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Ausgabe:

1955 Nr. 9

Spalte:

513-522

Autor/Hrsg.:

Trillhaas, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Vom geschichtlichen Denken in der Theologie 1955

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 9

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Hat ein ganzer Stab von Mitarbeitern den Stoff bearbeiten,
historische Notizen, Daten, Zitate beisteuern helfen, so bleibt
der Band doch die eigene Leistung des Verfassers, nicht etwa nur
in organisatorischer Hinsicht, sondern gerade in lebendiger und
persönlicher Durchdringung des Stoffes. Höchst anziehend wird
im Vorwort geschildert, daß zur Bewältigung der Kunstgeschichte
des Altertums ein zweites Studium notwendig gewesen ist. Es hat
dazu geführt, daß der Leser die Möglichkeit hat, die Gesamtgeschichte
der Kunst in einem Werk, und in seinen zwei Bänden die
beiden hauptsächlichen Zeiträume menschlicher Kunsttätigkeit
vergleichend zu überblicken.

Leipzig H. Ladendorf

O n a s c h, Konrad: König des Alls. Bildmeditationen über das Leben
Christi. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1952]. 127 S., 19, z.T. färb.
Abb. u. Taf. 8°. Lw. DM 8.90.

Das neue Ikonenbuch Onaschs dient nicht wissenschaftlichen,
sondern erbaulichen Zwecken; es wendet sich an den evangelischen
Christen, den es anhand ostkirchlicher Ikonen zu Meditationen
über das Leben Christi leiten will. Lind doch leistet es
einen schätzenswerten Beitrag zu einem wissenschaftlichen Verständnis
der Ikonen, indem es mit Nachdruck darauf hinweist
und es zum Ausgangspunkt der Ikonendeutung macht, daß die
heiligen Bilder der Ostkirche nicht „religiöse Malerei" sind, sondern
Kultgegenstand, der erwachsen ist aus dem liturgischen Leben
der Kirche und der deswegen nur von der Liturgie her verstanden
und gedeutet werden kann. So sind die Einleitung des
Verfassers und seine Erklärungen zu den acht farbigen und elf
Schwarzweiß-Abbildungen von Meisterwerken aus der Blütezeit
der ostkirchlichen Malerei bewußt kurz gehalten, während die
liturgischen Texte aus Bibel und Kirchendichtung ausführlich zitiert
werden. Unter Verzicht auf eine rein kunsthistorische Betrachtung
einerseits und auf eine unhistorische „ikonosophische"
Interpretation andererseits stellt der Vf. die Ikonen in den R.aum
hinein, aus dem sie erwachsen sind: in den Raum des liturgischen
Lebens der Ostkirche. So ist dies Buch über die östliche Ikone
nicht nur ein Buch der Erbauung an religiöser Malerei und kirchlicher
Dichtung, sondern gleichzeitig eine Einführung evangelischer
Christen in einen zentralen Lebensbereich der östlich-orthodoxen
Kirche.

Ist das Buch im ganzen also in sich gerundet und wohl gelungen
, so könnte man bei der Behandlung mancher Einzelfragen
sich ein anderes Vorgehen wünschen.

