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Ausgabe:

1955 Nr. 12

Spalte:

755-756

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Blanke, Fritz

Titel/Untertitel:

Kirchen und Sekten 1955

Rezensent:

Schott, Erdmann

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Seite 1

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755

Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 12

75ö

Persönlichen aus und kommt erst im zweiten Teil zur Darstellung
der geistesgeschichtlichen Entwicklung, die zum modernen Begriff
der Theologie geführt hat. In schlichter und doch umfassender
Weise wird der theologische Weg besonders des letzten Jahrhunderts
und die Erneuerung seit dem ersten Weltkrieg dargestellt.
Das Verhältnis der Theologie zur Wissenschaftlichkeit und zur
Konfessionalität, ihre kirchliche Gebundenheit und notwendige
Freiheit werden in einer Weise behandelt, die gerade dem jungen
Semester hilft, sich in seinem Studium zurecht zu finden. Dann
folgt die Darstellung der einzelnen Fächer, die eine sehr gründliche
und umfassende ist und auch den grundsätzlichen Fragen, etwa
der rechten Schriftauslegung, des Geschichtsbildes oder der richtig
aufgefaßten Apologetik, die die Antwort des Glaubens auf die
Fragen der Welt geben soll, nicht ausweicht. Auch die ganz modernen
Fragen der Missionswissenschaft, die mit dem Nationalismus
und den Gesellschaftsformen in den jungen Kirchen zusammenhängen
, werden in ihrer gesamtkirchlichen Bedeutung erkannt
und dargestellt.

Hannover Spiegel-Schmidt

Labourdette, M.-M. des Fr. Prächeurs: Foi catholique et pro-
blcmcs modernes. Avertissements et directives du Souverain Pon-
tif. Tournai: Desclee et Cie. [1953]. 168 S. kl. 8° = Le Monde et
la Foi Nr. 260.

Wie der Untertitel andeutet, schließt sich L. eng an päpstliche
Verlautbarungen an. Und zwar bringt er in den beiden
Teilen, in die er seine Schrift gliedert, unter den Überschriften:
„Le relativisme doctrinal" und „Le relativisme moral" zunächst
die Enzyklika Humani generis (lateinischen und französischen
Text nebeneinander) und dann die Radiobotschaft Pius' XII. vom
23. 3. 52 über das christliche Gewissen als Gegenstand der Erziehung
(französische Übersetzung aus dem Italienischen) sowie
die päpstliche Ansprache an den internationalen Kongreß der
Föderation mondiale des Jeunesses Feminines Catholiques vom
18.4. 1952 (im original-französischen Text). Die Erläuterungen,
die L. auf die Texte folgen läßt, wollen nichts Neues sagen, sondern
bestimmte bereits bekannte katholische Wahrheiten unterstreichen
. Im Anschluß an Humani generis betont L. u. a. sehr
stark die Autorität des kirchlichen Lehramts (S. 70: seinen Entscheidungen
ist auch dort äußerer und innerer Gehorsam zu leisten
, wo die Unfehlbarkeit, die ja an bestimmte Vorbedingungen
gebunden ist, nicht hineinspielt, weil auch die nichtunfehlbaren
Entscheidungen unter der Assistenz des Heiligen Geistes erfolgen
) und die Maßgeblichkeit des Thomismus (S. 80: man kann
zwar Christ sein, ohne Thomist zu sein; aber wer irgendeine
amtliche Funktion in der Kirche hat, ist verpflichtet, seiner Lehrtätigkeit
die Prinzipien und die Methode des Heiligen Thomas
zugrunde zu legen). Im zweiten Teil macht L. die hübsche Bemerkung
, daß man nicht nur vor seinem Gewissen, sondern auch
für sein Gewissen verantwortlich ist (152), versteht aber dann
diese Verantwortung für das Gewissen im Sinne der Unterwerfung
unter den Priester; denn das kirchliche Lehramt erklärt und
verteidigt autoritativ das natürliche Gesetz, an welches das Gewissen
gebunden ist (145), es redet im Namen Christi (151) und
unterrichtet unser Gewissen über die unwandelbaren Normen,
an die es gebunden ist (157 f.). Ein echter Konflikt des Gewissens
mit dem kirchlichen Lehramt ist von diesen Voraussetzungen
her nicht denkbar, und es bleibt die alte Frage an unsere
katholischen Brüder offen, ob und wie es vor dem Evangelium
verantwortet werden soll, sich mit seinem Gewissen so an Menschen
(wenn auch kirchliche Amtsträger) auszuliefern, wie es
hier geschieht.

