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Ausgabe:

1956 Nr. 4

Spalte:

216-219

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Pesch, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Der Lohngedanke in der Lehre Jesu 1956

Rezensent:

Schweizer, Eduard

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Theologische Literaturzeitung 1956 Nr. 4

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(22, 3; 23, 23) offenbar ihre Gültigkeit für die erstere, die ihrerseits
keinerlei Zeitangaben enthält, und es entsteht die Möglichkeit
, sich die hier aufgezählten Aktionen des Königs auf viele
Jahre seiner langen Regierung verteilt zu denken, was ihrer Natur
durchaus entspricht. Zu dieser Annahme paßt auch die literarische
Art der Aufzählung sehr gut; sie hat durchaus den Stil jener
Auszüge aus den Regierungstagebüchern der Könige, die man
an einigen Stellen der Königsbücher findet und die M. in der Einleitung
zu seinem Kommentar sehr schön charakterisiert hat (S.
30 ff.). Daraus folgt dann aber für die Interpretation, daß Un-
gleichmäßigkeiten und Widersprüche zwischen den Aussagen über
die einzelnen Aktionen (z. B. 23, 8: Priester aus Juda nach Jerusalem
überführt; 23,20: Priester in Samaria abgeschlachtet) nicht
durch das bequeme Mittel der Streichung eines Teiles dieser Aussagen
zu Gunsten der anderen beseitigt werden dürfen; die Verschiedenheit
des Verfahrens von Fall zu Fall kann, zumal wenn
die Aktionen einander in größerem Zeitabstand folgten, im
Wechsel der historischen Situationen seinen zureichenden Grund
gehabt haben.

Die angeführten Beispiele, die sich leicht vermehren ließen,
dürften gezeigt haben, wo dem Werke M.s durch die Individualität
seines Autors die Grenzen gezogen sind. Es ist insofern ein
Kommentar älteren Stiles, noch kaum berührt von den Fragen,
die uns heute bei der Interpretation biblischer Bücher in erster
Linie umtreiben. Innerhalb dieser Grenzen aber wird das Werk
wegen der Fülle des in ihm aufgespeicherten Materials zur Einzelerklärung
auf lange hinaus einen hervorragenden Platz in unserer
Kommentarliteratur einnehmen.

Leipzig _ Albrecht Alt

Muilenburg, James: The Site of Ancient Gilgal.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 140, 1955 S. 11
bis 27.

Nauck, Wolfgang: Lex insculpta (nTTt pin) in der Sektenschrift.
Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 46, 1955 S. 138
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P ä k o z d y, Ladislaus M. v.: i"PfW IlBN tTU» Die Deutung des mn1

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Judaica 1 1, 1955 S. 193—208.
Rabinowitz, Jacob J.: A Clue to the Nabatean Contract from the

Dead Sea Region.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 139, 1955
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Rengstorf: Gustaf Dalmans Bedeutung für die Wissenschaft vom
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Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald. Gesellschafts-u. sprachwissenschaftliche Reihe IV, 1954/55
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Rengstorf, K. H. und Müller, W.: Das Schrifttum Gustaf Dalmans
.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität

Greifswald. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe IV.

1954/55 S. 209—232.
Richter, Friedrich: Das Prophetentum des Alten Bundes.

Bibel und Kirche 1955 S. 66—81.
Rogers, Virgil M.: The Use of IBNI in an Oath.

Journal of Biblical Literature 74, 1955 S. 272.
Rowley, H. H.: Individual and Community in the Old Testament.

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Bulletin of the John Rylands Library 38, 1955 S. 166—198.
S a r n a, Nahum M.: Ü^rPN, Job. 12, 19.

Journal of Biblical Literature 74, 1955 S. 272—273.
S k e h a n, Patrick W.: Exodus in the Samaritan Recension from Qum-

ran.

Journal of Biblical Literature 74, 1955 S. 182-187.
S p e i s e r, E. A.: 'Ed in the Story of Creation.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 140, 19 55
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— „I Know Not the Day of My Death."

Journal of Biblical Literature 74, 1955 S. 252—256.
Stamm, Johann Jakob: Ein Vierteljahrhundert Psalmenforschung.

Theologische Rundschau 23, 1955 S. 1—68.
Stenzel, Meinrad: Altlateinische Canticatexte im Dodekapropheton.

Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 46, 1955 S. 31

bis 60.

Stewart, James R.: When Did Base-Ring Ware First Occur in Pa-
lestine?

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 138, 1955
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Taylor, W. S.: Theology and Therapy in Job.

