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Ausgabe:

1955 Nr. 10

Spalte:

553-555

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Das Sakramentar im Schabcodex M 12 Sup. der Bibliotheca Ambrosiana 1955

Rezensent:

Mohlberg, Leo Cunibert

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 10

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staatlicher Verwaltungsbezirk Berlin (mit einer Karte), G. Stein:
Burg Liebenwalde in der Mark (mit 5 Abbildungen und 1 Skizze),
M. Krügel: Buckow als Mediatstadt, Ein Beitrag zur 700-Jahr-
feier 1953 (mit Abbildungen und 1 Karte). Aus dem Jahrgang
195 3 sei auf G.Stein: Zur Baugeschichte der askanischen Burg
Spandau und auf Walter Delius: Feter Gustav Schweitzer, Oberprediger
zu Kremmen, Ein Revolutionsschicksal des Jahres 1848
hingewiesen. Das Jahrbuch 1954 ist Prof. Willy Hoppe, dem
märkischen Historiker, zum 70. Geburtstag gewidmet. E. Kaeber:
Willy Hoppe als märkischer Historiker (mit Anhang „Veröffentlichungen
von Univ. Prof. Dr. W. Hoppe") bringt eine Würdigung
des Jubilars. Ferner ist für die Berliner Kirchengeschichte
wichtig E. Faden: Der Berliner Tumult von 1615 (mit 1 Abb. im
Text u. einer Tafel). Hier geht es um die Auseinandersetzung
der Lutheraner mit den Calvinisten.

Der Verein für die Geschichte Berlins hat im neuen Gewand
1952. 1953. 1954 sein Jahrbuch wieder erscheinen lassen". Die
äußere Aufmachung wie auch die Beiträge werden neue Freunde
der Geschichte Berlins gewinnen. Mario Krammer eröffnet die
neue Reihe mit einem Aufsatz: Große Geschichtsschreiber im Leben
Berlins (1952. 1953). Dem heimgegangenen M. Krammer
widmet E. Kaeber im Jahrgang 195 3 einen Gedenkartikel. Wichtig
sind die Beiträge von W. G. Oschilewski: An der Wiege der
deutschen Arbeiterbewegung (Stephan Born in Berlin) 1952
Karl Marx als Student in Berlin (195 3) und im Banne Hegels
(Friedrich Engels' Berliner Militär- und Studienjahre) 1954.
E. Kaeber hat einen Beitrag: Die Oberbürgermeister Berlins seit
der Steinschen Städteordnung (1952) und: Vier kritische Fragen
zur mittelalterlichen Geschichte Berlins (1954) verfaßt.

Wichtige Veröffentlichungen bringt das Jahrbuch für die
Geschichte des deutschen Ostens 1952 oder wie es seit 1953 heißt:
Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands7. Der
erste Band (1952) ist Berlin unter dem Titel: Das Hauptstadtproblem
in der Geschichte, gewidmet. Herbert Heibig: Das Vorortproblem
in der Frühzeit des Städtewesens im Gebiet der deutschen
Ostkolonisation gibt u. a. eine knappe Übersicht über die
Besiedlung Brandenburgs seit 1157. Ein wichtiger Beitrag ist der
Aufsatz von Joh. Schultze: Caput Marchionatus Brandenburgen-
sis. Schultze zeigt, daß die Annahme des Titels marchio in Brandenburg
(1144) oder marchio Brandenburgensis (1157) durch
Albrecht d. Bär der Burg Brandenburg den Charakter als Reichs-

6) K a e b e r, E. u. O s c h i 1 e w s k i, W. G.: Der Bär von Berlin
. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 4. Folge, 1952
bis 19 54. Berlin: arani-Verlag. 8°.

7) Jahrbuch für die Geschichte des deutschen
Ostens. Bd. I 1952. — Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands
. Bd. II 1953. Bd. III 1954. Tübingen: Niemeyer. 4°.

