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Ausgabe:

1954

Spalte:

154-157

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Bauer - Christus 1954

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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k e r s, Les traductions grecques des ecrits patristiques latins, lenkt
die Aufmerksamkeit auf die weniger beachtete Tatsache, daß es
nicht bloß Übersetzungen griechischer Kirchenschriften ins Latein
, sondern auch Übersetzungen lateinischer Kirchenschriften ins
Griechische (Arabische, Syrische) gegeben hat. An erster Stelle
steht in diesem Zusammenhang die Passio martyrum Scilitanorum
von 180 (darüber Altaner S. 185), dann die Passio Perpetuae et
Felicitatis von 202/03, welche vielleicht Tertullian verfaßte und
selbst ins Griechische tibersetzte (wenn er die Passio nicht etwa
zuerst griechisch schrieb!); jedenfalls scheint es mit dem Apolo-
geticum so zu stehen: zuerst lateinisch, dann griechisch verfaßt.
Cyprian, in seiner Obhut auch Novatian, Ambrosius, Hieronymus
wurden, zum Teil, ins Griechische übersetzt (De vir. ill. im 8.h.
Jhdt.), auch die Vita S. Martini des Sulpicius Severus könnte griechisch
in den Orient gekommen sein. Hingegen Augustinus wurde
erst im Mittelalter ins Griechische übersetzt, und da sehr sonderlich
: man nahm zwar De trinitate (Maximos Planudes 13. Jhdt.),
dazu die fraglichen Soliloquia, auch einiges andere, aber gerade
nicht die Confessiones, nicht De civitate Dei! Cassian. Gregor
der Große (Dialogi und Regula pastoralis), die Regel Benedikts,
die Korrespondenz zwischen latein'schen und griechischen Kirchenmännern
, offizielle Dokumente, kanonisch-rechtliche Entscheidungen
, Konzilsakten, auch Liturcica, besonders aber Hagio-
graphica, fanden ihre griechische Übersetzung. So ist der berühmte
Tomos Leontos an Flavian uns nur in griechischer Übersetzung
erhalten! Die Übersetzung selbst geschah gewöhnlich
durch nichttheologische Dolmetscher und zwar stante pede — wieviel
Mißverständnis war da möglich! Lind oft haben wir letzt
lateinische Texte, welche die Rückübersetzung solcher übersetzungsgriechischen
Texte sind. Doch gab es nach dem Bericht
der Aetheria (Peregrinatio 47, 3—4) auch fratres et sorores
graeco-latinos, also doch wohl Theologen? Im Ganzen wurden
theologische Stücke von Theologen aus dem Latein ins Griechische
übertragen: a) für die Griechisch-Sprachigen in Afrika,
b) für die Griechisch-Sprachigen in Rom, c) für die Griechen
Siziliens. Theodor Schermann hat einst nachgewiesen, daß Didv-
mos der Blinde Tertullians Schrift De baptismo in einer griechischen
Ausgabe benutzte. (Dekkers gibt zum Anfang eine gute
Übersicht über d>e einschlägige Literatur, siehe auch ThLZ 1952,
52). — C. Damen, In welk jaar stierf de H. Wigbert van
Gembloers?, setzt gegen Sigebert von Gembloux den Tod des
Klosterstifters Wigbert auf 974 oder 984 fest (Sigebert:
2'. Mai 962). - A. W i 1 m a r t (f) et L. B r o u , Un office
monastique pour le 2 novembre dans le Nord de la France au
Xle siecle, bringen das wohl älteste klösterliche Totenfestoffi-
cium (mit Messe) zum Abdruck. Dazu ein späteres. Vor dem
11. Jhdt. gibt es ein solches nicht. Cluny hat das Fest zuerst unter
Abt Odilo zwischen 1025 und 1030 (nicht 998!). Für den Ausdruck
Toten- Fest spricht das wiederholte ..festivo more" der
Consuetudines Cluniacenses (vor 1039) und des Kapiteldekrets
von Cluny (l. Hälfte des 11. Jhdts.). - Hans Flasche, Bernhard
von Clairvaux als Geistesahne Pascals. Ein Beitrag zur Erhebung
der abendländischen Kultureinheit. „Bernhard von Clairvaux
, der Heilige der .caritä vivace' (Dante), Pascal, das Vorbild
der .ardente charite' (Perier) — sie sind zwei engverwandte Glieder
in derjenigen Denkergruppe, die (eine) Augustinrezeption verwirklicht
. Ob Pascal die Schriften Bernhards las? Non liquet. (Am
20. August 1953 war der 800. Todestag Bernhards). - A. S t o e-
1 e n, De Chronologie van den werken van Dionysius de Kar-
tuizer. De eerste werken en de schriftuurkommentaren. Es ist
Dionysius Rickel, der 1451 den Kusaner begleitete und eine
Menge Schriften hinterließ, die nun in der Gesamtausgabe: Doc-
toris ecstatici D. Dionysii Cartusiani Opera omnia (zuletzt: Park-
minstcr 1935) erscheinen. Stoelen untersucht die Chronologie
dieser Schriften, hier beginnend mit der Laus Cartusiana bis zu
den Bibelkommentaren. — N. N. Huyghebaert, Een Kro-
niek van de Sint-Trudo Abdij te Brügge over de jaren 1475 —
1480, druckt die erste der beiden Chroniken des ältesten Stifts
der Flamen (gegründet 7. Jhdt.?) ab, aus Cod. II 517 der Kgl.
Bibliothek zu Brüssel. Diese Chronik wurde von einer jungen
Nonne von Sint Trudo geschrieben unter den Oberinnen van
Acrtrycke und Terdelants und enthält Klostcrnachrichten.