Die Erläuterungen zu den biblischen Lesungen sind in der Einleitung
zusammengefaßt (S. 12—20), wo sie aber gar nicht verständlich sind,
ohne daß man ständig vorblättert zu den Lesungen selbst, wodurch Einleitung
und Text in unglücklicher Weise ineinander verflochten werden. —
In den Erläuterungen bezieht sidi der Vf. vielfadi auf einzelne Verse der
Lesungen, während in diesen die Verseinteilung fehlt. — Ist der Schlußteil
der Einleitung zu speziell, so ist ihr Anfang zu allgemein. Größere
Schlichtheit in Sprechweise und Gedankenführung und stärkere Beschränkung
auf den eigentlichen Gegenstand des Buches wären ihm gewiß
förderlich gewesen. — Was im Anhang über Ikone und Bilderwand
gesagt wird, ist von so grundsätzlicher Wichtigkeit, daß man es lieber
am Anfang sähe. — Angesichts der Tatsache, daß die liturgischen Texte
der Ostkirche für die meisten evangelischen Leser ungleich schwerer
zugänglich sind als die biblischen Lesungen, hätten diese zugunsten
jener vielleidit gekürzt werden können. So wird Genesis 1, 1—13 innerhalb
von zehn Seiten zweimal abgedruckt: dagegen sind die liturgischen
Texte oft in all zu kurzen Fragmenten angeführt. — Das Buch will
Meditationen bieten. Doch hat der Vf. nicht immer den Ton getroffen,
der dieser Literatureattung entspricht. Wir fordern damit nicht fromme
Redensarten oder Verzicht auf Gründlichkeit und wissenschaftliche Fun-
dicrung, wohl aber, daß alles rein Fachliche aus dem Text in die Anmerkungen
verwiesen und daß die Redeweise des theologischen Jargons
(S. 10: in der Orthodoxie wird mit der Menschwerdung „geradezu
massiv ernst gemacht" u. dgl.) vermieden werde. Mag der Leser, den
das Buch ansprechen will, von Justin, Irenaus und Origenes noch eine
gewisse Vorstellung haben, so kann doch nicht vorausgesetzt werden,
daß ihm Gestalten wie der Ikonenmalcr Dionisij, wie „Ivan Groznyj"
und Fallmcrayer oder gar Millet, Ainalov und Grabar oder daß ihm
Begriffe wie „Dromenon", „Lehrgestus" und „paläologische Renaissance
" geläufig sind. Nicht nur um den Leser zu schonen sollte all
dies unterdrückt, anders gesagt oder in die Anmerkungen verwiesen
werden, sondern vor allem damit eine unschöne Mischung des Stils der
erbaulichen Betrachtung mit dem der wissenschaftlichen Darstellung

vermieden werde. — Während zum Stil der Arbeit also manches zu sagen
ist, kann dem Inhaltlichen bei den meisten Bilderklärungen voll
zugestimmt werden. Zu einigen Einzelheiten seien ein paar Anmerkungen
erlaubt. S. 21 muß es statt „linke Hand" wohl „rechte" heißen.
Mißverständlich ist der Ausdruck „Hymne Nr. 7, ein s e 11 e n e s Theo-
tokion" (S. 22). Wieso selten? — Daß Ps. 8, 2 f. auf den Einzug Jesu
in Jerusalem gedeutet wird, findet sidi doch nicht erst bei Irenäus, sondern
schon Mtth. 21,16 (zu S. 60). S. 62, Zeile 4 ist auf eine Anm
verwiesen, die ich nicht finden kann. Bei der Erklärung des Bildes der
Beweinung sollte die zweite Maria mindestens als die „andere" (nach
Mtth. 27,61) bezeichnet werden, um sie deutlich von der Mutter Christi
zu unterscheiden (S. 7 5). Auf der Höllenfahrtsikone sieht der Vf. Christus
zweimal dargestellt (S. 83). Der Vergleich mit dem Gerichtsbild
in Torcello (S. 107) zeigt, daß die fragliche Gestalt eher als Johannes
der Täufer zu deuten ist.

Wir dürfen vom Vf. noch weitere Arbeiten auf diesem Gebiet
erhoffen, die um so wertvoller sein werden, je einfacher sie
im Ton sind und je mehr sie sich beschränken auf das Bild und
seine Ausdeutung, zu der der Vf. aus seiner genauen Kenntnis des
liturgischen Hintergrundes der Ikonen so viel zu sagen hat.

Kiel Ludolf Müller

Becker, Karl-Heinz: Das Solagrab in Solnhofen. Ein karolingischts
Denkmal. Erlangen: Dt. Inst. f. mcrowing.-karoling. Kunstforsch.
1953. 14 S„ 4 Abb. auf 3 Taf. 8° = Narfirichten d. Dt. Inst. f.
merowing.-karoling. Kunstforsch. H. 5. DM 1.—.

