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1956

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 7/8

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der Patriarchatssprengel begann wahrscheinlich schon im letzten Drittel
des 2. Jhdts.10.

Von Allmen, der reformierte Herausgeber der französischen
Übersetzung, welcher die Frage des kirchlichen
Amtes als „Problem Nr. 1" der ökumenischen Bewegung betrachtet
, äußert in seiner Vorrede, daß die Reformierten durch Dix
vor 3 Fragen gestellt seien: l) ob das Amt nicht auch nach der
reformierten Lehre (ähnlich wie Wort und Sakrament) zum Wesen
der Kirche gehöre. 2) ob die Lehre von der apostolischen
Sukzession nicht erst in der reformatorischen Sicht ihren eigentlichen
Sinn zurückerhalte, weil sie aus dem Motiv entstanden sei,
die Reinheit der Lehre zu beschirmen, welches sich mit dem Motiv
der Reformatoren decke. 3) ob es nicht gerade die Aufgabe
der Reformierten sei, eine neue Form des Bischofsamtes zu erarbeiten
, welche die grundlegenden Momente dieses Amtes in
einer auch für die anderen Kirchen mustergültigen Weise zum
Ausdruck bringe. Nach Dix habe die vornicänische Ämterordnung
ja gerade in einer Symbiose von Episkopalismus und Kongregationalismus
bestanden. — Bei der Beantwortung dieser Fragen
wird man folgendes bedenken müssen: 1) hat Calvin den kirchlichen
Ämtern mit Bedacht eine Fassung gegeben, welche jede
Möglichkeit einer Verwechslung mit den katholischen Ämtern
ausschließen sollte. 2) wollte der Frühkatholizismus mit der
Lehre von der apostolischen Sukzession ursprünglich nachweisen,
daß der jeweilige Lchrbestand der katholischen Kirche vollständig
mit der apostolischen Lehre übereinstimme. Das Urmotiv dieses
Lehrstücks ist also nicht mit dem Motiv der Reformatoren zur
Deckung zu bringen, weil es gerade auch die katholische Überfremdung
des Christentums begünstigt hat. 3) will Dix nur solche
Bischöfe als Bischöfe gelten lassen, welche von ihrer Kirche
ausdrücklich als Inhaber der vollen apostolischen Gewalt, (und
zwar als alleinige Inhaber derselben, insbesondere als alleinige
Inhaber der Ordinationsgewalt) angesehen werden. Dix will allerdings
nicht kleinlich sein, er billigt auch den evangelischen Kirchen
berechtigte Momente ihrer Kirchenverfassungen zu. Aber
gar kein Bischofsamt ist ihm immer noch lieber als eine Kompromißlösung
, welche die für ihn entscheidenden Punkte umgeht und
die er deshalb entschieden ablehnt. Diese seine Stellungnahme
zum „ökumenischen Problem Nr. 1" hat Dix in einem sehr lesenswerten
Schlußabschnitt mit Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht
, welcher leider in der Übersetzung fortgelassen wurde,
weil er speziell auf eine Auseinandersetzung mit der Unionskirche
in Südindien zugespitzt ist, im Grunde aber wohl deshalb, weil
er sich mit den Absichten des Herausgebers nicht vertrug11.

10) Auch dann, wenn die Entstehung der Patriarchate mit den alten
Missionszentren zusammenhängen sollte (K.Müller: Abh. Berl. Ak.
1922 ph. h. Kl. Nr. 3), sind die von einem Oberbischof regierten Patriarchate
etwas Neues im Vergleich zu der von Müller vorausgesetzten
dauernden Abhängigkeit der Tochtergemeinden von der Muttergemeinde
. Der schon um 100 nachweisbare universale römische Primatsanspruch
ist grundsätzlich von den Tendenzen zur regionalen Patriarchatsbildung
zu unterscheiden, mit denen er sich allerdings nachträglich
verbunden hat.

") Die Übersetzung ist leider an ziemlich vielen Stellen- ungenau
oder fehlerhaft. Einige Fehler sind dadurch verursacht worden, daß der
Urtext von Zitaten nicht verglichen wurde.

Münster i. W. Franz-Heinrich Kettler

Augustinus, Aurelius: Schriften gegen die Semipelagianer. Lateinisch
-deutsch. Gnade und freier Wille. Zurechtweisung und Gnade.

Übertragen u. erläutert v. P. Dr. S. K o p p, O. E. S. A.

Die Vorherbestimmung der Heiligen. Die Gabe der Beharrlichkeit.

Übertragen u. erläutert v. P. DDr. A. Z u m k e 11 e r, O. E. S. A.
Würzburg: Augustinus-Verlag 1955. 516 S. 8°. = Sankt Augustinus.
Der Lehrer der Gnade. Deutsche Gesamtausgabc seiner antipelagia-
nischen Schriften. Im Auftr. d. Deutschen Provinz der Augustiner-
Eremiten hrsg. v. A. Kunzelmann u. A. Zumkeller. Hlw. DM 38.—.

Während in Frankreich zwei vollständige Übersetzungen
Augustins vorhanden sind und eine dritte lateinisch-französische
Gesamtausgabe im Erscheinen ist, beginnen wir in Deutschland
uns dem Ziel eines vollständigen deutschen Augustinus erst zu
nähern. Einen Schritt zu diesem Ziel stellt die von der deutschen
Provinz der Augustinereremiten unternommene deutsche Gesamtausgabe
der antipelagianischen Schriften Augustins dar, von welcher
nunmehr der die Schriften gegen die Semipelagianer De gra-
tia et libero arbitrio, De correptione et gratia. De praedestina-
tione sanetorum und De dono perseverantiae umfassende Band
lateinisch (nach dem Text der Mauriner) und deutsch vorliegt.

Eine allgemeine Einleitung unterrichtet kurz und das Wesentliche
hervorhebend über Augustins Kampf gegen den Pela-
gianismus (S. 11—30), dann folgt die Entstehungsgeschichte der
vier übersetzten Schriften (S. 30-75). Die einschlägigen Quellenstücke
werden bequem dargeboten, Augustins Brief an Sixtus
(ep. 194) in ausführlicher Inhaltsangabe, die epp. 214 und 215 in
deutscher Übersetzung mit Erklärungen, die Briefe des Prosper
und Hilarius an Augustin (epp. 225 und 226) wieder in Inhaltsangabe
. Den übersetzten Traktaten selbst sind Erläuterungen beigegeben
, die in Nachzeichnung des augustinischen Gedankenganges
den theologischen Gehalt jeder Schrift verdeutlichen. Dabei
bemühen sich die Vf. um den Nachweis, daß die Gnaden- und
Prädestinationslehre des späten Augustin dem allgemeinen Heilswillen
Gottes doch gerecht werde (vgl. auch S. 55, 66 f. 72 f.).

Obwohl die Vf. die neuere Augustinliteratur kennen und
verwerten, vermißt man ungern eine Auseinandersetzung mit
dem wichtigen Buche von G. de Plinval, Pelage, ses ecrits, sa vie
et sa reforme, Lausanne 1943, welches in dem Versuch, dem Pe-
lagianismus historisch gerecht zu werden, in mancher Hinsicht fast
eine Apologie des Pelagius darstellt.

Die Übersetzung ist zuverlässig. Wer sich mit der Gnadenlehre
Augustins beschäftigt, wird diese dankenswerte Ausgabe
mit Nutzen heranziehen.

Naumburg/Saale Rudolf Lorenz

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