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Ausgabe:

1954 Nr. 2

Spalte:

118-119

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Van den Middeleeuwen tot de Franse Revolutie 1954

Rezensent:

Rosenkranz, Gerhard

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117 Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 2 118

sein kann (s. o.). Die Auffassung Schmidlins, Aufhausers und Tragellas,
die katholische Missionstätigkeit gelte ,,nur den Heiden, auf alle Fälle
unter Ausschluß der Protestanten", wird von S. als irrig zurückgewiesen
(S. 123).

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit der „Einteilung
der Missiologie" in Missionsthcoric (Fundamental- und Norma-
tivmissiologie), Missionsgeschichte, Missionskunde (wörtl.: „Missio-
graphic", d. h. Darstellung des gegenwärtigen Standes der Mission) und
praktische Missiologie (Geistliche Missiologie und Missionsmethodik)
Zu beachten ist die begründete Eliminicrung der Missionsapologetik
nach dem Satz: „Apologia non est scientia nec pars scientiae" (S. 186):
S. gesteht ihr das Recht einer „dissertation defensive ä base de missiologie
" zu (S. 182, Anm. 505). Entsprechend der Fundamcntalthcologic
sieht er die Fundamentalmissiologic mit der Aufgabe betraut, das .
„abstrakte Wesen der Missionstätigkeit zu studieren", und zwar umfaßt
sie die „positive" (biblische, patristische) und die „systematische"
Missiologie, für die er auf den Seiten 207—237 einen sehr detaillierten
Plan mit 200 Anmerkungen gibt. Aufgabe der Normativmissiologic
ist das Kirchenrecht, nicht als „Jus Missionariorum" (S. 246), sondern
soweit es die rechtliche Gestalt der Missionstätigkeit bestimmt, und
zwar nicht nur intern „im Licht der kanonischen Theologie" (S. 251).
sondern auch — hier geht S. über die meisten Missiologen hinaus
(S. 265) — „im Licht des externen Kirchenrechts" (S. 275). Das Jus
Missionariorum hat seinen Platz in der Missionsmethodik. Neu ist
auch die von S. als Zweig der praktischen Missiologie geforderte „geistliche
Missiologie". Sie widmet sich „dein Studium der Mittel zur praktischen
Verwirklichung eines geistlichen Lebens in der Tätigkeit des
Missionars im Licht der „geistlichen Theologie" (S. 3 57), d.h. dem
Studium der „Missionsmystik" und der „Missionsaskese".

Der dritte Teil behandelt die „Bedeutung der Missiologie"
für die aktiven Missionare, die Missionsleitungen und das Missionsleben
in der Heimat. Ihre wissenschaftliche Bedeutung kommt neben
anderen Wissenschaftsgebieten vor allem der Theologie und der Geschichte
zugute. Ihr „subjektiver Wert" besteht darin, daß sie „die
Persönlichkeit entfaltet" und den „Katholizismus wissenschaftlich erhellt
" (S. 393 ff.).

Die drei letzten Teile behandeln die Hilfswissenschaften
der Missiologie (Ethnologie und Ethnographie, Religionsgeschichte,
Kolonialwisscnschaft und das Studium der nichtkatholischen Missionen),
die Geschichte der Missiologie (ihre Vorläufer, Gründung und Entwicklung
) und die Methode der Missiologie (ihre Technik: bibliographische
Hilfsmittel. Missionszeitschriften, Archive und Bibliotheken u. a. sowie
ihren „katholischen, universalen, internationalen" Geist).

S. glaubt sagen zu können, die katholische Missiologie
„stelle bereits einen ausgezeichneten Kontakt mit dem Protestantismus
her, mit denen, die wirklich sein Denken und seine
Orientierung beeinflussen". Er sieht auch Wirkungen von ihr
ausgehen, die zwar „noch auf das Gebiet der Ideen", zudem
„öfters unglücklicherweise ungenauer Ideen, beschränkt" sind,
die sich aber „mit Hilfe wissenschaftlicher Festigung und methodischer
Bearbeitung durch unsere Missiologie in Zukunft als sehr
beträchtlich erweisen könnten, zuallererst und unmittelbar auf
dem Gebiet der Ideen, dann aber auch auf dem Gebiet des praktischen
Handelns (S. 397 f.). In dieser Erwartung bestärkt ihn
das Protokoll der Wcltmissionskonfercnz von Tambaram (S. 397,
Anm. 1107) und ein Aufsatz von Marcus Ward „Towards a
Thcology of Missions" in der International Review of Missions,
Juli 1948 (S. 398). S. darf gewiß sein, daß die sich in letzter
Zeit reich und in mannigfacher Eigcnwilligkeit entfaltende katholische
Missiologie, daß gerade auch seine Beiträge zu ihr von
der evangelischen Missionswissenschaft, der im Umbruch der Gegenwart
nicht die Prinzipien und Methoden für eine Konsolidierung
zur Verfügung stehen wie der katholischen Missiologie,
sehr beachtet werden. Noch mehr: es könnte sein, daß, wie einst
von der evangelischen Missionswissenschaft Einwirkungen auf
die Entstehung der katholischen Missiologie ausgegangen sind,
so nunmehr von dieser Anregungen zu der noch ausstehenden
Neugestaltung der evangelischen Missionswissenschaft ausgehen
könnten. Jede darüber hinausgehende Erwartung scheitert an den
Ansprüchen, die S. für die katholische Missiologie gegenüber der
evangelischen Missionswissenschaft als katholischer Wissenschaftler
erheben muß. Das wäre in seinem Werke noch deutlicher geworden
, wenn er nicht bei der 193 5 erschienenen „Missionswissenschaft
" von H. W. Schomcrus als „dem jüngsten protestantischen
Werk, das ausschließlich der Einführung in die Missions-
Wissenschaft gewidmet ist" (S. 59, Anm. 172) stehengeblieben

wäre, sondern die vielfachen Ansätze zu einer theologischen Neubesinnung
auf das Wesen evangelischer Weltmission in den letzten
Jahren mitbehandelt hätte.

