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1955 Nr. 4

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 4

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nuar 1948 an Kardinal Suhard gerichtet hat, sieht denn ja auch
die Existenz der Pentateuch-Quellen ebenso als erwiesen an wie
die progressive Entfaltung eines von Mose herrührenden Penta-
teuch-Kerns und fordert weiter zu unvoreingenommener Prüfung
der gegenwärtigen Hypothesen und zu besonnener Untersuchung
des literarischen Genus und des historischen Wertes von Gen
1—11 auf. Was Jes 40—66 angeht, so werden die Gemeinsamkeiten
, die diese zweite Hälfte des Jes-Buches mit der ersten verbinden
, sachgemäß gewürdigt, aber zugleich dargelegt, daß der
historische Hintergrund, die religiöse Höhenlage und die Besonderheit
des Stils die Zuweisung von Jes 40—66 ins 6. Jahrhundert
v. Chr. wahrscheinlich machen. Mit dem vierten der in
Daniel 2 und 7 geschauten Reiche ist das der Seleukiden gemeint,
und Sach 9—14 rührt aus der Zeit Alexanders des Großen her.
Der Psalter wird in sehr besonnener Weise als eine Sammlung
von Liedern aus sehr verschiedenen Zeiten betrachtet. Einige von
ihnen können aus Israels vorstaatlicher Zeit herrühren, andere
gehen auf David zurück. Aber es fehlt auch nicht an jüngeren und
viel jüngeren, und mit der Möglichkeit, daß einige aus der mak-
kabäischen Zeit stammen, ist durchaus zu rechnen.

Gibt der Geist solch besonnener Kritik auch dem Werk als
ganzem sein Gepräge, so vermißt man ihn doch hier und da um
so schmerzlicher. Das von Lemaire herrührende 17. Kapitel
etwa, das eine Übersicht über die Geschichte des hebräischen
Volkes von Abraham bis zu Samuel gibt, stellt eine einfache
Nacherzählung der hier in Betracht kommenden biblischen Überlieferung
dar und läßt von den mannigfachen Bedenken, die sich
gegen deren Zuverlässigkeit erheben lassen, nichts erkennen.
Hier besteht — um auch solch eine Einzelheit zu nennen — übrigens
ein Widerspruch zwischen S. 695, wo Kadesch (Cades) ganz
richtig mit 'Ain Kedes identifiziert wird, und der Karte III, die
Kadesch (Cades) östlich der 'Araba nahe der Südgrenze von Moab
ansetzt.

Alles in allem: Die „Initiation Biblique" führt ihre Leser
licht nur trefflich in die Bibel ein, sondern macht sie auch in zuverlässiger
Weise mit den mannigfachen wissenschaftlichen Bemühungen
um vertieftes Verständnis dieses Buches und seiner Umwelt
bekannt. Der große Erfolg, der dem Werke beschieden war,
ist also wohl verdient, und man darf ihm wünschen, daß es, wie
bisher, mit dem Fortgang der Forschung Schritt haltend, auch weiterhin
vielen, vielen Lesern den Dienst leisten möge, den es sich
vorgenommen hat.

Halle/Salle OHo Eißfeldt

Moicati, Sabatino: Geschichte und Kultur der semitischen Völker.

Eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer [1953]. 213 S., 4 Kt., 32 Taf,
kl. 8°. kart. DM 4.80.

Vorliegende, für einen größeren Leserkreis bestimmte Einführung
in die Geschichte und Kultur der semitischen Völker
stellt die überarbeitete und auf den gegenwärtigen Stand der
Forschung gebrachte deutsche Übersetzung der 1949 erschienenen
"Storia e civiltä dei Semiti" dar.

Bereits in der italienischen Urfassung ging Verf. von dem
richtigen Gedanken aus, daß es bei der gegenwärtigen Lage der
Forschung eines allgemeinverständlichen Buches bedürfe, in dem
mit den weithin veralteten Vorstellungen über Geschichte und
Kultur des Alten Orients aufgeräumt werden müsse und die
neuesten Erkenntnisse der rasch fortschreitenden Wissenschaft
einem größeren Kreise vorzulegen seien. So bietet denn die von
Dr. E. Kümmerer besorgte und ausgezeichnet lesbare Übersetzung
auf knappem Räume eine erstaunliche Fülle von Stoff, ohne jedoch
dem Leser durch eine allzu erdrückende Fülle von Einzelmaterial
die Freude am Gegenstand zu nehmen.