Es ist eine schätzenswerte Zugabe, daß die meisten Artikel
des „Jahrbuchs" ein „Summarium" in lateinischer Sprache bringen.
Das ermöglicht die Benützung des vielsprachigen „Jahrbuchs"
auch den „Einsprachigen".

Augsburg Leonhard Fendt

Santifaller, Leo: Das Institut für österreichische Geschichtsforschung
. Festgabe zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des
Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Wien: Universum Verlagsgcs.
1951. 164 S. gr. 8° = Veröffentlichungen des Instituts für österrei-
chisdie Geschichtsforschung, hrsg. v. Leo Santifaller Bd. XI. DM 3.50.

Die Schrift ist eine Festgabe zu Ehren des 200jährigen Bestehens
des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. Gleichzeitig
will sie das 100jährige Bestehen des Institutes für österreichische
Geschichtswissenschaft feiern. Denn so: Institut für österreichische
Geschichtswissenschaft hieß es und das österreichische Institut für
Geschichtswissenschaft ist erst eine Errungenschaft der neuesten
Zeit. So auch war die Geschichtswissenschaft, die in diesem Institut
betrieben wurde, die historischen Hilfswissenschaften auf
deutschem Kulturboden wenigstens ganz und gar österreichische
Spezialität.

Auf jeden Fall wollen wir gerne anerkennen, daß das Institut
für österreichische Geschichtsforschung in dem Jahrhundert
seines Bestehens sehr viel Ausgezeichnetes, Wertvolles und Vorbildliches
geleistet hat. Aber wir wollen doch nicht die Theorien,
die S. aufstellt, für richtig anerkennen: da haben G. W. Leibniz,
Harenberg, Leukfeld, von vielen anderen zu schweigen, doch
auch nicht vergeblich gelebt.

Das Institut für österreichische Geschichtsforschung ist nach
dem Muster der Ecole des Chartes in Paris auf Mauriner Tradition
gegründet, reichlich die Hälfte der ca. 570 Kursisten ist in
den vielgestaltigen österreichischen Archiv- oder Bibliotheksdienst
eingetreten. Die Festschrift gibt u. a. ein Verzeichnis der
wissenschaftlichen Sammlungen des Instituts, ein Verzeichnis der
wissenschaftlichen Unternehmungen des Instituts, sodann aber
ein Verzeichnis der 572 Kursisten mit einem alphabetischen Register
.

B"Hn Otto Lerche

KIRCHEN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung
des Christentums mit der antiken Welt. In Verb. m.
F. I. Dölger f, H. Lietzmann f, I. H. Waszink u, L. Wenger hrsg. v.
Theodor Klauser. Lfg. 9—12 (Bauer-Bruderschaft) II. Bd. Sp. 1—640.
4°. Stuttgart: Hiersemann 1950/52. Je DM 12.50.

Der allgemeine Charakter und die Bedeutung dieses unentbehrlichen
Werkes ist in dieser Zeitschrift (76, 1951 Sp. 295 f.)
und auch sonst schon vielfach geschildert worden, so kürzlich
wieder von Rud. Bultmann in der ThR 21 (1953) 1—8
und von Wilh. Schneemelcherin der ZKG 64 (1952/53)
187—191. Jedem, der auf dem Gebiet der alten Kirchen-, Reli-
gions- und Kulturgeschichte arbeitet, ist es ohnedies bekannt. Ich
begnüge mich daher, die neu erschienenen Artikel des 2. Bandes
zu nennen, größere, allgemein interessierende Beiträge besonders
hervorzuheben und kleine Ergänzungen zu notieren.

Zu den vielen „naturwissenschaftlichen" Realartikeln (Bdellio.i.
Beifuß, Bernstein, Beryll, Betonie, Biber, Biene, Bilsenkraut, Blume,
Bohne) werden nur besondere Fachkenner etwas beisteuern können.
Sie sind nicht nur für die antike Naturgeschichte, sondern meist auch
als Symbole und für die Welt des Kults und Zaubers von Bedeutung.
Für die Edelsteine hätte auch der etwas entlegene Aufsatz von Walter
Koch über die „Edelsteine der Tierkreiszeichen im Altertum" erwähnt
werden können (Zenith, Zentralbl. f. astrol. Forschung, Son-
derdr. Düsseldorf 1938). Zu „Berg" wäre auf das einschlägige Kapitel
bei H. R i e s e n f e 1 d, Jesus transfigure (Kopenhagen 1947) zu verweisen
, sachlich auch noch auf Hermas, Sim. IX und die späteren Bergklöster
. — Der große, etwas unübersichtliche Artikel über den „Baum"
(Erdmann, Schmidtke, Klauser, Killy, Hoepfner,
H a g e m e y e r) ist gegen die symbolische Auswertung der archäologischen
Zeugnisse mit Recht zurückhaltend. Unter den literarischen Belegen
vermißt man die bekannte Stelle bei Tertullian (praescr. 20) über
die apostolischen Gemeinden und die „suboles apostolicarum ecclesia-