Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1955 Nr. 4

Spalte:

207-209

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Initiation biblique 1955

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

207

Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 4

208

sich Kriegsleute, um auszuziehen zum Heerzug entsprechend den
Bestimmungen des Kriegs Jahr für Jahr. Aber in den S'mittä-Jahren
sollen sie sie nicht ausrüsten, um zum Heerzug auszuziehen; denn
ein Sabbath /9/ der Ruhe ist es für Israel in den 3 5 Jahren des
Dienstes. Du sollst den Krieg rüsten 6 Jahre, und die ihn Zurüstenden
sollen die ganze Gemeinde insgesamt sein. /lO/ Und ein
Krieg der einzelnen Abteilungen soll in den übrigen 29 Jahren sein.
Im ersten Jahre kämpft man gegen Aram Naharaim und im zweiten
gegen die Söhne Luds und im dritten /ll/ kämpft man gegen den
Rest der Aramäer, gegen 'Us und Hül, Tögar und Massä', das jenseits
des Euphrats liegt, im 4. und 5. kämpft man gegen die Söhne
Arpachsads /l2/ und im 6. und 7. Jahr kämpft man gegen die Assy-
rer, die Perser und die östlichen bis zur großen Wüste. Im 8. Jahr
kämpft man gegen die /l3/ Elamiter. Im 9. kämpft man gegen die
Söhne Ismaels und der Q-türä und in den 10 Jahren, die später
kommen, teilt sich der Krieg auf alle Hamiten /l4/ [... nach ihren
Si]tzen und in den verbleibenden 10 Jahren teilt sich der Krieg auf
alle [. . . nach ihjren Sitzen.

Diese scheinbar komplizierte Rechnung legt eine 40jährige
Kampfzeit zugrunde; von dieser Zeit sind anscheinend 5 Jahre
bereits verflossen. Die Planung setzt freilich erst mit dem Sabbatjähr
ein, also mit dem 7. Jahr. Da in die verbleibenden 33
Jahre noch 4 weitere Sabbatjahre fallen, bleiben nach Absolvierung
des ersten Sabbatjahres 29 Jahre für den Kampf übrig; und
diese werden planmäßig für die einzelnen Kriegsziele aufgeteilt.
Was die Sabbatjahre anlangt, so zeigt nicht nur Josephus, sondern
auch I. Makk. 6. 53 ff. zur Genüge, daß man in der Makka-
bäerzeit die Sabbatjahre gehalten hat. Einer ungedrudcten Dissertation
(Göttingen 1954) von Dietrich Correns, die den Mischna-

traktat Schebi'it zum Gegenstand hat, entnehme ich den Hinweis,
daß das Jahr 164/3 Sabbatjahr gewesen ist, ebenso wie das
Jahr 135/4, so daß die größte Wahrscheinlichkeit besteht, daß
auch die zwischenliegenden Sabbatjahre gehalten worden sind.
Wenn das Sabbatjahr auch vor allem landwirtschaftlichen Charakter
trägt, so zeigen doch Stellen wie Josephus Ant. XIII, 234
und Tacitus Hist. V, 4, daß gegebenenfalls auch die Kriegführung
davon beeinflußt wurde. Nun ist aus Makk. I, 2, 32 ff. (anders
9, 43 ff.); II, 5, 24 ff.; 15, 1 ff. bekannt, daß zu Beginn der
Makkabäerkämpfe einzelne Gruppen am Sabbat sogar auf die
Selbstverteidigung verzichtet haben. Damit aber ist die Möglichkeit
, daß das Sabbatjahr tatsächlich in der Kriegführung beachtet
wurde oder wenigstens in der Theorie beachtet werden sollte,
nicht von der Hand zu weisen. Nun ist die Wahrscheinlichkeit
ziemlich groß, daß diese utopische Theorie eher zu Beginn der
Makkabäerkämpfe aufgestellt worden ist als später. Das frühest
mögliche Sabbatjahr dürfte dann 164/3 sein; dann wäre die
Schrift bald nach der Eroberung des Tempels im Jahre 166'5
denkbar, und damit wäre der nötige Raum geschaffen, um die
übrige Qumränliteratur unterzubringen. Aber hier sind freilich
noch weitere Untersuchungen nötig, die sich nicht zum wenigsten
auch auf die Zusammenhänge mit der Chronik, mit den Makka-
bäerbüchern und den Zahlenangaben im Buche Daniel befassen
müßten. Auf alle Fälle zeigt der kurze Überblick über den Inhalt
nicht weniger wie die eben angeschnittene Frage, daß das Buch
der Kriege einen besonders wichtigen und interessanten Beitrag
für die Zeit zwischen den beiden Testamenten liefern kann.

