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Ausgabe:

1956 Nr. 4

Spalte:

247-248

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Wu, Jingxiong

Titel/Untertitel:

Jenseits von Ost und West 1956

Rezensent:

Rosenkranz, Gerhard

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247

Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 4

248

wir ihm, daß er sich der großen Mühe der geschichtlichen Grundlegung
seines Themas unterzogen hat, und sehen dem Erscheinen
seines zweiten Bandes mit Erwartung entgegen.

Tübingen Gerhard Rosenkranz

Wu, John C. H.: Jenseits von Ost und West. Mainz: Matthias-Grünewald
-Verlag [1952]. XVI, 324 S., 5Taf. 8°. Lw. DM 14.80.

Dr. Wu Ch'ien Iung ist im Jahre 1899 zu Ningpo als Sohn
eines einflußreichen Finanzmannes geboren worden. Nach juristischen
Studien in China, Amerika und Europa (Berlin und Paris)
hielt er seit 1924 an der „Comparative Law School of China" in
Shanghai Vorlesungen. Von 1929—31 weilte er wieder in Amerika
, diesmal als Dozent. Nach seiner Rückkehr widmete er sich
den politischen Aufgaben seines Vaterlandes. Die Darstellung seines
äußeren Lebenslaufes schließt im vorliegenden Buch mit der
kurzen Andeutung seines Aufenthaltes in Honolulu als „Anfang
eines neuen Kapitels" in seinem Leben (S. 304).

So spannend und farbenreich der berufliche Aufstieg Wu's
ist — nicht seine Schilderung macht den eigentlichen Wert seiner
Selbstbiographie aus, sondern der Bericht über seinen inneren
Werdegang. Wu wurzelt zutiefst in der Weisheit und Frömmigkeit
seines Volkes, des alten China; sein Buch ist ein einziges
Zeugnis ihrer lautersten Gestalten und Gedanken, aber auch ein
von Sehnsucht nach Erfüllung durchdrungenes Bekenntnis ihrer
Schranken. Als er sich 1917 auf den Namen Johannes in der methodistischen
Kirche taufen ließ, glaubte er in radikaler Absage
an die Vergangenheit die Erfüllung gefunden zu haben. Das war
eine Täuschung: er brachte nicht die Kraft auf, sich der den ganzen
Menschen fordernden und verwandelnden, ihn neu in die
Welt hineinstellenden Dynamik des Evangeliums bis in die Tiefe
seines Daseins auszusetzen. So folgte seinem christlichen Fanatismus
sehr bald eine erschütternde religiöse Skepsis und Lethargie.
Er versuchte alle Betäubungsmittel, deren sich die moderne Welt
bedient, um über ihre innere Leere hinwegzukommen, bis er erkannte
, daß — wie er in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift
„T'ien Hsia Monthly" schrieb — „China heute eine neue Lebensphilosophie
braucht", die „eine lebendige Synthese bilden muß i
aus all den Ergebnissen des Denkens, die mitgewirkt haben, den
Charakter Chinas zu formen". Als er die Bedeutung der Bibel
für eine solche Synthese erkannte, hatte er seinen ersten Schritt
zum Katholizismus getan. Daß „gerade so ein Libertiner", wie
Luther, „eine neue Kirche gründet", erschien ihm jetzt als „das
Lächerlichste, was je in der Geschichte der Menschheit sich ereignete
". Den zweiten, endgültigen Schritt tat er mit seiner leidenschaftlichen
Hingabe an Maria, wofür er in der Herausstellung
des Weiblichen im Taoismus und Buddhismus Präfigurationen
fand, die auf ihre Erfüllung durch das Christentum warten. Seine
Selbstdarstellung hat er „Maria, Mutter der göttlichen Gnade und
Königin des Friedens", gewidmet. Im Jahre 1932 ließ er sich durch

seine abermalige Taufe in die katholische Kirche aufnehmen. Damit
ist sein innerer Werdegang zu dem seinem Wesen entsprechenden
Abschluß gekommen. Sein Fazit lautet: „Das chinesische
Volk ist synkretistisch veranlagt. Menschen verschiedener Religionen
und Konfessionen haben nicht die geringsten Vorurteile
gegeneinander. Wenn ein Katholik sich ehrlich bemüht, den Forderungen
seines Glaubens gemäß zu leben, werden alle Leute ihn
respektieren. Welcher Religion ein Orientale auch angehören
mag, er wird sich schwerlich irgendwo heimisch fühlen, wo die
Mutter fehlt. Das ist einer der Gründe, warum in den neunzehn
Jahren meines Methodistentums mein Geist keine Ruhe fand. Irgendwie
vermißte ich die Mutter. Ist denn Gott allein nicht genug
? Gewiß ist er es, vielmehr er ist mehr als genug. Aber das
ist Sein Wille, daß wir die Mutter Christi als unsere Mutter annehmen
" (S. 314 und 319).