Halle/Saale Erdmann Schott

Blanke, Fritz, Prof. Dr.: Kirchen und Sekten. Führer durch die religiösen
Gruppen der Gegenwart. Zürich: Zwingli-Verlag [1955].
140 S. 8° = Evangelischer Wegweiser. Schriften für Gemeindeglieder
. DM 6.2 5.

B. möchte „der christlichen Gemeinde ein Handbüchlein zur
raschen Orientierung, gleichsam eine .erste Hilfe für jedermann',
zur Verfügung stellen" (5) unter besonderer Berücksichtigung
der Schweizer Verhältnisse. Er behandelt nicht nur die christlichen
, sondern „alle religiösen oder religiös gefärbten Strömungen
und Gemeinschaften der Gegenwart" sehr knapp, und zwar
unbekannte Bildungen ausführlicher als die bekannten nach
Stichworten: unter „Die römisch-katholische Weltkirche unter
dem Papste" stehen z.B. 'A Zeile, unter „Die lutherische Kirche"
vier Worte; unter „Möttlingen" dagegen 27 Zeilen. Sachlich ist
der Stoff in zwölf Abteilungen gegliedert unter Überschriften
wie: „Volkskirchen", „Freikirchen", „Ökumenische Bewegungen
", „Sekten", „Weltanschauungsgemeinschaften", „Religionen
Asiens in Europa", „Götter auf Erden und wiedergekommene
Christusse". — Ein in seiner Weise nützliches Büchlein.

Druckfehler: S. 99 Z. 7 muß es heißen: Verzicht auf Fleischgenuß.

Halle Saale Erdmann Schott

Kunz, Ulrich: Viele Glieder — ein Leib. Kleinere Kirchen, Freikirchen
und ähnliche Gemeinschaften in Selbstdarstcllungen hrsg. Stuttgart:
Quell-Verlag [1953]. 367 S. 8°. Kart. DM 10.80; Lw. 13.80.

Das Buch von Ernst Kalb, Kirchen und Sekten der Gegenwart
C'l907) ist, soweit es die Sekten behandelt, neuerdings sehr glücklich
durch K. Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten (3195 3) ersetzt
worden. Kunz behandelt nun in Ergänzung dazu die „kleineren
Kirchen", so daß nur noch die „Großkirchen" fehlen. Da die Begriffe
„Sekten", „Freikirchen" (= „kleinere Kirchen"), „Großkirchen
" schwierig sind, wird von ihnen nur sehr vorsichtig Gebrauch
gemacht. Daher der umschreibende Titel des Huttenschen
und der etwas umständliche Untertitel des Kunzschen Buches! Methodisch
unterscheidet sich Kunz von Hutten und auch von Kalb
dadurch, daß er Selbstdarstellungen bringt, wobei er sich natürlich
auf den deutschen Raum beschränkt. Man wird dem Verfasser Dank
wissen müssen, daß er diesen mühe- und entsagungsvollen Weg
gegangen ist. Wenn so auch kein theologisch einheitliches Werk
entstand, ist es Kunz doch gelungen, in einem erstaunlich weiten
Rahmen (von den Altkatholiken bis zur Heilsarmee, von den Altlutheranern
bis zur Brüderbewegung) siebzehn verschiedene Gemeinschaften
, deren jede sich selbst mehr oder weniger ausschließ'
lieh als Gemeinde Jesu Christi versteht, zu Worte kommen zu lassen
, ohne daß allzu große Schärfen laut würden. In einem Schlußkapitel
behandelt Kunz in irenischer Weise die Frage der Einheit
der Kirche und verschafft auf diese Weise auch noch der Stimme
eines landeskirchlich-lutherischen Theologen Gehör.

Halle/Saale '_ Erdmann Schott

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Mennonitische Geschichtsblätter 12, 1954 S. 22—29.
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