ALTES TESTAMENT

[Robert, A„ et Tricot, A.:] Initiation Biblique. Introduction ä
l'etude des Saintes ecritures publ. sous la direction de A. Robert et
A. Tricot. 3e ed. „refondue". Tournai: Desclee & Cie. 1954. XXVI,
1082 S., 4 Falttaf., 8 Ktn. 8°.

Die unter Mitarbeit von 29 angesehenen Vertretern der
katholischen Bibelwissenschaft von Robert und Tricot
herausgegebene „Initiation Biblique", die 1939 zuerst erschienen
ist, 1948 eine vermehrte Auflage erlebt hat und jetzt in dritter,
nicht nur wiederum vermehrter, sondern auch neu gestalteter
Auflage vorliegt, bisher aber in ThLZ nicht gewürdigt worden
ist, stellt eine sehr eindrucksvolle Zusammenfassung dessen dar,
was die katholische Wissenschaft über Text und Kanon des Alten
und Neuen Testaments, über die einzelnen Bücher der Bibel,
über die Geographie Palästinas und seiner Umgebung, über die
Geschichte Israels und seiner Nachbarvölker in dem von der Bibel
umspannten Zeitraum, über die Bedeutung der Bibel für die
Kirche und den einzelnen Christen und dergleichen mehr zu sagen
hat. Verdient dieses Werk schon darum auch in den Kreisen
der protestantischen Theologie ernsthaft beachtet zu werden, so
hat diese umso mehr Grund, von ihm Kenntnis zu nehmen, als
es weithin die Ergebnisse protestantischer Wissenschaft verarbeitet
und, wiewohl ihnen hin und wieder die Spitze abbrechend,
diese durch Anpassung an den katholischen Standpunkt häufig
nicht nur modifiziert, sondern auch korrigiert.

Das Sammelwerk ist in 11 Teile gegliedert, die ihrerseits zumeist
in durchlaufend gezählte Kapitel zerfallen: I. „Das göttliche Buch" mit
1. „Die Inspiration" (Benoit) und 2. „Der Kanon der Schriften"
(Tricot); II. „Die biblische Literatur" mit 3. „Die Sprachen" (C a-
z c 11 e s und O s t y), 4. „Die Schriftarten" (T i s s e r a n t) und 5.
..Die Bücher" (Chain e. Gelin, Huby und Robert) und 6. „Die
literarischen Genera" (Robert und Tricot); III. „Das geweihte
Depot" mit 7. „Die Überlieferung des Textes" (Tisserant und L a-
g r a n g e), 8. „Die Übersetzuneen" (B a r d y und Tricot) und 9.
„Die Interpretation" (Bardy, Bonsirven, Vagana y, Venard
und A. Vincent); IV. „Der geographische Rahmen" mit 10. „Physische
Geographie und Geologie Palästinas" (Abel), 11. „Klima, Flora
und Fauna Palästinas" (A b e 1) und 12. „Antike Ethnographie und politische
Geographie Palästinas" (Abel und L.-H. Vincent); V. „Das
historische Milieu" mit 13. „Die Vorgeschichte" (De Lapparen t),

14. „Die biblische Archäologie" (Lemaire und L.-H. Vincent).

