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Ausgabe:

1955 Nr. 5

Spalte:

276-277

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Johnson, Aubrey R.

Titel/Untertitel:

The vitality of the individual in the thought of ancient Israel 1955

Rezensent:

Eichrodt, Walther

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 5

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Kahle, Paul: Das arabische Schattentheater im mittelalterlichen Ägypten
. Alte Texte. Alte Figuren.
Wissenschaftliche Annalen 3, 1954 S. 748—776.

L e i p o 1 d t, Johannes: Die altchristliche Taufe religionsgeschichtlich
betrachtet.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts
- und Sprachwissenschaftliche Reihe 3, 1953/54 S. 63—74.

M a r c u s, Ralph: Pharisees, Essenes and Gnostics.

Journal of Biblical Literature LXX1I1, 1954 S. 157—161.

M o r e n z, Siegfried: Anubis mit dem Schlüssel.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts
- und Sprachwissenschaftliche Reihe 3, 1953/54 S. 79—33.

N e w b i g i n, Lesslie: The Quest for Unity through Religion.
The Journal of Religion XXXV, 1955 S. 17-33.

P r i n s, A. H. J.: Mau-Mau als ontspoord reveil.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 9, 1955 S. 129—136.

ALTES TESTAMENT

I m s c h o o t, P. van: Theologie de l'Ancien Testament. Tome I: Dieu.
Tournai: Desclee & Cie. XIV, 274 S. 8° = Bibliotheque de Theologie
. Serie III: Theologie Biblique Vol. 2.

Der vorliegende Band stellt den ersten, von „Gott" handelnden
Teil einer auf drei Teile berechneten Alttestamentlichen
Theologie dar und soll HS8 durch den zweiten Band, der den
zweiten und den dritten Teil, nämlich „Mensch" und „Gericht
und Heil", bringen wird, ergänzt werden. Der Darstellung ist auf
S. 1—5 eine kurze, „Objekt, Methode und Einteilung der Theologie
des Alten Testaments" überschriebene Einleitung vorangeschickt
, die die von den beiden möglichen Arten der Darstellung
des Gegenstandes, der historischen und der systematischen,
handelt, sich für die letztere entscheidet und diese Entscheidung
damit begründet, daß bei dieser nicht nur die Kontinuität und
die Verwandtschaft der alt- und der neutestamentlichen Offenbarung
klarer als bei jener herausträte, sondern auch die Unvoll-
kommenheit der alttestamentlichen besser erkennbar würde. Das
bedeutet indes nicht, daß die historische Betrachtungsweise ganz
vernachlässigt werden dürfte. Vielmehr machen manche Phänomene
ihre Anwendung erforderlich. Aber maßgebend bleibt doch
die systematische Anordnung des Stoffes, und da nennt der Verfasser
als seine Vorbilder E. Sellin und L. Köhler, die ihre Darstellungen
etwa so gegliedert haben, wie er es tut.

Diesem Programm entsprechend wird der erste Teil, „Gott",
in vier Kapitel — Gott an sich, Gott und die Welt, Die Offenbarung
, Gott und sein Volk — zerlegt und das erste dieser vier
Kapitel so gegliedert: § 1 Die Existenz Gottes, § 2 Die Namen
Gottes, § 3 Die Anthropomorphismen, § 4 Gott als Person,
§ 5 Der einzige Gott, § 6 Der heilige Gott, § 7 Die Geistigkeit
Gottes, § 8 Die Attribute Gottes, § 9 Die Empfindungen Gottes.
Aber diese flächenhafte Ausbreitung der hierher gehörigen Aussagen
des AT wird wiederholt durch perspektivische Darlegungen
geschichtlicher Entwicklungslinien unterbrochen. So lehnt der
Verf. S. 33 f. die Meinung, die Gen 2, 4b—3, 24 vertretene Auffassung
Jahwes als des einzigen Gottes sei ein Rest des Ur-Mo-
notheismus, mit dem Hinweis darauf ab, daß nach Jos 24 und
anderen Stellen die Vorfahren Abrahams anderen Göttern als
Jahwe gedient hätten. Weiter tritt er der bei Wellhausen und
anderen zu findenden Neigung, den Anteil des Prophetismus an
der Universalität und der ethischen Tiefe des Gottesgedankens
auf Kosten des von Mose dazu geleisteten Beitrages sehr hoch
einzuschätzen, wiederholt entgegen, gesteht aber S. 41 doch zu:
„Obwohl die Propheten Israel zu dem einzigen Gott, der sich
Mose offenbart hat, zurückführen wollen, ist es unbestreitbar,
daß sie zur Befestigung und zur Entfaltung des Monotheismus
beigetragen haben: sie haben die Universalität Jahwes ... und
seine wesenhaft moralische Art ans Licht gebracht." In ähnlicher
Weise wird S. 37 die Inanspruchnahme der Religion Moses als
monotheistisch durch das Zugeständnis eingeschränkt, daß von
ihr die Existenz der fremden Götter nicht ausdrücklich geleugnet
worden sei, daß es sich bei ihr also offenbar eher um einen praktischen
als um einen theoretischen Monotheismus handle. Wie
hier so ist der Verf. auch sonst bemüht, der historisch-kritischen
Wissenschaft- zu geben, was ihr gebührt, und zugleich der Wertung
des Alten Testaments als göttlicher Offenbarungsurkunde
gerecht zu werden. Geht das auch nicht immer ganz ohne Reibungen
ab, so ergänzen sich, aufs ganze gesehen, die beiden Betrachtungsweisen
doch sehr glücklich.

