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Ausgabe:

1954 Nr. 3

Spalte:

175-176

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Quensell, Kurt

Titel/Untertitel:

Die wahre kirchliche Stellung und Tätigkeit des fälschlich so genannten Bischofs Methodius von Olympos 1954

Rezensent:

Quensell, Kurt

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 3

176

ist, wird von den alttestamentlichen Bilderfeinden geleugnet und verspottet
: die Bilder haben keine „Seele", sie sind tote Materie (vgl.
u. a. ler. X, 14; Hab. II, 19; Sap. Sal. XV, 16; Jub. XII, 3; XX, 8).

Der 3. Teil bietet eine Auseinandersetzung mit den wichtigsten bisher
aufgestellten Begründungsversuchen des Bilderverbotes, welche etwa
das Bilderverbot im AT als Ausfluß primitiver Bildersdieu ansehen (van
der Leeuw), oder in einer einseitigen Begabung der Israeliten zum Hören
die Ursache der Bilderablehnung vermuten (Morenz). Am wenigsten
besagt die wohl verbreitetste Auffassung des Bilderverbotes als Ausdrude
besonderer „Geistigkeit der Gottesvorstellung" (Dillmann, Volz,
Menes u. v. a.). Eine ausführliche Kritik erfährt der Versuch Hubert
Schrades, in der schrecklichen Gottesvorstellung der Israeliten die Ursache
für die Ablehnung des Gottesbildes zu sehen (Der verborgene
Gott, Stuttg. 1949), eine These, die Schrade noch mit einer zweiten,
welche das Bilderverbot eine Folge der Eifersucht Jahwes auf kanaanä-
ische Götter nennt, verbindet. Als nicht haltbar stellt sich schließlich
auch Obbinks Vermutung heraus (ZAW NF VI, 1929), wonach das Bilderverbot
nur ein Verbot fremder Götterbilder sein soll. Auch die These
von der „Kulturlosigkeit der Wüste" (Gressmann) kann als Begründung
des Bilderverbotes nicht befriedigen, nodi weniger die Anschauung von
der Luxusfeindschaft der prophetisdi-levitischen Kreise als Anlaß der
Bilderablehnung (Menes). Endlich wird in einem Exkurs noch das Jahwebilderverbot
vom Verbote des Bildzaubers geschieden.

Ein 4. und letzter Teil bietet dann den Versuch einer eigenen Begründung
und Deutung des Bilderverbotes. Das Ergebnis zeigt, daß mit
verschiedenen Momenten, die zum Bilderverbot geführt haben, gerechnet
werden muß: 1. Die zu einem 12 Stämmeverband anwachsende
Stammesgruppe der Israeliten schart sich als Amphiktyonie um ein
Zentralheiligtum, die Lade. Ein zweites Heiligtum des Bundesgottes
bedeutet die Gefahr einer Sprengung der Gemeinschaft der Amphiktyonie
. An der Einzigkeit des Ladeheiligtums muß deshalb festgehalten
werden. Ein Bild Jahwes aber — ein Substrat des Gottes ebenso wie die
Lade, aber dieser an kultischen Möglichkeiten weit überlegen — würde
für die Lade als Zentralheiligtum des Jahwebundes einen gefährlichen
Rivalen bedeuten. 2. Die Lade selbst als Sitz des unsichtbaren Gottes
oder als Theophaniestätte ist bildlos. Als ursprüngliches Zentralheiligtum
der Jahweamphiktyonie trägt sie den Charakter besonderer Ehrwürdigkeit
, dem auch jede spätere Hinzufügung eines Götterbildes oder
gar eine Ablösung der Lade durch ein Bild widersprochen hätte. 3. Das
Bilderverbot ist nicht ein Produkt des prophetischen Spottes über die
Unfähigkeit der Götterbilder, sondern es beruht noch auf der Anerkennung
der Macht des Bildes, wie sie im 1. Teil der Diss. geschildert
worden ist. (Eine Form der Gottesverehrung, der man sich längst geistig
überhoben weiß, braucht nicht mehr verboten zu werden!) Das Götterbild
— bes. auch im Unterschiede zur Lade als Theophaniestätte —
ist immer ein Machtmittel in der Hand des Priesters für den Umgang
mit der Gottheit. Letztlich dient es dazu, um sich d i e Gottheit zu
unterwerfen, nicht aber, um sich der Gottheit zu unterwerfen. Deshalb
ist ein Jahwebildkult mit dem Verhältnis der Israeliten zu ihrem
Gott unvereinbar; denn die bewußte Übernahme der Jahweverehrung
durch eine nomadische Stammesgruppe der Israeliten, die weithin das
alttestamentliche Gottesverhältnis bestimmt, ist ein Akt der Unterordnung
unter den Willen der Führergottheit.

