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Ausgabe:

1955

Spalte:

601-606

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Strathmann, Hermann

Titel/Untertitel:

Das Evangelium nach Johannes 1955

Rezensent:

Schneider, Johannes

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLE «BERLIN

NUMMER 11

Spalte

Das Problem einer evangelischen
Religionsphilosophie. Von n. H.Soe . Mi

Zur Taufe des Paulus. Von E. Fascher . 643

Zum synoptischen Problem.

Von P. Vielhauer.........647

Bibliotheca Missionum. 19. Band
(D. Westermann)..........684

Bogler, Th. P.: Aphorismen zur christlichen
Kunst (F. Melzer)..........676

Brandl, L.: Die Sexualethik des heiligen
Albertus Magnus (A. M. Landgraf) .... 670

Dehlinger, A.: Württembergs Staatswesen
in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute
(H. Hermelink)...........666

Delius, W.: Geschichte der irischen Kirche
von ihren Anfängen bis zum 12. Jahrhundert
(L. Bieler).............663

Franzen, A.: Die Kölner Archidiakonate in
vor-u. nachtridentinischerZeit(R. Stupperich) 672

Gibb, H. O.: „Torheit" und „Rätsel" im Neuen

Testament (Q. Bertram)........660

Ooes, H-: Die Menschlichkeit Gottes (J. Konrad) 683

ACHTZIGSTER JAHRGANG

Spalte

Guggisberg, K.: Ueber christl. Geschichtsdeutung
(W. v. Loewenich)......662

Hartmann, N.: Teleologisches Denken
(J. Hessen).............681

Holtzmann, W.: Papsturkunden in England.
III. (H. Dannenbauer)........671

Hunter, A. M.: Die Einheit des Neuen Testaments
(P. Vielhauer).........656

Kraft, B.: Die Zeichen für die wichtigeren
Handschriften des griech. Neuen Testaments.
3. Aufl. (K. Treu)..........654

Meier, L.: Die Werke des Erfurter Karthäusers
Jacob V.Jüterbog in ihrer handschriftlichen
Ueberlieferung (P. Lehmann)......669

Moschner, F. M.: Das Himmelreich in Oleichnissen
(L. Fendt)..........660

Mrazek, W.: Ikonologie d. barocken Deckenmalerei
(H. Ladendorf)........676

Mussner, F.: ZQH. Die Anschauung vom
„Leben" im vierten Evangelium (J. Schneider) 658

Ohm, Th.: Die Religionen in Asien
(A. Lehmann)............653

Riemschneider, M.: Augengott und heilige
Hochzeit (J. Leipoldt).........653

Sacris Erudiri VI,2 1954 (L. Fendt) . . . 664

NOVEMBER 1955

Spalte

Schomerus, H.: Bindung und Freiheit in der
Verkündigung (J. Konrad).......682

Stählin, W.: Vom Wagnis der Predigt
(J. Konrad).............682

[Stumpf:] Johannes Stumpfs Schweizer- und
Reformationschronik I. (R. Pfister) .... 674

Vaganay, L.: Le Probleme synoptique
(P. Vielhauer)............647

Vischer, M.: Jan Hus (F. Lau).....673

Weisgerber, L.: Vom Weltbild der deutschen
Sprache. 2. Aufl. (F. Melzer)......680

Berichte und Mitteilungen:

VIII. Internationaler Kongreß für Religionsgeschichte
in Rom (F. Heiler)......683

Zeitschriftenschau:

Zumal Moskovskoy Patriarchii.....695

Neue Bücher...........701

Zum vorliegenden Heft.......703

Das Problem einer evangelischen Religionsphilosophie

Von N. H. S 0 e, Gentofte/Dänemark

Die theologische Neubesinnung, die unsere Generation durchlebt
hat, begann — wie es sein mußte, wenn es um eine radikale
Neuorientierung ging — im Zentrum der Theologie, in der eigentlich
dogmatischen Arbeit. In einer neuen Weise öffnete sich
die biblische Botschaft jenen Männern, welche die führenden
Gestalten des neuen Zeitalters wurde; und ein neues Verständnis
für den Einsatz der Reformatoren oder einer Gestalt wie Kierkegaard
wirkte kräftig mit wie selbstverständlich auch viele andere
Faktoren, auch theologische Forscher aus der unmittelbaren
Vorzeit. Die Dogmatik, dieses Wort ziemlich vage und umfassend
verstanden, stand im Mittelpunkt des Interesses.

