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Ausgabe:

1955 Nr. 10

Spalte:

593-594

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Binde, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Tabu 1955

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 10

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Schicksal Jesu, 3. solche Nachfolge verheißt ihm die Teilhabe an der
kommenden Erhöhung Jesu. — Für die hellenistische Gemeinde ist so
Jesus als der „Herr" an die Stelle der Heimarmene getreten und hat
damit ihr Leben von Sinnlosigkeit und Angst befreit.

(Das Referat E. Schweizers stellt eine Zusammenfassung der in seinem
kürzlich erschienenen Buch: Erniedrigung und Erhöhung bei Jesus
und seinen Nachfolgern, Zwingli-Verlag Zürich 1955, vorgetragenen
Gedanken dar.)

Nachlese zur Jubiiäumsliteratur über Bonifatius und Bernhard von Clairvaux

Über die zahlreiche aus Anlaß des 1200. bezw. 800. Todestages
der beiden großen Heiligen im In- und Auslande erschienene Literatur
läßt sich erst nach Ablauf eines Jahres ein voller Überblick gewinnen.
Es ist zwar nicht unsere Aufgabe, eine vollständige Bibliographie dieser
Veröffentlichungen zu bieten, wohl aber dürfte es von Interesse sein,
über die bereits (vgl. ThLZ 19 54, Sp. 655—62) aufgeführten meist
deutschen Erscheinungen hinaus, das Wichtigste aus der fremdsprachigen
Produktion zu nennen. Dabei sei gleich bemerkt, daß es sich in diesen
Fällen nur um selbständige Veröffentlichungen handelt und Zeitschriftenaufsätze
außer Betracht bleiben mußten.

In der neuen Bonifatius-Literatur ist neben die wertvolle Monographie
von Theodor Schiefer1 in erster Linie das große Gedenkbuch
„Sankt Bonifatiu s"a zu stellen. Bei diesem Sammelwerk, das
die Stadt Fulda gemeinsam mit den Diözesen Fulda und Mainz herausgab
, handelt es sich um eine recht beachtenswerte Arbeit, die schon
durch ihre weitgespannte Thematik aus dem Rahmen der bisherigen
Bonifatius-Schriften herausragt. 31 deutsche und ausländische Forscher,
die auf dem Gebiet der Bonifatius-Forschung tätig sind, haben zu diesem
umfangreichen Werk beigetragen. Der Band besteht aus drei nahezu
gleichen Teilen; während der erste Person und Werk des großen
Missionsmannes und Kirchenorganisators behandelt und der zweite Teil
die Umwelt schildert, werden im dritten Teil solche Beiträge zusammengefaßt
, die die geschichtliche Nachwirkung des Bonifatius festhalten.

Das Gedenkbuch kann eine europäische Gemeinschaftsarbeit genannt
werden. Neben deutschen Forschern haben englische, holländische
, belgische und schweizerische Gelehrte an der Arbeit teilgenommen
. Es ist auch nicht eng zu nennen, steht doch unter den Verfassern
dieser Beiträge neben dem Benediktiner auch ein lutherischer Theologe.
Gegenüber der älteren Forschung ist auf diesem Gebiet eine große Annäherung
der Standpunkte erfolgt. Geschildert wird auf dem Hintergrund
germanischer Kulte und römisch-kirchlicher Anschauungen die
Frömmigkeit dieser Zeit. Hier tritt Bonifatius mit seiner asketischen
Strenge besonders stark hervor. Neue Urkunden für die Beurteilung
seines Wirkens liegen nicht vor, wohl wird aber manche neue Betrachtung
angestellt, sein Studiengang und seine Gefährten im Missionsdienste
dargestellt. Neben großzügigen Zusammenfassungen stehen
subtile Einzeluntersuchungen. Neben zentralen Themen der Bonifatius-
Forschung werden einzelne Spezialfragen aufgerollt. Aufschlußreich ist
die umfassende Abhandlung über das kirchliche Rechtsdenken, nicht
weniger die Behandlung der Frage von Kirche und Staat (Sante), die
Beziehungen des Bonifatius zu den Sachsen (K. D. Schmidt) u. a. m.
Der Vergleich mit anderen kirchlichen Erscheinungen läßt allerdings
Bonifatius immer stärker in helles Licht treten. Wie in jedem Sammelwerk
, so sind auch hier die Beiträge nicht von gleichem Gewicht
und Wert. Es finden sich darin auch solche, die die Forschung weiterführen
und bleibende Bedeutung behalten werden. In gewisser Weise
läßt sich dieser Band daher als Zusammenfassung der gegenwärtigen
Bonifatius-Forschung ansehen, obgleich die ausgleichende Tendenz an
nicht wenigen Stellen die Feder geführt hat. Ohne auf Einzelheiten einzugehen
, möchte ich nur betonen, daß der Anstoß, den A. Hauck der

*) Schiefer, Theodor: Winfried-Bonifatius und die christliche
Grundlegung Europas. Freiburg: Herder 1954. X, 326 S., 2 Ktn. gr. 8°.

a) Sankt Bonifatius. Gedenkgabe zum zwölfhundertsten
Todestag. Hrsg. von der Stadt Fulda in Verbind, mit den Diözesen
Fulda und Mainz. Redaktionsausschuß: C. Raabe, H.Büttner, St. Hil-
pisch, J.Huhn, I. Lenhart, W. Sante, Chr. Weber. Fulda: Parzeller & Co.
19 54. XI, 686 S., Textabb., 1 Titelbild, 2oTaf„ 1 Ausklapptaf. 4°.

