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Ausgabe:

1955 Nr. 11

Spalte:

615-617

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Bodelschwingh, Friedrich von

Titel/Untertitel:

Ausgewählte Schriften. I. Veröffentlichungen aus den Jahren 1858 bis 1871 1955

Rezensent:

Frick, R.

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 11

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Rechnung, die in den zwanziger Jahren kurz nacheinander erschienen
. 1927 veröffentlichte Friedr. Krüger einen Schlüssel
zu von Soden's Die Schrillen des Neuen Testaments. . .
Hier sind, auf einen Blick zu übersehen, die Siglen v. Sodens und
Gregorys gegenübergestellt, wobei Druckfehler und Unebenheiten
, die bei v. Soden nicht selten sind, berichtigt wurden. Das
schmale Heft hatte das Format der Textausgabe und ließ sich bequem
in den Band einlegen.

Die zweite, hier zu besprechende Arbeit erschien zuerst
1926, erfuhr in der 2. Aufl. 1934 eine Erweiterung, wobei u. a.
die Ergebnisse von Krüger berücksichtigt wurden, und liegt nun
in abermals ergänzter 3. Aufl. vor — ein Zeichen für das unveränderte
Bedürfnis nach einer solchen Konkordanz. Krafts Büchlein
ist zwar ursprünglich und in erster Linie ebenfalls als ein
Hilfsmittel für die Benutzung der Ausgabe v. Sodens gedacht,
geht aber in seinen Ansprüchen über Krüger hinaus, da es gleichzeitig
den Apparat Tischendorfs erschließt, in der Hauptliste zu
den Handschriften noch jeweils Jahrhundert und Ort angibt und
die bei Soden nicht mehr verwerteten neueren Funde berücksichtigt
. Wir haben so eine nützliche Zusammenstellung der wichtigsten
Informationen, die nun allerdings nicht mehr mit einem
Blick zu übersehen sind, sondern schon einiges Blättern erfordern.

Nach einer Einführung, die das Wesentliche aus den Vorworten
der früheren Auflagen wiederholt, einem (ergänzten) Literatur
- und einem Abkürzungsverzeichnis folgt als Hauptteil die
Konkordanz nach den Texttypen und Siglen v. Sodens (= Sd.),
denen die Zeichen Tischendorfs (= WT, bzw. Ti.) und Gregorys
(= Gr.) gegenübergestellt sind. Die knappen Vorbemerkungen
zu den einzelnen Textfamilien sind gegenüber der 2. Aufl. neu
formuliert und berücksichtigen die neueren Forschungen, durch
die besonders v. Sodens „palästinensischer Text" betroffen ist.
Es folgt eine Konkordanz der Unzialhandschriften, die in 4 Spalten
die Zeichen von Gr., Ti., Sd. sowie den Texttyp nach Sd.
bietet. Die Liste ist bis 047 lückenlos, von da ab sind die textmäßig
nicht bestimmten oder weniger bedeutenden Stücke weggelassen
. Gegenüber der 2. Aufl. sind die Nrn. 0212, 0220,
0232 aus der Fortsetzungsliste von K.Aland, ThLZ 78 (195 3)
470—472, neu hinzugenommen. Die Konkordanz der Minuskeln
nach Ti., Gr. und Sd., die auch diejenigen Handschriften aus dem
Apparat Ti., welche Sd. nicht benutzt hat, umfaßt, ist unverändert
geblieben. Wesentlich erweitert ist dagegen die abschließende
Liste der Papyrusfragmente. Hier wird erstmalig das Prinzip
der Vollständigkeit durchgeführt. Gegenüber einer Auswahl
aus den ersten 48 Nummern haben wir jetzt eine lückenlose Liste
aller 63 Papyri. Neben Jahrhundert, Ort und Texttyp ist auch
der wesentliche Inhalt angegeben, die Spalte Sd. aber weggelassen
(nur 17 der 63 Stücke hatte Sd. verzeichnet). Darin kommt zum
Ausdruck, was auch für die Unzialenliste ab 0175 gilt —, daß
hier der Rahmen des Büchleins als Hilfsmittel für die Benutzung
von Sd. und Ti. gesprengt ist. Ein weiteres Fortschreiten in dieser
Richtung würde es bedeuten, wenn bei einer evtl. 4. Aufl. auch
die Unzialenliste vollständig dargeboten wird. Das wäre nur folgerichtig
, unterscheiden sich doch die Pergamentfraemente aus
den ägyptischen Grabungsfunden, die den größten Teil der Neuzugänge
zur Majuskelliste ausmachen, nach Alter und Bedeutung
nicht grundsätzlich von den Papyri. Ob eine solche Erweiterung
freilich noch mit dem Charakter des Büchleins vereinbar wäre,
muß der Verf. selbst entscheiden.

