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1955 Nr. 7

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 7 8

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abendländisch geformten Menschenbildes im chinesischen Menschen
ein Fremdheitsgefühl hervorzurufen. Nicht nur eigentliche
Verzerrungen des Menschenbildes werden abgelehnt, sondern
auch einseitige Verzeichnungen. Das abendländisch-christliche
Menschenbild kann nicht die Möglichkeiten ausschöpfen, die in
Christus vorgegeben sind". Dem stimmen wir vorbehaltlos zu.
In den Folgerungen, die sich daraus für die missionarische Verkündigung
ergeben — der Verf. erwähnt gelegentlich den Satz
„gratia supponit, non destruit naturam" —, werden wir verschiedene
Wege gehen müssen.

Tübingen Gerhard Rosenkranz

Deutsche Evangelische Weltmission. Jahrbudi 1955.
Hrsg. v. Walter Frey tag. Hamburg: Verlag der Deutschen Evang.
Missions-Hilfe 195 5. 103 S. 8°. Kart. DM 2.—.

Von den beiden schwierigen Fragen, die durch die Mitarbeit
der deutschen evangelischen Kirchen an dem Werk der äußeren
Mission heute beantwortet werden müssen, steht für die Mis-
sionsgesellschaften zunächst die erste im Vordergrund des Nachdenkens
, wie das Verhältnis der Gesellschaften zu den aus ihrer
Arbeit entstandenen jungen Kirchen so geregelt werden kann,
daß die Selbständigkeit und Verantwortlichkeit der jungen Kirchen
sichergestellt, aber die Möglichkeit der Mitarbeit der Gesellschaften
nicht ausgeschlossen wird. Hinter dieser Frage steht aber
die zweite, größere und schwierigere, wie der Anteil der deutschen
evangelischen Kirchen an der immer größer werdenden
missionarischen Verantwortung gegenüber der unheimlich schnell
wachsenden nichtchristlichen Welt geleistet werden soll. Die
Dringlichkeit beider Fragen spiegelt sich in dem Überblick, den
das Jahrbuch 195 5 über die Weltlage gibt. Sind die Aufsätze der
Professoren Freytag und Meyer, wie die ökumenische Konferenz
von Evanston von dieser Blickrichtung aus zu beurteilen ist, sowie
die Überlegung Ernst Verwiebes über Lage und Aufgabe der
Missionskonferenzen mehr der zweiten Hauptfrage zuzuordnen,
so die Schilderungen Friedrich Raablaufs über die Kirche in Kamerun
, Walter Johannsmeiers über die Kirchen in Südafrika, Carl Ro-
nickes über Tanganyika, Heinrich Waltenbergs über Usambara,
Hans Lokies' über die Goßnerkirche in Indien, Horst Symanows-
kis über eine Reise nach Thailand und Indien, Gerhard Jaspers
über das Wesen des Judentums und Jan Hermelinks über den
Stand der gesamten deutschen Heidenmission wertvollste Illustrationen
zur Dringlichkeit und Schwierigkeit der ersten Hauptfrage
. Das Jahrbuch rechtferigt wieder seinen Titel und verdient
sorgfältiges Studium aller derer, denen die Ausrichtung des Missionsauftrages
der Kirche in ökumenischer Weite heute am Herzen
liegt.

Tübingen M. Schlunk

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Paul, Johannes: Von Grönland bis Lambarene. Reisebeschreibungen
christlicher Missionare aus drei Jahrhunderten, hrsg. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1952]. 194 S., 16 Abb. 8°. Hlw. DM 5.60.

Zu einer Zeit, in der Menschen und Völker teils bewußt,
teils wider Willen ihre Vergangenheit preisgeben, Reisebeschreibungen
aus drei Jahrhunderten zu veröffentlichen und so eine
Brücke zur Vergangenheit zu bauen, ist ein ungewöhnliches, aber
außerordentlich notwendiges Unternehmen. Die Völker, die sich
heute begegnen, sind und bleiben die Kinder und Erben ihrer
Väter. Es kann geradezu befreiend wirken, wenn uns das einmal
wieder bewußt gemacht wird.