Ausgehend von der Landschaft, in der sich die Geschichte
der semitischen Völkerschaften abgespielt hat (S. 13—20), behandelt
Verf. zunächst Namen, Sprachen und Rassen (S. 21—30),
um hierauf die Anfänge semitischer Kultur und Geschichte zu besprechen
(S. 31—41). Im Anschluß hieran werden der geschichtlichen
Reihenfolge nach die Babylonier und Assyrer (S. 42—87),
die Kanaanäer (S. 88—108), die „Hebräer", wofür man historisch
richtiger „Israeliten" sagen sollte (S. 109—144), die Aramäer
(S. 145-155), die Araber (S. 156-187) und die Äthiopier (S. 188

—195) vorgeführt. Dabei werden ihre Urkunden samt deren Entdeckungsgeschichte
, ihre Geschichte und Religion, das gesellschaftliche
Leben sowie die jeweilige Literatur und Kunst anschaulich
dargestellt. Ein zusammenfassendes Schlußwort, das die gemeinsamen
Bestandteile der semitischen Kultur, die Rolle der Semiten
im Rahmen der gesamten altorientalischen Kultur sowie ihren
Beitrag zur Weltkultur behandelt, schließt die eigentliche Darstellung
ab. Ergänzt wird der geschmackvoll ausgestattete Band
durch ein sehr nützliches Literaturverzeichnis nebst Namenrepi-
ster, sowie durch sorgfältig ausgewähltes Karten- und Bildmaterial
.

In der Reihe der allgemeinverständlichen „Urban-Bücher"
nimmt S. Moscatis Werk einen hervorragenden Platz ein, und es
möge nicht versäumt werden, insbesondere unseren jungen Studierenden
die Lektüre dieses leicht erschwinglichen Buches vor
allem als Ergänzung zu ihren alttestamentlichen Studien angelegentlichst
zu empfehlen.

Jen» Rudolf Meyer

B a r d t k e, Hans: Der Traktat der Schreiber (Sopherim). In Auswahl
übersetzt.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts
- und Sprachwissenschaftliche Reihe 3, 1953/54 S. 31—19.

Couroyer, B.: A propos des depöts de manuscrits dans des jarres.
Revue Biblique 62, 1955 S. 76—81.

Delcor, M.: Contribution ä letude de la legislation des Sectaires de
Damas et de Qumran (suite).
Revue Biblique 62, 1955 S. 60—75.

Ehrlich, Ernst Ludwig: Der Traum des Mardochai.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte VII, 1955 S. 69—74.

Hempel, Johannes: Die Wurzeln des Missions willens im Glauben
des AT.

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 66, 1954 S. 244—272.
H e r r m a n n, Siegfried: Die Königsnovelle in Ägypten und in Israel.
Ein Beitrag zur Gattungsgeschichte in den Geschichtsbüchern des Alten
Testaments.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts
- und Sprachwissenschaftliche Reihe 3, 1953/54 S. 51—62.
H e r z, Johannes: Formgeschichtliche Untersuchungen zum Problem des
Hiobbuches.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts
- und Sprachwissenschaftliche Reihe 3, 1953/54 S. 157—162.

Kahle, Paul: The Ben Asher Text of the Hebrew Bible.
Donum natalicum H. S. Nyberg oblatum, S. 161—170.

— The Hebrew Text of the Complutensian Polyglot.
Homenaje a Millas-Vallicrosa 1, 1954 S.741—751.

Kaplan, J.: Exploration archeologique de Tel-Aviv-Jaffa.
Revue Biblique 62, 1955 S. 92—99.

NEUES TESTAMENT

Doeve, J. W.: Jcwish Hcrmcneutics in the Synoptic Gospels and
Acts. Assen: van Gorcum & Comp. 1954. VIII, 232 S. gr. 8° =
Van Gorcum's Theologische Bibliothek Nr. XXIV. hfl. 11.50:
geb. 12.90.

Diese Leidener Doktorarbeit eines Schülers von J. de Zwaan
versucht, neue Einsichten für das Verständnis der Evangelien zu
gewinnen mit Hilfe der einleuchtenden These, daß die herme-
neutische Methode Jesu und der ältesten Christen keine andere
gewesen sein kann als die des zeitgenössischen Rabbinates. Wir
erhalten zunächst (Kap. 1) eine flüssig geschriebene und von besonnenen
Urteilen begleitete historische Übersicht über die
Schriften christlicher und jüdischer Autoren von John Lightfoot,
Horae Hebraicae et Talmudicae (1658—1678) bis zur Gegenwart
, die die Kenntnis des rabbinischen Judentums für die Exegese
des Neuen Testamentes ausgewertet haben. Gegenüber den
verschiedensten Einwänden, die die Verwendbarkeit der rabbinischen
Literatur für das Verständnis des NT bezweifeln, wird
(Kap. 2) mit Recht betont, daß jedenfalls die Tatsache und auch
die Technik der Schriftbenutzung — so gewiß die letztere nach
und nach verfeinert und ausgebildet wurde — im Prinzip von der
Zeit Jesu an bis in die talmudische Zeit konstant blieb. Die sieben
exegetischen Regeln Hillels, mit Beispielen versehen, geben
(Kap. 3) einen Eindruck von der (auf dem Inspirationsdogma be-