission,
Berliner Mission, Brüderkirche, Borneo u. a.), im Zusammenhang

damit auch die Religionsgeschichte (Ägyten, Bhakti, Buddhismus
u. a.). Reduziert sind u. a. die Angaben über die Päpste; so
wird von denen, die sich Bonifaz nannten, nur Bonifatius VIII
behandelt.

5. Der Praktischen Theologie wird in den liturgischen
und liturgiegeschichtlichen, den sektenkundlichen,
kirchenkundlichen und allgemein praktisch-theologischen Artikeln
ihr Recht gegeben (Amt, Begräbnis, Aberglaube u. a.).

Ich kann es nicht als meine Aufgabe ansehen, aus einem
so umfangreichen und vielseitigen Nachschlagewerk Einzelheiten
herauszugreifen, um vor ihnen detaillierte Zustimmung, Ablehnung
oder Kritik zu bekunden. Um die glückliche Fortführung
des verheißungsvollen Werkes ein wenig zu fördern, versuche
ich, einige Hinweise zu geben, die der noch besseren Herausarbeitung
der Hauptlinie dienen möchten.

Der Beitrag „Altes Testament" wird der ersten Zielsetzung (Katecheten
u. a. als Leser) sein Leben verdanken. Jetzt dürfte er ein wenig
fehl am Platze sein, denn Sätze wie „Das AT ist in hebräischer Sprache
geschrieben" sind einfach zu elementar, — ein Urteil, das den ganzen
Artikel trifft. Es sei ausdrücklich vermerkt, daß es sich hier um eine seltene
Ausnahme handelt. Der völlige Verzicht auf das Stichwort hätte
u. E. nahegelegen, eben weil das Biblisch-theologische Handwörterbuch,
Hilfsstcllung gebend, in die Lücken eintritt.

Einige Beiträge genügen u. E. für die wissenschaftliche Information
nicht voll. Wir denken an den Artikel „Arbeiterbewegung", der kein
genügendes Bild von Umfang und Tiefe der Bewegung geben dürfte.
Wird der kommende Artikel über die Gewerkschaften so aufholen können
, daß ein befriedigender Ausgleich erfolgt? — Der Beitrag „Bauer,
Bauernstand" ist allgemein zu blaß und läßt die tiefgreifenden Entwicklungen
im deutschen und europäischen Osten außer Betracht, was
umso schwerer wiegt, als Artikel über Agrarverfassung, Agrarpolitik,
Agrarreform fehlen (sie sind aber im Evangelischen Soziallexikon vorhanden
I). — Der Beitrag „Aberglaube" verlangt u.E. nach der tiefenpsychologischen
und seelsorgerlichen Ergänzung, weil in West und Ost
das praktisch-theologische Problem sowohl extensiv wie intensiv ein
bedrohliches Wachstum zeigen dürfte. — An einer Gruppe missions-
kundlicher Artikel fiel uns auf, daß das Problem der Proselytenmache-
rei nicht klar genug erkannt ist. So wird Sp. 213 ff. unbeschwert über
„Missionsarbeit unter den Armeniern" gehandelt, d. h. über den oft gewaltsamen
und taktlosen Einbruch abendländischer Kirchen in die alten
morgenländischen Patriarchate; hier dürfte heute vorsichtiger und
differenzierender zu urteilen sein. In dem Beitrag „Asien" (Sp. 22 5)
hätte man das Thomaschristentum Indiens und das Nestorianerchristen-
tum Chinas besser nicht unter den führenden Akzent „katholisch" gestellt
.

Manchmal wünschte man um der Leser willen, neuen Stichwörtern
zu begegnen. Wohl gehört herkömmlicherweise die Beschreibung des
palästinensischen Dorfes und Hauses in die biblische Archäologie; aber
wer von den Benutzern wird es wissen und heute im Bedarfsfall das
Stichwort Archäologie aufschlagen? Ähnliches gilt für den Beitrag „Ausgrabungen
", der viel Material zur antiken Kunstgeschichte bringt, das
der moderne Leser anderswo suchen wird. Um zu den Fundstellen hinzuführen
, seien noch reiche Hinweise im fortschreitenden Werk empfohlen.

Berichtigt sei die Angabe zum Antimodernisteneid (Sp. 145): er ist
nicht von Pius XI, sondern von Pius X befohlen.

Zum Schluß seien einige Namen von Mitarbeitern genannt.
Unter den bekannteren begegnen Betzendörfer, Sommerlath,
Wittenberg, Lohse, Bardtke, Rosenkranz, Trillhaas, K. D. Schmidt,
M. Schmidt, Fleisch, Fendt, Kunze, Wendland, Würtwein, H. E.
Feine, Lau, R. Staehlin, Knittermeyer, Knak; unter den neueren
Marxsen, Pannenberg, Kreck, Kremers, Sannwald, Schalk, Peters,
Siedenschnur, Fahlbusch, Hesse und viele andere.

Wir möchten dem Werk eine gute Aufnahme voraussagen,
sowohl in theologischen Fachkreisen wie überall dort, wo persönliches
Interesse und berufliche Bindung nach vielseitiger Belehrung
über kirchliche und theologische Fragen verlangen lassen.

Rostock O- Holtz

ALTES TESTAMENT

Zimmerli, Walther, Prof.: Erkenntnis Gottes nach dem Buche Ezechiel
. Eine theologische Studie. Zürich: Zwingli-Verlag 1954. 75 S.,
1 Bl. Register. 8° = Abhandl. z. Theologie des Alten und Neuen Testaments
27. DM 8.50.

Wie der hebräische Stamm jada' häufig die Aufmerksamkeit
auf sich gezogen und mancherlei Deutung erfahren hat, so neuer-