Q u e n s e 11, Kurt: Die wahre kirchliche Stellung und Tätigkeit des
fälschlich so genannten Bischofs Methodius von Olympus. Diss.
Heidelberg 1953. 140 S.

Die Arbeit will einmal Klarheit über die kirchliche Stellung des
als Origenesgegner bekannten Methodius von Olympus schaffen und
darüber hinaus zu einem Verständnis der Persönlichkeit des Mannes
führen.

So wird in einem ersten Teil die kirchliche Tradition über Methodius
einer Untersuchung unterzogen. Dabei zeigt es sich, daß die verschiedenen
uns vorliegenden Zeugnisse — Methodius wird Bischof von
Olympus, Patara, Myra, Philippi, Side und Tyrus genannt — keinen
Anspruch auf Glaubwürdigkeit erheben können. Demzufolge legt sich
die Frage nahe, ob Methodius überhaupt Bischof gewesen ist. Ein Blick
auf die ältesten Zeugnisse zeigt, daß diese den Kirchenvater nicht
Bischof nennen, sondern lediglich seine schriftstellerische Tätigkeit erwähnen
. Wie aber kam man dann ungefähr mit beginnendem 5. Jahrhundert
dazu, Methodius fälschlich Bischof von ... zu nennen? Aus einem
Vergleich der Traditionsbildung über Methodius mit bekannten Pseudo-
traditionen geht hervor, daß spätere Generationen das Gewicht ihrer
Kirche dadurch zu erhöhen suchten, daß sie die kirchliche Bedeutsamkeit
ihrer Vertreter hervorhoben, geleitet von dem Gefühl, daß solche heiligen
und bewährten Männer eigentlich nur kirchliche Würdenträger gewesen
sein könnten. So versuchte man im Anschluß an bestimmte mißverstandene
Textstellen auch Methodius zum Bischof von ... zu machen.

Der zweite Teil der Arbeit sucht dieses Ergebnis zu überprüfen
und zu ergänzen, indem er den Nachrichten der Tradition das Bild des
Methodius als kirchlicher Persönlichkeit aufgrund seines Schrifttums
an die Seite stellt.

Die Einzelzüge zu diesem Bilde liefert zunächst eine mehr formale
Betrachtung seiner Schriften. Was bedeutet es, daß Methodius sich
in einem für seine Zeit außergewöhnlich starken Maße zur Darbietung
seiner Gedanken des Dialogs bedient und sich ferner in Briefen und
Abhandlungen an seine Leser wendet? Welchen Leser — bzw. Personenkreis
um Methodius lernen wir aus seinen Schriften kennen? Es ergibt
sich, daß Methodius nach Art etwa des alexandrinischen Schulbetriebes
in einem Schülerkreise wirkte, wo er theologisierend und philosophierend
Gott in seiner Wahrheit suchte. Daneben sehen wir Methodius
im Gespräch mit Freunden begriffen oder seinen Brüdern und
Schwestern im Herrn zum rechten geistlichen Verständnis der Schrift
verhelfend. Seine forschende und lehrende Tätigkeit wird dabei stets
dadurch bestimmt, daß ihm die Wahrheit unmittelbar oberstes Kriterium
ist und er sich für die Korrektheit oder Legitimität seiner Aussagen
nie auf ein Amt beruft und keine autoritäre Sprache führt. Wir
sind versucht zu sagen, daß wir bei Methodius dem Willen begegnen,
den freien Geist der Akademie ungehindert wehen zu lassen.

