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1955

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Altes Testament

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419

Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 7/8

420

Nacht zur Ruhe bis zum Morgen, und am Morgen [.....]

10. [.. .] (Held)en der Kittäer und die Menge Assurs und das

Heer aller Völker [.....] 11. [.....] sie sind daselbst gefallen

durch das Schwert Gottes, und es soll der Hochpriester herantreten
[.....] 12. [.....] des Krieges und alle Häupter der

Schlachtreihen und Wachen [......] 13. [.....] den Erschlagenen

der Kittäer [. . .]255.

258) Die in der ersten Zeilenhälfte erhaltenen 7 Buchstaben sind zu
obiger Übersetzung ergänzt worden. Die in der zweiten Hälfte erhaltenen
7 Buchstaben sind leider nicht so eindeutig zu ergänzen, so daß
auf eine Übersetzung verzichtet ist.

ALTES TESTAMENT

J a I a b e r t, Louis, Prof., et Prof. Rene Movterde, S. J.: Inscrip-
tions grecques et latines de la Syrie. 111,2: Antioche (Suite), Anti-
odiene Nr. 989—1242. Index des Tomes I—III. Paris: Geuthner 1953.
S. 529—690 u. XXXVIII S. 4U = Bibliotheque archeologique et histo-
rique LI. Fr. 3.750.—.

Dem 1950 erschienenen I.Teil des III. Bandes der IGLSyr,
der mit kurzer Würdigung des 1929 begonnenen Gesamtwerkes
ThLZ 78, 1953, Sp. 215 f. angezeigt wurde, ist drei Jahre später
der II. Teil gefolgt. Er führt die im I. Teil begonnene Sammlung
der Inschriften aus Antiochia samt Daphne zu Ende (S. 531—601
= Nos 989—1105), bringt die aus der Antiochene (S. 602—679
= Nos 1106—1242), fügt „Additions et Corrections" zu den Bänden
I—III, darunter 28 neue als 12421—1242" gezählte Inschriften
(S. 681—690), hinzu und schließt mit einem von C. Monde-
s e r t, S. J. und G. Roussel verfaßten Index (S. I-XXXV111),
der zunächst die in den griechischen, dann die in den lateinischen
Inschriften vorkommenden Personennamen, geographischen Namen
und Vokabeln und zuletzt eine Liste der Herkunftsorte der
Inschriften bringt. Der vorliegende Halbband enthält auch einige
neue Inschriften, aber seine eigentliche Bedeutung besteht — abgesehen
von der sehr dankenswerten Beigabe der Verbesserungen
und Ergänzungen sowie des Index zu Band I—III — wie die seiner
Vorgänger darin, daß er das aus den jeweiligen Gegenden erhaltene
Inschriften-Material unter Beigabe ausführlicher Literatur-
Hinweise vorführt und gründlich erörtert. Das Vorwort tut kund,
daß R. P. Claude Mondesert, S. }., der Mitverfasser des Index
, mit der Vorbereitung der noch ausstehenden Bände der
IGLSyr, zunächst des IV. Bandes, der die Inschriften der Apamene
und der Emesene bringen wird, beschäftigt ist. So darf man erfreulicherweise
auf den glücklichen Fortgang des wichtigen Werkes
hoffen.

Halle (Saale) Otto Ei Ii fei dt

Bardtke, Hans: Hebräische Konsonantentexte aus biblischem und
außerbiblischem Schrifttum für Übungszwecke ausgewählt. Leipzig:
Harrassowitz 1954. XVIII, 80 S. 8°. DM 4.80.

Im vorliegenden Heft legt H. Bardtke ein Hilfsmittel für
den Unterricht vor, wie es seit langem vermißt wird. Der erste
Teil enthält Textproben aus dem kanonischen Alten Testament,
angefangen von der erzählenden Prosa bis hin zur prophetischen
und poetischen Literatur. Im nächsten Teile werden der Kalender
von Geser, die Siloah-Inschrift, zwei Ostraka vom Teil Qasileh,
sowie je sechs Ostraka aus Samaria und Lachis geboten. Im dritten
Teil geht Verf., abgesehen von einigen Beispielen aus dem
Siraciden und der Damaskusschrift, mit besonderem Nachdruck
auf die neugefundenen Texte vom Toten Meer ein. So findet
man hier Textproben aus der Jesajarolle DSJa, dem Habakuk-
kommentar DSH und den Lobliedern DST. Vollständig ist das
Manual of Discipline, leider auch jetzt wieder als „Sektendokument
" bezeichnet, abgedruckt, während drei, der Bar Kochba-
Zeit angehörende Texte aus dem Wadi Murabba'ät den Abschluß
bilden. Ein vierter Teil enthält schließlich einige sekundäre, auf
Übersetzung beruhende junge Texte, und ein kleines Vokabular
beschließt das Ganze.

Selbstredend kann man an eine praktische Handreichung
keine strenge philologische Sonde legen. Gleichwohl seien im
Rahmen einer kurzen Besprechung einige Bemerkungen erlaubt,
die vielleicht für eine spätere Neubearbeitung nützlich sein
könnten.

