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Ausgabe:

1956 Nr. 4

Spalte:

239-240

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Strege, Martin

Titel/Untertitel:

Das Eschaton als gestaltende Kraft in der Theologie 1956

Rezensent:

Albertz, Martin

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239

Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 4

240

gesetzlich orientiert seien, insofern durch die Vorordnung der
Schöpfungsordnungen, der Uroffenbarung oder einer philosophischen
Anthropologie die Dialektik von Gesetz und Evangelium
aufgegeben werde. „Der Mensch steht unter dem Gesetz, bevor
ihn das Evangelium erreicht" (304), während für Luther das Gesetz
nur als gepredigtes, d. h. im dialektischen Zugleich mit dem
Evangelium, in Betracht kommt. Bei Eiert, Althaus und Gogarten
bekommt das Gesetz einen Primat, der dann durch das Evangelium
nicht gebrochen werden kann. „Gegen jede Konzeption einer
Zweireichelehre, die die Aufgaben des Christen primär durch
eine Analyse des Gesetzes und der Ordnungen zu bestimmen
sucht, kann eingewandt werden, daß sie von der Lutherischen

und neutestamentlichen Perspektive abweicht.....der Christ,

der im Glauben wandert, hat ausschließlich die Taten der Liebe zu
vollbringen" (307), also nicht ein dem Evangelium vorausliegendes
Gesetz zu befragen.

Als kritische Übersicht über die Problemlage ist H.s Arbeit
sehr verdienstlich. Die Auswahl, die er aus der Fülle der vorliegenden
Diskussionsbeiträge trifft und nach Lage der Dinge treffen
muß, ist glücklich. Er läßt entscheidende Vertreter der typischen
Auffassungen zu Worte kommen. Die eigene Linie, die er zu halten
versucht, läßt freilich mancherlei Fragen offen und dürfte
höchstens als erste Skizze zu werten sein. Insbesondere müßte die
Funktion, die der Vernunft zukommen soll, noch weiter geklärt
werden: die Nächstenliebe soll das Ziel, die Vernunft die technische
Art und Weise des Handelns bestimmen (299). Aber wo
liegen hier die Grenzen? Wird damit nicht doch irgendwie einer
Eigengesetzlichkeit der Ordnungen Raum gegeben?

HalleSaale Erdmann Schott

St rege, Martin: Das Eschaton als gestaltende Kraft in der Theologie.
Albert Schweitzer u. Martin Albertz. Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk
[1955]. 106 S. 8°. DM 4.50.

Diese Broschüre ist ebenso eine Programmschrift, wie 1892
die erste Auflage von Johannes Weiß, die Predigt vom Reiche
Gottes. Lenkte Johannes Weiß seinerzeit die Besinnung der neu-
testamentlichen Forschung auf das Kernproblem der neutestamentlichen
Botschaft, die Verkündigung des Eschatons, so stellt
Strege auf dem Grunde dieser neutestamentlichen eschatologi-
schen Forschung, die J. Weiß eingeleitet hat, die systematische
Theologie vor die Frage, müßte nicht das Eschaton die gestaltende
Kraft in der Theologie sein? Strege weist auf die immer radikaler
werdende Durchführung der eschatologischen Bestimmtheit
der Botschaft des Neuen Testamentes zurück und verfolgt S. 14
bis 26 den Weg der Forschung von Reimarus zu Schweitzer, dessen
„Ideen des Reiches Gottes im Verlauf der Umbildung des
eschatologischen Glaubens in den uneschatologischen" Schweizerische
Theologische Umschau 1953 Heft l/2, besonders ausführlich
wiedergegeben werden. Dieser Überblick führt Strege zunächst
zu einer programmatischen Darlegung über die Umwandlung
der historischen Vorstellung des eschatologischen Reiches
Gottes. Er kündigt eine ganze Reihe von noch nicht veröffentlichten
Arbeiten an, die teils die dogmatischen und praktischtheologischen
Konsequenzen des radikal eschatologischen Verständnisses
der neutestamentlichen Botschaft entfalten, teils die
Theologie und Philosophie Albert Schweitzers, insbesondere über
den „Sinn des Lebens" bei Schweitzer darstellen S. 27—59.