Das so gewonnene Bild von der Persönlichkeit des Kirchenvaters
wird ergänzt durch die LIntersuchung seiner Theologie. Welches sind
die Grundgedanken, welches System liegt ihr zugrunde? Methodius
zeigt sich — trotz aller Unterschiede im einzelnen — stark von Origenes
abhängig. Dessen System ist „eine Darlegung des Verhältnisses zwischen
dem gütigen und gerechten Gott auf der einen Seite und dem freien
Geschöpf auf der anderen, das jedoch nicht nur frei, sondern zugleich
auch vernünftig ist. Und deshalb, weil das Geschöpf am Logos teilhat,
erhält das Verhältnis Gottes zum freien Willen der Vernunftwesen den
Charakter einer Pädagogie" (Hai Koch). Eben dies ist auch das System
der Theologie des Methodius. Beherrscht aber wird seine Theologie von
dem Gedanken, daß die letzte Stufe der göttlichen Paideia, die mit
dem Kommen des Logos ins Fleisch angebrochen ist, vom Menschen die
Verwirklichung der Virginität fordere. Askese und Schriftstudium, eines
mit dem anderen unabdingbar verbunden, machen nach Methodius das
Leben des wahren Christen aus.

Wo aber ist der „Sitz im Leben" für diese Theologie zu suchen?
Es ist offensichtlich, daß diese Theologie nicht darauf angelegt ist, die
große Masse der Gläubigen anzusprechen, sondern der Blick des Kirchenvaters
ist auf eine Elite gerichtet, auf die Jungfrauen und Asketen.
Darin rückt Methodius an die Seite eines Hierakas und Eustathius von
Sebaste. Für die Fragen und Nöte der einfachen Gläubigen zeigt Methodius
kaum Verständnis. Dies wird besonders an seiner Einstellung
zu Taufe, Abendmahl und Buße deutlich, zumal, wenn wir seine Aussagen
über die Buße vergleichen mit denen des bischöflichen Verfassers
der syrischen Didaskalie oder des Origenes. Hier wird in hervorragender
Weise sichtbar, daß das Denken des Methodius nicht vom Amt, sondern
einseitig von seinem Vollkommenheitsideal bestimmt ist. So weist auch
die Theologie des Kirchenvaters mit ihrer Exklusivität in seinen Schülerkreis
, der wohl vor allem aus Jungfrauen und Asketen bestanden
hat, in dem er auf verständnisvolle Aufnahme seiner Gedanken rechnen
konnte.

In einem letzten Teil begegnet die Arbeit dem Einwand, der von
der kirchengeschichtlichen Forschung gegen das Ergebnis vorgebracht
werden könnte. Es wird gezeigt, daß Methodius selber in den Aussagen
seiner Schriften bezeugt, daß noch zu seiner Zeit die Lehrer in
Kleinasien von Bedeutung gewesen sind und von ihm in ihrer Bedeutung
voll anerkannt wurden. Zum anderen wird im Vergleich mit Klemens
von Alexandrien und Origenes nachgewiesen, daß der Kirchenvater
sich wie diese als pneumatischen Lehrer verstanden hat und daß
sich auch die von Gregor dem Wundertäter geschilderte Unterrichtspraxis
des Origenes bei ihm wiederfindet.

So lautet das Fazit der Arbeit: Methodius ist einer der letzten
Vertreter des freien Lehrertums, dessen bedeutendste Köpfe Klemens
und in gewisser Weise noch Origenes waren. In ihrer Nachfolge wirkte
er in Kleinasien „philosophierend lehrend das des Herrn", war aber
bei aller Verwandtschaft mit den beiden Alexandrinern doch eine Persönlichkeit
von ausgeprägter Eigenart.

R i e g e r, Reinhold: Cunrad Riegers Predigten nach Form und Inhalt
untersucht. Ein Beitrag zur Geschichte der evangelischen Predigt in
Württemberg. Diss. Tübingen 1952. (Ref. Faber, Korr. Fezer). Liegt
im Druck vor. (Selbstverlag), 66 S. (Zu beziehen durch den Verf.,
Pfarrer Dr. R., Reilingen, Kr. Mannheim, zum Preis von 3.— DM)