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Ausgabe:

1956

Spalte:

25-30

Autor/Hrsg.:

Kuhn, Karl Georg

Titel/Untertitel:

Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften 1956

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Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften

30. Beiträge zum Verständnis der Kriegsrolle von Qumran

aus der Qumrän-Arbeitsgemeinschaft
von Karl Georg Kuhn, Heidelberg

Im Sommersemestcr 1955 beschäftigte sich die Arbeitsgemeinschaft , Zwischenkämpf er5; und so sollen sie sich aufstellen an allen

über die Qumräntexte an der Universität Heidelberg unter meiner Lei- S[eiten] des Lagers: insgesamt 4 600. Und 1 400 Reiter (33*1)

tung mit der Rolle „Kampf der Söhne des Lichtes mit den Söhnen der so„en gehören zu den Mannern der Ordnung der Schlachtreihen",

FiMtemis"1. Seitdem sind nun die enten Übersetzungen veröffentlicht (u) £ Schladltreihe7 Und £S „ fe (dfe z W) der Ri

worden", wobei sich zeigt, daß über die Zahlenangaben und die Art aer / , i. , _ , , _ ? .... , ,

Bewaffnung in der Kriegsrolle z.T. noch Unklarheiten bestehen. Viel- | ^J^j^ *u/der^) der Reiter der Manner der Ordnung

leicht können die in unserer Arbeitsgemeinschaft erzielten Ergebnisse ; 6 000 (Mann), (nämlich) 500 je Stamm. Alle Reiter, die aus-

zur weiteren Klärung beitragen. ziehen (12) zum Kampf zusammen mit den Zwischenkämpfern,

„ i sollen (ausgerüstet sein mit) Hengsten, die schnellfüßig, weich-

1. Das erste Zahlensystem begegnet in Kol. 11, wo aer mäulig ^ ausdauernd sind> volljahrig> kriegsmäßig ausgebildet

Terminus mm tTO» nach 11, 7 und Num. Jl. 26 zu nOM *wn . und dresskrt auf das Horen yon Geräuschen und auf alle

jrwn zu ergänzen ist. Diese 52 „Häupter der Vaterhauser aer Schreckerscheinungen8. Und diejenigen, die auf ihnen reiten,

Gemeinde" setzen sich folgendermaßen zusammen:

Oberpriester mit Rangnachfolger (II l) 2

Häupter der Priester (II 1) 12

Häupter der Leviten (II 2) 12

sollen tüchtige Kriegsleute sein, ausgebildet im Reiten. Und ihr
Alter soll festgesetzt sein (14) vom 30 jährigen bis zum 45 jährigen
. Und die Ritter der Ordnung sollen 40 bis 50 Jahre alt
sein, und sie (15) [..........................] und Helme*

Häupter der Abteilungen (II 2)__26^ und Beinschienen; und sie sollen bewaffnet sein mit Rundschil-

Häupter der Vaterhäuser der Gemeinde 52

In der Hand dieser 52 Häupter liegt nach II, 6 die Leitung
der Gemeinde im 1. Sabbathjahr, während in den 33 folgenden
Kampf- und Sabbathjahren die Leitung bei den „angesehenen
Männern" (DCH ,-w:n> liegt3.

2. Die Jahresrechnung gliedert sich dabei folgendermaßen
(II 6 ff.):

Es handelt sich um insgesamt 6 Rüstjahre (II 9) und 29
Kampf jähre (II 10), die addiert 35 Dienstjahre (II 9) ergeben.
R = Rüstjahre RIKKKKK

K = Kampfjahre R
S = Sabbathjahre R
(Erlaßjahre) R
R
R

KKKKK
KKKKK
KKKKK
KKKKK
KKKK

S S s s

Berechnet man die Zeit vom 1. bis zum letzten Kriegsjahr, so
fallen in diesen Zeitraum 4 Sabbathjahre, die zu den 29 Kriegsjahren
addiert eine Gesamtdauer des Krieges von 33 Jahren
(II 6) ergeben, wobei jedoch nur in 29 Jahren tatsächlich gekämpft
werden soll. Die Gesamtsumme aller Rüstungs-, Kampfund
Sabbathjahre beträgt dann 40 Jahre4.

3. Schwieriger ist es, zu einem richtigen Verständnis von
VI, 8—17 zu kommen. Unsere Übersetzung dieses Abschnittes
lautet:

(8) „Und auch sieben Glieder von Rittern (D^OIB) sollen
sich rechts und links von der Schlachtreihe aufstellen. Auf beiden
Seiten sollen ihre Glieder Aufstellung nehmen, 700 (9) Ritter
auf der einen Seite und 700 auf der anderen Seite. 200 Ritter
sollen ausziehen mit der Tausendschaft der Schlachtreihe der

*) Text herausgegeben von E. L. Sukenik, tnTWn mbMBfl "UM*«
Jerusalem, 1955.

2) D e 1 c o r, La guerre des fils de lumiere contre les fils des tene-
bres ou le „Manuel du parfait combattant" (Nouvelle Revue Theolo-
gique 87, 1955, S. 372—399).

