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Ausgabe:

1955 Nr. 3

Spalte:

170-171

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Beiträge zur Kunst des Mittelalters 1955

Rezensent:

Lehmann, Edgar

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 3

170

heitskatechismus. Hier werden die von Arnold (siehe oben) gezogenen
Folgerungen in die Katechismus-Praxis eingeführt. Die
Gliederung heißt nun: Die Eucharistie 1.) als Danksagung, 2.) als
Opfer, 3.) als Speise, 4.) als bleibendes Sakrament. — Den katechetischen
Teil (lungmann ist Professor der Pastoraltheologie)
bereichert Theodor Bogler (Maria Laach) mit seinen auch für den
Kunsthistoriker interessanten Ausführungen „Das Bild im Dienste
der Meßkatechese." Von Bogler werden die Bildbeigaben der
Festschrift stammen (entnommen dem Sakramentar des Bischofs
Drogo von Metz, 826—8 55, jetzt in Paris, Aufnahmen von P. Os-
lender, Maria Laach — und je eines dem Hymettoskloster und dem
Theodor-Sarkophag). — Die katechetiscfa-homiletisch-pastorale
Linie wird weitergeführt von Ludwig Wolker (Altenberg): „Das
neue Erlebnis und die neue Verkündigung des Mysteriums In
der lugend." Das neue Erlebnis: Nicht mehr bloß „Sonntagspflicht
", sondern Freiwilligkeit, gloria Dei, amor Dei. Die neue
Verkündigung: Schafft Verkündiger! — josef Maria Reuß (Mainz)
legt „Gedanken zu einer Verkündigung über die Messe vor Priestern
" dar — aus grundsätzlich-theologischen Gedanken gespeist.
- Bischof Paul Rusch (Innsbruck) gibt „Versuche zur Meßgestaltung
." Das sind nicht Änderungsvorschläge, sondern Durchführungsratschläge
. — Von der Gestaltung des „Deutschen Hochamts
" spricht Johannes Wagner (Trier) und fügt ein Schema
bei. — Klemens Tilmann (München) behandelt die Frage „Kinder-
meßfeier und Liturgische Erneuerung." Das Kind liturgiert so
mit: „Ich werde im Sinnbild des Brotes zum Altar gebracht, bereit
in das Opfer Christi einzugehen." „Das Opfer Christi wird
gegenwärtig, und ich werde in dieses aufgenommen." „Der geopferte
Christus vereinigt sich mit mir." (Stimmt das nun mit
Arnold und Schreibmayr zusammen?). — Josef Gülden (Leipzig)
betrachtet „Das allgemeine Kirchengebet" seelsorgerlich, bringt
aber dabei eine gute historische Übersicht (I Gem.; Or. sollemnes
Seit 3. Jhdt.; Gelasius-Litanei; das Gläubigengebet deutscher
Zunge). — Theodor Schnitzler (Köln-Bensberg) handelt von der
„Andacht" gegenüber dem Meßopfer. Die Wurzeln der „Andacht
" weist er im Stundengebet nach, setzt aber einen zweiten
Typus heraus, welchen er den „Meditationstyp" nennt. — Das
Buch schließt mit einem Ausblick von Gerald Ellard (St. Marys
USA): „Missarum Sollemnia" Wegweiser für die Zukunft! Man
wird daraus die Dankbarkeit ablesen, welche die katholische Welt
dafür empfindet, daß Jungmann (und viele andere!) den Umkreis
der römischen Liturgie in Bewegung gesetzt hat. Wenn aber
Ellard einleitend einen Kritiker der Zeitschrift „The Month" beifällig
zitiert, welcher die lange liturgische Erstarrung (er sagt
■.scheinbare Erstarrung") Roms darauf hinausdeutet, daß „die
Gefahr des Protestantismus die Kirche vor liturgischen Versuchen
zurückhielt", so muß man das richtigstellen: Nicht „die Gefahr
des Protestantismus" war es, die Rom zurückhielt, sondern die
unerschütterliche Überzeugung der Majorität, gerade der „Anti-
Protestantismus" sei das „Einzig-Katholische" auch im Liturgischen
! Der Umbruch geschah durch den Rückgriff auf das Wirklich
-Katholische. Und darum ist es Zeit, daß man auch Luthers
liturgische Reformation von damals in den Rahmen einstellt:
Rückgriff auf das Wirklich-Katholische, wie es einem Seelsorger
"es 16 Jhdts. erscheinen mußte! Auch das gehört in das Thema:
..Missarum Sollemnia als Wegweiser für die Zukunft" hinein.