bürg gibt und daß gleichzeitig der Burggraf von Brandenburg als
Titel erscheint. Der Titel des Markgraten ist dann auf das gesamte
Gebiet übertragen worden, das den Namen Brandenburg
erhielt. Ursprünglich ist wohl beabsichtigt gewesen, die Stadt Brandenburg
zum Zentrum dieses Gebietes zu machen. Sie ist dann
Rechtsmutterstadt aller Städte der Mark östlich der Elbe mit
Ausnahme der Städte der Prignitz und des Landes Ruppin gewesen
. Schultze beschäftigt sich dann mit dem Aufenthaltsort der
askanischen Markgrafen und stellt fest, daß wir über ihn schlecht
unterrichtet sind. Es scheint, daß sie sich seit 1230 zeitweilig in
der Burg Spandau aufgehalten haben. Die Gründung der Doppelstadt
Berlin-Cölln seit ca. 1220 zeige, daß die Markgrafen seit
dem 13. Jahrhundert beabsichtigen, in Berlin ihren Wohnsitz zu
nehmen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts überflügelt Berlin-Cölln
sowohl Brandenburg und Spandau und ist zu einem wirtschaftlichen
und militärischen Zentrum, zur Beherrschung der Länder
östlich von Havel und Spree geworden. Joh. Schultze macht im
Jahrbuch 1953 in seinem Aufsatz: Der Wendenkreuzzug 1147
und die Adelsherrschaften in Prignitz und Rhingebiet darauf aufmerksam
, daß der Kreuzzug nicht nur von religiösen, sondern
auch von starken egoistischen Motiven getragen wurde. Verdienstvoll
sind die Untersuchungen über die adligen Herrschaften
und über den Burgenbau in den genannten Gebieten. W. Schlesingers
Ausführungen: Zur Gerichtsverfassung des Markengebiets
östlich der Saale im Zeitalter der deutschen Ostsiedlung haben
auch prinzipielle Bedeutung für Brandenburg. H. Helbigs Forschungsbericht
: Deutsche Siedlungsforschung im Bereich der mittelalterlichen
Ostkolonisation behandelt auch die Literatur für
Brandenburg (S. 312—319). Joh. Schultze führt im Jahrgang 1954:
Die Mark und das Reich den Nachweis, daß Albrecht der Bär
vor 1157 sich nicht Markgraf von Brandenburg nannte. Im Jahr
1157 eroberte er Brandenburg zurück, das von dem polnischen
Dynasten Jacza durch Verrat erobert worden war. Schultze hält
demgemäß die Königsurkunden der Jahre 1136—1152, in denen
sich Albrecht als marchio bezeichnet, für unecht. Auch die Siegeländerungen
führen auf das Jahr 1157. In der Frage der Entstehung
des Kurrechtes der Markgrafen von Brandenburg kommt
Schultze zu dem Ergebnis, daß dieses Recht mit dem Besitz des
Reichskämmeramtes zusammenhängt. Die erste sichere Nachricht
über den Besitz dieses Amtes hat der Sachsenspiegel ca. 1220.
Schultze meint, daß Albrecht dieses Amt auf dem Hoftag zu Halle
im August 1157 durch den König übertragen worden ist.

Abschließend weise ich auf meinen Aufsatz: Die Reformation
des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg im Jahre
1539 hin".

8) Theologia Viatorum 1953/4. Jahrbuch der Kirchlichen
Hochschule Berlin. Berlin: Lettner-Verlag.

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Binde, Wolf gang: Tabu. Die magische Welt und wir. Bern: Haupt
1954. 144 S., 6Taf. 8°. DM 10.80.

Die Absicht des Verf. ist darauf gerichtet, Entsprechungen
zwischen primitiven und modernen Lebensäußerungen herauszustellen
und das Gemeinsame auf eine magische Urschicht zurückzuführen
. Von den Ethnologen wird Frobenius den stärksten Eindruck
gemacht haben; das Verständnis der Frühkulturen geht wesentlich
auf ihn zurück. Den Schlüssel zur magischen Unterschicht
im heutigen Menschen hat die Tiefenpsychologie gereicht. Der
Verbindung von Frobenius und Jung — zugespitzt gesprochen —
gelten also die Überlegungen, ohne daß das Ziel vom Verf. so
benannt würde.

Wir vermögen nicht zu urteilen, daß die Aufgabe bewältigt
wurde. Sowohl im ethnologischen wie im tiefenpsychologischen
Bereich sind die Begriffe unscharf und die vermeintlichen Entwicklungslinien
unklar. Das ganze Buch läßt wissenschaftliche Präzision
vermissen und vertraut allzu sehr der Intuition, die sich
dann meist nur stammelnd äußert. Man liest sich mühsam durch
die Seiten und fragt immer von neuem: was will der Verf.? Schon
die grundlegenden Vorstellungen bleiben verschwommen („Magie
", „Dämon", „Tabu"), so daß die nähere Diskussion lauter
Mißverständnisse erwarten läßt. Systematisierung auf der einen,
Nivellierung auf der andern Seite umsäumen die Wege. Wer sich
ernsthaft um die Erkenntnis des modernen Menschen müht, wird
das Buch unbefriedigt aus der Hand legen. Und der Ethnologe?

Rottock O. Holtz

Schilling, Robert: La religion romaine de Venus depuis Ies ori-
gines jusqu'au temps d'Auguste. Paris: E. de Boccard 1954. 442 S.
8° = Bibliotheque des ecoles francaises d'Athenes et de Rome Fase.
178.

Das schon länger erwartete Buch des Straßburger Altphilologen
, der sich bereits in einigen Aufsätzen und in einer Ausgabe
des Pervigilium Veneris (Paris 1944) in den Bereich seines lockenden
Themas begeben hatte, ist fast gleichzeitig mit einem Aufsatz
von C. Koch im Hermes 8 3, 1955, 1 ff. erschienen. Beide Gelehrte
stehen in berechtigter Opposition zu der weitverbreiteten
Ansicht Wissowas, der in Venus eine ursprüngliche Garten- oder
allenfalls Fruchtbarkeitsgöttin gesehen und deren Vermischung mit
Aphrodite erst in die 2. Hälfte des 3. Jhdts. v. Chr. gesetzt hatte.
Das für die Frühentwicklung der Göttin entscheidende Moment
ist ihr Name, der eigentlich ein Neutrum ist und in venerari u. a.
Wörtern seine Verwandten besitzt. Koch bleibt bei der meist an-