Das Buch ist bewußt vom katholischen Standpunkt aus geschrieben
, wie es denn im Vorwort der Hoffnung Ausdruck gibt,
etwas zur Erfüllung des in der Enzyklika Divino afflunte üpi-
ritu ausgesprochenen Wunsches, die Exegeten der Bibel möchten
nicht bei der Behandlung der mit ihr gegebenen historischen, archäologischen
, philologischen und ähnlichen Fragen stehen bleiben
, sondern vor allem die theologische Lehre der inspirierten
Bücher zur Geltung bringen, beitragen zu können. Dem entspricht
es, daß des öfteren kritische und katholische Forschung
einander gegenübergestellt werden und daß gelegentlich auch
wohl von „ungläubigen Historikern" (historiens incroyants
S. 179) die Rede ist. Aber da geht es wirklich nur um die Gegenüberstellung
verschiedener Betrachtungsweisen, der jeder Unterton
gehässiger Polemik fehlt. So übernimmt der Verf. von der
kritischen und der „ungläubigen" Wissenschaft auch alles, was ihm
von ihren Ergebnissen zur Aufhellung der Alttestamentlichen
Theologie geeignet erscheint, etwa die literarkritische Analyse
des Hexateuchs und der älteren historischen Bücher oder in noch
stärkerem Maße die Ergebnisse der neueren archäologischen Arbeiten
im Alten Orient, darunter die der Ausgrabung von Ras
Schamra. Daß man bei der Wahl systematischer Darbietung des
von der Alttestamentlichen Theologie zu bewältigenden Stoffes
über die Art seiner Gliederung doch noch verschiedener Meinung
sein kann, versteht sich von selbst, und es hat kaum Sinn, an der
hier getroffenen Anordnung Kritik zu üben und es etwa zu bedauern
, daß Gottes „Heiligkeit" ( ^"P) und Gottes „Herrlichkeit"
( TO? ), die Korrelat-Begriffe sind, nicht zusammen behandelt
werden, sondern an verschiedenen Stellen des Buches erscheinen,
nämlich als § 6 von Kap. I „Gott", n-? als § 10 von
Kap. III „Die Offenbarung". Denn rechtfertigen läßt sich diese
Verteilung des Stoffes sehr wohl. Weiter liegt es am Tage, daß
viele Erscheinungen der alttestamentlichen Religion anders beurteilt
werden können, als es hier geschieht. Was da verlangt
werden kann und erwartet werden muß, ist dies, daß die Beurteilung
, die das betreffende Phänomen erfährt, begründet ist,
und diese Bedingung wird immer erfüllt. Wie Druckfehler selten
sind, so auch Versehen sachlicher Art, von denen häpar (S. 256)
statt heper und „Jahwe" (S. 266) statt „Jephte" genannt sein
mögen. Alles in allem: ein Buch, das seinen Zweck, die Studierenden
und die Freunde der katholischen Religion mit der
Alttestamentlichen Theologie vertraut zu machen, vollauf erfüllen
kann und auch dem nicht zur Welt des Katholizismus gehörenden
Leser mancherlei zu geben vermag.

Hallc/S-iale Otto Eißfeldt

Johnson, Aubrey R., Prof. Ph. D.: The Vitality of the Individual
in the Thought of Ancient Israel. Cardiff: University fof,Wales
Press 1949. 107 S. gr. 8°. 6 s.

Der durch seine originellen und scharfsinnigen Beiträge zu
den Fragen des Nebiismus, der Königsideologie und der alttestamentlichen
Psychologie bekannte Vf. bietet hier ein wichtiges
Stück der Prolegomena zur Erfassung der israelitischen
Konzeption des Menschen, indem er die Bezeichnungen der Organe
des persönlichen Lebens untersucht, in denen sich das israelitische
Denken über das menschliche Selbst besonders deutlich
zu erkennen gibt. Dabei nehmen natürlicherweise die Begriffe
rüah und leb den bedeutendsten Platz ein, werden aber durch
die sorgfältige Übersicht über die Ausdrücke für die verschiedenen
äußeren und inneren Teile des Körpers wie Fleisch, Angesicht
, Mund, Blut, Eingeweide etc. in dankenswerter Weise
ergänzt. Ein kurzer Überblick über die Vorstellungen von Leben
und Tod schließt das Ganze ab. Man weiß nicht, soll man mehr
die erschöpfende Übersicht über das Material auf knappstem
Raum, die für jede weitere Verfolgung des Gegenstandes von
Wert ist, oder die sorgsam abwägende, jeder Konstruktion von
Entwicklungslinien abholde, ganz der umsichtigen Heranziehung
aller Seiten des Begriffsbildes hingegebene Darstellung rühmen.
Trotzdem in manchen Einzelheiten, etwa bei der Bestimmung des