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1955

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Kirchengeschichte: Alte Kirche

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 7/8

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tritt, in welchem Umfang die deistische Konzeption der Weltgeschichte
bei Ranke, ihm unbewußt, nachwirkt. Hinrichs hat ein sehr
wertvolles und auch sehr konzentriert geschriebenes Buch geschaffen
. Von der Fülle der anregenden Gedanken vermag eine kurze
Besprechung keine hinreichende Vorstellung zu vermitteln. Das
tntscheidende, das man aus dem Buche lernen kann, läßt sich in
folgende Punkte zusammenfassen: 1) Ranke, der persönlich sehr
großen Wert auf seine Originalität legte, steht natürlich inmitten
des Gedankenstroms seiner Zeit; die Abhängigkeit wird im einzelnen
nachgewiesen. 2) Ranke ist in einem Maße, wie man es bisher
nicht gesehen hatte, vom „geschichtstheologischen" Erbe, ja geradezu
vom Mythus abhängig. 3) Er ist anderseits in manchen
Punkten sehr viel freier gewesen, als man zunächst vermuten
möchte. 4) Vor allem: Geschichtstheoretisdi stellt er einen relativ
selbständigen Denktypus neben Hegel einerseits und den
übrigen durch den Prometheusmythus bestimmten idealistischen
Denkern anderseits dar. Zum Schluß möchte ich fragen, ob man
nicht besser von Geschichts p h i 1 o s o p h i e, als von Geschichts-
t h e o 1 o g i e der Goethezeit reden sollte. Männer wie Lessing,
Fichte, Schelling, Hegel, die sämtlich die Theologie hinter sich
gelassen hatten, wollten durchaus keine Theologie treiben. Man
sollte ihre Intention für die Wahl des Ausdrucks maßgebend
sein lassen.

Ein Personenregister wäre erwünscht gewesen.

Jena Karl 11 e u s s i

Jahresberichte für deutsche Geschichte. N. F.

2. Jahrg. 1950. Im Auftrage d. Deutschen Akademie d. Wissenschaften
zu Berlin hrsg. v. Fritz Härtung. Berlin: Akademie-Verlag
19 53. XVI, 240 S. gr. 8°. DM 16.—.

Der 2. Jahrgang der Neuen Folge verzeichnet 2787 Titel,
fast das Dreifache des ersten Bandes. Daraus geht hervor, wie
sehr das Schrifttum zur deutschen Geschichte angewachsen ist. Der
neue Band hat im allgemeinen dieselbe Anlage wie der vorhergehende
. Sehr zu begrüßen ist, daß zu dem Verfasser- und Titelregister
ein Sachregister hinzukam. Dagegen war eine Wiederaufnahme
der Forschungsberichte leider noch nicht möglich. Daß es
nicht gelungen ist, den Abstand zwischen dem Berichtsjahr und
dem Erscheinungsjahr zu verkürzen, begründet der Herausgeber
yor allem mit der auch für die wissenschaftliche Arbeit unheilvollen
Spaltung Deutschlands. Viele Neuerscheinungen in Westdeutschland
und im Ausland konnten nicht eingesehen werden.
Trotz aller Schwierigkeiten haben die Bearbeiter, Bibliotheksrat
Dr. Heinrich Kunze und Werner Schochow (der für Dr. Konrad
Kettig die Redaktionsarbeit übernahm), Vorzügliches geleistet.

Die Abteilung Kirchen- und Kirchenverfassungsgeschichte
rührt 355 Titel auf (deutsche und ausländische Bücher, Dissertationen
, Aufsätze in Festschriften und Zeitschriften). Nicht nur
die allgemeine Kirchengeschichte, sondern auch die Kirchengeschichte
einzelner Landschaften, Bistümer, Orte, Klöster und
Pfarreien wird wieder eingehend erforscht.

Münster (Westt.) _ Erwin Ste in born

Meyer-Landrut, Joachim: Die Behandlung von staatlichen Archiven
und Registraturen nach Völkerrecht.
Archivalische Zeitschrift 48, 1953 S. 45—120.

M o f f e i t, Samuel H.: The Light of History.
Theology Today XI, 1954 S. 306—309.

M y e r s, Edward D.: The Unity of History: an Epitome of the Conclu-
ding Volumes of Toynbee's A Study of History.
Theology Today XI, 19 54 S. 312—3 34.

N i s s e n, Walter: Das Sdiicksal der ausgelagerten Bestände des Preußischen
Geheimen Staats-Archivs und des Brandenburg-Preußischen
Haus-Archivs und ihr heutiger Zustand.
Archivalische Zeitschrift 49. 1954 S. 139—150.

Oswald, Josef: Bayerische Heimatbewegung und -forschung zwischen
zwei Weltkriegen.

Historisches Jahrbuch 72, 1953, S. 604—614.

Repgen, Konrad: Zur Diplomatik der Nuntiaturberichte. Dienstvorschrift
für das Abfassen von Avvisi aus dem Jahre 1639.
Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchcn-
geschichte 49. 1954 S. 123—126.

Schulze, W.: Der Vorwurf des Ritualmordes gegen die Christen im
Alte rtum und in der Neuzeit.

Zeitschrift für Kirchengeschichte Vierte Folge, III, LXV. Band 1953/54
S. 304—306.