Die drei Jahrhunderte, welche diese Sammlung von Reisebeschreibungen
umgreift, sind die Periode, in der die Begegnung
des Abendlands mit den Völkern der anderen Kontinente sich
auf immer breiter werdender Front vollzog und zum Abschluß
kam. Mit welchen Schwierigkeiten diese Begegnung und das gegenseitige
Verstehen durch die Verschiedenheit des geographischen
Raumes, der Völker — und der Beobachter selbst belastet
war, wird durch die Sammlung sehr anschaulich gemacht. Daß den
Reisebeschreibungen deutscher Missionare ein verhältnismäßig
großer Raum gegeben ist, (7 unter 14: außerdem 4 Engländer,

je ein Amerikaner, Franzose und Däne), ist verständlich, wenn
dadurch freilich leider auch bestimmte Linien des Spektrums etwas
zu stark hervortreten. Dasselbe gilt übrigens auch von den
beschriebenen Ländern, unter denen Afrika mit 7 Kapiteln einen
breiten Platz einnimmt, wogegen Asien etwas zu kurz kommt
(Indien 1, Indonesien 1, Japan 1, China 1). Trotzdem wird Eines
überwältigend deutlich: Das Problem der Völkerbegegnung kann
niemals das ihrer Uniformierung und gegenseitigen Assimilation
sein. Es liegt auf der tieferen Ebene des Verstehens und des Dienstes
und fordert darum Menschen, die zu solchem Verstehen und
Dienen (und dem dafür notwendigen aufmerksamen und liebevollen
Beobachten) bereit sind.

Ohne Frage hat der Herausgeber der Sammlung dies verdeutlichen
wollen, wenn er bewußt nur Ausschnitte aus Reisebeschreibungen
evangelischer Missionare geboten hat. Es ist ihm
gelungen, uns sehen zu lassen, „wie bedeutende Menschen vor
uns die Wunder der Schöpfung, die Vielfalt ihrer Völker und
die großen Werke menschlicher Kultur betrachtet haben" (Einl.
S. 9). Fraglich bleibt, ob die Sammlung auch das zweite Ziel erreicht
hat zu zeigen, daß jeder der Autoren von dem Land berichtet
, „das ihm durch höhere Fügung zur zweiten Heimat
wurde, dem er die besten Kräfte seines Lebens weihte" (Einl.
S. 9). Man spürt es den einzelnen Berichten ab, wie stark bei
manchen der Wille zum Heimischwerden im neuen Lande war.
Aber es überwiegt nach der Lektüre des Buches der Eindruck der
großen Fremdheit, auch bei diesen Menschen guten Willens, die
doch zugleich auch sehr Menschen ihrer Zeit waren. (Vielleicht
wäre dieser Eindruck noch stärker, wenn der Herausgeber nicht
an manchen Stellen Abschnitte der Reiseberichte ausgelassen
hätte, die zeigen, wie der Reisende die politischen und sozialen
Verhältnisse sah.) Das Problem des Verstehens und des Dienstes
bleibt, die Aufgabe der Menschen, die in den Riß treten, mit
ihrer eigenen Existenz Brücke sein und in der Fremde heimisch
werden wollen, bleibt. Das ist aber vielleicht gerade das Verdienst
des Buches, dieses Problem in seiner historischen und geographischen
Weite gezeigt zu haben durch die Berichte von
Frauen und Männern, die menschliche Fremdheit im göttlichen
Auftrag überwinden mußten und wollten. Die jedem Abschnitt
vorausgeschickten biographischen Angaben sind außerordentlich
wertvoll und helfen, den betreffenden Bericht und seinen Verfasser
in der richtigen historischen Perspektive zu sehen.

Hamburg H. Meyer

- X

Joubert, L.: Les caractcristiques de la Mission chretienne en Asie.^°^*/1
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Lehmann, Arno: Die Anfänge der lutherischen Kirche in Indien. Zu™

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R o c h o 11, Rudolf: Afrika brennt — legt das Gegenfeuer, ihr Christen!
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Zur Frage nadi der Zusammenarbeit lutherischer Missionen in Südafrika
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