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Ausgabe:

1955 Nr. 6

Spalte:

364-366

Kategorie:

Psychologie, Religionspsychologie

Autor/Hrsg.:

Müller, Armin

Titel/Untertitel:

Syphilis - Metasyphilis 1955

Rezensent:

Reisner, Erwin

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363

Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 6

364

P r e n t e r, Regin: Das Augsburgische Bekenntnis und die römische
Meßopferlehre.

Kerygma und Dogma. Zeitschrift für theologische Forschung und kirchliche
Lehre 1, 1955 S. 42—58.
Richards, George W.: The Mercersburg Theology — Its Purpose
and Principles.

Church History XX, 1951 S. 42—55.

Rondet, H.: Elements pour une Theologie de travail (suite).
Nouvelle Revue Theologique 87, 1955 S. 123—143.

S c h 1 i n k, Edmund: Weisheit und Torheit.

Kerygma und Dogma. Zeitschrift für theologische Forschung und kirchliche
Lehre 1, 1955 S. 1—22.

S ö h n g e n. Gottlieb: Humanismus und Technik.

Münchener Theologische Zeitschrift 2, 1951 S. 211—233.

Stange, Carl: Der Anfang der Heilsgeschichte.

Zeitschrift für systematische Theologie 23, 1954 S. 206—223.

Taubes, Susan Anima: The Absent God.

The Journal of Religion XXXV, 1955 S. 6—16.

T a y m a n s, F.: Le miracle, signe du surnaturel.
Nouvelle Revue Theologique 87, 1955 S. 225—245.

Tellechea, Jose Ignacio: Metodologia theolögica de Maldonado.
Scriptorium Victoriense I, 1954 S. 183—255.

Volk, Hermann: Kreatürlichkeit.

Münchener Theologische Zeitschrift 2, 1951 S. 197—210.

Wendebourg, Ernst-Wilhelm: Die heilsgeschichtliche Theologie
J. Chr. K. v. Hofmanns in ihrem Verhältnis zur romantischen Weltanschauung
.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 52, 1955 S. 64—104.

PSYCHOLOGIE UND RELIGIONSPSYCHOLOGIE

Remplcin, Heinz: Psychologie der Persönlichkeit. Die Lehre von
der individuellen und typischen Eigenart des Menschen. München/
Basel: Reinhardt 1954. 683 S. gr. 8°. Lw. DM 22.—.

Der Verfasser, der durch sein Buch „Die seelische Entwicklung
in der Kindheit und Reifezeit" (5. Aufl. 1954) einem weiteren
Kreise bekannt geworden ist, legt nun ein umfangreiches
Lehrbuch der Charakterkunde vor, denn so hätte — nach dem
ersten Satz des Vorwortes — das vorliegende Werk heißen können
. R. verwarf jedoch den gebräuchlich gewordenen Titel, weil
er den zu engen Wertbegriff fürchtet, der sich leicht mit dem
Wort „Charakter" verbindet. Die Aversion wird noch verständlicher
, wenn man erfährt, das R.s Psychologie erfahrungswissenschaftlich
, nicht wertwissenschaftlich orientiert ist, was wohl
auch darin zum Ausdruck kommt, daß sie sich auch ausdrücklich
an die Männer und Frauen des praktischen Lebens (Erzieher
, Seelsorger, Juristen, Ärzte) wendet. Sie will beschreiben,
begründen, beurteilen, nicht werten, normieren, verurteilen. Darum
genügt ihr der Begriff „Persönlichkeit", der neben der Selbstbestimmung
auch die Orientierung an einer persönlichen Wertordnung
meint, wenn auch einer relativen. Es soll die psychologische
Individualität erfaßt werden. Zustimmend wird Allport zitiert:
„Charakter ist gewertete Persönlichkeit, und Persönlichkeit ist
Charakter ohne Wertbegriff." Daß man den Charakterbegriff zur
individuellen psychischen Eigenart ausweitete, hat nach der Meinung
R.s nur Verwirrung bewirkt; denn ob jemand ein Zahlenoder
ein Namengedächtnis besitzt, ob er musikalisch ist, sich gut
orientieren kann usw., ist erfahrungswissenschaftlich zu ergründen
und darzustellen, aber nicht zu werten, am wenigsten ethisch.

Das Werk zerfällt in drei Hauptteile. 1. Die individuelle
Eigenart der Persönlichkeit. Hier wird der Schichtbau
des seelischen Lebens vorgeführt, von der Vitalität über Temperament,
Charakter, Begabung zur Gesamtpersönlichkeit. — 2. Die typische
Eigenart der Persönlichkeit. Nach einer Darstellung
der alten klassischen Temperamentstypen werden eingehend die neueren
Versuche vorgeführt und kritisch gewürdigt: C. G. Jung (Funktionstypen
), E. Kretschmer (Konstitutionstypen), G. Pfahler (Grundfunktionstypen
), E. R. Jaensch (Strukturtypen), E. Spranger (Lebensformen).
— 3. Die Erkennbarkeit der Persönlichkeit. In diesem
umfangschwächsten Teil werden wir mit Technologie, Methodologie
und Bewertung der verschiedenen Forschungswege (z. B. des psychologischen
Experimentes, des Tests) bekannt gemacht.

Zur Charakterisierung der Gesamtdarstellung sei folgendes
bemerkt: R. geht nur selten neue Wege, sondern bringt die
Ernte aus der Forschungsarbeit der letzten Menschenalter herein
. Das Hauptgewicht liegt also auf der zusammenfassenden
Darstellung. Die Gemeinschaft der Forschenden tritt kräftig hervor
, — Klages, Lersch, Anschütz und viele andere beherrschen
neben den schon genannten Namen die Darstellung. Bereits der
Aufriß des grundlegenden ersten Teiles folgt einer schon festen
wissenschaftlichen Tradition. Damit wird dem Werk rechtmäßig
der beanspruchte Charakter des Lehrbuches gegeben. Aber die
Wiedergabe leidet u. E. zu oft an zu großer Breite und verwässert
gelegentlich durch hinzugetane eigene Einschübe Positionen
der Forscher. Hier wären Kürzung und größere Zurückhaltung
eine Wohltat.

Das kritische Hauptbedenken richtet sich auf die Nähe zur
Naturwissenschaft und die Ferne zur Wertwissenschaft, in diesem
Fall zur Philosophie, weniger zur Theologie, — ein Zug, der
das Buch u. E. Ausdruck einer vergangenen einseitig naturwissenschaftlichen
Geisteshaltung sein läßt, über die wir eigentlich
schon hinausgeführt waren. Unter den Zeitgenossen dürften
vor andern Philipp Lersch und Georg Anschütz die Psychologie
nach dem Irrgang eines Jahrhunderts als verlorene Tochter
der mütterlichen Philosophie wieder zugeführt haben. Was speziell
Lersch im Zusammenhang seiner Psychologie in der Begründung
einer transzendentalen Anthropologie im allgemeinen
und einer transzendentalen Verankerung der Antriebserlcbnisse
und Gefühle im besonderen geleistet hat, sähe man ungern wieder
verloren gehen. Von Lersch und Anschütz aus gesehen,
dürfte darum R.s Buch als allzu rückwärts gewandt und darum
unzeitgemäß erscheinen, so gut im Einzelfall der orientierende
Bericht auch sein mag. R. mag es verstehen, daß für den Theologen
wie für den Philosophen Lerschs „Aufbau der Person"
(6. Aufl. 1954) an Wert nicht verloren, sondern noch gewonnen
hat. Ansätze zu einer philosophisch vertieften Anthropologie
sind bei R. wohl gelegentlich zu finden, wenn man auch mühsam
nach ihnen suchen muß, — aber entfaltet werden sie nicht.
Die Abneigung gegen ethische Wertungen — „es ist vom psychologischen
Standpunkt aus gleichgültig, ob die betreffenden
Triebfedern ethisch wertvoll sind oder nicht" (397) — mündet
im Endresultat in einen psychologisch-naturhaften Relativismus,
der schwerlich anders als destruktiv wirken wird, weil er sowohl
des religiösen wie des philosophisch-metaphysischen Fundamentes
ermangelt. Das letzte, entscheidende Merkmal der Persönlichkeit
ist ihre Echtheit, worunter R. die Übereinstimmung der
erworbenen Eigenschaften mit den originären Anlagen versteht.
„Bei einem verlogenen Menschen ist die Lügenhaftigkeit so echt,
d. h. dem Wesen entsprechend, wie die Wahrhaftigkeit unecht,
d. h. nicht wesensgemäß wäre. Hieraus sieht man zugleich, daß
Echtheit und Unechtheit nicht ethische, sondern ausschließlich
psychologische Maßstäbe sind" (403). Das mag einer erfahrungswissenschaftlichen
Psychologie für den faustfesten Handgebrauch
des praktischen Lebens genügen, aber den Seelsorger und Denker
wird es unbefriedigt lassen.

Dabei sei hervorgehoben, daß in den Grenzen des psychologischen
Relativismus Wertung getrieben wird. Über das ganze
Buch sind zusammenfassende Tabellen verstreut, die in Stichworten
„die jeweils erarbeiteten Grund- und Folgeeigenschaften
in positive und negative Züge geordnet wiedergeben
" (6). Um ein Beispiel zu geben: bei dem Menschen
des starken Geltungsstrebens stehen in der Plusspalte u. a. Tatendrang
, Fleiß und Strebsamkeit, auf der Minusseite Geltungssucht
, Unsachlichkeit, Prahlsucht, subalternes Strebertum und
vieles andere. Solche Wertung im einzelnen setzt aber den psychologischen
Relativismus voraus und verharrt in ihm. Denn wie
die psychologische Tatsache an sich, daß diese und jene Menschen
einem starken persönlichkeitsbedingten Geltungsstreben folgen,
zu bewerten und einer transzendentalen Berufung zum Menschsein
zuzuordnen ist, danach fragt dieses Buch nicht.

Rostock O. Holtz

Müller, Armin, Dr. med.: Syphilis — Metasyphilis. Eine medizinisch
-anthropologische Synthese. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr.
V. E. Frh. v. Gebsattel. Stuttgart: Hippokrates-Verlag [1955]. 172 S.,
6 Abb. auf Taf. gr. 8°. Lw. DM 13.80.

Dieses Buch ist nicht für den „gebildeten Laien", sondern
für den Mediziner geschrieben und darum auch nur dem Medizi-