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Ausgabe:

1955 Nr. 2

Spalte:

108

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Le temps de l'Église 1955

Rezensent:

Fendt, Leonhard

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 2

108

lieh ja doch nicht wünscht. In erfreulicher Weise wird das per-
sonalistische Denken bewußt gegenüber einem „kosmologischen"
Denken der älteren Philosophie in der Frage nach dem Verhältnis
des göttlichen Wirkens zur menschlichen Freiheit durchgeführt
. Anschließend an den ihm nahestehenden Guardini stellt
Soukup fest, daß das Verhältnis von Gott und geschaffener Person
„wesenhaft Dialog und Drama" ist und nur „durch personale
und historische Kategorien" verstanden werden kann,
„während Kategorien, die einem kosmologischen System entstammen
, von vornherein ungenügend sind". Dies wußte auch
Kierkegaard. Hat es aber Luther wirklich verstanden?

Wenn so ein christlich gedeuteter Existentialismus mitspielt,
wird selbstverständlich die Frage brennend, ob nun hier endgültig
mit der von der klassischen Philosophie übernommenen
Tradition, wo die harmonische Erfüllung der menschlichen Natur
das Endziel ist, gebrochen wird. Das ist aber trotz allen Ansätzen
nicht der Fall. Immer bleibt das gegebene Ideal, ein ganzer
Mensch zu werden. Die jeweilig notwendige Selbstüberwindung
ist ein Mittel, ein wahrhaft geistiges Wesen zu werden und so
die Fülle des Lebens zu erreichen. Soukup distanziert sich selbstverständlich
von Aristoteles, folgt aber Augustin und Thomas
von Aquin und polemisiert direkt gegen Nygrens scharfe Trennung
zwischen Agape und Eros. Diejenige Agape, die er anerkennen
kann, ist „die Form der Selbsttreue, die der Person entspricht
".

Wir stehen zwar hier vor einer äußerst schwierigen Frage,
die nun doch auch weder von Nygren noch von Bultmann gelöst
worden ist. Mit unseren katholischen Brüdern müssen wir immer
wieder damit ringen. So viel darf aber doch wohl festgestellt
werden, daß auch bei Soukup das Erbe der griechischen Philosophie
in einem solchen Ausmaße mitklingt, daß eine klar neu-
testamentliche Verkündigung der Agape unmöglich wird. Die
„philosophia perennis", die ganze Tradition mit den vier Kardinaltugenden
usw. muß gebrochen werden. Ein bescheidenes
Quantum von Existentialismus reicht hier nicht. Das Neue Testament
muß zu Worte kommen.

üentofle/Däiiemark N. H. Soe

A 11 h a u s, Paul: Adolf Schlatters Verhältnis zur Theologie Luthers.

Zeitschrift für Systematische Theologie 22, 1953 S. 245—256.
B o u 11 i e r, Jean: La typologie du bapteme d'apres Saint Thomas.

Nouvelle Revue Theologique 76, 1954 S. 897—916.
Brunken, Hermann: Konfessioneller Realismus.

Evangelische Theologie 14, 1954 S. 523—527.
B r u n n e r, Peter: Die evangelisch-lutherische Lehre von der Taufe.

Eine kontroverstheologische Anfrage an das Dogma und die Dog-

matik der römisch-katholischen Kirche.

Münchener Theologische Zeitschrift 2, 1951 S. 77—101.
Buri, Fritz: Das Selbst Verständnis des christlichen Glaubens als Prinzip
der Dogmatik.

Theologische Zeitschrift 10, 1954 S. 355—376.
D r e s s e 1, Heinz: Die Christologie in der Gegenwart.

Freies Christentum 6, 1954 Sp. 66—70.
D i 11 i s t o n e, F. W.: Revival or Renewal?

Theology Today X, 1953 S. 299—304.
D u v a 1, A., W a 11 y, J.-N.: Bulletin d'histoire des doctrines chre-

tiennes: Periode moderne.

Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques XXXVIII, 1954
S. 524—581.

E c k a r d t, Roy A.: Racial Prejudice and Discrimination: Civil and

Christian Approaches.

Theology Today XL 1954 S. 3 54—367.
E g e n t e r, Richard: Kasuistik als christliche Situationsethik.

Münchener Theologische Zeitschrift 1, 1950 S. 54—65.
F e t s c h e r, Iring: Die Entstehung des dialektischen Materialismus als

metaphysische Weltanschauung.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 50, 1953 S. 184—207.

F r e s e n i u s, Wilhelm: Zur Frage der Kriegsdienstverweigerung.
Evangelische Theologie 14, 1954 S. 427—436.

F r i e s, Josef de S.J.: Zur Lehre von den inneren Prinzipien des Seienden
.

Zeitschrift für katholische Theologie 76, 1954 S. 343—348.
F ü 11 i n g, Erich: Der Historismus in christlicher Sicht.