Bonifatius-Forschung gegeben hat, nicht als ein „Schatten" bezeichnet,
sondern dankbar anerkannt werden sollte.

Die Bernhard-Literatur des Jubiläumsjahres ist erstaunlich
groß und vielseitig. Abgesehen von lokalgeschichtlichen Studien
sind eine Reihe von umfassenden historischen und dogmen-historischen
Untersuchungen aus diesem Anlaß vorgelegt worden. Besonders bemerkenswert
sind die Arbeiten, die sich mit dem Exegeten Bernhard
befassen. Zu nennen sind hier der mit der Vorbereitung einer neuen
Bernhard-Ausgabe von seinem Orden betraute Dom Jean Leclercq,
nicht minder Severin Grill aus der österreichischen Cisterzienserkon-
gregation. Hatte es schon früher an Gesamtdarstellungen der Theologie
Bernhards nicht gefehlt, wobei an Etienne Gilson „La theologie
mystique de Saint Bernard", 2. Auflage 1947 (dt. Übers. 1955) oder
Jean Leclercq, St. Bernard mystique, 1948 zu erinnern wäre, so hat das
Jubiläumsjahr Spezialuntersuchungen in reicher Fülle hervorbringen
lassen. Vor allem ist die Marienlehre behandelt worden, obwohl auch
diese ein oft aufgenommenes Thema ist (C. Clemencet, Rangel, Varga,
Ottone de Zirk).

Sowohl in größeren Zusammenfassungen wie in einzelnen Abhandlungen
sind auch historische Begebenheiten aus dem Leben Bernhards
behandelt worden. Seine kirchenpolitische Stellung ist von seiner
theologischen Auffassung nicht zu trennen. Beide hängen aufs engste
zusammen. Carl Stange hat auf einige beachtliche Zusammenhänge wieder
hingewiesen, indem er seine Frömmigkeit von der Schrift her beleuchtet
und seine Haltung aus den Zeitverhältnissen verständlich zu
machen sucht.

Ohne auf die Zeitschriften-Aufsätze einzugehen, deren Zahl sehr
groß ist, nennen wir nachstehend die wichtigsten größeren Darstellungen
: >

1. Jean Leclercq: Etudes sur Saint Bernard et le text de ses
ecrits (Analecta ord. Cisterciensis IX, 1953)
Rom 247 S.

2.-- Bernard de Clairvaux (Ed. Commission d'hi-

■'. . stoire de l'ordre de Citeaux). Paris 1953,

M 756 S.

3. — — Bernard de Clairvaux (Ed. J. de la Croix Bonton
). Paris 1953, 760 S.

4. P. Dumontier: St. Bernard et la Bible. Paris: Desclee, de
Brouwer 1953.

5. P. Bernard: St. Bernard et Notre Dame. Paris: Desclee,
de Brouwer 1953, 423 S.

6. Goffredo Venuta; Libero arbitrio et libertä della grazia nel pen-
siero di S.B. Roma: Fenari 1953, 164 S.

7. Gabriele M. Roschini: II dottore Mariano. Studio sulla dottrina ma-
riana di S. Bernardo di Chiaravalle. Rom 1953.

8. Hugo Hoever: „ Saint Bernard, the oracle of the 12th cen-
f Vi tury. New York 1953, 128 S.

9.-- Die Chimäre seines Jahrhunderts, Vier Vorträge
über Bernhard v. Clairvaux anläßlich
der 800. Wiederkehr seines Todestages, gehalten
von A. Dempf, R. Folz, R. Guardini,
J. Spörl. Würzburg: Werkbund [1953] 95 S.

10. Carl Stange: Bernhard von Clairvaux (Studien der Luther-

Akademie. NF. H. 3). Berlin: Töpelmann
1954, 55 S. Vfl fld'
Münster/Westf. R. Stupperich

ZEIT SCHRIFTEN SCHAU

Zurnal Moskovskoj Patriarchii 1954:
Heft 1

Spasitel'noe znacenie Rozdestva Christova (Die Heilsbedeutung von

Weihnachten). S. 43.
S p i 11 e r, V.: Pri svete Vifleemskoj Zvezdy (Im Lichte des Sterns von

Bethlehem). S. 46.
Ivanov, A.: Velikij grech papskoj gordyni (k 900-letiju otpadenie

Zapadnoj Cerkvi ot Vostoinogo Pravoslavija) (Die große Sünde

päpstlichen Stolzes (zum 900-Jahrestag der westlichen Kirche von der

östlichen Orthodoxie). S. 51.

Makarovskij, A.: Podviznik cerkovnoj nauki (Ein Kämpfer kirchlicher
Wissenschaft). S. 57.

AleSin, A.: Loznaja pozieija v vaznom voprose (Falsche Position in
einer wichtigen Frage). S. 69.

Bogoslovskij, I.: Avtokefal'naja Pravoslavnaja Cerkov' v Cecho-
slovakii (Die Autokephale Orthodoxe Kirche in der C echoslovakei).
S. 72.

V a s i 1'e v, A.: Priznak cerkovnoj zrelosti (Kennzeichen kirchlicher
Reife). S. 71.

Sergeev, A.: Institut izucenija Vostoka (Ein Institut zum Studium
des Ostens). S. 71.