Allmählich mußten aber die ethischen Fragen in den Vordergrund
rücken. Und in den Jahren nach dem letzten Weltkrieg
wurden in der kontinentalen Theologie eine christlich-ethische
Arbeit nach der anderen und eine lange Reihe von Monographien
über ethische Fragen veröffentlicht. Bemerkenswert und überaus
erfreulich ist es, wie man sich auch für konkrete und praktischethische
Probleme, nicht nur für das Prinzipielle interessiert hat.

Jetzt aber drängt sich unumgehbar die „religionsphilosophische
" Auseinandersetzung auf. Die war in hohem Ausmaße
an die Seite geschoben worden. Es ist lange her, daß führende
Theologen wie Troeltsch sich eigentlich als Religionsphilosophen
empfunden haben. Zwar hat ein viel gelesener Theologe wie
Karl Heim sich lebenslänglich von verschiedenen Einsatzpunkten
her und doch mit derselben Zielrichtung mit religionsphilosophischen
Fragen beschäftigt. Er hat aber kaum Schule gemacht.
Er war zu eigenwillig und gehörte auch kaum ganz der neuen
Zeit. Ähnliches gilt in dieser Hinsicht in Bezug auf den schwedischen
Theologen Anders Nygren, der sich vor 30 Jahren in
tüchtigen Arbeiten eifrig mit den Fragen der Religionsphilosophie
beschäftigte, aber doch in einer Weise, die der heutigen Generation
wohl wenig geben kann.

Nun aber zeigt es sich als notwendig, sich mit ganzer Energie
von den ganz modernen theologischen Voraussetzungen aus
mit den Fragen abzugeben, die vor einer Generation drohten,
das ganze Interesse auf sich zu ziehen. Von Dogmatik über Ethik
zu der Religionsphilosophie, dies ist ein legitimer Weg,
wohlgemerkt, wenn man stetig und in bewußter Arbeit die Verbindungslinien
nach hinten zur Dogmatik und somit auch zu der
wissenschaftlichen Forschungsarbeit des Alten und Neuen Testaments
in Ordnung erhält.

Von einer Seite gesehen könnte man aber behaupten, daß
sich die Schwierigkeiten immer mehr vergrößert haben. Als
Karl Barth als junger Professor der Dogmatik seine Vorlesungen
für deutsche Studenten anfangen mußte, konnte er — trotz allem
— mit nicht geringem Gewinn auf die Lehrbücher der lutherischen
und vor allem der reformierten Orthodoxie zurückgreifen. Diese
„Systeme" konnten nicht reproduziert werden. Sie mußten umgegossen
werden, wobei wir hier die Frage unerörtert lassen, ob
dieser „Umguß" immer glücklich abgelaufen ist. Sie leisteten
aber wenigstens eine wertvolle Hilfe. Was die Ethik anbetrifft,
so war das schon schwieriger. Von den ältesten Zeiten der Kirche
an haben philosophische Traditionen griechisch-römischer Herkunft
hier einen verhängnisvollen Einfluß ausgeübt. Diese Sachlage
spürt man auch trotz aller Neubesinnung bis hin zu den Reformatoren
und ihren theologischen Jüngern. Hierzu kamen alle
die Schwierigkeiten, die die lutherische Lehre von den zwei Re-
gimenten bereitete. Noch stärker als in der Dogmatik mußte mit
dem Überlieferten aufgeräumt werden, ein neuer Anfang war geboten
. Dies bedeutet natürlich auf keinen Fall, daß der heutige
christliche Ethiker nicht denjenigen gegenüber zu größtem Dank
verpflichtet wäre, die vor ihm mit den Problemen gerungen haben.

Am schwierigsten ist aber die Lage der religionsphilosophischen
Problematik. Von den Apologeten des 2. Jahrhunderts
bis auf den heutigen Tag ist man größtenteils einen Weg gewandert
, welcher für das, was hier unter moderner Theologie ver-

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