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1955 Nr. 3

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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175

Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 3

176

Roth, Erich: Toynbees Geschichtsphilosophie in evangelischer Sicht.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 51, 1954 S. 186—215.
Taubes, Susan Anima: The Gnostic Foundations of Heidegger's Ni-

hilism.

The Journal of Religion XXXIV, 1954 S. 155—172.

T o 11 e n a e r e, M. de: Naturphilosophie en Scholastiek.
Bijdragenl5, 1954 S. 404—416.

V o g e 1, Heinrich: Die Umdeutung der Christologie in der Religionsphilosophie
Immanuel Kants.
Evangelische Theologie 14, 1954 S. 399—413.

W a e 1 h e n s, A. de: De taalphilosophie volgens M. Merleau-Ponty.
Tijdschrift voor Philosophie 16, 1954 S. 402—418.

Wylleman, A.: De historiciteit van de wijsbegeerte en haar waar-
heidswaarde.

Tijdschrift voor Philosophie 16, 1954 S. 383—401.
Z e 11 n e r, Hermann: Neue Schellingiana.

Zeitschrift für Religions-und Geistesgeschichte VI, 1954 S. 215—226.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Schmaus, Michael: Katholische Dogmatik. Band IV, 2. Von den letzten
Dingen. 3. u. 4., umgearb. Aufl. München: Max Hueber 1953.
VIII. 280 S. 4°. DM 10.80; geb. DM 12.80.

Im Unterschied von der ersten Ausgabe dieses Werkes wird
in der vorliegenden Neuausgabe die allgemeine Esdiatologie der
besonderen, welche die speziellen Formen des eschatologischen
Denkens zum Gegenstand hat, vorangestellt. Außerdem ist ein
Sachregister beigegeben.

Eine Esdiatologie, die immer die Vorläufigkeit alles Geschichtlichen
voraussetzt, muß zunächst im Hinblick auf die
Grundstruktur des katholischen Denkens wie ein unbegreifliches
Novum anmuten. Wird für dies Denken das Geschichtliche doch
bereits in dieser Welt überwunden: die Kirche ist bereits hier in
ihrer Ganzheit die Gestaltwerdung Christi wie die Sakramente
die unmittelbare Vergegenwärtigung Christi darstellen. Warum
dann noch Esdiatologie? Wird mit dem Bekenntnis zu dieser Lehre
das Ewige in der Zeit genau so relativiert wie das Geschichtliche?
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der katholische
Christ zu dieser Lehre geführt wird auf Grund der Aussagen des
Neuen Testaments, die alle eschatologisch ausgerichtet sind, daß
hier wenigstens zunächst das Gewicht der Schrift stärker ist als
das kirchlich-dogmatische Denken.

In der Tat beschränkt sich der erste Teil des Werkes, die
Darstellung der allgemeinen Esdiatologie, im wesentlichen auf
eine recht genaue Wiedergabe der Aussagen der Schrift über das
Ende der Dinge, wobei besonders auf die Visionen der Apokalypse
eingegangen wird. Der Gegensatz, der diesen Aussagen zu
Grunde liegenden Geschichtstheologie zu den indischen und griechischen
Lehren vom ewigen Kreislauf, zu der Fortschrittsidee
der Renaissance und Aufklärung, zu dem Geschichtsoptimismus
von Hegel und Marx und dem Geschiditsnihilismus der Gegenwart
wird mit Recht aufgewiesen. Die Analysen von Parusie
Christi und Widerchrist, von Tod und Auferstehung, von Welt-
geridit, von neuem Himmel und neuer Erde sind durchaus schriftgemäß
ausgerichtet und bewegen sich oft im Rahmen der paulini-
sdien Theologie unter Berücksichtigung der neueren exegetischen
Literatur.

Die eigentlichen Bedenken beginnen erst bei der speziellen
Dogmatik, wo die Ausrichtung auf die Schriftgemäßheit zurückgedrängt
wird von dem Zugriff kirchlicher Dogmatik, wo also die
Rede ist von Weltgericht, Fegefeuer, Hölle und Gnade und Lohn
im Himmel. „In der Heiligen Schrift wird die Läuterung nach dem
Tode nirgends ausdrücklich und formell bezeugt. Aber sie wird
an manchen Stellen vorausgesetzt oder angedeutet" (152). Doch
es ist Glaubenssatz, der nur durch Konzilienbeschlüsse gerechtfertigt
wird. „Es gibt ein Fegefeuer, d. h. einen Zustand der
Strafe und der Läuterung, in welchem die noch mit läßlichen
Sünden oder zeitlichen Sündenstrafen behafteten Seelen gereinigt
werden" (151). Und es gibt eine ewige Hölle, die nun zwar gar
nicht durch die Schrift bezeugt ist, aber die doch Glaubenssatz ist,
der in einer langjährigen Tradition begründet ist.

