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1955 Nr. 4

Kategorie:

Praktische Theologie

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 4

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(1949), S. 139 f., und Doernes „Bildungslehre" S. 63 f.! Daß
Fendt „die Erwachsenenkatechese für die Norm und die Kinderkatechese
für die abgeleitete Form erklärt", versah W. Trillhaas
schon bei seiner Besprechung der 1. Aufl. mit einem Fragezeichen.
Vgl. „Theologie der Gegenwart" XXIX (1935), S. 77 f.f Auch
in der neuen Auflage ist dieser Punkt noch nicht geklärt.

Der 2. Teil — „Die Lehre vom Stoff der Katechese" — betont
entsprechend der Aufgabe des Werkes kräftig den Vorrang
und das Gewicht der Sache, legt die Gesichtspunkte und Erfordernisse
katechetischer Auswahl und Anordnung des biblischen
Stoffes dar und schließt mit einer „Übersicht über den Inhalt
der Bibel". Daß die Ausführungen des umfänglichen § 8 der
1. Auflage des Werkes dabei nahezu völlig gestrichen sind, ermöglicht
zwar einen strafferen Aufbau, ist aber um der Bedeutung
der damals berührten Fragen willen doch zu bedauern. Die
Bemühungen des Vfs. um Kennzeichnung der charakteristischen
Besonderheiten des Katechetischen in katholischer, „gemeinhin
evangelischer" und reformatorischer Sicht bedürften gerade im
Interesse einer Theologie des kirchlichen Unterrichts durchaus
der Fortführung und Erweiterung.

Sehr dankenswert ist der Versuch des 3. Teiles. Was hier
über die Formen der exegetischen Arbeit und über die Praxis
des Exegesierens gesagt wird, verbindet Fülle und Prägnanz. Das
gleiche gilt von dem Aufweis der mannigfaltigen Arten der Meditation
und von der Ausführung über das Meditieren im Dienst
der Katechese. Besondere Aufmerksamkeit gebührt dem 1935
nur angedeuteten, hier aber in einem eigenen Paragraphen behandelten
Thema der „Komposition". Der Begriff umfaßt alle
Bemühung, die darauf abzielt, daß der Text selber zur Geltung
komme, daß er die Hörer anrede, daß er ihnen in seinem wesentlichen
Anliegen vernehmbar werde, daß er dem Verständnis
und dem Herzen sich erschließe. Vf. bietet als Beispiel dafür zu
einer Exegese und Meditation von Mt. 4, 1—11 den Entwurf der
Komposition einer Unterrichtseinheit über den gleichen Text.
Rettung beim Einsturz einer Hausruine erweckt Dank gegen
Gott: „Könntet ihr Gott auch dafür danken — daß ihr zur Gemeinde
Jesu gehöret? . . . Wohl nicht. . . . Aber da ihr getauft
wurdet... seid ihr für Zeit und Ewigkeit gerettet... Da hat
noch viel größerer Dank zu Gott Platz als beim Hauseinsturz
.... Wie ist dieser Jesus Christus geartet, der ... meine
Rettung ist?" Ihr könnt das im NT sehen. Eine Gestalt Jesu
Christi zeigt unser Text, „und zwar eine ganz gewaltige und
fortreißende. Höret!" (S. 45 f.!)

Daß der Vf. die schwere Aufgabe der Komposition so energisch
angreift, kann nur begrüßt werden. Im gebotenen Beispiel
ist die Ausgangsfrage freilich so allgemein gehalten, daß sie das
Besondere der Perikope nicht trifft. Der gleiche Einsatz könnte
vielen Geschichten gelten, ja er dient eigentlich dem Aufschließen
für die biblische Botschaft überhaupt, er bietet eine „Geschichte
zur allgemeinen Vorbereitung des biblischen Unterrichts
" (M. Rang, Hbd. I, S. 189). Demgegenüber gilt der Grundsatz
, den J. A. Jungmann in seiner „Katechetik" (Freiburg 1953,
S. 85) so formuliert: „Das Beispiel muß . . . mit dem Gegenstand
des Lehrstücks nicht nur irgendwie zusammenhängen, sondern
diesen oder doch dessen Kernpunkt enthalten": Vgl. den
andersartigen Vorschlag Fendts zur Hinführung auf die gleiche
Perikope in der 2. Aufl. des „Grundrisses der Praktischen Theologie
", 2. Abtig., S. 140 f.! Hier liegt ein weites Feld katechetischer
Planung!