Smith, Ronald Gregor: History and Self-Understanding.
Theology Today XI, 1954 S. 33 5—341.

TarchniSvili, Michael: Kurzer Überblick über den Stand der georgischen
Literaturforschung.

Oriens Christianus. Hefte für die Kunde des christlichen Orients 37,
1953 S. 89—99.

Weise, Erich: Übernahme und Verwaltung der Entnazifizierungsakten
im Lande Niedersachsen.

Archivalische Zeitschrift 49, 1954 S. 151—162.
Wentscher, Erich: Das Domstiftsarchiv Merseburg.

Archivalische Zeitschrift 48, 1953 S. 189—194.
— Das Stiftsarchiv in Zeitz.

Archivalische Zeitschrift 48, 1953 S. 195—199.
Z i 11 e 1, Bernhard: Studie über das Stiftsarchiv Rottenbuch.

Archivalische Zeitschrift 48, 1953 S. 159—188.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Ancient Christian Writers. The Works of the Fathers ijj
Translation ed. by Johannes Quasten, S. T. D. Prof. of Ancient
Church History and Christian Ardiaeology, and J. C. P 1 u m p e, Ph.
D. Prof. of Patristic Greek and Ecclesiastical Latin. Vol. 12—18. West-
minster, Maryland: The Newman Press 1950—1954. Ji, jt^f/JU, .

In einem Sammelreferat dieser Zeitschrift 1951, 550—553
habe ich über die ersten 11 Bände der Ancient Christian Writers
Bericht erstattet und versucht, die Bedeutung dieser neuen Übersetzungsreihe
von Väterschriften ins rechte Licht zu setzen.
Heute ist es mein Anliegen, über die inzwischen neu erschienenen
Texte Auskunft zu geben. Die Anerkennung und das Lob, das
ich den beiden Herausgebern, den Mitarbeitern und dem Verlag
habe aussprechen dürfen, gilt auch für die jetzt vorliegenden 7
neuen Bände. Auch die neuen Mitarbeiter waren bemüht, im
Geiste ernster, solider Wissenschaft das vom Gesamtunternehmen
erstrebte Ziel mit der gleichen Energie und Gründlichkeit
zu erreichen. Es wird uns auch hier eine wissenschaftlich zuverlässige
Übersetzung und eine aus bester Kenntnis der Problemlage
fließende Einführung in die jeweils bearbeitete Väterschrift
geliefert. Da die beteiligten Autoren über eine ausgezeichnete
Vertrautheit mit der in den letzten Jahrzehnten publizierten Spe-
zialliteratur verfügen, wird der Forscher auch diese Bände nicht
bloß als förderlich zur schnellen Orientierung über die einzelnen
Schriften im allgemeinen einsehen, sondern auch die in der Kommentierung
vertretenen Auffassungen beachten und sich eventuell
mit den hier vorgetragenen Thesen auseinandersetzen. Von
diesen Gesichtspunkten aus will ich wie bereits früher einige
kurze Ergänzungen oder Hinweise geben, die sich auf die einführenden
oder kommentierenden Darlegungen zu den übersetzten
Texten beziehen.

Einleitend möchte ich noch darauf hinweisen, daß seit 1952
eine zweite in England gedruckte Ausgabe (Verlag Longmans,
Green u. Co Ltd in London) erscheint, die natürlich der in USA
herausgegebenen Fassung in allem gleicht. Die Bezieher europäischer
Länder werden auf diesem Wege die Serienreihe zu einem
wohlfeileren Preise erhalten.

12. O'M e a r a,j J. }., Prof. of Latin at University College Dublin, Irland
: St. Augustine Against the Acadcmics. 1950. 213 S.

Es handelt sich hier um die erste der vier philosophischen Schriften,
die Augustinus in der Zeit nach der Niederlegung seines Lehramtes in
Mailand im Herbst 386 und dem Empfang der Taufe Ostern 387 in der
Abgeschiedenheit des Landgutes von Cassiciacum verfaßt hat. Sie ist
gegen den Skeptizismus der neuakademischen Schule gerichtet. Obwohl
M. P. Garvey, Milwaukee 1942 und O. J. Kavanagh, New York 1943
bereits diesen Dialog ins Englische übersetzt haben, ist die abermalige
Übertragung nicht überflüssig, sondern warm zu begrüßen. Der Verf.
hat sich durch mehrere Veröffentlichungen als Spezialist für die Probleme
der Bekehrungsgeschichte Augustins und der Dialoge von Cassiciacum
ausgewiesen. (Vgl. seine Abhandlungen in Dominican Studies 3,
1950, 331/43; Vigiliae Christianae 1951, 150/78; Irish Theol. Quar-
terly 1951, 338/46 und Actes du 1" Congres de la Confederation internal
des Associations d'fit. class., Paris 1951, 312/17.)

In der „Einführung" S. 3—33 werden kurz alle Fragen behandelt,
die das Verständnis der Entstehung der Schrift und des Milieus, in das
der Dialog getaucht erscheint, erleichtern. Wenn der Verf. S. 21 f. und
öfters in seinen erklärenden Anmerkungen damit rechnet, daß Augustinus
schon in seiner Frühzeit nicht bloß einige Enneaden Plotins, sondern