Tübingen Oerhard Rosenkranz

B u n d g a a r d N.: Dr. ChrisrianXKalkars Betydning for dansk Kir-
keliv og Missionsverksamhet. Kobenhavn: Gads 1951. 365 S. = Teol.
Studier Nr. 12. Dansk Teologisk Tidskrift II. Afd.^d, f\A>(

Das 19. Jahrhundert der dänischen Kirche ist reich an bedeutenden
Persönlichkeiten. Es genügt, die Namen Mynster, Mar-
tensen, Grundtvig und Kierkegaard zu nennen. Unter ihnen ist
aber auch ein Missionsmann wie Dr. Christian Kalkar zu erwähnen
. Sein Lebenseinsatz ist jetzt von dem bekannten dänischen
Missionsforscher Pfarrer Niels Bundgaard dargestellt. Bund-
gaard ist unter anderem als Verfasser der Geschichte der dänischen
Missionsgesellschaft bekannt.

Kalkar wurde 1802 in Stockholm geboren, wo sein Vater
Rabbiner war. Der Vater starb bald, und Kalkar wurde bei einem
Schwager in Kopenhagen erzogen. Hier wurde er vom Christentum
gewonnen. 1823 wurde er von Mynster getauft. Dr. phil.
wurde er im Jahre 1833 in Kiel, und Dr. theol 18 36 in Kopenhagen
. Er war erst Exeget und Kirchenhistoriker, später aber ein
führender Missionsmann in Dänemark.

Es war besonders der Besuch des ersten lutherischen China-
Missionars Gützlaff, der ihn zur Mission rief. Kalkar wurde Vorsitzender
der dänischen Missionsgesellschaft und Förderer der
ökumenischen Bestrebungen, die jetzt emporwuchsen. Er arbeitete
für eine gemeinsame skandinavische Missionswirksamkeit, sowohl
als für einen ökumenischen Einsatz. Als Missionswissenschaftler
schrieb er einige auch ins Deutsche übersetzte bedeutende
Arbeiten; er war in deutschen Missionskreisen gut bekannt
.

Das Buch von Bundgaard stellt nicht nur eine Biographie
Kalkars dar, sondern gibt auch gute Einblicke in das kirchliche
Leben Dänemarks während seiner Zeit. Der Verf. hat für die
Missionsforschung einen neuen wertvollen Beitrag geleistet.

Lind Herman Schlyter

VON PERSONEN

Die Arbeiten Dietrich Bonhoeffers haben nach dem Kriege
erneut ein starkes Interesse gefunden. Dieses Interesse steht in
der Gefahr, gedämpft zu werden, weil manche Aussagen Bonhoeffers
in ihrem fragmentarischen Charakter nicht deutlich erkennen
lassen, wie wir sie heute verstehen sollen. So lange es eine
schon geforderte Biographie Bonhoeffers nicht gibt, die uns hier
Rat und Auskunft geben könnte, muß an dieser Stelle eine Bibliographie
Hilfsdienst leisten. Sie soll u. a. auf die vielen kleinen
Aufsätze und Schriften Bonhoeffers hinweisen, die wenig bekannt
sind, aber doch so viel verraten von der hellhörigen Wachin
memoriam Dietrich Bonhoeffer

* 4. Februar 1906 f 9. April 1945
Bibliographie Dietrich Bonhoeffer

samkeit, in der Bonhoeffer gearbeitet hat. Beachtenswert ist auch
das an den Übersetzungen deutlich werdende Interesse ausländischer
Theologie für das Werk Bonhoeffers.

Die Bibliographie wurde mit dem Rat und der Hilfe von Pfr. John
D. Godsey, Basel, Gotthelfstr. 36 und Pfr. Jorgen Glenthoj, Hassing,
Thy, Dänemark zusammengestellt. Die Verantwortung tragen der Unterzeichner
und P. Eberhard Bethge, 23, Manor Mount, Forest Hill, London
, S. E. 23. Etwaige Verbesserungen und sonstige Hinweise, die Bonhoeffer
betreffen, möge man an P. Bethge schidien.