In dem Abschnitt „die Parusie Christi die beherrschende
Zielsetzung des Neuen Testaments" in der „Botschaft des Neuen
Testaments" II/1 §20,4 des Rezensenten sieht Strege ein noch
radikaleres eschatologisches Denken als bei Schweitzer, deshalb
entwickelt Strege in dem Schluß seines Buches „das Eschaton als
theologisches Problem" S. 60—106, dieses Problem erst bei Albert
Schweitzer, dann bei dem Unterzeichneten. Es wird bei der
Analyse deutlich, daß Schweitzer sich nicht nur um die Aufhellung
der neutestamentlichen Eschatologie bemüht, sondern auch
um eine neue Weltanschauung, welche ihren Grund im Denken
hat, optimistisch und ethisch sein muß und in Ehrfurcht vor dem
Leben mit dem göttlichen Urwillen zum Leben übereinstimmt.
Strege kritisiert diese Ehrfurcht vor dem Leben vom individuellen
Tode aus, er meint das Problem der Mystik des Einswerdens mit
Gott im eschatologischen Glauben an die individuelle Auferwek-
kung von den Toten zum ewigen Leben lösen zu können. Bei der

Analyse meineT Ausführungen in Botschaft II/1 stellt er mit
Recht fest, daß ich mich bemüht habe, lediglich den geschichtlichen
Tatbestand der radikal eschatologischen Bestimmtheit der Botschaft
des Neuen Testamentes herauszuarbeiten und den Systematiker
zu bitten, dieses mein historisches Bemühen nach der systematischen
Seite fruchtbar zu machen S. 12. Eben dieses mein Anliegen
, das vom Neuen Testament her geltend gemacht wird, bedeutet
, daß das Eschaton oder vielmehr der Eschatos als die „gestaltende
Kraft in der Theologie" herausgestellt wird. Es ist nicht
die Aufgabe des Neutestamentiers bei der Entfaltung der Botschaft
des Neuen Testamentes auf die Zweifler und Spötter Rücksicht
zu nehmen, die Auferstehung und Parusie in Zweifel
stellen. Aber in II/2 finden sie unter dem Abschnitt über die Kritik
an der Botschaft § 50 ihren Platz. Vielmehr hätte der Dogmenhistoriker
die Frage zu stellen, die Martin Werner unüberhör-
bar gemacht hat. Vor allem aber ist, wie Strege feststellt, das
Eschaton Problem der systematischen Theologie S. 84. In einigen
scharf geschliffenen Thesen entwirft Strege daher für die „Theologie
der Zukunft" die Frage, ob und in welchem Sinne von dem
eschatologischen Befund des Neuen Testamentes aus die Hoffnung
auf den Eschatos ein totales Umdenken in Theologie und
Kirche erfordert. Wird die Programmschrift von Martin Strege
ebenso wirkungskräftig für die Systematiker werden, wie es die
von Weiß für die neutestamentliche Forschung gewesen ist?

Berlin-Spandau _ Martin Albertz

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RELIGION SP SYCH0L0G1E
UND RELIGIONS PÄDAGOGIK

H a m m el s b e c k/Oskar: Glaube. Welt, Erziehung. Mülheim/Ruhr: ;
Setzkorn-Schleifhacken [1954]. 308 S. 8°. DM 8.60; geb. 10.80.

In diesem Buch hat der Verfasser 30 Vorträge, Referate,
Artikel und Briefe zusammengefaßt, die hauptsächlich in den
Jahren 1950 bis 1954 aus verschiedensten Anlässen entstanden
sind und die sich in weit gespanntem Rahmen um die drei Pole be-