Die Darstellung des Strafzustandes nach dem Tode bewegt
•ich bei dem Verfasser in den üblichen katholisdien Formen. Angenehm
berührt aber wird auch der kritische Leser von der Art
und Weise, wie der Verfasser diese Lehren vorträgt. Nicht nur,
daß er des öfteren den Geheimnischarakter des Bereichs der Lehren
hervorhebt und auf die Notwendigkeit hinweist, daß der
Mensch für diese Regionen auf Bild und Analogie angewiesen ist.
Er weiß darüber hinaus um ungelöste Fragen, die in der Tat die
Gesamtproblematik seiner speziellen Esdiatologie enthüllen. Er
zeigt, daß das Geheimnis der Hölle nicht mit dem Hinweis darauf
gelöst ist, daß Gott die Liebe ist. Ungelöst bleibt die Frage, warum
dem Menschen überhaupt die Freiheit zum Sündigen gegeben
ist. Ungelöst bleibt die Frage, warum Gott dem verstorbenen
Todsünder die Gnade der Erleuchtung und Verwandlung verweigert
(206 ff.). Dem kritischen Leser aber kommt gerade hier die
Frage, ob die Lehre der katholischen Dogmatik von Gericht, Fegefeuer
und Hölle nicht über Gebühr die Bedeutung des lohnenden
und strafenden Gottes für den christlichen Glauben betont, so
daß der Kernsatz dieses Glaubens von der spontanen und unendlichen
Liebe als Wesen Gottes ernstlich bedroht ist. Der Verfasser
hat auch diese Problematik empfunden, aber keinen Ausweg
aus ihr gezeigt.

Mehrfach setzt sich Schmaus auch mit Gegnern der von ihm
vorgetragenen Lehre auseinander. Aber man hat immer auch hier
den Eindruck, daß er die Theologen oder Denker, gegen die er
polemisiert, zu wenig kennt. Um nur zwei Beispiele zu nennen:
kann man wirklich sagen, daß mit Schleiermacher die Lehre von
der Seelenwanderung „in manche protestantische Richtungen"
einzog? Mir ist nicht bekannt, daß Schleiermacher diese Lehre in
seine Glaubenslehre aufgenommen hat, oder daß sie später in
der protestantischen Theologie eine Rolle gespielt hat. Und kann
man wirklich sagen, daß Kierkegaard und Jaspers in dem Tode
ein Letztes gesehen haben? (140 f.). Auch nur ein oberflächlicher
Blick z. B. in die Tagebücher des dänischen Theologen oder in
die letzten Veröffentlichungen von Jaspers hätten den Verfasser
eines Besseren belehren müssen.

Schmerzlich vermissen wir ein Eingehen auf die Frage, was
an der neutestamentlichen Esdiatologie zeitgeschichtlich bedingt,
und was in ihr noch heute in der Glaubenswelt der Menschen der
Gegenwart lebensfähig sein kann. Diese Frage hätte den Verfasser
zu einer sehr fruchtbaren Auseinandersetzung mit den
ganz neuen Ansätzen der esdiatologisdien Arbeit der protestantischen
Theologie führen müssen, wie sie etwa bei Althaus, Barth.
Brunner und Bultmann vorliegen. Diese Auseinandersetzung
fehlt in dem Buch, dessen fortgehende Gedankenführung immer
stärker von genuin katholisdien dogmatischen Denken beherrscht
ist, und das daher wie die voraufgegangenen Bände der vorliegenden
Dogmatik einen guten Einblick in die Eigenart dieses Denkens
vermittelt.

Kiel ________ Werner Schultz

H o f m a n n, Rudolf: Moraltheologie und christliches Gesinnungsethos.

Münchener Theologische Zeitschrift 1, 1950 S. 53—63.
Holm, Sören: Grundtvig und Kierkegaard. Parallelen und Kontraste.

Zeitschrift für Systematische Theologie 23, 1954 S. 158—176.
Julian, F. B.: The Maleness of God.

The Hibben Journal LH. 1954 S. 343—348.
K e r r, Hugh T.: A New and Living Hope.

Theology Today X, 1953 S. 304—309.
K u p i s c h, Karl: Der Krieg ein Problem für den Christen heute.

Unterwegs 5/6, 1954 S. 271—281.
L e e u w e n, A. van: Loon en straf in de zedelijke orde.

BijdragenlS, 1954 S. 376—388.
L i n d s a y, Harry: Creation from a New Angle. A Reply to Emil

Brunner.

The Hibbert Journal LH, 1954 S. 368-374.
Lottin, O.: Les vertus morales acquises sont-elles de vraies vertus?

La reponse des theologiens de saint Thomas ä Pierre Auriol.

Recherches de Theologie ancienne et medievale XXI, 1954 S. 101—129.
M c K i n n o n, Alastair: God, Humanity and Sexual Polarity.

The Hibbert Journal LH. 1954 S. 337-342.
Pannenberg. Wolfhart: Mythus und Wort. Theologische Überlegungen
zu Karl Jaspers' Mythusbegriff.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 51, 1954 S. 167—185.
Poschmann, Bernhard: Die innere Struktur des Bußsakraments.

Münchener Theologische Zeitschrift 1, 1950 S. 12—30.