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Ausgabe:

1956

Spalte:

470-471

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Schriften des Theologischen Konvents Augsburgischen Bekenntnisses ; Hefte 8, 9 und 10 1956

Rezensent:

Beckmann, Joachim

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469

Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 7/8

470

seine Nachfolger Bazard und Enfantin diese Gesetzmäßigkeiten
als eine Wirklichkeit empfinden, die man in Gestalt Gottes religiös
verehrt, deren Priester die gestaltenden Kräfte sind, die sich
als eine der römischen Kirche entsprechende Hierarchie über das
Leben stellt — nein — das Leben durchdringt.

Dabei ist diese Bewegung in dieser Erkenntnis und ebenso
in der Erkenntnis der gesellschaftlichen Gestaltungskraft des Kapitalismus
durchaus Vorläufer dessen, was hier Karl Marx sieht,
wie sie auch die Gefahren des Konkurrenzkampfes im fortschreitenden
Kapitalismus immer deutlicher erkennt.

Wie sehr alle diese Bewegungen und Männer Vorläufer des
Marxismus sind, wird in der Darstellung deutlich. Deutlich wird
aber auch, wie ziel- und hilflos alle diese Gedanken blieben, weil
die gewaltige Zusammenfassung, die sich in Karl Marx vollzog,
fehlt. In ihm tritt der leidenschaftlich zufassende Wille hinzu, der
alle Erkenntnisse einordnet in das entscheidende Bewußtsein, daß
sie dienen müssen, die Welt nicht nur zu erklären, sondern zu
verändern. In ihm vollzieht sich die Einordnung aller Einzelerkenntnisse
und gesellschaftlichen Zukunftsgedanken und Forderungen
in die Unbedingtheit der gesetzmäßigen Entwicklung, in
deren Feststellung allein das heute Mögliche — ja Notwendige -
aufleuchtet.

Es wird deutlich, daß jede Gesellschaftsordnung ihre Widersprüche
hervorbringt, deren Lösung gesucht werden muß, daß sie
aber gleichzeitig die Kräfte und Notwendigkeiten wirkt, aus
denen die Lösung der Widersprüche geschaffen werden kann. Alle
Versuche, zu schaffen, was so nicht vorbereitet ist, müssen vergeblich
bleiben. So kann von hier aus die Tragik aller dieser utopischen
Gedankenbildungen verstanden werden, aber auch ihre
Notwendigkeit, wie Thilo Ramm sie darstellt. Man versteht, warum
ein so leidenschaftlich-zielbewußtes Erkenntnisstreben wie
das des Karl Marx und seiner Nachfolger die gewaltige weltgeschichtliche
Wirkung hervorbringen konnte — ja mußte. So wird
man von diesem ersten Teil des Buches mit der intensiven Frage
entlassen, was in dieser Linie nun noch deutlich werden wird in
der Betrachtung der andern „großen Sozialisten" zum Verständnis
des Marxismus — aber auch über ihn hinaus und neben ihm —
für alles denkende Suchen nach Neugestaltung der Gesellschaft
gegenüber ihren Widersprüchen.

Leipzig Emil Fuchs

Baron, Roger: Philosophies chretiennes, humanismes chretiens et In-
carnation.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 63—72.
Beaufret, Jean: Pascal savant.

Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques XL, 1956 S. 25
bis 33.

B o i s, Jacques: La critique du Christianisme chez Renouvier.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 35, 1955 S. 449—453.
Chroust, Anton-Hermann: Xenophon, Polycrates and the „Indict-

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Classica et Mediaevalia XVI, 1955 S. 1—77.
Delfgaauw, Bernard: De Kierkegaardstudie in Scandinavie.

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G i b s o n. A. Boyce: Empirical Evidence and Religious Faith.

The Journal of Religion XXXVI, 1956 S. 24—3 5.
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thode.

Tijdschrift voor Philosophie 18, 1956 S. 27—58.
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Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques 39, 1955 S. 569
bis 602.

Lindström, Valter: La Theologie de Limitation de Jesus-Christ
chez Sören Kierkegaard.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 35, 1955 S. 379—392.
M a n o i r, H. du: Un essai de Philosophie chretienne.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 292—298.
M e i n h o 1 d, Peter: Schillers spiritualistische Religionsphilosophie und

Geschichtskritik.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte VIII, 1956 S. 97—128.
Mesnard, Pierre: Comment definir la philosophie de Kierkegaard?
Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 35, 1955 S. 393-403.