B o g y a y, Thomas v.: Karolingische Skulpturen am Chiemsee. Erlangen
: Dt. Inst. d. merowing.-karoling. Kunstforsch. 7 S., 4 Abb.
auf 3 Taf. 8° = Nachrichten d. Dt. Inst. f. merowing.-karoling.
Kunstforsch. H. 3. DM 1.—.

Einem, Herbert von: Bemerkungen zur Cathedra Petri des Lorcnzo
Bernini.

Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen I. Phi-
lologisdi-Historische Klasse 1955 S. 93—114.

E 1 b e r n, Victor H: Der Adelhausener Tragaltar. Formenschatz und
Ikonographie. Erlangen: Dt. Inst. d. merowing.-karoling. Kunstforsch
. 1954. 24 S., 12 Abb. auf 8 Taf. 8° = Nachrichten d. Dt. Inst,
f. merowing.-karoling. Kunstforsch. H. 6/7. DM 2.—.

Klemm, Hermann: 750 Jahre Frauenkirche Meißen. Ein Beitrag zu
ihrer Geschichte. Meißen: Ev.-luth. Pfarramt 1955. 32 S. m. Abb. u.
2 Taf. 8°.

Paulus, Herbert: Zur Datierung der Pfalz (genannt Karlsburg) auf
dem Karlsberge bei Mühltal/Obb. Erlangen: Deutsches Inst. f. me-
rowingisch-karolingische Kunstforsch. 1952. 8 S., 2 Abb. 8° = Nachrichten
d. Deutsch. Inst. f. merowing.-karoling. Kunstforsch. H. 2.
DM 1.-.

— Die Roseninscl im Starnberger See. Heidnische Toteninsel und Karo-
lingisches Michaelsheiligtum. Erlangen: Deutsches Inst. f. merowing.-
karoling. Kunstforsch. 1953. 12 S., 9 Abb. auf 2 Taf. 8° = Nachrichten
d. Dt. Inst. f. merowing.-karoling. Kunstforsch. H. 4.
DM 1.-.

— Die Starnberger Fragmente. Neue karolingische Ornamentsteine in
Bayern. Erlangen: Deutsches Inst. f. merowing.-karoling. Kunstforsch.
1951. 7 S., 5 Abb. auf 4 Taf. 8" = Nachrichten d. Dt. Inst. f. merowing
.-karoling. Kunstforsch. H. 1. DM 1.—.

S c h a d e n d o r f. Wulf: Göttinger Kirchen. Göttingen: Musterschmidt
1953. 16 S. kl. 8° = Kleine Kunstführer für Niedersachsen H. 2.

S c h 1 i s s k c, Otto: Steine reden. Die Sprache unserer Gotteshäuser.
Stuttgart: Kreuz-Verlag [1954]. 61 S. m. Abb. 8°. DM 1.95.

Schneider, Alfons Maria: Die altchristliche Bischofs- und Gemeindekirche
und ihre Benennung. Göttingen: Vandcnhoeck & Rup-
redit 1952. 9 S. gr. 8° = Nachrichten d. Akademie d. Wiss. in Göttingen
. I. Phil.-hist. Kl. Jg. 1952 Nr. 7. DM—.50.

W i 11 o u g h b y, Harold R.: The Distinctive Sources of Palestinian
Pilgrimage Iconography.

Journal of Biblical Literaturc LXX1V, 1955 S. 61-68.

LIT VRGIEWISSENSCHAFT

B o g I e r, Theodor, P. OSB: Erneuerung der Liturgie. Schwierigkeiten.
Wünsche, Vorschläge. Gesammelte Aufsätze hrsg. Maria Laach: Verlag
Ars Liturgica 1954. 120 S. 8° = Liturgie und Mönditum 3. F.
H. XIV. DM 3.50.

In diesem Heft sind die Vorträge zusammengefaßt, die das
Abt-Herwegen-Institut auf seiner Studientagung 195 3 hat halten
lassen. Sie geben einen aufschlußreichen Einblick in die Probleme
der gegenwärtigen Bestrebungen der Liturgiereform in der
röm.-kath. Kirche Deutschlands. B o g 1 e r und Kirchgäss-