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Ausgabe:

1955

Spalte:

84-86

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Escorial Bible I.j.4 1955

Rezensent:

Kahle, Paul

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konisdie, missionarische und liturgische Leben der Bethelgemeinde
sowie überhaupt die studentische vita communis.

Man versteht gut, daß „über allen Bemühungen um die Ausbildung
unserer Studenten ernst und dringlich die Frage nach Wesen
und Aufgabe der Theologischen Schule als einer kirchlichen
Hochschule stand" (1952, S. 168); und es will die Aussage beachtet
werden: „Die kirchlichen Hochschulen begründeten freilich
ihre Existenz nicht nur aus einem Notstand, sondern meinten, daß
sie neben den staatlichen Fakultäten eine bleibende, bedeutsame
Aufgabe hätten" (ebda). Es ist ja nicht ausgeblieben, daß das
Verhältnis zwischen den Kirchlichen Hochschulen und staatlichen
Fakultäten mancherlei „Spannungen und Mißverständnissen" ausgesetzt
war, doch grundsätzlich gilt: „Ist die Theologische Schule
seinerzeit um die Jahrhundertwende entstanden in bewußtem Gegensatz
zu dem Geiste, der damals die Fakultäten weithin beherrschte
, so kann von einem solchen Gegensatz heute nicht mehr
die Rede sein. Wir wissen uns vielmehr mit den staatlichen Fakultäten
eng verbunden in Forschung und Lehre und in der kirchlichen
Bindung und Verantwortung unserer Arbeit. Wir stehen
nicht gegeneinander, auch nicht unverbunden nebeneinander, sondern
wollen miteinander arbeiten in einem Verhältnis des Vertrauens
, des fruchtbaren Austausches und der Ergänzung" (1948,
S. 129). Wichtig ist auch die Erklärung in einem Gutachten:
„Alle wissenschaftliche Arbeit soll in der Freiheit geschehen, die
ihre einzige Bindung an den Herrn der Kirche hat, d. h. sie darf
weder einem säkularen Wissenschaftsbegriff verpflichtet, noch auch
einer kirchenamtlichen Kontrolle unterworfen sein" (1952, S. 169).

Das Verständnis der Arbeit der Theologischen Schule Bethel
kommt gut auch zum Ausdruck in dem neuen Titel des Jahrbuches:
„Wort und Dienst". Es ist im Grunde das alte Ziel, nämlidi Studierende
der Theologie für den kirchlichen Dienst wissenschaftlich
und geistlich vorzubereiten; es ist in seiner Richtung aber doch
neu bestimmt worden durch Pastor Friedrich von Bodelschwingh.
Ihm, dessen Initiative die Theologische Schule Bethel ihre Wiedereröffnung
viel zu danken hat, ist denn auch der erste Band des
neuen Jahrbuches gewidmet, — freilich, da F. v. Bodelschwingh ja
bereits am 4. 1. 1946 verstorben ist, als Gedächtnisband und Erinnerungsgabe
.

Im einzelnen auf die mannigfaltigen und auch unterschiedlichen
wissenschaftlichen Beiträge, die z. T. das besondere Gepräge
der Herkunft aus Bethel tragen, einzugehen, ist nicht möglich
. Es muß hier eine Inhaltsangabe genügen.

1. Band. 1948:

G. Schorsch, Pastor D. Friedrich von Bodelschwingh.

H. Frey, Das Ineinander von Kirche und Welt im Licht der

Komposition des Bundesbuches.
W. Brandt, Land und Heimat nach dem Zeugnis der Heiligen
Schrift.

G. Bornkamm, Die Sturmstillung im Matthäus-Evangelium. I
R. Frick, Missionarische und diakonische Kirche im Liede

Zinzendorfs.

H. H. Wolf, Das Verhältnis von Altem und Neuem Testament

nach den lutherischen Bekenntnisschriften.

G. Merz, Priesterlicher Dienst im kirchlichen Handeln.

H. Girgensohn, Zur Frage der Eingliederung der Ostkirchen.

2. Band. 1950:

R. Frick, Jesus Christus gestern und heute, und derselbe auch
in Ewigkeit.

A. Adam, Christusidee und Menschenbild bei Dostojewskij.

G. Bornkamm, Der Mensch im Leibe des Todes.
W. Brandt, Diakonie der Gemeinde.

J. Fichtner, Hiob in der Verkündigung unserer Zeit.
R. Frick, Von der „eingesündeten Gnade" und von der „eingegnadeten
Sünde".

H. J. Stoebe, Zu Jesaja 40, V. 6.

H. H. Wolf, Beobachtungen und Erfahrungen über geistiges
und geistliches Leben in Amerika.

3. Band. 1952: (Festschrift für D. Dr. Herbert Girgensohn zu seinem
65. Geburtstag):
A. Adam, Das Sintflutgebet in der Taufliturgie.