O 1 s s o n, Bror: Mundus senescens. En skiss om tron pä en Aldrande
värld i svenskt folkliv och litteratur.

Lychnos. Jahrbuch der schwedischen Gesellschaft für Geschichte der

Wissenschaften 1954—1955 S. 66—81.
Perry, Edmund: Was Kierkegaard a Biblical Existentialist?

The Journal of Religion XXXVI, 19 56 S. 17-23.
R a a s t e d, Jorgen: The Lacuna after Lucr. II 164.

Classica et Mediaevalia XVI, 1955 S. 84—90.
Rae ymaeker, L. de: Thomisme als levende filosofie.

Tijdschrift voor Philosophie 18, 1956 S. 3—26.
R a u b i t s c h e k, A. E.: Dämon.

Classica et Mediaevalia XVI, 1955 S. 78—83.

Schönberg, Adolf von: Kausalprinzip und Gottesbewers ihre Begründung
.

Tijdschrift voor Philosophie 18, 1956 S. 59—106.
Taubes, Jacob: Theology and the philosophie critique of religion.
Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte VIII, 1956 S 129
bis 138.

Taymans, Fr.: Deux tentations actuelles: Bouddhisme et Existentia-
lisme.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 157—176.
Walgrave, J. H.: Newman's leer over het Geweten. Beschouwingen
bij twee recente publicaties.

Tijdschrift voor Philosophie 18, 1956 S. 107—120.

Weiss, Paul: Reconciliation of the Religions: A Non-Irenic Pro-
posal.

The Journal of Religion XXXVI, 1956 S. 36—44.
Z u u r d e e g, W. F.: Wat kan de analytische philosophie voor de gods-
dienst-philosophie betekenen?

Nederlands Theologisch Tijdschrift 10, 1956 S. 252-263.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Schriften des Theologischen Konvents Augsburgischen
Bekenntnisses (Fuldaer Hefte).
Heft 8: Konfession — Union — Ökumene. 80 S.
Heft 9: Brunner, P.: Vom Amt des Bischofs. —Maurer, W..
Typen und Formen aus der Geschichte der Synode. — Kinder, E.:
pie Synode als kirdienleitendes Organ. — Schumann, F. K.: Eröffnung
der Aussprache. 136 S.

Heft 10: Maurer, W.: Das synodale evangelische Bischofsamt
seit 1918. 68 S. 8°. Berlin: Luth. Verlagshaus 1955.

Die Schriftenreihe enthält (wie bisher schon in den früher
erschienenen Heften) meist die Referate und Berichte des Theologischen
Konvents Augsburgischen Bekenntnisses, der regelmäßig
ein- bis zweimal jährlich in Fulda zusammentritt (daher „Fuldaer
Hefte" seit Nr. 10).

H e f t 8 umfaßt unter dem Motto „Konfession — Union —
Ökumene" drei Referate der Märztagung 1953:

Friedrich Hübner, Consensus und Dissensus de
doctrina in Union und Ökumene: Der Verf. gibt einen Überblick
über die mannigfachen ökumenischen Zusammenschlüsse und die
dabei in Erscheinung getretenen Probleme;

Hans Thimme, Welche Folgerungen ergeben sich aus
der Lehre der Kirche für ihre Ordnung? Der Verf. bietet in Auslegung
von zehn Thesen eine lutherische Entfaltung der Bindung
und Freiheit der Ordnung in Bezug auf die Lehre der Kirche;

August Kimme, Doctrina und Ordo ecclesiasticus
nach lutherischem Verständnis. Dies RefeTat ist ein dogmatischer
Entwurf (streng orthodoxe Interpretation der Bekenntnisschriften
) über den Begriff des „bekenntnisbestimmten Kirchenregiments
".

Heft 9 und 10 gehören inhaltlich zusammen. Sie handeln
von „Bischofsamt und Synode". Heft 9 gibt die drei Referate der
Konventstagung 1954 wieder, Heft 10 ist im Auftrage des Konvents
gearbeitet. Peter Brunners Aufsatz „Vom Amt
des Bischofs" (Heft 9) ist ein beachtlicher theologiegeschichtlicher
Entwurf zur dogmatischen Erfassung des lutherischen Bischofsamtes
. Er gibt ein ausführliches Bild von der Erörterung des Bischofsamtes
in der Reformation. Von Wichtigkeit sind seine dogmatischen
und praktischen Folgerungen für die Gegenwart, die
am meisten zur Kritik herausfordern.