15. „Die biblische Chronologie" (Jean und Tricot) und 16. „Die
Nachbarvölker" (Bardy, Drioton und L o b i g n a c); VI. „Geschichte
des hebräischen Volkes" mit 17. „Von Abraham bis Samuel"
(Lemaire), 18. „Das Königtum" (D e n n e f e 1 d) und 19. „Vom
Exil bis zur Zerstörung Jerusalems" (Bonsirven); VII. „Evangelische
und apostolische Geschichte" mit 20. „Die jüdisch-palästinische
Welt zur Zeit Christi" (Tricot), 21. „Das Leben Jesu" (Huby) und
22. „Das apostolische Zeitalter" (Tricot); VIII. „Das religiöse Milieu
" mit 23. „Die ägyptische Religion" (Drioton), 24. „Die Religionen
Vorderasiens" (Cazelles, Delaporte und A. Vincent),
und 25. „Die Religionen der griechisch römischen Welt" (Bardy);

IX. „Die Religion des Alten und des Neuen Testaments" mit 26. „Die
Religion des Alten Testaments" (De V a u x) und 27. „Das christliche
Dogma und das christliche Leben im Neuen Testament" (L e b r e t o n);

X. „Permanenzen und Deviationen" mit 28. „Das Judentum in der christlichen
Ära" (Bonsirven) und 29. „Der Islam" (A. Vincent);

XI. „Die Bibel und das christliche Leben" mit 30. „Die Bibel und die
Theologie" (Henry), 31. „Die biblische Seelsorge" (Maertens),
32. „Die Bibel und die Liturgie" (B o u y e r), 33. „Die Bibel und die
Frömmigkeit" (B r i 11 e t) und 34. „Die Bibel in der Kunst" (Vlo-
b e r g). — 4 Falttafeln, die eine synoptische Übersicht über die Geschichte
Israels und seiner Nachbarstaaten vom 12. Jahrhundert bis
63 v. Chr. in der Weise geben, daß in Vertikalkolumn<>n die Regierungsjahre
der jeweilig in Betradit kommenden Herrscher und die wichtigsten
Geschehnisse nebeneinander aufgeführt werden, und 8 geographische
Karten fördern die Verständlichkeit und die Anschaulichkeit der historisch
-geographischen Abschnitte des Werkes in hohem Maße.

Von den 11 Teilen des Werkes nimmt der „Die biblische
Literatur" überschriebene, sich seinem Stoffgebiet nach etwa mit
den gangbaren „Einleitungen in das Alte und das Neue Testament
" deckende bei weitem den größten Raum ein, und von den
4 Kapiteln, in die dieser zweite Teil zerfällt, ist wiederum das 3.
— bei durchlaufender Zählung das 5. —, das, „Die Bücher" betitelt
, es mit der „speziellen Einleitung" in die Bücher des Alten
und des Neuen Testaments zu tun hat, das umfangreichste. So
sei seine erste Hälfte, die den Büchern des Alten Testaments
gewidmet ist und Robert, Gelin und C h a i n e zu Verfassern
hat, hier etwas genauer gewürdigt. Da kann zunächst die
erfreuliche Feststellung gemacht werden, daß hier die kritische
Wissenschaft, wie sie namentlich im Protestantismus zu Hause
ist, nicht nur angemessen berücksichtigt wird, sondern daß auch
ihre Ergebnisse weithin anerkannt werden. Beim Pentateuch gilt
seine Analyse in J, E, D, P als ebenso berechtigt wie die Bemühung
um die Bestimmung der literarischen Genera der in ihm
vertretenen Erzählungen, Sprüche, Gedichte und Gesetze und die
Erforschung etwaiger Beziehungen dieser Stoffe zu Israels Umwelt
. Der Brief, den die Päpstliche Bibel-Kommission am 16. Ja-