W. Brandt, Wicherns Ringen mit den sozialen Problemen

seiner Zeit.
J. Fichtner, Vom Psalmenbeten.

G. Friedrich, Geist und Amt.

H. Greeven, „Wer unter euch ...?"
H.Krämer, Zu Hebräer 2, Vers 10.

H. J. Stoebe, Das achte Gebot (Exod. 20, Vers 16).

H. H. Wolf, Arbeit und Beruf in christlichem Verständnis.

Das Dozentenkollegium der Theologischen Schule Bethel,
Stellungnahme zu der von Prof. D. Bultmann vertretenen
„Entmythologisierung".

Man wird dankbar unterschreiben, was seinerzeit Georg Merz
(jetzt Rektor der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau) als
damaliger Leiter der Theologischen Schule Bethel im Vorwort des
letzten Jahrbuches vor dem Kriege ausgesprochen hat: „Damit hoffen
wir, das Recht unseres Jahrbuchs erweisen zu können auch
über die Bedeutung hinaus, die es für unseren engeren Freundeskreis
hat" (1938, S. 5). 1905 begründet — darf die Theologische
Schule nunmehr den 50. Jahrestag ihres Bestehens begehen. Möchte
es dieser Kirchlichen Hochschule geschenkt sein, auch weiterhin
gesegnete Arbeit zu tun!

Berlin Harald Kruska

BIBELWISSENSCHAFT

Bibel-Lexikon, hrsg. von Herbert Haag in Verbindung mit
A. van den Born und zahlreichen Fachgelehrten. Lfg 1—4. Einsiedeln:
Benzinger [1952/53]. 868 Sp„ 67 Abb., 14Taf., gr. 8°. Je Lfg.
DM 11.-.

Dieses von katholischer Seite herausgebrachte Lexikon, das
auf acht Lieferungen geplant ist, stellt seinerseits die Übersetzung
eines 1941 in Holland erschienenen Bijbelsch Woorden-
b o e c k dar. Die einzelnen Artikel holländischer und belgischer
Bibelgelehrter sind vom Herausgeber übersetzt, „wo nötig bearbeitet
, und auf den neusten Stand der' Forschung gebracht".
Die Artikel sind in der deutschen Fassung unsigniert, was der
Herausgeber mit dem freien Gebrauch der holländischen Originaltexte
begründet. Für glücklich kann ich dies Verfahren nicht halten
, da den wissenschaftlich interessierten Leser ja nicht nur bei
dem Artikel „Jesus Christus" (wo P. v. Imschoot als Autor genannt
wird), sondern etwa auch bei dem über „Auferstehung Jesu
Christi" der verantwortliche Autor interessieren möchte. Nicht
immer hat man der Zeitspanne zwischen Original und Übersetzung
die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, so daß z. B. sub
Bethlehem in Galiläa bemerkt wird: „deutsche Siedlung unweit
von Nazareth". Die wichtige Arbeit von Martin N o t h, Die Gesetze
im Pentateuch (1940) konnte im holländischen Original
verständlicherweise noch nicht zitiert werden, sie fehlt aber auch
jet^t beim Artikel „Gesetz". Weiterhin wäre zu bemerken, daß —
offenbar schon in der holländischen Kriegsausgabe — das Abbildungsmaterial
von K. Galling, Biblisches Real-Lexikon (1937) in
ungewöhnlich reichem Maße wiederbenutzt wurde. Doch mag dies
mehr ein Diskussionsgegenstand der Verleger sein, während der
Rezensent es als Anerkennung seiner der Zusammenstellung und
Ausführung der Zeichnungen gewidmeten Mühe werten darf.

Über ein Lexikon ist im einzelnen schwer zu referieren. Auf
das Ganze gesehen kann man sowohl die geschickte Auswahl der
Artikel, ihre Proportion und die Darstellung selbst rühmen. Auch
ist die nicht-katholische Literatur nicht nur regelmäßig notiert,
sondern auch die Offenheit gegenüber historisch-kritischen Fragen
anzuerkennen. Es wird daher als ein dem heutigen Stande der Forschung
entsprechendes Hilfsmittel den katholischen Studenten,
Geistlichen und Lehrern einen guten Dienst tun können und verdient
auch im nicht-katholischen Raum ernsthafte Beachtung.

Mainz Kurt Qa 11 i n g

Hauptmann, O. H.: Escorial Bible I. j. 4 ed. Vol. I: The Pentateuch
. Philadelphia: University of Pennsylvania Press for Grinnell
College Press 1953. XII, 320 S. 4°. $5.-.

In seinem von S. Bcrger revidierten Artikel in Haucks Re-
alencyklopädie, Bd. III, Leipzig 1897, S. 143, konnte Eduard
Reuß noch schreiben: