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1955 Nr. 6

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 6

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lised esdiatology" wird der modernen exegetischen Arbeit vorgeworfen
, sie habe es nicht vermocht, den modernen Leser des
Neuen Testaments dem lebendigen Gott gegenüber zu stellen;
es komme darauf an, durch die Logik der Eschatologie zum Geheimnis
der Person des eschatologischen Erlösers durchzudringen.
Futurische Eschatologie sei festzuhalten, aber diese Zukunft sei
keine Zeit, die nicht auch im Jetzt schon wirksam ist. Entmytho-
logisierung und Idealisierung der Eschatologie werden ebenso
abgelehnt wie wörtliches Verständnis der neutestamentlichen
Begriffe, aber dann heißt es zum Schluß doch: „theology should
Proceed from a conviction that the Bible's Statement of its
eschatological theme is a necessary and adequate one". So werden
hier allerlei Themen angeschlagen, aber es kommt weder zu
einer klaren Schilderung der modernen Anschauungen noch zu
einer klaren Herausstellung der eigenen theologischen Position.

Marburg/Lahn Werner Georg Kümmel

B°rnkamm, Günther. Bultmann, Rudolf, u. Schumann,
Friedrich Karl: Die christliche Hoffnung und das Problem der Ent-
mythologisierung. Stuttgart: Ev. Verlagswerk [1954]. 62 S. 8°. DM 4.—.

Ist die Frage der Entmythologisierung der kirchlichen Verkündigung
ein Problem, das nur innerhalb der Mauern der Kirche
ein Recht hat, erörtert zu werden? Zunächst schien es so. Jedenfalls
hat ja das Gespräch über diese Frage die Gemüter nicht nur
'n der Fachtheologie, sondern auch in der Laienwelt der Kirche
bekanntlich aufs heftigste erregt und tut dies z. T. noch. Aber
es blieb nicht bei dem inncrkirchlichcri Gespräch, sondern auch
Philosophen begannen, sich mit der Sache zu befassen (vgl.
..Kerygma und Mythos" Bd. III). Und die vorliegende Schrift
•st ein eindeutiger Beweis dafür, daß die Entmythologisierungs-
frage nicht nur Menschen in der Kirche angeht, sondern alle, denen
es ernst ist um die Wahrheit.

Die vorliegende Schrift präsentiert sich nämlich als die
Drucklegung von Vorträgen im Süddeutschen Rundfunk. Diese
Vorträge — ein in das Problem einführendes Referat von G. Bornkamm
, ein grundsätzlicher Vortrag von R. Bultmann und ein
Gegenvortrag von F. K. Schumann sowie zum Schluß ein freies
Gespräch zwischen den Genannten — wenden sich durch diese
Art der Publikation bewußt an eine breite Zuhörerschaft, um
Vor den Hörern das Problem darzulegen im Hinblick auf die spezielle
Frage des Verhältnisses zur christlichen Hoffnung. Deshalb
sagt auch Bornkamm in seinem Referat: „Es läge uns daran, daß
Sie sich selbst an dem Gespräch, das hier vor Ihnen geführt wird,
beteiligt wissen und nicht nur es als irgend eine mehr oder weniger
interessante Diskussion einiger Fachgelehrter anhören.
Das Gelingen eines solchen Gespräches . . . wird mit davon abhängen
, ob wir zu einem echten Mitfragen bereit sind. .." (20).

G. Bornkamm führt in die folgenden Vorträge ein und betont
dabei, daß es besonders wichtig sei, den Spannungsbogen
auszuhalten „zwischen der Botschaft in ihrer geschichtlichen Gestalt
. . . und dem Selbst- und Weltverständnis des Menschen
heute" (15 f.). Wir dürfen weder abgleiten in Biblizismus noch
•n Überbewertung unserer modernen Maßstäbe.

R. Bultmann zeigt die neutestamentlichen, sowie die jüdischen
und gnostischen Bilder von der Zukunft, vom Ende der
Welt und der Geschichte als mythologische Vorstellungen auf
und weist sie damit als nicht spezifisch christlich zurück. Entmythologisierte
Formen der christlichen Hoffnung sind nun aber
auch nicht ihre Säkularisierungen (Hegel, Marx) oder Spirituali-
sierungen (etwa Luther 2. Bitte des Vaterunsers; oder ästhetisch
die Requiem-Kompositionen). Der Kern der christlichen Hoffnung
liegt nach Bultmann darin, daß für den glaubenden Menschen
Gegenwart und Zukunft in dialektischem Verhältnis zueinander
stehen: Das neue Leben ist durch die Gnade Gottes in
Jesus Christus da. Aber der Mensch „hat dieses sein Leben nicht
einfach als einen Besitz" (wie es von den Spiritualisierungen her
leicht scheinen könnte), denn sein Glaube ist ja keine „ein für
alle Mal besessene Überzeugung, sondern ein stets neu zu vollziehender
Glaubensakt" (31). So lebt der Mensch in der Gegenwart
, indem er sich durch Jesus Christus von der Vergangenheit
befreien läßt und immer wieder die Zukunft aus der gnädigen
Hand Gottes als seine Zukunft entgegennimmt.

F. K. Schumann beschäftigt sich in seinem Gegenvortrag von
seinen eigenen Voraussetzungen aus mit dem Vortrag Bultmanns.
Es ist ihm wichtig zu sagen, daß man, um von dem Sein des Menschen
reden zu können, eine andere Sprache gebrauchen muß als
die begrifflich-wissenschaftliche. Deshalb nähert sich diese Sprache
heute wieder mehr der mythischen (das habe auch Heidegger erkannt
). Hier ist der eigentliche Gegensatz zwischen mythischem
und profanen Reden, meint Schumann, nicht darin, daß der Mythos
von Jenseitigem als von Diesseitigem spräche. So ist menschliche
Existenz, und besonders christliche Verkündigung nur in
mythischer Rede aussagbar. Wenn die Gefahr vermieden wird,
mythische Rede platt gegenständlich mißzuverstehen, so ist für
den glaubenden Menschen der Mythos d i e Form christlicher
Aussage.

Die Bedeutung dieser Schrift liegt ohne Zweifel in dem abschließenden
Gespräch zwischen den drei Vortragenden, wo nun
nach den monologischen Vorträgen das Leben im Gegeneinander
und Nebeneinander des Gespräches pulst. So manches von dem,
was allgemein als Einwand auftaucht, wird hier nun im offenen
Gespräch auf sozusagen höchster Ebene vorgebracht und in geläuterter
Form besprochen. Einhelligkeit in Bezug auf die Sache
ist nicht das Ergebnis und kann es auch nicht sein — wie es
scheint, auch1 oft nicht einmal dort, wo man den gleichen Weg
einschlägt und ihn nur mit verschiedenen Worten beschreibt.

Druckfehler: S. 49 Zeile 6 fehlt im vierten Wort am Schluß das
„n"; S. 36 sind im zweiten Absatz die Zeilen 6 und 7 vertauscht.

Es sei dem Rez. gestattet, im Anschluß an eine Bemerkung
F. K. Schumanns, daß die Frage, ob es ein „positives inhaltliches
Wesen des Mythos" gäbe, noch nicht befriedigend geklärt sei
(37), die Anregung anzuknüpfen: Das vorliegende Problem ist
wichtig genug, und es sollten deshalb — so wie hier Vorträge vor
der Rundfunkhörerschaft gehalten wurden, — auch Menschen anderer
Profession gebeten werden, sich hierzu zu äußern. Man
denke etwa daran, daß gerade Tiefenpsychologie bzw. Psychotherapie
sich eingehend praktisch mit Mythologie und ihrer Deutung
befassen muß. Warum sollten wir ihren Beitrag verschmähen?

Reinkenhagen bei Greifswald Gerhard Steege

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