Einige Einzelheiten: S. 5 wird zitiert „Aus dem Vorwort zur
2. Auflage, 1934", im folgenden Text findet sich jedoch — neben kleineren
Abweichungen — ein recht einschneidend geänderter Satz. — Es
ist ungenau zu sagen (S. 6 f.), daß „manche" I für 016. 0 für 023 usw
setzen, denn diese Änderungen stehen in Gregorys Liste von 1908 und
gelten heute noch allgemein. Einige störende Druckfehler und Unge-
nauigkeiten: S. 7, Z. 15: Die Liste der Minuskeln reichte bis Nr. 2440,
nicht 2340. Der Fehler war ThLZ 78 (1953) 484 stehengeblieben, doch
war das Richtige dort aus dem Zusammenhang unmittelbar erkenntlich
(Die neueste Liste V in ZNW 45 (1954) 179—217, die der Verf. wohl
nicht mehr benutzen konnte, reicht bis 'P94, 0239, 2491, / 1748). —
S. 9, Z. 3 statt 466—495 lies 465—496. — Z. 26 St. Cambrigde lies
Cambridge. — S. 12, zu Tj«: st. -1145 lies -1H. Zu T>": St. 25i2— 22
lies 25i2—23. — S. 17, zu Greg. 1515: St. t 1472 lies e 1442 (Fehler
aus der 2. Aufl. wiederholt). — S. 37, Z. 3: st. gilt lies richtiger: galt. —
S. 48, zu 'P9: st. 4u ss 14—17 lies 4nss n—17 (Fehler stammt aus

Maidfeld, ZNW 42 (1949) 244). - Zu P28: st. Berkley lies Berkeley;
st. J 6ss lies J 6s«. — S. 49 (hier fehlt die Seitenzahl), zu ?V3, V*-
P55 fehlt + als Zeichen für „lückenhaft"; zu P39 st. Pennsylvania lies
Chester, Pa.; zu P59-T)«: Texttyp H, vgl. Maldfeld, ZNW 43
(1950/1) 261. —

Einige Ergänzungen: S. 14, zu 1424, „Kosinitza": jetzt Maywood,
III., vgl. Clark, A Dcscriptive Catalogue of Greek NT Mss in America,
Chicago 1937, S. 104—106. — S. 17, zu 047, „Athos": jetzt Prince-
ton, N. J., vgl. Clark, a.a.O., S. 61—63, und M.Richard, Repertoire
des bibliotheques et des catalogues de manuscrits grecs, Paris 1948,
S. 117. — S. 29, zu 483, „verschollen": jetzt Williamstown, Mass.,
vgl. Clark, a.a.O., S. 17—20. — S. 12 u. ö.: st. „Petersburg" besser
„Leningrad". — S. 18 unten: e 051 wohl = 0211, vgl. ThLZ 78
(1953) 469 f.

Das mag für diese Rezension genügen. Die angeführten Korrekturen
zum jeweiligen Aufbewahrungsort der Handschriften
zeigen, daß es nicht einfach ist, hierbei auf dem Laufenden zu
bleiben. Es fragt sich überhaupt, inwieweit es nützlich ist, den
bloßen Ort zu nennen, ohne nähere Angaben über Bibliothek und
Bezeichnung der Handschriften zu machen, wie sie z. B. selbst
Nestle im NT graece21, S. 14*—16* wenigstens teilweise gibt.
Während das Alter einer Handschrift eine gewisse Bedeutung
hat, ist der Ort für ihren Wert gleichgültig. Will man sich aber
mit ihr genauer beschäftigen, so muß man Bibliothek und Signatur
kennen und dafür auf die großen Handbücher zurückgreifen.
Immerhin vermittelt auch die bloße Ortsliste dem Studenten
einen Eindruck von der Zerstreuung des Materials. Weiter fragt
es sich, ob es sehr glücklich ist, in der Liste der Evangelien-Handschriften
die Siglen von WT und Gr. in 2 Spalten nebeneinander
zu drucken, als ob es zwei selbständige Systeme wären, während
Gregory ja gerade hier nur ganz leicht revidiert hat. Wir haben
jetzt z. B. auf S. 15 in 28 Fällen dieselbe Zahl in beiden Spalten
und nur in 6 Fällen Differenzen: 4 von Gr. neu gefundene Minuskeln
, die bei WT fehlten, und 2 Majuskeln, wo neben die
weiterhin gültigen Buchstaben die von Gr. wahlweise gesetzten
O-Zahlen treten.

Diese Bemerkungen möchten verstanden werden als ein Beitrag
zur weiteren Verbesserung des im Ganzen sauber und sorgfältig
gedruckten Büchleins. Denn ohne Zweifel wird auch die
3. Aufl. dankbare Benutzer finden und eine Lücke füllen helfen,
die ganz erst zu schließen ist, wenn der ZNW 45 (1954) 181 von
K. Aland angekündigte Ergänzungsband zu Gregory vorliegt. Dort
werden nicht nur alle Angaben der Handschriftenliste Gregorys
auf den neuesten Stand gebracht werden, sondern auch all die
Hilfsmittel zusammengestellt sein, welche vorläufig das Heft von
Kraft — in notwendig unvollkommener Form — bietet.

Berlin Kurt Treu

H u n t e r, Archibald M.: Die Einheit des Neuen Testaments. München:
Chr. Kaiser 19 52. 99 S. gr. 8° = Beiträge zur evang. Theologie,
Theol. Abhandl. hrsg. v. E.Wolf, Bd. 17. Kart. DM 4.-.

In bewußtem Gegensatz zur analytischen Methode und ihren
„zentrifugalen Tendenzen" und im Verfolg einer synthetischen
Methode mit „zentripetalen Tendenzen" fragt Hunter nach der
inneren Einheit der neutestamentlichen Schriften, die den sachlichen
Grund für die Kanonsbildung abgegeben hat, und findet sie in
dem Begriff der Heilsgeschichte; auf diesen Nenner lassen sich seiner
Meinung nach alle Aussagen des NTs bringen: „Die Heilsgeschichte
handelt von einem Heiland, einem Volk als Heilsempfänger
(und Heilsträger) und den Heilsmitteln. Und diese Drei sind
im Grunde eines — drei Fäden in einem Strang, eine Drei-Einigkeit
. Denn die .Geschichte' handelt von der Vollendung des
Heilsratschlusses Gottes für sein Volk (Ekklesiologie) durch die
Entsendung seines Messias (Christologie) und von dem Heilsweg
(Soteriologie)" (S. 9). Diese drei Themen geben den Leitfaden
ab, an Hand dessen H. die Einheit des NTs in der Christologie,
Ekklesiologie und Soteriologie aufzeigen will. Er trifft dazu eine
„repräsentative Auswahl" aus den nt.lichen Schriften: Paulusbriefe
(ohne die Pastoralen), l.Petr., Synoptiker, Hebr., Joh. Evg. und
1. Joh. Mit dieser Beschränkung auf die „Haupttypen des nt.lichen
Glaubens" ist freilich ein Großteil des gestellten Problems eliminiert
statt gelöst. Doch bieten auch die Haupttypen noch genug
Unterschiede. Zudem ist der Verf. an dem Problem „Jesus oder