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Ausgabe:

1954 Nr. 3

Spalte:

165-166

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Klopp, Wiard von

Titel/Untertitel:

Onno von Klopp 1954

Rezensent:

Lerche, Otto

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 3

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Pfarrers, seinen klaren, nüchternen Blick für Möglichkeiten und
Grenzen jedes Unternehmens, seine Energie und Treue im kleinen
, ohne die große Aufgabe aus dem Auge zu verlieren, seine
hohe sprachliche Gestaltungskraft anschaulich zu machen. Klaus
Ganzert ist seit 1937 um die Ordnung der Papiere bemüht. Wer,
wie der Unterzeichnete, sich bei speziellen Arbeiten von ihm beraten
ließ und seine sorgsame Hand im Archiv beobachten konnte
, wird es besonders begrüßen, daß er jetzt die Herausgabe der
Werke Löhes durchführt. Nach dem Gesamtplan soll das Folgende
dargeboten werden: I. Bd.: Briefe, IL Bd.: Tagebücher, III. Bd.:
Die Kirche in Gemeinde, Schule und Haus, IV. Bd.: Die Kirche
in ihrer Bewegung (darunter vor allem Schriften zur Geschichte
der Diasporamission und Diakonie), V. Bd.: Die Kirche im
Kampf (darunter „Drei Bücher von der Kirche", „Vorschlag zur
Vereinigung lutherischer Christen für apostolisches Leben", Denkschriften
zur Wahrune des Bekenntnisses, „Aphorismen über die
neutestamentlichen Ämter") VI. Bd.: Die Kirche in ihrer Verkündigung
(Predigten) VII. Bd.: Die Kirche in der Anbetung
(Liturgische Schriften).

Der vorliegende Teilband III. 1 umfaßt zunächst Traktate
zur Seelsorge von 1833-1860, z.B. Vom christlichen Hauptgottesdienst
1841, Was ist es mit den Geistererscheinungen? 1843,
Eine vorzügliche Charakteristik von Luthers Kleinem Katechismus
1846, Von täglicher Erneuerung des Taufbundes 1860. Es
folgen Flugschriften zur Traktatverbreitung, ein eindrücklicher,
aus Luther geschöpfter Beichtunterricht und andere kleine Schriften
zur Beichte, weiter Beiträge zu Zeitschriften, darunter: Vom
Gebet, Vom Bibellesen, aber auch der sehr interessante zeitgeschichtliche
Aufsatz aus dem Jahre 1860: Wahrheiten, welche die
Christen dieser Zeit besonders zu beherzigen haben. Daran
schließen sich Schriften für Kinder, darunter ein Betbüchlein für
das kindliche Alter 1 845, Schriften zur Konfirmation, darunter
eine seiner wertvollsten, systematisch tiefsten und charakteristischsten
„Von der weiblichen Einfalt" 1853, die die innere
Grundlage seiner Diakonissenarbeit wurde. Den Schluß bildet
die liturgische Schrift im weiteren Sinne: „Von den heiligen
Personen, der heiligen Zeit, der heiligen Weise und dem heiligen
Orte" 1 859. Die Erläuterungen, die Text- und Sachkommentare
in glücklicher, übersichtlicher Form vereinen, sind von großer
Reichhaltigkeit und stellen der Belesenheit des Herausgebers ein
ehrendes Zeugnis aus. Sic ordnen iede Schrift in Löhes Entwicklungsgang
ein und zeigen auch die Zusammenhänge mit der orthodox
-lutherischen Überlieferung auf, um deren Wiedererweckung
er sich bemühte. Sie lassen zugleich erkennen, wie lebendig Löhe
unmittelbar in Luther selbst forschte und sich von ihm bestimmen
ließ. So ist der erste Teilband ein verheißungsvoller Auftakt
.

Berlin Marlin Seh m id t

Klopp, Wiardvon: Onno Klopp. Leben und Wirken. Hrsg. v. Franz
SchnabM München: Schnell & Steiner [1950]. XII, 271 S. gr. 8°
Lw. DM 11.80.

Pastor, Ludwig Frh. von: 1854-1038. Tagebücher, Briefe, Erinnerungen
. Hrsg.V Wilhelm Wiihr. Heidelberg: Kerle mo. XXIV.
949 S., 1 Titelb., 32 Taf. gr. 8n. Lw. DM 27.-.

Es handelt sich um die Biographien zweier Konvertiten:
Beide haben in der Geschichtsschreibung eine nicht unbedeutende
Rolle gespielt, Onno Klopp insbesondere durch seine gediegene
Geschichte Ostfrieslands, die Herausgabe der Werke von Gottfr.
Wilhelm Leibniz und die Ehrenrettung des Grafen Tilly (besonders
in: Tilly und der dreißigjährige Krieg. 2 Bde. 1861) vorteilhaft
bekannt geworden, hat sich aber später durch betont antipreußische
und geradezu grotesk enge hannoversche (weifische)
Gesinnung und strenge Gefolgschaft Georgs V. hervorgetan.
Seine Konversion, die im gereiften Alter erfolgte, hatte einen
stark politischen Beigeschmack. Ludwig Pastor, der als verdienter
Universitätslehrer vom österreichischen Kaiser den Adelstitel
eines Freiherrn von Campersfelden erhielt, stammte väterlicherseits
aus einer frommen evang.-reformierten Familie und wurde
von seiner katholischen Mutter, nach dem Tode des Vaters —
im Alter von 10 Jahren verlor er seinen Vater — zum Katholizismus
geführt.