Zunächst fällt auf, daß Verf., dem doch anscheinend an einem
Längsschnitt durch die hebräische Sprache und Literatur liegt, keinen
Text aus der tannai'tischen Zeit bietet. Derartige Texte, für die auch

weithin gute Ausgaben zur Verfügung stehen, sind m. E. bedeutend
wichtiger als die sekundäre Literatur, die im vierten Teile geboten wird.

Die Anleitung zur Vokalisation der Texte (S. VIII f.) macht es
m. E. nicht deutlich genug, daß das Hebräische im Laufe seiner Geschichte
eine Entwicklung durdilaufen hat, die es keineswegs so einfach
gestattet, etwa den alten Vulgärtext DSJa aufgrund der tiberischen
Vokalisation zu verstehen, wie dies dem Verf. vorzuschweben scheint1.
Zumindest müßte darauf aufmerksam gemacht werden, daß in einem
solchen Falle noch stärkere Spannungen entstehen, als dies bei der
tiberischen Punktation unseres kanonischen Textes ohnehin vielfach
schon der Fall ist.

Zur Erleichterung des Studiums ist in den alttestamentlichen Texten
der Sofpasuq beibehalten worden. Man wird jedoch fragen müssen,
ob dieses die Periode schließende Zeichen wirklich überall dem syntaktischen
Zusammenhange gerecht wird. Für noch weniger glücklich
ist anzusehen, wenn der Bindestrich — Linea Maqqef —, der bekanntlich
das junge System der Verbindungsakzente voraussetzt2 und zudem
kaum etwas über die Interpunktion aussagt, in unvokalisierten Texten
begegnet.

Problematisch will es erscheinen, wenn in einer praktischen Handreichung
schwer verständliche Texte ohne ausreichenden philologischen
Kommentar geboten werden. Dies gilt z. B. von der Kalender-Inschrift
aus Geser (Nr. 56). Statt iih 'sp irh z muß es hier in der ersten

Zeile heißen: irhu 'sp iihu z, wobei das insgesamt viermal begegnende
iriiu einen alten westsemitischen Dual darstellt, den man entweder
mit W. F. Albright 'iarheu, oder vielleicht besser mit H. L.
Ginsberg 'iarhö <^'iarhä lesen wird3. Ist aber dieser Dual einmal
erkannt, so ergibt sich, daß der Kalender sich auf ein Landwirtschaftsjahr
von zwölf Monaten bezieht. Damit bieten die veralteten Übersetzungen
von H. Greßmann, Altorientalische Texte2, S. 444, und
K.Galling, Biblisches Reallexikon, Sp. 185 f., auf die Verf. S. XII verweist
, keine Hilfe mehr.

Auch bei den Qumrän-Texten fragt es sich, ob man insbesondere
das außerbiblische Material ohne Interpretation als Unterrichtsgrundlage
ansprechen kann. Sind hier nicht nach dem derzeitigen, noch keineswegs
abgeschlossenen Stand der Forschung Schüler und Lehrer gleichermaßen
überfordert?

Endlich sei auf ein Beispiel zweifelhafter Konjekturalkritik hingewiesen
. DST IV, 2. 19 begegnet die Form 'urium. Im Anschluß an

Sukenik und Dupont-Sommer1 sieht Verf. in 'urtum eine Abkürzung

für Urim und Tummim und schlägt im Vokabular die Übersetzung
,,Schicksal" vor. Ohne daß die religionsgeschichtlich problematische
Übersetzung diskutiert werden soll, sei lediglich angedeutet, daß in
'urtum eine dialektische Form vorliegt, in der das ä des Suffixes,

tiberisch durch Qames ausgedrückt, als ö erscheint. Daß ö für ä steht,
begegnet auch sonst, z.B. DSD 1,21; V, 21; IX, 14, ist in DSJa nicht
selten und läßt sich sporadisch auch im kanonischen Text nachweisen '-
Die Form löst sich also einfach als 'öiatöm <^'oratdm auf, so daß
z. B. DST IV, 19 utup' Ii bkuhkh Furtum mit „und du erschienst

mir in deiner Kraft zu ihrer Erleuchtung" zu übersetzen ist. Daß das
Bild vom Licht, bzw. von der Erleuchtung gemeint sein muß, ergibt sich
nicht nur aus dem verwendeten Verbum, sondern auch aus DST IV, 2
wo darüber hinaus aus Hosea 6, 3 die Wörter kshr nkun (tib: kes~ahar

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nakön) zitiert sind. Damit erledigt sich jeder Anstoß an dieser Form;

man muß sich eben nur mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir in
Qumrän Mischtexte einer späten, dabei aber noch nicht vereinheitlichten
Sprachstufe vor uns haben.

Die kritischen Bemerkungen sollen den Wert des außer-

*) Vgl. seinen Hinweis (S. XIV) auf A. M. Habermann, 'Edah
we-'Eduth (1952).

2) Vgl. Beer-Meyer, Hebräische Grammatik I (1952), § 16, 1.

3) Vgl. hierzu Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Leipzig,
gesellschafts- und sprachwissenschaftl. Reihe 3 (1953/54), S. 88.

*) Vgl. H. Bardtke, Die Handschriftenfunde am Toten Meer (19 52),
S. 155, Anm. 1.

6) Vgl. Beer-Meyer, Hebräische Grammatik II (1955), §80f.