Zeitschrift für Systematisdie Theologie 22, 1953 S. 274—299.

Fuchs, Ernst: Gesetz, Vernunft und Geschichte. Antwort an Erwin
Reisner.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 51, 1954 S. 251—270.

Fuchs, J.: Morale theologique et morale de Situation.
Nouvelle Revue Theologique 10, 1954 S. 1073—1085.

G o g a r t e n, Friedrich: Das abendländische Geschichtsdenken. Bemerkungen
zu dem Buch von Erich Auerbach „Mimesis".
Zeitschrift für Theologie und Kirche 51, 19 54 S. 270—360.

G o 11 w i t z e r, Helmut: Die Kirchengemeinschaft in der Abendmahlsgemeinschaft
.

Evangelische Theologie 14, 1954 S. 516—522.
G u t w e n g e r, Engelbert S.J.: Zur Ontologie der hypostatischen
Union.

Zeitschrift für katholische Theologie 76, 1954 S. 385—410.
H a r o u t u n i a n, Joseph: The Christian Hope and the Modern World.
Theology Today X, 1953 S. 312-326.

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Le temps de l'cglise. Notes homiletiques et exegetiques. Montpellier:
Faculte de Theologie Protestante 1952. 72 S. gr. 8° = Etudes theologiques
et religieuses. Publication Trimestrielle, 27ieme annee,
No. 2. ffr. 200.—.

Das sind „Predigtmeditationen" aus dem französischen Protestantismus
, welche in Deutschland Interesse und Benützung verdienen
. Um sie richtig einzustufen, muß man bedenken: 1.) „Predigtmeditation
" bedeutet hier „Bibelarbeit für den Prediger",
Textanalyse für den Prediger, welcher seine Predigt selbständig
machen wird (pour rcserver la liberte des predicateurs et potir
n'etre que les auxiliaires d'un travail personnel et indispensable:
sagt das Vorwort). Die eigentliche „Meditation", über welche
die Berneuchener, Friso Melzer u. a. zu befragen sind, geschieht
erst aufgrund solcher Textanalyse (wenn sie geschieht!);
2.) Solche „Predigtmeditationen" haben verschiedenes Gesicht,
je nachdem sie Paraphrasen des Textes, oder Kurzpredigten, oder
Flinweise auf die puneta praedicabilia des Textes, oder richtige
Kommentare zum Text sind, welche letzteren wiederum direkt
auf die Praxis oder auf die Umsetzung in die Praxis reden, oder
aber einfach Bibelerklärung sind. Unsere französischen Notes
homiletiques et exegetiques, verfaßt von den Professoren von
Montpellier und einigen Pastoren, vermeiden es, einen Predigt-
Plan vorzulegen, sind aber teils Kurzpredigten, teils richtige
Kommentare, teils Angaben der puneta praedicabilia des Textes
, weniger Paraphrasen. Die Texte entnehmen sie den „Alten
Perikopen" und den „Neuen" Eisenachern, und zwar von Pfingsten
bis zum 24. Sonntag n. Trin., wobei der 21. Sonntag das Reformationsfest
trägt. Unter den Verfassern ist Wilhelm Vischer
zweimal vertreten.

Es wird der Pastorenschaft bescheinigt, daß sie die hier vorgelegten
„Notes" (wie deren Vorgängerinnen) erbeten hat, und
daß die Theol. Fakultät von Montpellier sich beeilt, diese erbetene
Hilfe zu leisten als ein „aliment et un stimulant ä ceux
qui etudient l'Ecriture en vue de la predication". Theologisch
und exegetisch sauber gearbeitet, der homiletischen Praxis nahe,
und sie dennoch nicht antizipierend, textgetreu ohne geistreiche
Einfälle, tief, aber nicht mysteriös, so sind diese „Predigtmeditationen
" ein gutes Zeugnis für die Theologen von Montpellier
wie für die Pastorenschaft auf den französischen Kanzeln.

Augsburg Leonhard Fendt

Kittel, Hclmuth, Prof. Lic.: Der Erzieher als Christ. Göttingen:
Vandenhoeck k Ruprecht [1951]. 259 S. gr. 8°. DM 12.80; Hlw.
DM 14.80.

Seit Jahrzehnten beschäftigen uns die Fragen und Probleme,
die sich aus dem Hineingestelltsein des Christen in die Welt ergeben
. Die Frage spitzt sich dabei immer wieder entweder darauf
zu, ob das Christsein sich mit diesem oder jenem Beruf verträgt
— etwa mit dem des Staatsmannes, des Soldaten, des Richters
— oder es entsteht die Frage, wie wir diesen oder jenen
Stand — etwa Ehe oder Familie verchristlichen können. Schon
der Titel des Buches: „Der Erzieher als Christ" zeigt, daß die
Grundkonzeption dieses Buches eine andere, fast könnte man sagen
: eine entgegengesetzte ist. Hier wird von dem uns heutigen