Pastor, Schüler Janssens und Pfleger seines Nachlasses, ist
in seinem Leben und in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu jeder
Zeit aufrechter und überzeugter Sohn der Kirche gewesen und
nötigt uns in dieser Haltung aufrichtige Sympathie ab. Sein Lebenswerk
, die Geschichte der Päpste, hat ihn in allen seinen Betätigungen
und Bindungen begleitet, und zwar immer wieder den
Professor der Geschichte in Innsbruck wie auch den Leiter des
österr. histor. Institutes in Rom und den Gesandten der Republik
Österreich beim Heiligen Stuhle. Es muß immer wieder hervorgehoben
werden, daß durch den Beginn von Pastors Arbeiten
an der Papstgeschichte im Vatikan Papst Leo XIII. den Anstoß
erhielt, der wissenschaftlichen Welt die großen Archive des Vatikans
zu öffnen. Pastor hat mit aller wissenschaftlichen Gründlichkeit
und aller menschlichen Behutsamkeit und jeder nur denkbaren
kirchlichen Devotion die päpstlichen Archive so benutzt,
daß der Vatikan sich in seiner Liberalität auf dem rechten Wege
fühlen konnte, und seitdem ist die Benutzung der päpstlichen
Archive eine außerordentlich rege gewesen. Damals mag wohl in
Gclehrtenstuben wie in der öffentlichen Meinung Ruhm und
Ehre an der Archivöffnung dem Kardinal Jos. Hergenröter zuteil
geworden sein. Heute aber erkennt auch die wissenschaftliche
vatikanische Forschung (K. A. Fink) dem jungen rheinischen Gelehrten
das Verdienst zu.

Onno Klopp (1825—1903), dessen Biographie aus der Feder
seines Sohnes hier von Franz Schnabel der Öffentlichkeit vorgelegt
wird, ist im großdeutschen Föderalismus keine ganz unbekannte
Figur. Daß Franz Schnabel sich dieser Biographie angenommen
hat, durfte zunächst wenigstens frappieren. Daß dieser
Herausgeber peinlich genau und in allen Einzelheiten zuverlässig
und förderlich ist, entspricht dem historiographischen Bilde, das
bei uns von dem Verfasser der zeitgemäßen „deutschen Geschichte
im 19. Jahrhundert" feste Form ist. Auf den Seiten VII—
XII setzt Schnabel diesem Buche eine Einleitung voran, die um
Verständnis für den Historiker Onno Klopp wirbt, die man nur
mit Bewegung, aber kaum mit Zustimmung lesen wird.

Ludwig Pastor mag sich als Historiograph der Päpste wie
als Universitätslehrer in Innsbruck oft als Verbannter vorgekommen
sein, aber er hat andererseits ein so voll erfülltes Leben gehabt
, und durfte es auch mit Dankbarkeit auskosten. Er hat zumal
durch seine diplomatische Tätigkeit weltweite Einblicke tun
dürfen, die anderen Gelehrten und Universitätslehrern weithin
versagt blieben. Wir erfahren aus diesem Buche auch über Pastors
Familienleben, seine vielen freundschaftlichen Beziehungen
und sein inneres Geistesleben viel viel mehr, als wir sonst über
ein Gelehrtenleben erfahren können. Das Buch ist gestaltet in
Jahrcsabschnitte; dabei ist für die eigentliche Kindheit und Jugend
von 1 'AJahrzehnten (1854—1869) nur ein verhältnismäßig
enger Raum benötigt, der von dem Herausgeber gestaltet ist.
Von 1870 ab folgt die Zusammenstellung in Jahresringen. Am
Anfang seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat Pastor auch persönliche
Beziehungen zu Klopp gesucht gehabt; 1878 bezeichnet
er sich als Schüler von Janssen und Klopp; 1919 stellt er Klopps
Briefe zusammen, wenn er sich auch nicht gänzlich mit ihm zu
identifizieren vermag (S. 111, 662). Pastor sagt von Klopp: „Er
war... ein großer Charakter und scharfer Kopf, dessen Verdienste
von den Katholiken nicht genug gewürdigt wurden". Über die
Beziehungen beider hat Wiard von Klopp Einzelheiten im Jahrbuch
der österreichischen Leo-Gesellschaft 1934 mitgeteilt (Klopp
S. 223, Anm. 2).

Berlin Otto Lerche

LITURGIEWISSEN SCHAFT

Archiv für Liturgiewissenschaft. In Verb. m. Prof.
D. Dr. Anton L. Mayer u, Dr. Odilo Heiming, OSB, hrsg. v. Dr. Hilarius
E m o n. d s, OSB. Bd. III, l.Halbbd. Regensburg: Pustet 1953.
VIII, 232 S. gr. 8° = Abt-Herwegen-lnstitut für liturgische und mo-
nastische Forschung, Abtei Maria Laach. DM 18.— ; Lw. DM 21.50.

Vom III. Bande [1953] ab erscheint nun auch das „Archiv
für Liturgiewissenschaft in zwei Jahreshalbbänden, um auf diese
Weise rascher über die gleichzeitige Forschung berichten zu können
(und auch zur geldlichen Erleichterung für die Abnehmer).