Theology Today XII, 1956 S. 451—462.
Thomson, J. G. S. S.: The Shepherd-Ruler Concept in the OT and

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Scottish Journal of Theology 8, 1955 S. 406—118.
Tushingham, A. Douglas: An Inscription of the Roman Imperial
Period from Dhibän.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 13 8, 1955
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Vaux, R. de: Les fouilles de Teil el-Fär'ah, pres Naplouse.

Revue Biblique 62, 1955 S. 541—589.
Vaux Saint Cyr., M.-B. de: Les deux commentaires d'Etienne

Langton sur Isaie.

Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques XXXIX, 1955
S. 228—236.

Vis eher, W.: Le „Kerygma" de lAncien Testament,
fitudes Theologiques et Religieuses 30, 1955 S. 24—48.

W a 11 a c e, David H.: The Semitic Origin of the Assumption of Moses
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Theologische Zeitschrift 11, 1955 S. 321—328.
Winter, Paul: Der Begriff „Söhne Gottes" im Moselied.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 67, 1955 S. 40—48.
Wittenberg, Martin: Zum Problem der Irrlehre in alttestament-

licher Sicht.

Lutherische Blätter 7, 1955 S. 66—73.
Wolf f , Hans Walter: Erkenntnis Gottes im Alten Testament.

Evangelische Theologie 15, 1955 S. 426—431.
— Hauptprobleme alttestamentlicher Prophetie.

Evangelische Theologie 15, 1955 S. 446—468.

NEUES TESTAMENT

Pesch, Wilhelm, Dr.: Der Lohngedanke in der Lehre Jesu verglichen
mit der religiösen Lohnlehre des Spätjudentums. München: Zink 19 55.
X, 156 S. gr. 8°. = Münchener Theologische Studien. I. Hist. Abt.
7. Bd. DM 12.-.

Diese gründliche Auslegung eines von Katholiken und Protestanten
gerne diskutierten Problems stellt die Preis- und Doktorarbeit
eines Redemptoristen dar, welcher an der Theologischen
Fakultät in München studiert hat.

Nach einigen Vorbemerkungen über die Anknüpfung Jesu
an jüdische Redeweisen (S. 1—8) läßt sich der Verfasser in einem
analytischen Teil (S. 9-80) auf eine literar-kritische Untersuchung
der Lohnaussagen Jesu ein. Man hat dabei zu beachten, daß er
nur an den synoptischen Jesus denkt. Er will aber der folgenden
biblisch-theologischen Darstellung nicht das von den Synoptikern
gebotene Jesusbild zugrunde legen, sondern versucht, durch Sichtung
des Materials die Lohnaussagen des „geschichtlichen" Jesus
herauszuarbeiten. Dabei geht Pesch von denselben Voraussetzungen
und Methoden aus wie Wellhausen, Jülicher, Bultmann
und Jeremias (in dessen von Jülicher abhängigem Buch über die
Gleichnisse Jesu). Es ist auch kein Zufall, daß diese Autoritäten
(neben J. Schmid, dem Lehrer des Verfassers) am häufigsten angeführt
werden.

Somit erlebt man, daß ein katholischer Theologe mit Begriffen
arbeitet, die für den protestantischen Liberalismus charakteristisch waren,
vor allem mit dem Ideal einer von der meistens sogenannten „Gemeindetheologie
" befreiten Jesusgestalt. Darum geht es nämlich im
Grunde, wenn W. Pesch in diesem Teil der Arbeit sich immer wieder
bemüht, aus den synoptischen Gleichnissen das nach Allegorie Schmek-
kende als „unecht" auszumerzen und nur das, was mit der Terminologie
Jülichers „Parabel" heißen soll, für Jesus zu reservieren. Woher kann
man aber wissen, daß Jesus immer nur derartige „Parabeln" gebraucht
hat? Pesch hat dafür keinen Beweis erbracht. In der Tat ist dieses Kriterium
für den geschichtlichen Jesus eine Petitio prineipii. Dasselbe gilt
überhaupt von den Versuchen, einen vermeintlich echten Jesus gegen
das evangelische Jesusbild auszuspielen. Im allgemeinen nämlich versucht
man, den primären Jesus durch Reduktion von Einzelzügen zu gewinnen,
die anscheinend mit späteren kirchlichen Begriffen zusammenfallen; dabei
muß aber immer höchst unsicher bleiben, ob nicht der irdische Jesus
diese Begriffe trotz allem schon hatte. Die merkwürdige Skepsis
I gegen die Allegorie rührt weithin auch von einer Angst vor der Not-