Augsburg Leonhard Fendt

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GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Beiträge zur Kunst des Mittelalters. Vorträge
der ersten Deutschen Kunsthistorikertagung auf Schloß Brühl 1948.
Berlin: Gebr. Mann 1950. 206 S., 32 Textabb.. 20Taf. gr. 8°. Hhv.
DM 20.-.

Im Sommer 1948 trafen sich zum ersten Mal nach dem
2. Weltkrieg die deutschen Kunsthistoriker auf Schloß Brühl zu
einer gemeinsamen Tagung, um über die Forschungsergebnisse
während der vergangenen wirren Zeit zu berichten. Die nach Jahren
erzwungenen Schweigens neu eröffnete Möglichkeit der Mitteilung
gab dem Kongreß und gibt dem 1950 erschienenen Bericht
(der nur die andernorts veröffentlichten Referate ausläßt)
eine erregende Dichte. Tagungsthema war die mittelalterliche
Kunst, da auf diesem Gebiet die überraschendsten Ergebnisse zu
erwarten waren. Darüber hinaus ergab sich von selbst ein Übergewicht
des Frühmittelalters, das die eindrucksvolle Einheitlichkeit
des Bandes noch steigert. Die Zerstörungen des Krieges hatten
für das frühe Mittelalter, besonders auf dem Gebiet der Architektur
, neue Forschungsmöglichkeiten eröffnet — ein bitterer
Ersatz freilich für das Verlorene. Immerhin sind diese neuen
Möglichkeiten in einer Reihe von Fällen mit bestem Erfolg genützt
worden.

In Trier wurde uns durch Kempf der Grundriß der imposanten
konstantinischen Doppelbasilika wiedergeschenkt (letzte
Berichte: Germania 29, 1951, S. 47—58: „Die vorläufigen Ergebnisse
der Ausgrabungen auf dem Gelände des Trierer Domes"
und Kunstchronik 6, 1953, S. 90—92: „Neue Ergebnisse der
Trierer Domgrabungen"), in Köln durch Doppelfeld der Grundriß
des karolingischen Doms, der in seiner ersten Planung anscheinend
die Kirche des Plans von St. Gallen vorausnahm (vgl.
zuletzt: Kölner Domblatt, 8./9. Folge, 1954, S. 33—61: „More
romano"), in Westfalen durch Thümmler und andere eine ganze
Reihe bedeutsamer Bauten, von denen, um nur eines zu nennen,
der karolingische Großbau unter der Paderborner Abdinghofkirche
aus den Quellen bisher völlig unbekannt war (vgl. Westfalen
27, 1948, S. 161—: „Die frühromanische Baukunst in Westfalen
" und Westfalen 31, 1953, S. 274—303: „Neue Funde zur
mittelalterlichen Baukunst Westfalens"). Über die leider noch
unveröffentlichten, bedeutsamen Grabungen am Hildesheimer
Dom gab Rosemann einen kurzen Bericht. Dagegen sind Beselers
Forschungen zur Michaelskirche daselbst inzwischen in Buchform
erschienen und haben uns ein sehr deutliches Bild dieses großartigen
Baues in seinem ursprünglichen Zustand gewinnen lassen
(Berlin 1954). Einzelprobleme behandelten auf Grund der neuen
Forschungssituation zusammenfassend Verbeek (Ottonische und
staufische Wandgliederung am Niederrhein) und Wallrath (Bedeutung
der mittelalterlichen Krypta).

Frühmittelalterliche Neufunde an Malerei besprachen Gerke,
der das Lorscher Pantokratorfenster (gefunden bei den dortigen
Ausgrabungen) in das 9. Jahrhundert datieren konnte und damit
den Beginn der Glasmalerei für unsere Vorstellung um zwei
Jahrhunderte zurückverlegte, und Eichler, der die Wandmalereien
von St. Maximin in Trier auf das gleiche Jahrhundert bestimmte.
Ins Frühmittelalter führten schließlich weiter die Referate von
Gerke mit der grundlegenden Ordnung und Datierung der früh-
pronvencalischen Plastik, von Usener mit der Verteidigung der
einheitlichen karolingischen Entstehung des Mailänder Paliottos,
von Schnitzler mit der Festlegung der beiden ältesten kölnischen
Elfenbeine (aus karolingischer Zeit) und von Boeckler mit dem
Nachweis der byzantinischen Quelle der Kölner ottonischen
Buchmalerei.