Der umfänglichste Teil des Werkes gilt der „katechetischen
Methode", nicht einer Methode, Glauben zu stiften, sondern
der Arbeit daran, „daß die Zöglinge das „Wort" externis auri-
bus audiunt", daß sie es verstehen, es lernen und seinen Inhalt
wertschätzen. Auf das kräftige „Ausstreichen" solchen Wertschätzens
in der 2. Auflage des „Grundrisses der Praktischen
Theologie" (a.a.O. S. 123 ff., 141 f.) sei nachdrücklich hingewiesen
. Ein Überblick über die Geschichte und die wichtigsten
Gegenwartsformen der Methode verbindet die Erkenntnis der
Nebenrolle alles Methodischen mit der Betonung der Bedeutsamkeit
bestimmter technischer Voraussetzungen alles lehrenden
Übermitteins. Er unterstreicht — wesentlich im Anschluß an
F. X. Eggersdorfers „Jugendbildung" — besonders den katechetischen
Dreischritt und das Gewicht der „Darbietung" als eines
erklärenden, verarbeitenden, auswertenden Erzählens. Die übrigen
durchgängig gültigen Voraussetzungen allen Lehrens, die
stoffbedingten Unterrichtsformen und die logisch bestimmten
Unterrichtsgänge des analytischen und synthetischen Verfahrens
treten zurück. H. Kittels Gegnerschaft gegen die „formalen
Stufen" wird verständnisvoll aufgenommen und besonnen kritisiert
, Th. Heckeis grundlegende Studie „Zur Methodik des
evangelischen Religionsunterrichts" (München 1928) mit Recht
eingehend gewürdigt. Fraglich ist, ob man Schieders „Sachstufen
" nicht — trotz ihrer häufigen Inanspruchnahme als formaler
Stufen — in schärferer Begriffsbestimmung als bei Schieder selbst
verstehen und verwenden sollte als Gesichtspunkte und Hilfen
für den Umgang zuerst des Katecheten selber mit seinem Text.

Eine reichhaltige Sammlung von „Beispielen" der zuvor
beleuchteten katechetischen Praxis bietet gute Gelegenheit zur
Durchführung didaktischer Studien in der Weise von Th.
Schwerdts „Kritischer Didaktik" (Paderborn 7. Aufl. o. J. 1952).
Daß der Verfasser einzelne Beispiele selbst gestaltet, hat manches
für sich — das Bild wird faßlicher. Dennoch sähe man lieber
durchweg Originalbeiträge verwendet, die sich ja reichlich anbieten
. Proben des Arbeitsunterrichts und der neueren Bemühungen
um den rechten Weg „Von der Exegese zur Katechese"
(G. Merz, Berlin-Dahlem 1940), um das katechetische Maß, die
lehrplanmäßige Stufung, die katechetische Bildarbeit u. dergl.
mehr könnten das Ganze abrunden.

In der Betrachtung der „Einzelfächer" und der „einzelnen
Unterrichtsgepflogenheiten" entfaltet sich die reiche Erfahrung
des Vfs., und das Wesentliche tritt klar heraus, sei es in kürzester
Zusammenfassung (z. B. in dem Abschnitt: „Der Katechismusunterricht
"), sei es in liebevoller Entfaltung (z. B. in dem
Kapitel „Das Kirchenlied"). Besonderer Dank gebührt dem Eintreten
des Vfs. für den „liturgischen Unterricht" und seiner Unterstreichung
der „Unterweisung des Kleinkindes".

Die Bemerkungen über den Katecheten, welche den letzten
Teil darstellen, würden bei Einbeziehung der Christenlehre-Arbeit
in den Kirdien im Gebiet der DDR mancherlei neue Züge
und noch konkretere Gestalt gewonnen haben; aber dazu war
die dortige Entwicklung z. Zt. der Niederschrift des Werkes
wohl noch zu wenig erkennbar.

Der Schluß zieht launig und besinnlich zugleich das Fazit
mit dem doppeldeutigen Discite Donatum! Lernt die Elemente!
Lernt (recht nutzen), was euch (in der Praktischen Theologie,
ihrer Geschichte wie in ihrer Systematik) geschenkt ist!

Das Werk ist kein bloßes Lehrbuch, geschweige denn eine
Elementarkatechetik; es ist ein lebendiges Zeugnis jahrzehntelangen
Bewegens der katechetischen Fragen und ständiger Auseinandersetzung
mit ihnen. Darum erschließt es sich erst näherem
Umgang und gründlichem Studium unter Beachtung auch der
andren katechetischen Arbeiten des Verfassers. Es bedarf solcher
Mühe, aber es lohnt sie in reichem Maße.

Naumburg/Saale O. Oüldenberg

B a r o t, Madeleine: Considerations on the Need for a Theology of

the Place of Women in The Church.

The Ecumenical Review VII, 1955 S. 151—160.
C a m c 1 o t, P.-Th.: Sur la theologie de la Confirmation.

Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques XXXVIII, 1954

S. 637—657.

D e 1 c k c r, Erich: Das evangelische Erziehungsdenken heute und unsere
kirchliche Unterweisung.

Monatschrift für Pastoraltheologie 44, 1955 S. 29—35.
F r i c k, Robert: Bibelstunden über das Evangelium Johannis. (Joh. 1-
19—34).

Monatschrift für Pastoraltheologie 44, 1955 S. 11—16.

— Erziehung und Seelsorge.

Monatschrift für Pastoraltheologie 44, 1955 S. 46—53.
H e u b a c h, Joachim: Die Bedeutung des Gebets für die christliche
Jugendunterweisüng bei Johann Arnos Comenius.
Monatschrift für Pastoraltheologie 44, 1955 S. 35—43.

— Die Auffassung von der Ordination bei Claus Harms. Zum lOOjäh'
rigen Todestag von Claus Harms, gest. am 1. Februar 18 55.
Monatschrift für Pastoraltheologie 44, 1955 S. 111—117.