Tübingen Oerhard Rosenk ranz

Jochems, M.}., Dr., CM.: De Missie in de Litteratuur. I. Van

de middeleeuwen tot de franse revolutie. Bussum: Paul Brand 19 52.^v>
207 S. gr. 8° = Bijdragen van het Missiologisch Instituut der R. K.
Universiteit Nijmegen onder leiding van Mgr. Dr. Alph. Mulders III.

J. ist in seiner Untersuchung, weniger in selbständiger Forschung
als in der Verarbeitung von Einzelstudien früherer Autoren
, der Frage nachgegangen, welchen Widerhall die Heidenmission
in der zeitgenössischen Literatur gefunden hat. Er beschränkt
sich in ihrem vorliegenden ersten Teil auf die Zeit vom
Mittelalter bis zur Französischen Revolution und bezeichnet die
Zahl der Quellen, die ihm dafür zur Verfügung standen, als
„nicht überwältigend groß". Seine häufige Benutzung nichtbelletristischer
Schriftsteller, der Missionsgeschichte und der bildenden
Künste will jedoch nicht das Fehlende ersetzen, sondern „literarisch
Gegebenes zu besserem Verständnis im Zusammenhang
mit dem Zeitgeist" bringen.

Die mittelalterlichen Legenden sind reich an Erzählungen
von Männern und Frauen, die durch ihre Verkündigung und vor
allem durch ihre Wundertaten heidnische Länder für Christus gewinnen
; aber ihr Interesse gilt weniger der Mission als der Verherrlichung
der betreffenden Länder dadurch, daß sie ihre Christianisierung
auf Zeitgenossen Jesu zurückführen. So heißt es
von Frankreich, daß es durch Maria Magdalena und Martha, von
Britannien, daß es durch Joseph von Arimathia bekehrt worden
sei. Die Bekehrung selbst wird als Kampf dargestellt, in dem
Christus als mächtiger Herzog („Heliand"), Joseph von Arimathia
als fahrender Ritter, die Heiligen Georg und Christophorus als
tapfere Helden auftreten. Vollends seit den Kreuzzügen erscheint
die Mission in der Literatur als heiliger Krieg, in dem der Sieg
in einer möglichst großen Zahl Getaufter besteht. Und da jetzt
das Heidentum jederart dem Islam gleichgesetzt wird, wird die
Gewaltanwendung gegen die Muslim für lange Zeit zur Methode
der Heidenbekehrung schlechthin. Es fehlt nicht an Zeugnissen
friedlicher Bekehrung, z. B. bei Bernhard von Clairvaux, im Roman
„Perlesvaus" und in den höfischen Liebesliedern; aber Sic
bleiben vereinzelt. Auch das Eintreten des Franziskus, Dominikus
und Raymundus Lullus für Heidenbekehrung durch Evangelisation
hat daran nichts geändert. Im 14. Jahrhundert haben die
Missionsreisen nach China in einer vielgelesenen Reiseliteratur
ihren Niederschlag gefunden. Die schöne Heidin Angelika in
Boiardos „Orlando Innamorato" (1495) und Ariosts „Orlando
Furioso" (1516) ist eine Chinesin.

1492 entdeckte Kolumbus die neue Welt, deren Bewohnern
Luigi Pulci in seinem Ritterepos „Morgante" bereits zehn Jahre
vorher als Abkömmlingen Adams Gottes Barmherzigkeit zugesprochen
hatte. Fortan verherrlicht die katholische Literatur die
iberischen Länder, insbesondere Spanien, das mit seinem Kampf
gegen die Mauren in Afrika seine Eroberungen in Amerika verbindet
. Spanische und portugiesische Dichter preisen die politische
Expansion zugleich als Glaubensverbreitung; aber auch die Kritik
der Missionare an dieser Vermengung und ihren verheerenden
Folgen findet Aufnahme in der spanischen Literatur, die dadurch
zur Läuterung des Missionsgedankens beiträgt. Von Petrus Mar-
tyr übernimmt der Humanismus das günstige Urteil des Kolumbus
über die Heiden. Thomas More und Erasmus von Rotterdam
treten dafür ein, daß die Leitung der Mission nicht in der Hand
der iberischen Herrscher, sondern des Papstes liege. Auf protestantischer
Seite gibt Hugo Grotius seine Schrift „Bewys van den
Waerem Godtsdienst", die er 1622 in holländischen Versen als
Anleitung zur Heidenbekehrung für Seeleute veröffentlicht hat.
fünf Jahre später in lateinischer Prosabearbeitung unter dem Titel
„De veritate Religionis Christianae" heraus. Die Gegenreformation
wird innerlich durch die Missionsarbeit der Jesuiten gestärkt
, die eine reiche Missionsliteratur schaffen und dadurch auf
Künstler wie Lope de Vcga, Calderon, Rubens und Vondel einwirken
.