H. Bardtke, Die Kriegsrolle von Qumrän (ThLZ 80, 1955,
Sp. 401—420.

J. van der Ploeg, La regle de la guerre (Vetus Test. V, 1955,
S. 373—420).

J. Carmignac, Prccisions apportees au vocabulaire de l'Hebreu
Biblique par la guerre des fils de lumiere contre les fils des tenebres
(Vetus Test. V, 1955, S. 345—356).

3) Zu dem Problem der doppelten Gemeindeleitung vgl. K. G.
Kuhn, Die beiden Messias Aarons und Israels (New Testament Studies
l 1955. S. 168-179).

*) Diese Rechnung bieten auch L. R o s t, Zum Buch der Kriege
der Söhne des Lichts gegen die Söhne der Finsternis (ThLZ 80, 195 5,
S. 205—208) und v a n der P 1 o e g (a. a. O. S. 398). Vgl. hierzu auch
die Zahlenangabe von „etwa 40 Jahren" in Dam. 20, 15.

den und Langspeer [.......... (16) ..............] und Bogen
und Pfeile und Kriegslanzen. Und sie alle sollen bereit sein

I.............. (17) ..........] und zu vergießen das Blut

derer, die wegen ihrer Schuld dem Tode verfallen sind. Diese
sollen sie — — [.........................]'.

Das Hauptproblem für das richtige Verständnis dieses Abschnittes
liegt in der Übersetzung von 33t Möglich sind die
drei Bedeutungen a. Wagen, b. Pferd und c. Reiter. Die Übersetzungsmöglichkeit
„Wagen" (so Bardtke) entfällt hier wegen
des Satzes z~~by orostTVi (IV, 13). Das Suffix der 3. Pers. m.
pl. bezieht sich eindeutig auf die vorher beschriebenen c0"0-
Der Terminus „oio bs 33"" kann aber nur „reiten auf einem
Pferd" bedeuten, niemals „ein Pferdegespann lenken".

Übersetzt man 33~i mit „Pferd", so ergeben sich Schwierigkeiten
bei dem Versuch, die Zahlenangaben in VI, 8—11 und IX,
4 f. zu verstehen. Van der Ploeg10 findet die beiden Möglichkeiten
, entweder in VI, 10 ein Abschreiberversehen anzunehmen
und 5 600 (= 4*1 400) statt 4 600 zu lesen oder analog
zu den 6 000 Berittenen von IX, 5 in VI deren 6 000 „Pferde
" (= 1 400 + 4 600) zu sehen, wobei aber unbeachtet bleibt,
daß es sich bei der Zahlenangabe 4 600 um eis--: handelt, womit
in VI, 8—10 gemäß VI, 14 „Berittene" und eben nicht
„Pferde" gemeint sind11.)

°) Dieser Ausdruck ist hier determiniert. Es gibt also nur 1000
Zwischenkämpfer. Zum Ausdruck vgl. Carmignac a. a.O.S.354 fi.

") Gemeint sind mit diesen Männern Fußsoldaten im Gegensatz
zu Berittenen und Zwischenkämpfern, also „Infanteristen".

7) Gemeint sind Reiter, die die Fußsoldaten begleiten.

fc) Wörtlich: „in Beziehung auf das Hören von Stimmen und in Beziehung
auf alle Schreckerscheinungen". Gemeint ist, daß sie so dressiert
sein sollen, daß sie vor allen akustischen und optischen Begleiterscheinungen
eines Kampfes nicht scheuen. Zu ypSP vgl. auch
Carmignac a.a.O. S. 353.

*) Wörtlich: „Gehäuse von Köpfen". Vgl. dazu den Terminus
T rV3 „Handschuh" (Levy, Neuhebräisches Wörterbuch Bd. 1, S. 226
unter „ 3~r )

10) a. a. O. S. 405 f.

") Van der Ploeg geht bei seiner Interpretation davon aus,
daß es sich bei den Berittenen nicht um Kampfabteilungen von Reitern,
sondern um die Führer der einzelnen Unterabteilungen des Heeres handeln
soll. Zu einer Tausendschaft sollen 130 solcher „Kommandanten"
gehören (100 Zehnerschaftsführer + 20 Fünfzigschaftsführer + 10 Hundertschaftsführer
, wobei dann aber der Tausendschaftsführer und alle
höheren Kommandanten außer acht gelassen sind). Dann übersetzt er
VI, 11: „Et les cavaliers seront sur les chevaux des hommes du cadre,
six mille cinq cents par tribu", also: „Und die Reiter sollen sein auf
den Pferden der Männer der Ordnung (d.h. nach van der Ploeg: die
Anführer) 6 500 pro Stamm". Das würde heißen, daß zu jedem Stamm
50 Tausendschaften gehören (50X 130 Anführer für 50 Tausendschaften
) und die Gesamtstärke des Zwölfstämmeverbandes 600 000 Mann
betrage, was ungefähr der Zahlenangabe in Num. 1, 46 entspricht. Demnach
müßte es also für das Gesamtheer 78 000 berittene Anführer geben
, was sich aber mit den Zahlenangaben in VI, 8 ff. und IX, 4 f. un-